Ein Privatjet vom Typ Falcon 50 stürzte bald nach dem Start im türkischen Flughafen Ankara-Esenboğa am Abend des 23. Dezembers ab. An Bord des Flugzeugs, das auf dem Rückflug nach Tripolis war, befanden sich der militärische Stabschef der Tripolis-‚Regierung‘, Mohammed Ali Achmed al-Haddad, sowie andere hochrangige libysche Militärangehörige.
Türkei in Libyen am Scheideweg.
Nach fast elfjähriger Haft gab die libanesische Justiz die Freilassung von Hannibal Gaddafi, die Aufhebung seiner Reisebeschränkung und die Reduzierung der Kaution von elf auf knapp eine Million US-Dollar bekannt. Sein Anwalt Laurent Bayon bestätigte, dass Gaddafi das Land verlassen wird, sobald die rechtlichen Verfahren abgeschlossen sind. Bayon betonte, dass die Details der Weiterreise seines Mandanten aus Sicherheits- und Rechtsgründen vertraulich bleiben. Die Ausreise erfolgt in ein arabisches Land; Südafrika erklärte, die Niederlassung von Hannibal Gaddafi auf seinem Territorium offiziell genehmigt zu haben.
Dringend gefordert wird auch die Freilassung von Abdullah as-Senussi, Achmed Ibrahim und Mansur Dau aus libyscher Haft.
Der von libanesischer Seite angegebene Grund für Hannibals jahrlange Inhaftierung, Informationen über das Verschwinden des libanesischen Imams Musa as-Sadr und seiner beiden Begleiter im Jahr 1978 – also zu einem Zeitpunkt, als Hannibal zwei Jahre alt war – zurückzuhalten, ist lächerlich. Bei aller Freude über die Beendigung dieser himmelschreienden Ungerechtigkeit stellt sich dennoch die Frage, wieso gerade jetzt und wieso so schnell? Ein Blick in die Vergangenheit von Iran und Libanon sowie auf die heutigen politischen Konstellationen ist hilfreich.
Anlässlich des Jahrestags der Ermordung seines Vaters Muammar al-Gaddafi dokumentiert Saif al-Islam die Verschwörung der libyschen Verräter, die mit den Kolonialmächten gegen das eigene Volk konspirierten. Verräter waren es auch, die den libyschen Volkshelden Omar al-Mukhtar und andere libysche Widerstandskämpfer an die italienische Besatzungsmacht auslieferten. Und auch in Algerien kämpften sogenannte Harkis als algerische Hilfstruppen für das französische Besatzungsregime.
Doch die Rolle der Verräter am Verlauf der Geschichte wird gerne totgeschwiegen.
Am 20. Oktober 2025 jährt sich zum 14. Mal der Tag der Ermordung von Muammar al-Gaddafi.
Gaddafi befand sich am 20. Oktober 2011 zusammen mit seinem Sohn Mutassim und Sicherheitsleuten in einem Konvoi auf dem Weg aus der Stadt Sirte. Mit Hilfe deutscher Spionage-Logistik konnte die Fahrzeugkolonne von einer US-amerikanischen Reaper-Drohne aufgespürt werden. Der Konvoi änderte noch seine Route, konnte aber dem Beschuss durch zwei französische Kampfjets nicht entkommen. Die Fahrzeuge wurden in Brand gesetzt, mehrere Dutzend Personen getötet, der Konvoi gestoppt. Der verwundete Gaddafi flüchtete mit anderen Überlebenden in einen nahegelegenen Tunnel, wo er von extremistischen Islamisten aufgespürt, misshandelt und ermordet wurde.
Nachdem Hauptmann Hannibal Gaddafi im Libanon aufgrund schwerer Erkrankungen von seiner Gefängniszelle in ein Krankenhaus verlegt werden musste, schlägt die Empörung über seine unrechtmäßige Inhaftierung nicht nur in Libyen hohe Wellen. Der internationale Druck, der auf den Libanon zur Freilassung von Hannibal Gaddafi ausgeübt wird, erhöht sich.
Der ehemalige französische Präsident wurde in der Libyen-Affäre zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Doch sein wahres Verbrechen, die Zerstörung Libyens, bleibt ungesühnt. Sarkozy führte 2011 die internationale Koalition an, die mit Hilfe der NATO zum Sturz der damaligen Dschamahiriya-Regierung führte.
Saif al-Islam Gaddafi veröffentlichte anlässlich des 56. Jahrestags der Septemberrevolution brisante Originaldokumente aus dem Jahr 1969, um das Geschichtsverständnis über die Vorgänge um die Machtergreifung durch die Offiziere der Freien Unionisten zurechtzurücken.
Anlässlich des 46. Jahrestages der libyschen Revolution von 1969 schrieb die libysche Schriftstellerin Yasmine asch-Schibani in der Zeitung Rai al-Youm (London): „Zum Jahrestag der Weißen Revolution … Was wäre, wenn Gaddafi noch unter uns wäre?“
Abdullah Naker (Summit Partei): „Wenn dieser Krieg ausbricht, werden alle Parteien die Verlierer sein. Sein erstes und letztes Opfer wird das libysche Volk sein, in allen Regionen, vom Osten über den Westen bis in den Süden.“
Der massive Aufmarsch der Dabaiba-Streitkräfte in Tripolis stellt eine Drohkulisse dar. Ein Kriegsausbruch in der Hauptstadt mit offenem Ausgang steht allerdings entgegen aller Interessen. Nun sind Verhandlungen zwischen der Dabaiba-‚Regierung‘ und der von ihr bekämpften Deterrence Force in der Türkei geplant.
Obwohl inzwischen die Dabaiba-Streitkräfte vom Präsidialrat als Oberkommandierenden zurück an ihre Standorte beordert wurden, bleiben sie in Tripolis präsent. Die Lage bleibt fragil.