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Kategorie: Kultur (Seite 1 von 2)

Kunst/Reisen/Philosophie

Benin-Bronzen und die leidige Restitutionsdiskussion: Europa – Bewahrer oder Zerstörer?

Angesichts der Restitution von zwanzig Benin-Bronzen an Nigeria und der dortigen Übertragung der Eigentümerrechte an den Oba von Benin – bei der die Benin-Bronzen also anstatt an ein Museum in Privateigentum übergingen – erregte die leidige Restitutionsdiskussion erneut öffentliches Interesse.

Aus diesem Anlass hat das Werk von Bénédicte Savoy, „Afrikas Kampf um seine Kunst. Geschichte einer postkolonialen Niederlage“ (erschienen 2021 im C.H.Beck Verlag) einen höchst aktuellen Bezug.

Bénédicte Savoy gibt in ihrem Buch einen Abriss über die Geschichte der Restitution, richtigerweise der abgewehrten und nicht erfolgten Restitution, von 1965 bis 1985. Von welchem Tiefpunkt aus die damaligen Debatten starteten, mag ein von Savoy zitierter Spiegel-Artikel  des Jahres 1956 belegen, in dem anlässlich des „Ersten Weltkongresses schwarzer Künstler und Schriftsteller“ in Paris zu lesen war: „Alle Teilnehmer der Tagung vereinte […] der Glaube an die Existenz einer >schwarzen Kultur<. Die Existenz einer solchen >schwarzen Kultur< war für die dunkelfarbigen Geistesarbeiter und Künstler aus Senegal und Madagaskar, Kamerun und Martinique, aus den Vereinigten Staaten und Nordafrika so sehr ein Faktum, dass die Kongress-Teilnehmer sogar, ganz nach weißem Muster, eine >Krise der schwarzen Kultur< diagnostizierten. Die Schuld an der Unterentwicklung einer eigenständigen Negerkultur schoben die Delegierten aber ziemlich einmütig der jahrhunderte langen Weißenherrschaft in den Siedlungsräumen der Neger zu.“ Die Überschrift des Artikels lautete: „Neger Kongress. Der erste Zahn“. Anzumerken bleibt, dass in diesen Jahren in Deutschland das Wort „Neger“ kein Schimpfwort war, sondern in einem neutralen Sinne von „schwarzhäutig“ allgebräuchlich.

Während der Spiegel also einerseits den Glauben an eine schwarze Kultur bespöttelte, zeigt die Autorin sehr genau auf, welche Furcht in den europäischen Museen und nicht zuletzt auf dem internationalen Kunstmarkt bestand, eben dieser Kunst verlustig zu gehen, auch durch das größer werdende Selbstbewusstsein der Völker auf dem afrikanischen Kontinent. Dieses fand seinen Ausdruck in einem Manifest, das im Rahmen der ersten panafrikanischen Kulturfestspiele 1969 in Algier veröffentlicht wurde. Darin heißt es: „Die Erhaltung der Kultur hat die afrikanischen Völker davor bewahrt, zu Völkern ohne Seele und ohne Geschichte zu werden. Die Kultur schützte sie. Es ist daher einleuchtend, dass sie nunmehr den Wunsch haben, dass die Kultur ihnen dabei hilft, den Weg zu Fortschritt und Entwicklung einzuschlagen […] Darum verwendet Afrika soviel Sorgfalt und legt soviel Wert auf die Wiedererlangung seines kulturellen Erbes, auf die Verteidigung seiner Persönlichkeit und auf das Aufblühen neuer Zweige seiner Kultur“.

Der jahrzehntelange, zähe Kampf beginnt

Es begann ein jahrzehntelanger Kampf um die Rückgabe geraubter Kunst an die ehemals kolonialisierten Länder, bei dem sich die Europäer und Amerikaner sogar anmaßten bestimmen zu können, was als Meisterwerke afrikanischer Kunst zu gelten habe, während gleichzeitig Massen an Kulturgütern in den Museumsdepots ein verstecktes Dasein fristeten. Savoy zeigt auf, wie Museumsdirektoren und Regierungen sich dagegen sträubten, die gebunkerten Kunstgegenstände auch nur in Listen zu erfassen, geschweige denn, dass die Bitten von afrikanischen Regierungen um Leihgaben für Museen und Ausstellungen Gehör fanden.

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Roger Waters in München

Die Münchner Lokalpresse wartet mit einer Berichterstattung auf, die unterirdisch daneben liegt

Als Besucherin des bombastisch guten Roger-Waters-Konzerts am 21. Mai 2023 habe ich mir über die anschließende Berichterstattung verwundert die Augen gerieben. Die paar Hansel, die zu der zu einem Großprotest aufgeblasenen Gegendemonstration kamen, es sollen hundert (!) gewesen sein, musste man mit der Lupe suchen, als geschätzt 12.000 Menschen in die Olympiahalle strömten und begeistert beim Roger-Waters-Konzert mitgingen. Es war eine Abstimmung mit den Füßen – und Roger Waters hat sie eindeutig gewonnen.

Und wie bitte, Roger Waters ist in München nicht willkommen? Wer maßt sich denn da an, für München zu sprechen? Was Medien und Politik betreiben, ist Gesinnungsterror. Wo bleiben Meinungs- und Kunstfreiheit? Sonst doch immer so beschworen, wird nun gegen Künstler angeschrieben, die sich für Frieden und Abrüstung und gegen Krieg, Apartheit, Unterdrückung, Rüstungsfirmen, Gewalt einsetzen.

Es ist alles noch viel schlimmer, als man es sich vorstellt.
Roger Waters hat Recht: Widerstand!

Übrigens: Aus Protest gegen das Konzert beleuchtete die Stadt München den Olympiaturm in den Regenbogenfarben. Das sah sehr schön aus! Wie sich die neuen, medial fabrizierten „Bewegungen“ die Regenbogenfahne geklaut und angeeignet haben, die einst als Symbol für die Friedensbewegung stand, ist nur eines der vielen Symptome einer aus dem Ruder laufenden, erschreckenden gesellschaftlichen Entwicklung.

Beispiel: https://www.abendzeitung-muenchen.de/kultur/musik/az-kritik-zu-roger-waters-in-der-olympiahalle-muenchen-plumpe-provokation-art-902993

 

Mit Bildmontagen und Textzitaten gegen die herrschende Kriegspolitik

Der kleine pad-Verlag hat in seiner Reihe „Edition Kunst“ zwei neue Hefte veröffentlicht, beide gestaltet von Rudolph Bauer. Pad-Edition Kunst #4 ist betitelt „Todessüchtig. Schlafwandler, Flintenweiber und andere Zivilversager“, pad-Edition Kunst #5 mit „Olivgrün und scholzvergesslich. Der unaufhaltsame Abstieg der Waffenbrüder“.

Beide Hefte sind ein Protest und eine Abrechnung mit der Kriegstrunkenheit und den „Zivilversagern“ der momentanen Regierung unter dem Diktat der Grünen Partei, die sich gegen die Interessen der breiten Bevölkerung und künftiger Generationen richten.

Auf jeder der jeweils knapp 80 Seiten umfassenden Broschüre gestaltet Rudolph Bauer zu einem Textzitat die passende Bildmontage und präsentiert dazu ausgewählte Hashtags; jede Seite ein schmerzender Stich mitten ins politische Empfinden. In seinen Bildmontagen verbindet Bauer das, was zusammengehört, entblößt Politik und Politiker in ihrem wahren Kontext. So illustriert er das Habeck-Zitat „Herzlich willkommen im Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz und Unterstützung für die Ukraine“, so gesprochen am 13.05.2022 zum ukrainischen Außenminister, mit einer geöffneten Zigarettenschachtel, deren Inhalt aus Maschinenpistolen besteht und die mit dem Aufdruck versehen ist: „Rüstungsexporte können tödlich sein“. Die Marke heißt „Bundesrepublik Deutschland“ und vertrieben wird sie von Robert Habeck. Die dazugehörigen Hashtags lauten: #rüstungsexportekönnentödlichsein und #rüstungsexportestoppen

Auf den Heftseiten verschieben und überlagern sich Zeitebenen, Zitate aus dem aktuellen politischen Geschehen werden zeitlos warnende und prophetische Zitate von Bertolt Brecht, Klaus Mann, Carl von Ossietzky, Victor Klemperer, Kurt Tucholsky gegenübergestellt. So schrieb Robert Musil: „Die Politik gar, wie sie heute verstanden wird, ist die reinste Gegnerschaft gegen den Idealismus, fast Perversion. Der mit den Menschen à la baisse spekulierende Mensch, der sich Realpolitiker nennt, hält für real nur die Niedrigkeit des Menschen, das heißt, nur sie betrachtet er als verlässlich; er baut nicht auf Überzeugung, sondern stets nur auf Zwang und List. Was davon sich aber während des Krieges und nachher in der scheußlichen Fratze gezeigt hat, ist im Grunde kein anderer Geist als der, in welchem auch Ministerien eines und desselben Staats untereinander verkehren, sobald sie in einer Frage nicht die gleichen Interessen haben, und der, in welchem der smarte Kaufmann stets mit seinesgleichen umgeht.“ Zu den Sätzen von Klaus Mann „Die Horizonte unseres Daseins sind verfinstert. Die drohend geballten Wolken künden schon lange das Gewitter an. Es könnte ein Gewitter ohnegleichen werden.“ zeigt die Collage einen Selenskyj in schusssicherer Weste, dem ein Klaus Schwab zufrieden auf die Schulter klopft. Hashtag: #davos2023 : #wolodymyrselenskyj bei #klausschwab & dem #wef

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Leuchtturm im Mediennebel

Eine Initiative begehrt gegen die zunehmende Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit auf.

In populären Presseerzeugnissen findet man überall die gleichen Meinungen zu den gleichen Themen, kampagnenartig gebündelt und aggressiv gegenüber Abweichlern. Und wie ist es mit anspruchsvollen Medien wie arte oder Süddeutsche Zeitung? Da findet im Grunde dasselbe statt, man drückt sich nur vornehmer aus. Auch in Buchverlagen sorgt die zunehmende Vereinnahmung durch Großkonzerne für weitgehenden Gleichklang. Wie konnte es so weit kommen? Sind diese Medien gekauft, oder werden sie von den Machern bewusst in den Dienst staatlich organisierter Meinungsmache gestellt? Beides. Schlecht ist das nicht nur für den Geisteszustand der meisten Menschen, sondern auch für die Demokratie. Nur ein umfänglich informierter Bürger ist ein mündiger Bürger und kann verantwortungsvolle politische Entscheidungen treffen. Der eingeengte Debattenraum dagegen gefährdet den Pluralismus und das freie Denken im Land. Die Initiative „Leuchtturm ARD“ stellt sich nunmehr dem Flaggschiff der Verdummungsflotte entgegen.

Ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk noch zu retten?

Auf die übliche Vorabendfrage: „Was kommt heute im Fernsehen?“ folgt in der Regel die schlichte Antwort „Nichts!“, was soviel bedeutet wie „Nichts, was sich zu sehen lohnt“ – und dies, obwohl in den TV-Zeitungen etwa fünfzig Sender ihre Programme anbieten. ARD und ZDF mit ihren Regionalsendern servieren den üblichen Einheitsbrei aus öden, schlecht gemachten Flachwurzlerkrimis und langweiligen, ollen Filmkamellen, die in gefühlter Endlosschleife wiederholt werden. Ausweichen auf Privatsender ist keine Option, denn das Niveau der dort laufenden Sendungen ist oft schlicht unterirdisch, und stehen einmal gute und spannende Filme auf dem Programm, wird einem die Freude daran vergällt wegen der ständigen Werbeunterbrechungen, die dazu auch noch den Fernsehabend um eine halbe Stunde verlängern und sich außerdem mit den Anfangszeiten anderer Sender überschneiden.

Im Handelsblatt war am 22. März 2023 zu lesen, dass die öffentlich-rechtlichen Sender zum ersten Mal über mehr als zehn Milliarden Euro im Jahr verfügen. „Haupteinnahmequelle ist dabei mit einem Anteil von 85 Prozent der Rundfunkbeitrag. Jeder deutsche Haushalt muss monatlich 18,36 Euro zahlen.“ (1) So viel Geld für so viel schlechtes Programm? Ein Programm, das fast nur mehr über Sechzigjährige konsumieren. Das ist alles sehr ärgerlich.

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Meinungs- und Pressefreiheit 2.0 – Der Freitag

In eigener Sache: Die vorläufig sechs monatige Sperrung meines Blogs https://www.freitag.de/autoren/gela auf Freitag.de und der Umgang der Redaktion mit Autoren missliebiger Artikel.

In einem Beitrag auf den Nachdenkseiten berichtet Ulrich Heyden von seinen Erfahrungen als Journalist beim Medium Der Freitag und wie er auf dem öffentlichen Forum der Kommentarseiten der Freitag Community von drei deutschen „Ukraine-Verteidigern regelrecht gejagt“ wurde. https://www.nachdenkseiten.de/?p=82304

Ulrich Heyden ist ein Journalist, der seit 1992 für die Wochenzeitung Der Freitag aus Moskau und anderen Orten Russlands und den Nachbarrepubliken berichtet und seit 2015 dort für den Freitag akkreditiert ist. Nun sah sich der Freitag-Chefredakteur Philip Grassmann nicht mehr in der Lage, diese Akkreditierung zu verlängern und teilte Ulrich Heyden mit, seine Artikel würden nicht mehr im Freitag veröffentlicht, solange der Ukraine-Krieg andauert. https://ulrich-heyden.de/article/eigener-sache

Ausgehend von Ulrich Heydens Erfahrungsbericht mit Der Freitag möchte ich ergänzend über meine Erlebnisse mit dieser Wochenzeitschrift berichten.

Seit dem 21. Dezember 2021 bin ich bei Freitag gesperrt, zunächst für ein halbes Jahr. Ich betreibe dort den Blog: https://www.freitag.de/autoren/gela

Auslöser für eine zunächst auf vier Wochen befristete Sperrung war dieser Corona-Artikel, der auf meinem eigenen Blog nachzulesen ist: https://gela-news.de/omikron-boersenkurse-und-die-impfpflicht

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Manche mögen’s Bayrisch

Radiosender/Alpin FM. Alpin FM – Der „Sound der Alpen“ mit „Mehr Boarisch im Radio“ auf Erfolgskurs: eine echte Alternative.

Alpin FM: „Bei da Funkanalyse Bayern 2021 ist Alpin FM so oana vo de neia DAB+ Sender worn de am mehran gheart wern. Bei da Funkanalyse wern d’Leid danach gfragt, weichan Radiosender dass hearn. A bissl so was wia da >Senkrechtstarter< samma da, wei’s uns ja no gar ned so lang gibt.“

Es ist wirklich erstaunlich, dass sich Alpin FM, der „Shooting Star“ unter den bayerischen Radiosendern, in der alpinen Radiolandschaft durchsetzen kann. Gespielt werden „Hits und Klassiker aus Bayern und Österreich, sowie ausgewählte Musiktitel aus der Schweiz und Italien. Dazu gibt es Service und Informationen für das Voralpenland. Zu empfangen ist Alpin FM über DAB+ Kanal 7A.“

Das mit dem Service und den Informationen sollte man lieber nicht so ernstnehmen, denn die Textbeiträge beschränken sich mehrheitlich auf nullachtfünfzehn Nachrichten, die teils in ganz breitem Dialekt oder aber im feinsten Hochdeutsch gesprochen werden, was beides eher störend wirkt.

Aber die Musik halt! Auch wenn etliches an Schlagern und Schnulzen im Programm von Alpin FM vertreten ist, bleibt doch das musikalische Spektrum erstaunlich breit gefächert: Blues, Rock, Groove, Gstanzln, alles vertreten. Toller Sound, gepaart mit guten und spritzig-frechen, auch mal recht derben Texten, bayerisch eben. Mit dabei Willi Michl, Lisa Fitz, LaBrassBanda und natürlich Klassiker wie Spider Murphy Band, Wolfgang Ambros.

Und was es an unbekannter Mundartmusik und Musikgruppen, von denen man noch nie vorher gehört hat, zu entdecken gibt, ist enorm. Nie hätte man vermutet, dass es davon so viele gibt. Und zur Auflockerung dazwischen ein paar italienische Einsprengsel wie Gianna Nannini und Eros Ramazzotti, oder Musik aus der Schweiz.

Alles andere jedenfalls als der englischsprachige Musikeinheitsbrei, den man von anderen Radiostationen zu hören gewohnt ist. Und das weiche, lautmalerische Bayerisch eignet sich einfach ganz vorzüglich als Singsprache. Ist man im Süden im Auto unterwegs, werden die Fahrten mit Alpin FM wirklich kurzweilig und: Man hört wieder auf die Texte.

Man kann nur hoffen, dass der Sender auf seiner Linie bleibt und nicht ins beliebige Schlagergenre abdriftet.

Doch noch gilt: ALPIN FM, schade für den, der kein Bayrisch spricht!

Gleich mal reinhören: https://alpin.fm/external/Player/Radioplayer/index.html

https://alpin.fm/playlist

 

Der Erste Weltkrieg aus Sicht eines Pazifisten

Rezension/Romain Rolland. Auszüge aus Romain Rollands auf knapp 2.000 Seiten veröffentlichten Tagebucheinträgen von 1914 bis 1919, zu denen Albert Schweitzer das Vorwort schrieb.

Romain Rolland, Pazifist und Nobelpreisträger für Literatur, veröffentlichte 1954/55 seine erschütternden Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren des Ersten Weltkrieges.

Rolland nannte sein Tagebuch „Geschichte der europäischen Seele während des Völkerkrieges“ und Albert Schweitzer bezeichnete es als „die geistige Geschichte des Krieges von 1914“. Die Aufzeichnungen umfassen den Zeitraum von 1914 bis 1919 und dokumentieren nicht nur den Ersten Weltkrieg aus der Sicht eines Pazifisten, der an seiner Zeit fast verzweifelt, sondern auch die damalige geistige Verfasstheit der Völker und ihrer Menschen. Briefwechsel mit Geistesgrößen, der Austausch mit Wissenschaftlern, Künstlern, Schriftstellern, Politikern und Redakteuren, aber auch mit Soldaten und einfachen Leuten, finden Eingang in Rollands Schriften.

Viele Konflikte der damaligen Zeit sind noch heute virulent und die Aussagen Rollands überraschend aktuell.

Die Tagebuchaufzeichnungen von Romain Rolland beginnen am 31. Juli 1914 mit den Worten: „Die Luft ist köstlich, Glyzinienduft erfüllt die Nacht, und die Sterne leuchten in so reinem Glanz! In diesem göttlichen Frieden, inmitten dieser lieblichen Schönheit beginnen die Völker Europas das große Morden.“

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Curveball – Wir machen die Wahrheit

Rezension/Film. Eine klasse gemachte, bitterböse Politsatire über das Unwesen deutscher Geheimdienste und internationaler Politik. Oder: Wie man Fake News als Kriegsgrund verkauft.

Der Film des Regisseurs Johannes Naber beschreibt, wie es mit Hilfe des deutschen Geheimdienstes unter Mitwisserschaft der deutschen Politik zu den US-amerikanischen Lügen über Giftgasvorkommen im Irak kam und damit zur Rechtfertigung des Irak-Kriegs vor der Weltgemeinschaft. Überraschender Weise entstand aus diesem Stoff kein dröges Politdrama, sondern ein erfrischend unterhaltsam-witziger Film, auch wenn das Lachen angesichts eines Krieges, der tausende von Toten forderte und bis heute anhält, im Halse stecken bleibt.

Curveball, ein Begriff aus dem Baseball-Sport, bei dem der Ball durch bestimmte Fingerbewegungen in Rotation versetzt wird, ist der Deckname für den irakischen Asylbewerber und vermeintlichen BND-Informanten Rafid Alwan, dessen Lügen über angebliche Biomassenvernichtungswaffen Saddam Husseins von der CIA als vorgeschobener Kriegsgrund instrumentalisiert werden, so dass George W. Bush in den Krieg gegen den Irak ziehen kann.

Wunderbar passen dazu die entlarvenden Originalaufnahmen von der Sitzung des UN-Sicherheitsrats am 5. Februar 2003, die den Blick von Joschka Fischer, der dort trotz besseren Wissens zu den Lügen des US-Außenministers Colin Powell schweigt, beredt einfangen.

Im Film dazu die CIA-Agentin Lesly: Nicht die Wahrheit zähle, sondern Gerechtigkeit. Ist mehr Zynismus möglich?

Nachdem den Deutschen klar geworden ist, welchem Betrug sie aufgesessen sind, fühlen sich der irakische Asylbewerber, der sich nichts sehnlicher als einen deutschen Pass wünschte, und sein deutscher Führungsoffizier, der so lange im Irak erfolglos nach Biowaffen suchte, durch die gemeinsame Geschichte des Lügens und des so gerne Belogenwerdens in Freundschaft verbunden. Es sind keine bösen Menschen, sondern kleine, bemitleidenswerte Würstchen, die bisher ihr Leben nicht auf die Reihe bekamen, das plötzlich durch die Erfindung der Giftgasgeschichte eine ungeahnte Aufwertung und Bedeutung erfährt.

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Der Welt die Präsenz Afrikas schenken

Rezension/Afrika. Von Afrika lernen: „Afrotopia“ – Felwine Sarr und der Traum von einer poetischen Zivilisation.

Felwine Sarr, Wirtschaftswissenschaftler und Autor aus dem Senegal, erläutert in seinem Buch „Afrotopia“, wie die zukünftige Entwicklung in Afrika aussehen könnte, wenn Afrika das Selbstbewusstsein fände, sich zum Reichtum seiner eigenen Kultur und Geschichte zu bekennen.

Fakten über Afrika

Einige der von Felwine Sarr in seinem Buch angeführten Fakten:

Afrika umfasst 54 Staaten auf einem Gebiet, das der Fläche der USA, Chinas, Indiens und einem Teil Westeuropas entspricht. Der afrikanische Kontinent macht ein Viertel der globalen Erdmasse aus, besitzt sechzig Prozent des ungenutzten Kulturbodens und ein Drittel der weltweiten Bodenschätze, von denen erst ein Zehntel ausgebeutet wird. Seit 2020 liegt das Wirtschaftswachstum bei über fünf Prozent. Nur 4,5 Prozent der Treibhausgasemissionen werden auf dem afrikanischen Kontinent verursacht.

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Englisch? – Esperanto!

Nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU gibt es keinen Grund, Englisch als Verkehrssprache beizubehalten. Wegen seiner leichten Erlernbarkeit und Neutralität bietet sich Esperanto als Alternative zu Englisch an.

Wie bekannt, gibt es im Deutschen drei grammatikalische Geschlechter, im Französischen zwei, im Englischen eins, in Esperanto keins. Alle Substantive enden einfach auf „o“ und so heißt ein Schüler/eine Schülerin/ein SchülerSternchenIn einfach nur „lernanto“, wobei das „ant“ nach dem Wortstamm als Zeit die Gegenwart angibt. Jetzt wissen Sie schon, dass Esperanto geschlechtsneutral ist und wie man damit Zeiten bildet (Vergangenheit „int“, Zukunft „ont“). Das Wunderbare an Esperanto ist, dass die gesamte Grammatik auf nicht einmal zwei DinA4-Seiten Platz hat und in seiner Logik ohne jede Ausnahmeregel kinderleicht zu erlernen ist.

Esperanto ist keine Herrschaftssprache wie Englisch, das denjenigen, die Muttersprachler sind, immer einen Vorteil verschafft. Esperanto dagegen hat gerade für diejenigen Vorteile, denen das Lernen einer Fremdsprache nicht so leicht fällt. Es könnte europaweit an allen Grundschulen als erste Fremd- beziehungsweise Plansprache gelehrt werden. Verständigung wäre so über alle kulturellen und Staatsgrenzen hinweg möglich. Schon heute ist Esperanto in Ungarn als Prüfungsfach an einigen höheren Schulen zugelassen. Es wird dort bevorzugt von den „lernantoj“ (Plural „j“) belegt, da es sich bedeutend leichter als jede andere Sprache erlernen lässt. Wie uns Wikipedia sagt, existiert an der Universität Amsterdam ein Lehrstuhl für Esperanto und auch in Posen wird ein Studiengang in Esperanto angeboten. In Polen und in Kroatien gehört Esperanto zum immateriellen Kulturerbe.

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