Az-Zawiya bleibt Unruheherd / Italien und EU-Botschafter in Libyen versuchen, Waffenembargo zugunsten Dabaibas zu umgehen / Eric Prince kehrt nach Libyen zurück / UN-Mission dreht sich bei Umsetzung der Roadmap wie seit Jahren im Kreis: UN-Mission wird zur Belastung / UN-Generalversammlung: Nichts Neues in Libyen – Wille zur Umsetzung der Roadmap nicht vorhanden / Gaddafi-Stamm lehnt Kommunikation mit Haftar ab / Libanesische Justiz verzögert Freilassung Hannibal Gaddafis / Hohe Zahl von Migranten besorgniserregend / Eklatanter Bargeldmangel / Schwund eingefrorener libyscher Vermögenswerte / Zwischen ausgegebener und wieder eingezogener 20-Dinar-Note besteht eine Differenz von mehr als 6,5 Milliarden Dinar / Haftar zahlt Millionen an Inter Mailand und Atletico Madrid für ein Fußballspiel in Bengasi
Militär / Milizen / Gewalt
+ Am 10. Oktober wurde Jussef Abu Khadir in az-Zawiya von Unbekannten erschossen.
+ Am 10. Oktober wurde der Wagen von Ayman Ramadan Balafaza, Mitglied der Agentur zur Bekämpfung subversiver Phänomene und Aktivitäten, in der Gedenkstätte von Ain Zara beschossen. Dabei wurde Balazafa getötet.
+ Am 13. Oktober wurde in der Stadt Zawiya das Kind Moaz Marwan al-Marghani durch Granaten getötet. Verletzt wurden der Bruder des Verstorbenen, Abdul Rahman Marwan al-Marghani, der auf die Intensivstation verlegt wurde, sowie Muhammad Hassan an-Nasr und zwei weitere Personen.
+ Moaz bin Radschab, Cousin von Mahmoud bin Radschab (Kommandeur der 52. Infanteriebrigade) erlag am 13. Oktober seinen schweren Verletzungen, nachdem er am 10. Oktober in Zawiya von Bewaffneten angegriffen worden war.
+ Am 13. Oktober griffen Bewaffnete, die mit der Nationalen Sicherheitsbehörde verbunden sind, unter der Führung von Mohammed asch-Scharif (alias az-Zamrina) und dem Rahbet al-Daraa-Bataillon (auch al-Baqara-Bataillon nach seinem Kommandanten Bashir Khalafallah alias Bashir al-Baqara Imad al-Hatmi) in Tadschura das Hauptquartier von Imad al-Hatimi an. Al-Hatimi flüchtete, das Gebiet wurde vollständig umstellt.
+ Am 13. Oktober gab das ar-Rayah Youth Gathering die Festnahme ihres Mitglieds Abdulhakim Mischri bekannt. Es wird die Bekanntgabe der Gründe und die sofortige Freilassung gefordert.
Das libysche Homeland Movement verurteilt in einer Erklärung die Razzia im Büro von Mischri und seine Festnahme.
+ Bewaffnete stürmten am 14. Oktober den Hauptsitz der Libya Insurance Company in Tripolis. Angeführt wurden sie von Achmed Inkisa, der gewaltsam als Direktor des Unternehmens wiedereingesetzt werden wollte, nachdem er 2022 vom derzeitigen Direktor Milad Kaschuta gewaltsam aus seiner Position vertrieben worden war.
+ Laut Idris Schuwaiki, Onkel des ehemaligen Verteidigungsministers der Tripolis-Regierung Mahdi al-Barghathi, sei die Familie in großer Angst, da Unklarheit über das Schicksal von Mahdi al-Barghathi herrsche. Es sei unklar, ob er sich noch in Haft befinde, angeschossen oder durch Granatsplitter verletzt wurde. Sollte er tot sein, wird die Herausgabe seines Leichnams gefordert.
Mahdi al-Barghathi war zunächst Kommandeur innerhalb von Haftars LNA, bis er sich 2016 von Haftars Politik desillusioniert zeigte, mit ihm brach und ein Ministeramt innerhalb der Tripolis-Regierung annahm. Zusammen mit engen Unterstützern, Familie und anderen Freunden wurde er am 6. Oktober 2023 in Bengasi entführt.
Laut al-Mahdi Kaschbur (Rechtsexperte) war Mahdi al-Barghathi Opfer der Spannungen zwischen Haftars Söhnen Khaled und Saddam. Khaled Haftar habe Garantien für al-Mahdi al-Barghathis sichere Rückkehr angeboten, doch Saddam Haftar war dagegen und ordnete seine Verhaftung an.
+ Ayman al-Abdeli, Sohn der in Bengasi ermordeten Hanin al-Barasi, forderte Aufklärung über das Schicksals seiner Schwester Hanin al-Abdeli. Sie wurde entführt und gilt seit dem 24. April als vermisst.
Auch die Nationale Institution für Menschenrechte in Libyen ist über das Verschwindenlassen von Hanin al-Abdeli besorgt.
+ Die Nationale Institution für Menschenrechte forderte den Generalstaatsanwalt auf, sofort einzugreifen und die Inhaftierung von 70 Sufis im Gefängnis Kuwaifiya in Bengasi zu beenden. Sie seien seit einem Jahr ohne Gerichtsverfahren in Haft.
+ Der Generalstaatsanwalt ordnete die Festnahme zweier Verdächtiger an, die beschuldigt werden, vor einiger Zeit das Hauptquartier der UN-Mission mit einer Panzerfaust angegriffen zu haben. Sie seien hierfür vom Sicherheitsdirektorat in Tripolis entsandt worden.
+ Nationale Institution für Menschenrechte in Libyen: Die libyschen Behörden sind nicht in der Lage, die schweren Verstöße zu untersuchen und die Täter für die Verbrechen gegen das libysche Volk in den letzten anderthalb Jahrzehnten zur Rechenschaft zu ziehen.
Der Straflosigkeit müsse ein Ende gesetzt werden.
+ Der Präsidialrat hat in seiner Funktion als Oberbefehlshaber der Libyschen Armee Abdul Salam Zubi, Kommandeur der 111. Brigade und Unterstaatssekretär im Verteidigungsministerium der Dabaiba-‚Regierung‘, zum Generalmajor ernannt.
Libyen unter Besatzung
+ LibyaDesk: Eine von der UNO beschlagnahmte Waffenlieferung, die ursprünglich für Bengasi bestimmt war, soll auf Drängen von Italien und der EU-Vertreter heimlich an Tripolis übergeben werden. Dies würde das Waffenembargo gegen Libyen und die Neutralität Europas ad absurdum führen.
Im Jahr 2022 wurde im Rahmen der EU-Operation IRINI Schiff Meerdjic beschlagnahmt. Als Ladung transportierte das Schiff Panzerfahrzeuge, die von den VAE an das östliche Militär unter Khalifa Haftar geliefert werden sollten. Das Schiff wurde abgefangen und befindet sich seitdem in Marseille.
Nach diplomatischen Angaben setzen sich sowohl Italien als auch der EU-Botschafter in Libyen, Nicola Orlando, nun still und leise für die Freigabe der Fracht ein. Diese soll nach Tripolis unter der Kontrolle der Dabaiba-‚Regierung‘ umgeleitet werden.
+ Africa Intelligence berichtete, dass Erik Prince, Gründer des berüchtigten Sicherheitsunternehmens Blackwater und ehemaliger Partner Haftars, nach Libyen zurückkehrt. Heute gehört Erik Prince das Militärunternehmen Frontier Services Group und er ist Vorsitzender des in den USA ansässigen Unternehmens Victus Global.
Nach Libyen zurückkehren will er mit dem Unternehmen Freedom First, das im Energiesektor tätig sein wird. Prince steht US-Präsident Trump nahe.
Freedom First verhandle bereits mit der National Oil Corporation über Infrastrukturprojekte zur Steigerung der Gesamtproduktion. Die ehemalige Partnerschaft zwischen Prince und Haftar soll Freedom First den Weg nach Ostlibyen ebnen. Es möchte sich unter anderem am Projekt Maritime Excellence Center Tobruk beteiligen, das dem Politiker Aref Nayed gehört.
+ Der US-Geschäftsträger Jeremy Brent und der stellvertretende AFRICOM-Kommandeur John Brennan trafen sich mit Mohammed al-Haddad (Generalstabschef) in Tripolis, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu besprechen und eine Reihe gemeinsamer Ausbildungsprogramme umzusetzen. Brent und Brennan trafen sich auch mit Abdullah Zubi (Verteidigungsministerium) und Machmud Hamza (Chef Militärgeheimdienst).
+ AFRICOM erklärte, im Frühjahr 2026 die Übung Flintlock in der Stadt Sirte unter Beteiligung von Ländern des Nahen Ostens, Europas, Asiens und Afrikas durchführen zu wollen. Im Mittelpunkt der Manöver würden die Bekämpfung des Terrorismus sowie die Verbesserung der Einsatzbereitschaft und der operativen Integration aller teilnehmenden Streitkräfte stehen.
+ AFRICOM-Vizekommandeur John Brennan: Der Zweck des aktuellen Besuchs besteht darin, mit wichtigen Führungspersönlichkeiten der Libyschen Nationalarmee und der Dabaiba-‚Regierung‘ Optionen im Hinblick auf die bevorstehende Übung zu erörtern, die für AFRICOM von größter Bedeutung sein wird.
In Libyen gebe es viele wirtschaftliche Möglichkeiten, die die USA nutzen möchten, die aber ohne die Vereinigung der libyschen Sicherheitskräfte nicht realisierbar sind.
+ AFRICOM-Befehlshabers Brennan und Jeremy Brendt erörterten mit Saddam Haftar die „Aussichten für eine militärische Zusammenarbeit“.
+ Am 12. Oktober wurde berichtet, dass ein US-Militärflugzeug die libysche Küste überwacht, um den Kommandozentralen der USA und der NATO Echtzeitinformationen zu liefern.
+ In einer geheimen Mission sollen laut der südafrikanische Zeitung City Press Militärhubschrauber von Südafrika ins östliche Libyen gebracht worden sein. Dies verstoße gegen das Waffenembargo. Es wird erwartet, dass die südafrikanische Regierung gegen die Beteiligten Ermittlungen einleitet.
+ Satellitenaufnahmen belegen, dass der Luftwaffenstützpunkt Ma’tan as-Sarra, der sich mittlerweile unter russischer Kontrolle befindet, weiter ausgebaut wird.
Suk al-Dschumaa und die vier Bezirke
+ Abschlusserklärung des Forums von Suk al-Dschumaa und der vier Bezirke am 12. Oktober: „Wir lehnen jede Verletzung der libyschen Einheit oder die Spaltung seiner Institutionen ab. Jeder derartige Versuch werde als Angriff auf die nationale Souveränität betrachtet.“
Es sei notwendig, die staatlichen Institutionen zu vereinen und eine neue, einheitliche Regierung zu bilden, die den Fahrplan der UNO umsetzt und den Weg für die Abhaltung von Parlaments- und Präsidentschaftswahlen zu den vorgesehenen Terminen ebnet. Die Übergangsphasen wären damit abgeschlossen.
Gefordert wird, dass diejenigen, die den politischen und friedlichen Prozess behindern, zur Rechenschaft gezogen und vor Gericht gestellt werden.
Sollte kein Konsens mit dem Parlament und dem Staatsrat zustande kommen, wird eine faire Vertretung aller Teile des libyschen Volkes im künftigen Dialogausschuss gefordert.
„Wir halten an der Souveränität des libyschen Staates über seine Land-, See- und Luftgrenzen fest. Wir lehnen jede Form der Besiedlung und des demografischen Wandels ab und bekräftigen das Prinzip der Gegenseitigkeit mit allen Ländern auf eine Weise, die die Souveränität Libyens und die Würde seines Volkes bewahrt.“
Gefordert wird eine umfassende nationale Versöhnung, die die Einheit und Stabilität des Landes sichert. Jede Form der Aufwiegelung, Spaltung und Provokation werde abgelehnt.
+ Salem Karwad, Teilnehmer am Forum des Suk al-Dschumaa und Mitbegründer der Misrata-Bewegung gegen Ungerechtigkeit, erklärte, dass die Notwendigkeit der Vereinigung souveräner militärischer, sicherheitspolitischer und dienstlicher Institutionen durch die Bildung einer neuen Einheitsregierung zur Umsetzung des UN-Fahrplans bei dem Treffen unterstrichen wurde.
Betont werde die Unterstützung für das libysche Sozialgefüge und die Förderung einer umfassenden nationalen Versöhnung sowie die faire Vertretung aller Teile des libyschen Volkes in künftigen Dialogausschüssen.
UN-Mission und Roadmap
+ Die Website al-Araby al-Dschadid stellt fest, dass die Neubesetzung der Wahlkommission das Risiko birgt, dass Parlament und Staatsrat über deren Zusammenbesetzung bestimmen und sie somit auch kontrollieren. Dann wäre der Erfolg von Wahlen gefährdet, da keine regionale Führerschaft aufgebaut werden könnte, die unabhängig von den Einflussnetzwerken in den konkurrierenden Machtzentren ist.
+ Laut Erem News zielen die Beschlüsse des Staatsrats hinsichtlich der UN-Roadmap darauf ab, vom Parlament abgelehnt zu werden. Dies werde die Spannungen zwischen den beiden Parteien erneut verschärfen.
Der größte Streitpunkt sei die Frage der Berechtigung zur Teilnahme an den Präsidentschaftswahlen. Dieser Streit drohe, die Angelegenheit wieder auf den Ausgangspunkt zurückzuführen, insbesondere angesichts der Vorbehalte einiger libyscher Parteien hinsichtlich der gesamten UN-Roadmap.
Auch hinsichtlich des Mechanismus zur Ernennung des Vorstands der Wahlkommission und ihrer Nominierung bestehen Meinungsverschiedenheiten zwischen Staatsrat und Parlament.
+ Baschir al-Kut (Politikwissenschaftler): Libyen erlebt derzeit eine systematische Umstrukturierung. Die politischen Kräfte müssten den UN-Plan nicht mehr explizit behindern, da ihre rechtlichen Mittel hierfür ausreichen. Was der UN-Mission heute fehle, seien neue Druckmittel.
Die Parteien stellten sich nicht länger gegen die UN-Mission und erklärten auch nicht ihre Ablehnung, sondern hielten die Zügel der Umsetzung des Plans in der Hand, indem sie ihn formal unterstützen, ihn aber seiner Substanz berauben.
+ Ahmed Abu Briq (Staatsrat) hält es für einen Fehler, dass die UN-Mission die Frage des Wahlrechts in die erste Phase der Roadmap aufgenommen hat. Sie habe nicht die Tiefe der historischen Differenzen zwischen dem Parlament und dem Staatsrat hinsichtlich der Bedingungen für eine Kandidatur berücksichtigt.
+ Abdul Salam al-Guraitli (Partei Stimme des Volkes): „Die UN-Mission, das Parlament und der Staatsrat sind Teil der Krise. Sie haben dem Volk nichts als gescheiterte Regierungen und Durcheinander beschert, um ihre Pläne für Libyen durchzusetzen.“
Libyen sei durch die ausländische Einmischung von 2011 zerstört worden und werde sich erst erholen, wenn alle ausländischen Akteure das Feld räumen und eine libysch-libysche Lösung auf der Grundlage eines Dialogs zwischen der Bevölkerung des Landes gefunden wird.
Nachdem die UN-Mission nach 14 Jahren keinerlei Erfolge erzielte, muss ihr Engagement beendet und eine nationale Konferenz unter Einbeziehung aller Parteien einberufen werden.
Staatsrat und Parlament könnten nicht miteinbezogen werden, da das Projekt sonst zum Scheitern verurteilt wäre.
+ Politologe Faisal asch-Scharif: Die libysch-libysche Lösung kann nur in dem Fall durchgesetzt werden, wenn alle Libyer auf die Straße gehen und alle diese Autoritäten – sowohl die politischen als auch die militärischen – im Osten, Westen und Süden stürzen.
+ UN-Generalsekretär António Guterres stellte in einem Bericht an den UN-Sicherheitsrat am 12. Oktober fest, dass die Fortschritte der UN-Mission bei der Umsetzung ihres Mandats, eine politische Lösung herbeizuführen, begrenzt sind.
+ In einem Interview erklärte Guterres, dass die instabile Sicherheitslage in Tripolis und die Ansammlung schwerer Waffen in bewohnten Gebieten ein inakzeptables Risiko für die Zivilbevölkerung darstellten. Besorgnis löse die Behinderung der Kommunalwahlen im Osten und Süden des Landes aus.
Es sei von entscheidender Bedeutung, dass sich die libyschen Führer, Institutionen und anderen Beteiligten konstruktiv an der Umsetzung der UN-Roadmap beteiligen und dass die Mitglieder des Sicherheitsrats und die internationale Gemeinschaft die Umsetzung der Roadmap gemeinsam unterstützen.
+ Laut Saad bin Scharada (Staatsrat) könnten die Änderungen, die der Staatsrat an den Wahlgesetzen vornehmen will, die Krise wieder auf den Ausgangspunkt zurückwerfen.
Außerdem bestehe zwischen Moskau, Washington und seinen europäischen Verbündeten kein Konsens darüber, wie die Libyenkrise angegangen werden soll. Wegen des Konflikts zwischen Russland und den USA bezüglich verschiedener Fragen, darunter Libyen als Tor zu Afrika, wurde der UN-Mission wirksame Unterstützung bei der Bekämpfung der lokalen Obstruktionisten entzogen.
+ Die Zeitung al-Arab (London): Die UN-Mission ist Teil des Problems geworden, dient als Deckmantel für das Scheitern und als diplomatische Fassade, die die fortgesetzte Plünderung von Ressourcen rechtfertigt. Den Bürgern fehle es an Strom und Medikamenten, während Milliarden durch korrupte Netzwerke unter dem wachsamen Auge der UN-Mission veruntreut werden. Die UN-Mission habe sich so zu einer Belastung entwickelt. Die undurchsichtigen Beziehungen zu korrupten politischen Parteien, die von der andauernden Spaltung leben, müssten beendet werden.
+ Laut Washington Institute for Near East Policy verfügen weder Haftar noch Dabaiba oder Agila Saleh über die nötige Legitimität innerhalb der Bevölkerung und klammern sich durch eine Kombination aus korrupten Netzwerken, selektivem und gezieltem Einsatz von Gewalt und der Abhängigkeit von ausländischen Geldgebern an die Macht.
Der Haftar-Clan festige zunehmend seine Kontrolle über die östliche Region und behindere konsequent jeden politischen Fortschritt. Korruption sei der Grundstein, auf den sich Abdelhamid Dabaiba stützt, um seine Macht zu festigen.
Die Kommunalwahlen seien ein Hoffnungsschimmer gewesen.
Sitzung UN-Sicherheitsrat
+ Am 14. Oktober informierte die UN-Gesandte Hanna Tetteh den UN-Sicherheitsrat über die Situation in Libyen und warnte, dass sich Libyen keine Verzögerungen bei der Umsetzung des Fahrplans leisten könne. Die erste Phase der Roadmap – die Neubenennung des gesamten Kommissionsausschusses der Wahlkommission – sei nicht erreicht. Es bestehe Uneinigkeit, ob alle sieben Mitglieder ersetzt oder nur die vakanten Posten besetzt werden sollen. Diese Debatte spiegele „einen weitreichenden Mangel an politischem Willen“ wider. Sie rief die libysche Führung zur Beteiligung auf, um sicherzustellen, dass die ersten Schritte des Fahrplans im Rahmen der Wahlvorbereitungen innerhalb des nächsten Monats abgeschlossen werden.
Im November soll ein strukturierter nationaler Dialog starten, um breitere Teile der libyschen Gesellschaft zur Mitgestaltung des inklusiven politischen Prozesses zusammenzubringen. Die vier wichtigsten Themen seien Regierungsführung, Wirtschaft, nationale Versöhnung und Menschenrechte.
Die Spannungen in der Hauptstadt Tripolis hätten abgenommen. Ein stabiles Sicherheitsumfeld sei entscheidend für den politischen Fortschritt.
In Bezug auf die Regierungsführung äußerte sie Besorgnis über Korruption und schwache Aufsichtsbehörden. Neun Milliarden Dinar seien in nicht registrierter Währung entdeckt worden. Korruption diene privaten Interessen und beeinträchtige die Finanzierung von Entwicklungsprojekten in Bereichen wie Gesundheitsversorgung, Bildung und Beschäftigung.
Zwei parallele Verfassungsgerichte, die im Osten und im Westen tätig sind, schafften Rechtsunsicherheit und untergrabe die Glaubwürdigkeit staatlicher Institutionen.
Zahlreiche Häftlinge seien in verschiedenen Teilen des Landes eingekerkert, die meisten davon in Einrichtungen, die von nichtstaatlichen Parteien betrieben werden.
Das libysche Volk verdiene politische Stabilität und langfristigen Frieden und die UN-Mission habe sich verpflichtet, dies zu unterstützen.
+ Tetteh forderte die Vorsitzenden von Parlament und Staatsrat dringend auf, ihre Arbeit zu beschleunigen und ihrer Verantwortung hinsichtlich der Fertigstellung der ersten beiden Phasen des Fahrplans gerecht zu werden. Es müsse eine Einigung über die Wahlkommission und einen durchsetzbaren Wahlrahmen erzielt werden. Sollte dies nicht geschehen, werde die UN-Mission einen anderen Ansatz verfolgen, um die Herausforderungen zu bewältigen, vor denen Libyen steht.
+ Vertreter der USA und GB gaben an, den Plan der UN-Mission unterstützen zu wollen.
Der griechische Delegierte erklärte, dass regionale und benachbarte Länder, die zur Stabilität Libyens beitragen können, nicht vom laufenden politischen Prozess ausgeschlossen werden sollten.
Algeriens Vertreter wies darauf hin, dass Libyen seit Jahren Geisel eines Kreislaufs endloser Übergänge bleibt. Die Menschen seien erschöpft. Hätte man ihnen erlaubt, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, hätten sie Frieden und Stabilität erreichen können. Angesichts der Einmischung von außen sei eine politische Lösung weiterhin nicht in Sicht. Die Lage werde durch den Zustrom von Waffen, den illegalen Handel mit Treibstoff und eklatante Verstöße gegen die Resolutionen des Sicherheitsrats noch gefährlicher.
Frankreichs Delegierter brachte seine Besorgnis über die Instabilität auf politischer, sicherheitspolitischer und strategischer Ebene zum Ausdruck.
Der russische Vertreter wies auf die illegale Intervention der NATO im Jahr 2011 hin, die das Land ins Chaos stürzte und der Bevölkerung großes Leid zufügte. Trotz 14-jähriger Krise seien die Bemühungen nach wie vor fragmentarisch, die Lage nach wie vor schwierig und die Institutionen gespalten und ineffektiv. Dies beeinträchtige die Sicherheit der gesamten Region. Die UN-Mission müsse die Teilnahme und Akzeptanz aller libyschen Akteure sicherstellen. Die unbefristete Verlängerung der Übergangsphase werde bedauert. Skrupellose westliche Banken nutzten eingefrorene libysche Gelder zu ihrem eigenen Vorteil. Der Sicherheitsrat müsse proaktiv auf dieses Thema reagieren.
+ Libyens UN-Gesandter: „Die kurzen Briefings der Delegierten zeugen davon, dass es keine neuen Informationen zur Lage in Libyen gibt. Wie man sieht, gibt es nichts wirklich zu kommentieren oder Neues zu diskutieren. Alle warten auf Fortschritte bei der UN-Roadmap und den Beginn des eigentlichen politischen Prozesses. […] Was garantiert den Erfolg des UN-Plans zur Erreichung der Forderungen? Dies ist eine berechtigte Frage, die einer Antwort bedarf.“
Er appellierte: „Befreit sie von der Tyrannei des Rates und der internationalen Vormundschaft, die sie angesichts der Spaltung, die jeder miterlebt, in einen Zustand der Verwirrung versetzt hat. Wir haben volles Vertrauen in das libysche Volk und sein Bewusstsein. Libyen ist nicht von der Welt isoliert. Es ist offen für alle und bietet allen Menschen einen Rahmen der Gleichheit und des Respekts vor der Souveränität. Machen Sie es daher zu einer Priorität bei globalen Friedensinitiativen.“
+ Osama Hammad, Chef der Bengasi-Parallelregierung, erklärte, dass sich die UN-Mission direkt und ungerechtfertigt in die Angelegenheiten der Wahlkommission eingemischt und versucht habe, ihr Mechanismen aufzuzwingen. Hannah Tettehs Bericht vor dem UN-Sicherheitsrat habe schwerwiegende Irrtümer enthalten und stelle eine eklatante Einmischung in die inneren Angelegenheiten des libyschen Staates und seiner souveränen Institutionen dar. „Wir warnen davor, diesen inakzeptablen und provokativen Ansatz fortzusetzen, der das Vertrauen zwischen Libyen und den Vereinten Nationen untergräbt.“
Die Präsenz der UN-Mission im östlichen und südlichen Libyen sei von entscheidender Bedeutung, um eine faire und umfassende Vertretung aller Regionen Libyens zu gewährleisten.
+ Parlamentsabgeordneter Ali as-Sul weist darauf hin, dass bisher keiner der UN-Gesandten die Libyenkrise lösen konnte. Grund dafür sei der Druck der USA und Großbritanniens, die ihre eigenen Szenarien für Libyen umsetzen wollten.
+ Präsidialratsvorsitzender al-Menfi begrüßte Hannah Tettehs Unterrichtung des Sicherheitsrats, in der sie das Engagement für eine Partnerschaft und enge Abstimmung mit der UNO und den Institutionen bekräftigt habe. Man werde sich weiter mit der UN- Mission und internationalen Institutionen abstimmen.
[Zufrieden, weil alles bleibt, wie es ist.]
+ Die Nationale Versammlung libyscher Parteien begrüßte die Unterrichtung des UN-Sicherheitsrats durch Hanna Tetteh. Sie habe die Verpflichtung der UN-Mission, den politischen Prozess zu unterstützen, einen umfassenden nationalen Konsens zu schaffen, und freie und faire Wahlen abzuhalten, bekräftigt.
Gaddafi-Stamm
+ 26 namentlich bekannte Personen aus dem Gaddafi-Stamm hielten am 10. Oktober ein Treffen mit Saddam Haftar in Sebha ab. Die Teilnehmer behaupteten, Armeeoffiziere aus der Leibgarde des ermordeten Oberst Muammar Gaddafi zu sein und wollten nun Khalifa und Saddam Haftar beschützen. Gleichzeitig beschwerten sie sich, dass Haftars Interne Sicherheit „in die Häuser ihrer Frauen eindringe“.
Die sechs Organisatoren des Treffens erhielten von Haftar als Geschenke Autos, während die übrigen Teilnehmer rosa iPhones erhielten.
+ Die Vereinigung der Märtyrer und Verwundeten des Gaddafi-Stammes lehnten das Treffen einiger Stammesmitglieder mit Saddam Haftar ab. Es handle sich die Missachtung der Verbrechen von Khalifa Haftar gegen den Gaddafi-Stamm. Dutzende Stammesmitglieder seien brutal und zu Unrecht in Haftars Gefängnisse geworfen worden.
Haftars Streitkräfte steckten hinter willkürlichen Verhaftungen, erzwungenem Verschwindenlassen, Folter und der Zerstörung von Eigentum im Süden.
„Wir bekräftigen unsere kategorische Ablehnung jeglicher Treffen oder Kommunikation mit Saddam Haftar oder einem seiner Milizenführer.“
Hannibal Gaddafi
+ Der Anwalt von Hannibal Gaddafi, Laurent Bayon: „Politischer Druck verhindert die Freilassung meines Mandanten, da die libanesische Justiz ihre Antwort auf sein Memorandum, das er zu seiner Freilassung eingereicht hat, verzögert.“
Obwohl alle rechtlichen Standards Hannibals sofortige und bedingungslose Freilassung erforderten, weigere sich die Justiz, darauf einzugehen. Der Gesundheitszustand von Hannibal Gaddafi habe sich verschlechtert, er leide unter den psychischen und physischen Folgen seiner langjährigen willkürlichen Inhaftierung. Hannibal werde derzeit im Krankenhaus behandelt, seine Versorgung sei jedoch unzureichend.
Seine Sicherheitsauflagen in dieser Pflegesituation seien unmenschlich, jegliche Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Ärzte seien zwar verständnisvoll, aber nicht in der Lage, seine Situation tatsächlich zu verbessern.
Zwischen Libyen und dem Libanon bestehe ein Briefwechsel zum Fall des Verschwindens von Imam as-Sadr im Jahr 1978. Der wahre Grund für die Verzögerung einer Entscheidung ist der fehlende innenpolitische Wille des Libanon. Es gebe inoffizielle Versuche, den Fall Hannibal mit finanziellen oder politischen Vereinbarungen in Verbindung zu bringen. Dies sei inakzeptabel. Der Fall sei seit Jahren juristisch abgeschlossen.
+ Libanesische Website Lebanon Debate: Am Freitag, den 17. Oktober, werde Hannibal Gaddafi vor dem Untersuchungsrichter Zaher Hamadeh angehört. Dies ist die erste Vernehmung seit acht Jahren.
Die Sitzung findet im Rahmen der Ermittlungen zum Verschwinden von Imam Musa as-Sadr und seinen beiden Gefährten, Scheich Mohammed Yakob und dem Journalisten Abbas Badreddine, im Jahr 1978 statt.
Es stelle sich die Frage, was zu diesem Fall überhaupt ermittelt werden kann. Die Staatsanwaltschaft hindere Hannibal Gaddafi weiterhin, sich mit seinen Anwälten zu treffen. Dies stelle eine klare Verletzung des Rechts des Angeklagten, sich zu verteidigen, dar. Der Fall Hannibal Gaddafi stecke seit 2015 zwischen politischem Zögern und juristischem Gerangel fest.
+ Unabhängiges Arabien schreibt: Trotz der absurden Situation bestünden einige libanesische Richter und einflussreiche politische Parteien darauf, Hannibal in Haft zu halten, was einen eklatanten Verstoß gegen das libanesische und internationale Recht darstellt. Selbst wenn nachgewiesen werden könnte, dass Hannibal Gaddafi Informationen zurückhält, sieht das libanesische Gesetz dafür eine Höchststrafe von drei Jahren Gefängnis vor.
Richter Zaher Hamadeh habe sich im Laufe des Verfahrens vom juristischen Beobachter zu einem einflussreichen politischen Akteur gewandelt, da er enge Verbindungen zur Amal-Bewegung und Parlamentspräsident Nabih Berri unterhält. Dadurch stocke der Fall an der Schnittstelle zwischen Politik und Justiz.
Die Amal-Bewegung betrachte den Fall Imam as-Sadr als heilig und über säkularem Gesetz stehend.
Der Fall Hannibal Gaddafi sei nicht nur ein Rechtsstreit oder ein politisches Erbe der Vergangenheit, sondern vielmehr ein Test für die Zukunft der Justiz im Libanon.
Migration
+ Die Misrata-Bewegung gegen Siedlungen forderte die gesetzeskonforme Abschiebung illegaler Ausländer. Es müsse dabei zwischen illegalen Migranten und legal beschäftigten ausländischen Arbeitnehmern unterschieden werden.
+ Generalmajor Saleh Radschab (Sekretär des Allgemeinen Volkskomitees für öffentliche Sicherheit (Innenminister) der Dschamahirija-Regeirung): „Wenn die Zahl von fast einer Million Ausländern, von denen die meisten illegal eingereist sind, erreicht wird, ist dies besorgniserregend.“ Es werde versucht, die demografische Identität des libyschen Staates zu verändern.
+ Osama Hammad, Chef der Bengasi-Parallelregierung, sagte: „Die Vereinten Nationen und die westlichen Mächte tragen zur Spaltung Libyens bei, indem sie sich weigern, unsere Regierung anzuerkennen.“ Durch konkrete Zusammenarbeit könnte die Parallelregierung die Straßen in der libyschen Wüste sperren und die Fluchtbewegungen stoppen. „Ich fordere die italienische Regierung auf, einen formellen Dialog mit meiner Regierung aufzunehmen, wenn sie das Problem der illegalen Einwanderung lösen will.“
+ Tarek Lamlum (Menschenrechtsaktivist) hält es für verantwortungslos, geschätzt 45 ägyptische Minderjährige, die in az-Zawiya festgehalten wurden, in das Gefangenenlager Bir al-Ghanem in Südlibyen zu verlegen. Eigentlich sollten sie nach Bengasi gebracht und von dort den ägyptischen Behörden übergeben werden.
Das Gefangenenlager Bir al-Ghanem sei berüchtigt. Es bestehe aus einer Reihe von Hangars mitten in der Wüste, die Gefangenen dort seien mangelernährt.
+ SOS Mediterranee reichte in Frankreich Klage wegen versuchten Mordes gegen die libysche Küstenwache ein. Mitkläger sind sieben Besatzungsmitglieder des französischen Schiffes Ocean Viking, das im vergangenen August unter Beschuss der libyschen Küstenwache geraten war.
Es sei inakzeptabel, dass die EU die libysche Küstenwache finanziert und gleichzeitig die Augen vor der von ihr verübten Gewalt verschließt.
+ Human Rights Watch forderte Italien auf, das Grenzkontrollabkommen mit Libyen zu beenden, da von der libyschen Küstenwache zurückgeführte Personen schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind. Dieses Abkommen, das automatisch um drei Jahre verlängert werden soll und am 2. November 2025 ausläuft, müsse von beiden Parteien widerrufen oder geändert werden.
Die anhaltende Unterstützung gewalttätiger Kräfte in Libyen sei unhaltbar. Die EU und alle ihre Mitgliedstaaten, einschließlich Italien, müssten die Finanzierung und Legitimierung von Gewalt gegen Migranten einstellen und ihre Mittelmeerpolitik radikal neu ausrichten.
+ Al-Hurra TV: In Libyen gibt es Befürchtungen, dass das von Kriegen und Spaltungen gezeichnete Land mit Haftars Hilfe und europäischer Komplizenschaft zu einem neuen Siedlungsplatz für schwarzafrikanische Migranten werden könnte. Bei Demonstrationen in Tripolis war auf Plakaten zu lesen: „Nein zur Besiedlung … Libyen ist nicht Ruanda“. In Misrata griffen Demonstranten auf Märkten Stände von Migranten an und zerstörten sie.
Die Unruhen in der Bevölkerung ereigneten sich vor dem Hintergrund kursierender Berichte über Abkommen zwischen den Behörden im Osten und Westen sowie mit westlichen Ländern. Das jüngste Angebot kam von der Libyschen Nationalarmee (LNA) unter Führung von Khalifa Haftar an Großbritannien: Die Armee sei bereit, mit Großbritannien zusammenzuarbeiten, um illegale Einwanderer festzunehmen und abzuschieben, bevor sie Europa erreichen.
+ Die italienische Abgeordnetenkammer hat am 15. Oktober einem Antrag der regierenden Mitte-Rechts-Mehrheit zugestimmt, in dem die Regierung aufgefordert wird, das 2017 zwischen Rom und Tripolis unterzeichnete Memorandum of Understanding mit Libyen zur Migration zu erneuern.
Die italienische Opposition forderte die sofortige Einstellung aller Formen der Zusammenarbeit mit Libyen, die zur Zwangsrückführung von Menschen auf libysches Territorium führen würden.
Wirtschaft und Finanzen
+ Der Leiter des Rechnungsprüfungsamtes der Ostprovinz, Omar Abdrabuh Saleh, beklagte, dass seine Anfragen nicht beantwortet würden, dass seine Empfehlungen nicht umgesetzt und dass ihm die Befugnis zur Durchführung von Rechnungsprüfungen verweigert würden.
+ Die Arbeitnehmerbewegung von African Airlines warnte vor den Folgen der beispiellosen Verschlechterung der finanziellen und administrativen Leistung des Unternehmens und betonte, dass die gehäuften Verstöße und Übertretungen die Sicherheit der Passagiere gefährden.
+ Vor den libyschen Banken bilden sich aufgrund des Mangels an Bargeld lange Schlangen. Auch der Stadtrat von Zliten rief den Bargeldnotstand aus.
+ Am 12. Oktober kam es vor der al-Wahda Bank in Adschdabija zu chaotischen Szenen, nachdem sich die Nachricht verbreitet hatte, es sei dort Bargeld verfügbar. Die Abhebungsdienste an Geldautomaten der Republic Bank und der National Commercial Bank in Misrata wurden wegen Überlastung eingestellt.
+ Der Wirtschaftsexperte Idris asch-Scharif erklärte, dass es das Bankensystem versäumt habe, seine überschüssigen Einlagen in Höhe von mehr als 80 Milliarden Dinar wieder zu investieren und in die Wirtschaft zu pumpen.
Es müsse garantiert werden, dass jeder, der Geld bei einer Bank einzahlt, jederzeit bis zur Höhe des eingezahlten Betrags ohne Einschränkungen oder Gebühren, dieses auch wieder abheben kann. Die libysche Wirtschaft sei eine reine Bargeldwirtschaft.
+ Laut der Libyschen Zentralbank besteht bei der zweiten Ausgabe der 20-Dinar-Note, die in Russland gedruckt wurde, zwischen der ausgegebenen und der eingezogenen Menge eine Differenz von mehr als 6,5 Milliarden Dinar.
Dschalal al-Gabi (Operation Vulkan der Wut) bemerkt hierzu: „Die Zentralbank hat zehn Milliarden Dinar Falschgeld beschlagnahmt, als sie den 20-Dinar-Schein aus dem Verkehr gezogen hat. Das reicht aus, um die Wirtschaft eines jeden Landes zu zerstören!“
Die Staatsanwaltschaft wird vom Staatsrat aufgefordert, strafrechtliche Ermittlungen zu den Umständen und Bedingungen der Ausgabe der illegalen Stückelung einzuleiten.
+ Der Ökonom Hamza Ahsuna wirft Haftar vor, Banken nicht mehr ausschließlich für politische Zwecke zu benutzen, sondern ein paralleles Währungssystem etabliert zu haben, das auf der administrativen Kontrolle der Bankfilialen im Osten basiert. Er kontrolliere außerdem die Ölressourcen, um Finanzströme zu lenken und Bargeld über Schmuggel- und Spekulationsnetzwerke außerhalb des Bankensystems in Umlauf zu bringen.
Die Öleinnahmen müssten direkt an die Zentralbank gekoppelt sein, denn: Wer das Geld hat, hat die Macht. Implizit verantwortlich sei die Filiale der Zentralbank in Bengasi.
+ Der Aktionskoordinationsausschuss des Staatsrats verurteilte die Fälschung der 20-Dinar-Banknote durch Khalifa Haftar und den Druck von 6,5 Milliarden Dinar außerhalb legaler Kanäle. Es zeuge von einem schweren Mangel innerhalb der Finanzaufsicht und untergrabe das Vertrauen in den libyschen Dinar sowie in die Stabilität des Bankensystems und der gesamten Volkswirtschaft.
+ In Washington besprach am 15. Oktober der stellvertretende US-Finanzminister Eric Meyer mit dem Chef der Libyschen Zentralbank (CBL), Nadschi Issa die neueste Entwicklung der finanziellen und wirtschaftlichen Lage Libyens.
Meyer betonte die Wichtigkeit der Zusammenarbeit der CBL mit der US-Notenbank und dem US-Finanzministerium.
+ Die Libysche Zentralbank gibt für die letzten neun Monate ein Devisendefizit von sechs Milliarden US-Dollar bekannt, das somit noch einmal gestiegen ist.
Das Defizit resultierte aus sinkenden Öleinnahmen und Lizenzgebühren und wurde durch Erträge der Zentralbank bei Einlagen, Anleiheportfolios und Gold gedeckt.
+ Es bestehe internationale Besorgnis, dass im Ausland seit 2011 eingefrorene libysche Vermögenswerte schlecht verwaltet werden. Sie könnten „in den Schubladen von New York und Brüssel“ abgelegt werden.
+ Der Untersuchungsausschuss des Parlaments forderte bezüglich der eingefrorenen libyschen Vermögenswerten im Ausland den Sanktionsausschuss des UN-Sicherheitsrats auf, die Entscheidung zur Verwaltung eingefrorener Vermögenswerte dringend umzusetzen und eine umfassende Finanzprüfung aller Vermögenswerte durchzuführen. Um den Schwund libyscher Vermögenswerte zu stoppen, sei eine dringende Umsetzung der Resolution erforderlich und die ordnungsgemäße Verwaltung der Gelder sicherzustellen.
Erdöl / Erdgas
+ Der Generalstaatsanwalt ordnete die Inhaftierung des Leiters des Öldepots Dschanzur und des Direktors der internen Revision der Brega Oil and Gas Marketing Company wegen Unregelmäßigkeiten an.
+ Fathi asch-Schabli (Partei Stimme des Volkes) sieht Libyen in einer paradoxen Situation: Das Land schwimme auf einem Meer aus Öl und Gas, während das Volk in Armut versinkt eine Tragödie der Geldverschwendung durch Misswirtschaft und Ungerechtigkeit.
+ Al-Mahdi Abdel-Ati (Politischer Aktivist aus Misrata: „Saddam, Ibrahim, Rifaat und Massud plündern Millionen von USD. Der libysche Öl- und Gassektor ist in echter Gefahr, der Staat wird bankrottgehen, wenn wir diese Diebe nicht stoppen.“
+ Al-Mahdi Abdel-Ati enthüllte, dass die von Saddam Haftar und Ibrahim Dabaiba kontrollierte Arkano Company eine internationale Auktion abgehalten hat, um aus Libyen geschmuggeltes Öl für 7 USD unter dem Weltmarktpreis zu verkaufen.
+ Die National Oil Corporation gab bekannt, dass sie das Schiedsverfahren gewonnen habe, das die Eigentümer des Tankers Nur vor dem Internationalen Schiedsgericht in London gegen sie angestrengt hatten. Die Eigentümer des Tankers hatten eine finanzielle Entschädigung für die Schäden gefordert, die das Schiff während der Kämpfe im Jahr 2014 erlitten hatte.
+ Die National Oil Corporation (NOC) hielt ein großes Treffen mit einer Delegation der us-amerikanischen Halliburton Company an ihrem Hauptsitz in Tripolis ab.
+ Der Ölminister Mohamed Aoun (von Dabaiba an der Ausübung seines Amts gehindert) gab bekannt, dass das Berufungsgericht Tripolis entschieden hat, gegen ihn eingeleitete Strafverfahren abzuweisen und die bereits verhängten Strafen aus seinem Strafregister zu löschen, da sie unter die Bestimmungen des Allgemeinen Amnestiegesetzes fallen.
Innerlibysche Nachrichten
+ Laut al-Ain-News ruft Sadiq al-Ghariyani immer wieder zu Chaos und Spaltung auf. Das Parlament hatte 2014 Ghariyani als Großfmufti von Libyen abgesetzt. [Er gehört der Moslembruderschaft an, unterstützt die Dabaiba-‚Regierung‘ und hat beträchtlichen politischen Einfluss.]
+ Salah al-Bakusch (Politikberater): Derzeit entsteht in Libyen eine neue Bewegung, die einen zivilen Staat fordert und ausländische Interventionen ablehnt. Sie stecke jedoch noch in den Kinderschuhen, könnte aber das Licht am Ende des Tunnels sein.
+ An der libyschen Küste sind nach Angaben der Behörden in den vergangenen zwei Wochen die Leichen von mindestens 61 Migranten geborgen worden. (jW 12.10.25)
+ Die Islamic Call Society erklärte, dass die Verwaltungskontrollbehörde ein Komitee nach Malta entsandt hat, um die Gründe für die Verletzung der Rechte der Society durch die maltesischen Behörden zu ermitteln. Es werde der Verlust des Eigentums befürchtet.
+ Der Generalstaatsanwalt ordnete die Inhaftierung mehrerer Beamter der Stadt Bayda im Zusammenhang mit der Veruntreuung von 52 Millionen Dinar aus Mitteln an, die den Opfern des Hurrikans Daniel zugeteilt wurden.
+ Der Generalstaatsanwalt ordnete die Inhaftierung eines ehemaligen Mitglieds des Hilfskomitees für Krebspatienten der Hammad-Parallelregierung (Bengasi) wegen Korruption an.
+ Der Generalstaatsanwalt ordnete die Inhaftierung des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der General Company for Cleaning Services in Bengasi wegen Urkundenfälschung und Unterschlagung an.
+ Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte, dass Hillary Clinton 2011 die Festnahme von Muammar Gaddafi überwacht und dabei geholfen hat. Dem damaligen syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und seiner Familie sei aus humanitären Gründen geholfen worden, damit Assad nicht das gleiche Schicksal wie Gaddafi widerfahre.
+ Corriere della Sera berichtete, dass der nicht kontrollierte Wiederaufbaufonds für die Flutkatastrophe von Derna unter der Leitung von Belqasim Haftar 7,5 Millionen Euro an Inter Mailand und Atletico Madrid zahlte, damit diese am 10. Oktober ein Spiel im neuen internationalen Stadion von Bengasi austrugen. Inter Mailand erhielt für sein Spiel gegen Atletico Madrid vier Millionen Euro, Atletico Madrid erhielt 3,5 Millionen Euro.
Barcelona, das bereits fünf Millionen für die Teilnahme erhalten hatte, zog zurück und musste das Geld zurückgeben.
Hisham al-Harati: „In einem Land, das jeden Tag still und leise stirbt, werden Millionen wie Dreck verstreut!“
Atletico Madrid gewann nach einem 4:3-Sieg im Elfmeterschießen gegen Inter Mailand.
+ Taha Hadid (ehemals Schutztruppe Sirte): Es stehen schon bald Zwischenprüfungen der Erstsemester an, aber die Schulbücher fehlen immer noch.
Auch die Schulen wurden noch nicht mit neuen Büchern versorgt.
+ In Tobruk müssen hunderte Schüler in der Tayba-Schule auf dem Boden sitzen, weil es an Tischen mangelt und die Klassenräume zu klein sind. Die Zahl der Schüler hat 1.600 überschritten.
Libyen und das Ausland
+ GB. GeopoliticalDesk-Analyseplattform: Dabaiba reiste nach London, um hochrangige Treffen mit hohen britischen Beamten, u.a. mit Premier Starmer abzuhalten, doch diese verweigerten ein Treffen mit ihm. Dabaiba musste sich mit niedrigen Rängen zufriedengeben. Er sei nicht aufgrund einer offizielle Einladung nach London gekommen. Dies wirft Fragen über seinen politischen Einfluss und den fragilen Waffenstillstand in Tripolis auf.
Bei den Gesprächen mit den Beamten habe Dabaiba seine Absicht geäußert, bis zum Jahresende die vollständige Kontrolle über Tripolis zu übernehmen. Er deutete an, dass ein erneuter Konflikt mit der Deterrence Force eine Option sei. Von seinen Gesprächspartnern sei er zu Zurückhaltung aufgerufen worden. Dabaiba sei aufgefordert worden, die Bewegungsfreiheit ausländischer Botschafter, wenn sie in die östlichen Gebiete reisten, nicht einzuschränken.
+ GB. Aus Dokumenten des britischen Gerichts in Colchester geht hervor, dass gegen al-Hussein, den Sohn von Hadschj Ali Dabaiba, Anklage wegen Drogenbesitz erhoben wurde. Außerdem hatte er nicht eingetragene Waffen in seinem Besitz.
+ Italien. Das italienische Unterhaus hat den Antrag abgelehnt, drei hochrangige Regierungsbeamte wegen der Freilassung des Libyers Osama Nadschim anzuklagen. Osama Nadschim wird wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vom IStGH gesucht.
+ Frankreich. Inteltoday: „Der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy wurde heute [13.10.25] von der Staatsanwaltschaft einbestellt. Er wurde informiert, dass er am 21. Oktober am Eingang des Gefängnisses La Santé im Süden von Paris vorstellig werden muss, um seine Strafe zu verbüßen.“
Sarkozy wurde wegen krimineller Verschwörung zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, im Zusammenhang mit den Bemühungen, Wahlkampfgelder vom Regime von Muammar al-Gaddafi zu erhalten.
+ USA. Laut Trump-Berater Masoud Boulos gebe es einen regionalen und internationalen Willen, Libyen wieder zu vereinigen.
+ Türkei. Die Staatsanwaltschaft Istanbul hat Haftbefehle gegen 60 Verdächtige erlassen, denen Geldwäsche in mehreren Ländern, vor allem in Libyen, vorgeworfen wird. Es wurden Ermittlungen gegen Unternehmen und Einzelpersonen eingeleitet, die unter dem Dach der Dağ-Gruppe tätig sind.
Aus den Nachbarländern
+ Ägypten. „Der ägyptische Ägyptologe Khaled El-Enany, ehemaliger Minister für Altertümer und Tourismus, wurde zum Generaldirektor der UNESCO gewählt und löst damit die französisch-marokkanische Audrey Azouley ab.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°146 – 10. Oktober 2025
+ Sudan. „Bei einem Drohnenund Artillerieangriff der RSF-Miliz auf ein Flüchtlingslager im Sudan sind nach Angaben von Aktivisten mindestens 60 Menschen getötet worden.“
jW – 13.10.2025
+ Sudan. Der sudanesische Politikanalyst Salah al-Amin: „Wir befürchten das bittere Szenarien einer Spaltung des Sudan, ähnlich wie in Libyen.“ In diesem Fall werde es in jedem Staatenteil eine kleine Regierung in Form von Kriegsherren mit weniger Einfluss geben.
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