Grenzübergans Ras Adschdir von Zuwara-Milizen übernommen / Bargeldknappheit verursacht lange Schlangen vor den Banken / Exorbitant gestiegene Preise vor Opferfest / Symphathiebekundungen für Saif al-Islam Gaddafi / Vorbereitung Gemeinderatswahlen / Erdölminister Aoun beschuldigt konkurrierenden „Ölminister“ / UN-Sicherheitsrat beschäftigt sich mit Libyen / Beunruhigende Lage in Nachbarländern Sudan, Niger und Tschad: Pipelinesprengung im Niger / „Wolkenimpfung“ in Algerien

 Vom 16. Bis 20. Juni wird auch in Libyen zum Ende der Mekka-Hadsch (Pilgerreise) das islamische Opferfest Eid al-Adha gefeiert und in vielen Städten auf öffentlichen Plätzen Gebete abgehalten.

 Milizen – Militär – Gewalt

 + Laut Augenzeugen haben am 20. Juni Mitglieder der Rapid Intervention Force aus Zuwara die Kontrolle über den Grenzübergang Ras Adschdir nach Tunesien übernommen. Einheiten des Innenministeriums unter Trabelsi sollen geflohen sein und sich vom Grenzübergang zurückgezogen haben.  Zuwara-Mitglieder stürmten die Büros, die Trabelsi zuvor für die Verwaltung der Überfahrt eingerichtet hatte, und übernahmen auf libyscher Seite die vollständige Kontrolle über den Grenzübergang.
Die tunesische Seite stationierte Kräfte der Nationalgarde und des Innenministeriums auf ihrer Seite des Grenzübergangs, um sich auf einen möglichen Durchbruch vorzubereiten.
Der Grenzübergang Ras Adschdir war vorher nach einer Vereinbarung der tunesischen und der Dabaiba-‚Regierung‘ für humanitäre und diplomatische Fälle geöffnet worden. Die vollständige Öffnung sollte am 20. Juni erfolgen, wurde aber verschoben.
Der Leiter der Tunesischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Mostafa Abdelkebir, hatte bereits vorher innerlibysche Streitigkeiten zwischen dem Innenminister der Dabaiba-‚Regierung‘, Emad at-Trabelsi, und der Gemeinde Zuwara um die lukrative Kontrolle des Grenzübergangs als Grund  für die Verschiebung gesehen.
Der seit dem 19. März gesperrte Grenzübergang Ras Adschdir ist sowohl für Libyen als auch für Tunesien von großer wirtschaftlicher Bedeutung.
https://x.com/SaifFuture/status/1803947578469322897
https://x.com/SaifFuture/status/1800994905491206190
https://libyareview.com/45310/libyas-internal-conflicts-delay-ras-ajdir-border-reopening/

+ Die Leiche von Abdul Raouf al-Habaschi wurde in einem Rasthaus in Ain Zara gefunden. Er war von Unbekannten erschossen worden.
https://x.com/SaifFuture/status/1800541609538564563

+ Nahe des Tibesti-Hotels in Bengasi wurde die Leiche von Muhammad asch-Schalmani ad-Darsi gefunden.
https://x.com/SaifFuture/status/1801362214974058725

+ Nach seiner Festnahme durch eine Miliz in Tawergha musste der Journalist Ayad Abdel Dschalil aufgrund gesundheitlicher Probleme als Folge der Haftbedingungen und von Folter in eine Klinik in Misrata verlegt werden.
https://x.com/SaifFuture/status/1800691417209258231

+ Eine mit Trabelsi (Dabaiba-‚Regierung‘) verbundene Miliz entführte am 14. Juni Abdel Hadi Hawal, ein Mitglied der Miliz von Muammar ad-Dhawi, Kommandeur des 55. Bataillons, und seinen Fahrer, als sie zum Grenzübergang Dhiba unterwegs waren.
https://x.com/SaifFuture/status/1801440876138274833

+ Auf den Direktor der BP Company for Partnership zwischen dem Private und Public Sector, Abdel Madschid Maligta, wurde in Tripolis ein Mordanschlag verübt, bei dem Maligta nur leicht verletzt wurde.
Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus floh Maligta nach Ägypten.
https://x.com/LibyaReview/status/1801679081102315808
https://x.com/SaifFuture/status/1801752001866305615

+ Der Blogger Youssef Muhammad Pagan, der einen Transport in das Takbali-Lager für syrische Söldner in der Stadt Tripolis dokumentierte, wurde am 17. Juni verhaftet.
https://x.com/SaifFuture/status/1802839466224013495

+ In az-Zawiya wurde die Küstenstraße in Höhe des Mellitah Gate von einer Miliz gesperrt.
https://x.com/SaifFuture/status/1803167395995078738

+ Am 20. Juni brachen in der Stadt az-Zawiya (westlich von Tripolis) Milizenkämpfe aus.
Beteiligt sind die Kabwat-Miliz, die dem Kommandeur der 103. Brigade (Othman al-Lahab) nahesteht, und eine Miliz unter der Führung von Riad Belhadsch. Es gab drei Tote und mehrere Verletzte, darunter ein fünfjähriges Kind.
Video: https://x.com/LibyaReview/status/1803885750863433966
https://x.com/alwasatengnews/status/1803916810078818324
https://x.com/LibyaReview/status/1804112078610825417
https://x.com/SaifFuture/status/1803947054256832623

+ Bürger der Gemeinde Dschikharra (südliches Libyen) versammelten sich, um gegen die Verhaftung von Mashallah Faradsch Fadl zu protestieren. Fadl hatte in einem Video seine Unzufriedenheit mit den Lebensbedingungen in der Region, der mangelnden ärztlichen Versorgung seines kranken Kindes und dem Benzinmangel zum Ausdruck gebracht.
Die protestierenden Bürger forderten den Anschluss ihres Gebiets an den Man-Made-River, um gegen Unterbrechungen der Wasserversorgung gewappnet zu sein.
https://x.com/alwasatengnews/status/1803709577180876841
https://x.com/alwasatengnews/status/1803705336131653951

+ Der Oberkommandierende der LNA, Khalifa Haftar, ernannte seinen bisherigen Stabschef, Generalleutnant Khairy at-Tamimi, in der Nachfolge von Generalmajor Abdulkarim Hadiya zum Chef des Generalkommandos. Haftars Sohn, Saddam Haftar, wurde zum Stabschef der Landstreitkräfte ernannt.
[Die LNA wandelt sich langsam zu einem Familienunternehmen.]
https://www.agenzianova.com/de/news/libia-il-capo-di-gabinetto-di-haftar-nominato-segretario-generale-dellesercito-nazionale/

+ Italienisches Radar überwachte den Flug eines türkischen Militärfrachtflugzeugs über die Balkanroute nach Libyen. Über die Balkanroute wird der griechische Luftraum umgangen, da dieser für türkische Militärflugzeuge gesperrt ist.
https://x.com/SaifFuture/status/1801033559055958236

+ Das russische Kriegsschiff Waryag und die Fregatte Marschall Schaposchnikow legten „zu einem Arbeitsbesuch“ am 17. Juni im Hafen von Tobruk an.
https://x.com/alwasatengnews/status/1802747753430163701

Libyen intern 

+ Die Menschen standen in großer Hitze vor Beginn des Eid-al-Adha-Fests vor den Banken in langen Schlangen, um angesichts der Liquiditätsknappheit an ihr Geld und ihr Gehalt zu kommen. In allen Landesteilen stiegen die Preise für Lebensmittel exorbitant an, während ein Mangel an Bargeld herrscht.
Auch vor den Kaufstellen von Gasflaschen bildeten sich lange Schlangen.
https://x.com/SaifFuture/status/1801224983542198761
https://x.com/SaifFuture/status/1801276617139835292

+ Die Hohe Nationale Wahlkommission (HNEC) gab zum 18. Juni bekannt, dass mehr als 30.000 Wähler für die Gemeinderatswahlen in 60 Gemeinden registriert wurden.
https://libyareview.com/45278/30000-voters-registered-for-libyan-municipal-elections/

Erdöl/Erdgas

+ Die National Oil Corporation (NOC) hält trotz des starken Widerstands verschiedener libyscher Stellen, darunter die Generalstaatsanwaltschaft, das Rechnungsprüfungsamt, das Parlament und sogar ein von der Dabaiba-‚Regierung‘ eingesetztes Expertenteam, an ihrer Entscheidung fest, das NC7-Gasfeld durch ein internationales Konsortium unter Führung des italienischen Energieriesen ENI zu erschließen. Kritiker haben Bedenken wegen möglicher Korruption und einer Missachtung der nationalen Interessen Libyens geäußert.
https://news.libyadesk.com/libyan-noc-backs-eni-consortium-on-nc7-gas-field-development-despite-regulatory-and-political-challenges/

+ Der Erdölminister der Dabaiba-‚Regierung‘, Muhammad Aoun, wandte sich an den Vorsitzenden der Verwaltungskontrollbehörde Abdullah Gadirbuh und wies auf zahlreiche Verstöße des konkurrierenden Ölministers Khalifa Radschab Abdel Sadek hin. Sadek soll Entscheidungen getroffen haben, zu denen er nicht befugt war. Er verletze „Gesetze und geltendes Recht“, indem er seinen Posten nicht räume. Aoun appellierte an die Verwaltungskontrollbehörde, dringend einzugreifen.
Aoun zeigte sich auch überrascht darüber, dass ihn Dabaiba nicht zur letzten Sitzung des Ministerrats eingeladen hat und sich weigert, Schreiben von ihm entgegenzunehmen.
Dabaiba hatte Aoun seines Amtes enthoben und Radschab Abdel Sadek eingesetzt. Die Amtshebung war von richterlicher Stelle aber wieder aufgehoben worden.
https://x.com/SaifFuture/status/1803167832248652213
https://x.com/alwasatengnews/status/1803701346895536567

+ Die libysche National Oil Company (NOC) zeigte sich überrascht, dass ihren 65 Angestellten vom Finanzministerium die Gehälter für Mai und Juni nicht überwiesen wurden. Sie seien dadurch gezwungen, „immer innovativere und kreativere Wege“ zu finden, um zu überleben.  Der NOC-Vorsitzende, Farhat Bengdara, wandte sich an das Finanzministerium der Dabaiba-‚Regierung‘ und forderte die Zahlung von Gehältern sowohl für das Unternehmen als auch für die damit in Verbindung stehenden Firmen. Das NOC überweise die Öleinnahmen regelmäßig auf die Konten des Finanzministeriums. Das heißt, die Gelder gehen auf das Konto der Libya Foreign Bank, die zu 100 Prozent der Zentralbank (CBL) gehört.
 https://www.agenzianova.com/de/news/libia-ritardi-negli-stipendi-del-settore-petrolifero-di-maggio-e-giugno/

Bewegung Saif al-Islam Gaddafi

+ Während am 14. Juni eine lange Schlange in der Republic Bank in Tarhuna (90 km südöstlich von Tripolis) anstand, um Geld für Einkäufe zum Eid al-Adha-Fest (Opferfest) abzuheben, stimmte einer der Wartenden das berühmte Lied aus der Gaddafi-Ära „Nur Gott, Muammar und Libyen“ an, worauf die anderen Wartenden lauthals in den Gesang einstimmten.
Die Preise für Schafe haben sich seit dem Sturz der Dschamahirija-Regierung exorbitant erhöht. Für ein Schaf müssen heute etwa 700 EUR bezahlt werden.
Video: https://www.agenzianova.com/en/news/Libya-crowd-sings-pro-Gaddafi-chants-in-Tarhuna/

+ In Zawiya erschienen im Stadtbild Bilder von Muammar al-Gaddafi und Saif al-Islam Gaddafi und die Zawiya Youth Association schickte Gratulationsgrüße an die Familie Gaddafi.
https://x.com/SaifFuture/status/1801736543339692478

+ Der russische Botschafter in Libyen, Aidar Aghanin, ist der Ansicht, dass Saif al-Islam Gaddafi als libyscher Staatsbürger das Recht hat, am politischen Leben teilzunehmen. Laut Gesetz dürfe keinem libyschen Staatsbürger das Recht, an Wahlen teilzunehmen, verwehrt werden. Bekanntlich habe der Ausschluss ehemaliger Regimeanhänger in anderen arabischen Ländern Extremismus und Gewalt nach sich gezogen. Die Libyer wollten sich nicht in eine ähnliche Lage bringen lassen.
Die Mitglieder des ehemaligen Regimes seien derzeit bereits in verschiedenen libyschen Institutionen vertreten, selbst diejenigen, die vor der Revolution hohe Positionen innehatten und  immer noch Anhänger des ehemaligen Regimes sind.
Der Botschafter betonte, dass Wahlen der einzige Weg sind, um legitime Institutionen zu schaffen, die Libyen zu Entwicklung und Wohlstand führen. Er erklärte auch, dass Russland keine Militärstützpunkte in Libyen habe und auch nicht beabsichtige, einen ständigen Militärstützpunkt in Libyen zu errichten. Die Aufstellung eines Africacorps sei ohne ausdrückliche Vereinbarungen und parlamentarische Ratifizierung sowohl in Russland als auch in den beteiligten afrikanischen Staaten logistisch und rechtlich unwahrscheinlich.
https://x.com/SaifFuture/status/1800337208798257346
https://libyareview.com/45039/russia-calls-for-elections-in-libya/

+ Human Rights Watch forderte Washington auf, die Umstände der Festnahme und Auslieferung des Libyers Abu al-Marimi an die USA aufzuklären. Die internationalen Standards für ein faires Verfahren müssten eingehalten und es müsse al-Marimi gestattet werden, mit seiner Familie zu kommunizieren. Abu al-Marimi wird in einem US-Gefängnis gefangen gehalten, die Staatsanwaltschaft wird voraussichtlich seine Inhaftierung bis Ende des Jahres beantragen. Al-Marimi wird vorgeworfen, an dem Lockerbie-Attentat im Jahre 1988 beteiligt gewesen zu sein.
Die Dabaiba-‚Regierung‘ hatte al-Marimi an die USA ausgeliefert, um die Gunst Washingtons zu gewinnen, entgegen früher zwischen den USA und Libyen getroffenen Vereinbarungen. Maßgeblich beteiligt war unter Missachtung der libyschen Gesetzgebung die inzwischen gestürzte Außenministerin Nadschla al-Manqusch, eine treue Dienerin der USA.
Der Leiter des Nationalen Instituts für Menschenrechte, Ahmed Hamza, erklärte, der Fall und das Leid des libyschen Staatsbürgers al-Marimi in diesem beispiellosen Präzedenzfall sei eine Schande für al-Dabaiba.
https://x.com/SaifFuture/status/1800598275021758974
https://x.com/SaifFuture/status/1800597904920584565

+ Dr. Saif al-Islam Muammar Gaddafi trauert um Scheich Dr. Muhammad Ali al-Ahwal, Leiter der Generalkonferenz der libyschen Stämme und Städte im Jahr 2011 und Generalsekretär der Konferenz der Unterstützer der Dschamahirija-Regierung seit 2012.
Getrauert wird auch um den ehemaligen Vorsitzenden des Sozialrats der Warfalla-Stämme, Scheich Dr. Mohammed Mesbah Barghouti. Trauerfeiern wurden am 19. Juni in der Stadt Bani Walid abgehalten.
Ebenfalls in Trauer gedacht wird des erst kürzlich verstorbenen Ingenieurs Dschadallah Azouz at-Talhi.
https://x.com/SaifFuture/status/1803111012029116441
https://x.com/SaifFuture/status/1803071737946333295
https://x.com/SaifFuture/status/1803567157789212728

+ Nasser Amar, Kommandeur von Vulkan des Zorns, erklärte, dass die nächste Schlacht zwischen Saif al-Islam und Khalifa Haftar geschlagen wird, und dass dabei einem von Beiden das Rückgrat gebrochen wird. Die Revolutionäre sollten ihre Reihen schließen und Saif al-Islam unterstützen. Er sei es wert und stehe für das Libyen von morgen.
Khalifa Haftar besitzt einen us-amerikanischen Pass und wird als CIA-Mann angesehen.
https://x.com/SaifFuture/status/1803566748592906580

+ Am 10. Juni wurde Nadschib Madi vom Internen Sicherheitsdienst in Bengasi bereits 106 Tage lang in Haft gehalten. Ihm wird vorgeworfen, den Präsidentschaftskandidaten Dr. Saif al-Islam Gaddafi zu unterstützen.
https://x.com/SaifFuture/status/1800149351517585715

+ Scheich Ali Abu Sabiha, der über 80-jährige Leiter des Versöhnungsteams von Dr. Saif al-Islam Gaddafi, der von der Inneren Sicherheit in Bengasi gefangen gehalten wird, befindet sich seit dem 12. Juni in einem kritischen Gesundheitszustand.
Scheich Ali Abu Sabhiha aus Sebha wurde am 20. Juni bereits 62 Tage gefangen gehalten. Libyan Crime Monitoring Organization verurteilte die Festnahme. Scheich Sabhiha wurde aufgrund eines Facebook-Beitrags verhaftet, in dem er die Kandidatur von Saif al-Islam Gaddafi bei Präsidentschaftswahlen unterstützte.
https://x.com/SaifFuture/status/1800930177582542888
https://x.com/SaifFuture/status/1803780050375848410
https://x.com/SaifFuture/status/1803473467876036698

+ Tik-Tok-Video zeigt den Konvoi von Saif al-Islam Gaddafi bei der Durchfahrt eines Saharadorfes.
https://x.com/SaifFuture/status/1800692354795647167

Libyen und das Ausland 

+ Es sollen sich noch Milliarden an libyschen Vermögenswerten versteckt in afrikanischen Ländern wie Mali, Senegal und Guinea sowie in Südafrika und Kenia befinden. Der libysche Gold- und Diamantenschatz, der als Grundlage für eine afrikanische Währung dienen sollte, sowie 100 Milliarden USD in bar, werden immer noch in Südafrika vermutet. Die Vermögenswerte wurden 2011 von der Dschamahirija-Regierung vor dem Zugriff der seit 2011 eingesetzten und Libyen ausbeutenden „Regierungen“ in Sicherheit gebracht.
Wegen mangelnder Kooperation der Zielländer wurde die Suche zunächst eingestellt, 2023 aber wieder aufgenommen und es werden derzeit verstärkte Finanzkontrollen durchgeführt, um die Herkunft der von den afrikanischen Ländern angelegten Gelder zu ermitteln.
Auch in Europa sollen 200 Milliarden USD in Form von Anlagevermögen, Einlagen, Aktien und Sachanlagen auf zahlreiche europäische Länder verteilt sein.
[Man kann nur hoffen, dass diese Gelder noch versteckt bleiben und nicht den Korruptis in Libyen in die Hände fallen.]
https://libyareview.com/45158/investigators-trace-libyan-hidden-billions-in-africa/

+ Der jüngste Bericht des Prüfungsbüros der Libyschen Auslandsbank von 2022 stellte fest, dass die Bank trotz wiederholter Anfragen „keine konsolidierten Abschlüsse für alle eigenen Beiträge der Bank seit ihrer bisherigen Gründung erstellt hat“. Der Bericht fügte hinzu, dass es ohne diese Aussagen unmöglich sei, die Vermögenswerte und Verbindlichkeiten der Bank nachzuvollziehen oder die Anlagefähigkeit der Geschäfte der Bank zu bewerten, wobei dies als Verstoß gegen Artikel 254 des Handelsgesetzes zur Kenntnis genommen wird.
Der Bericht hob auch hervor, dass sich 2022 die Mittel der Libyschen Auslandsbank in Asien, Europa und Afrika auf drei Milliarden USD beliefen.
https://news.libyadesk.com/african-countries-seize-control-of-libyan-investments/

+ Libyen hat (neben Armenien, Bahrain, Brasilien, dem Vatikan, Indien, Indonesien, Mexiko, Saudi-Arabien, der Slowakei, Südafrika, der Schweiz, Thailand und der VAE) das Abschlussdokument des Schweizer Ukraine-Gipfels nicht unterzeichnet.
https://libyareview.com/45222/libya-declines-to-sign-peace-summit-statement-on-ukraine/

UNO

+ Laut Africa Intelligence gibt es drei Bewerber um das Amt des UN-Sondergesandten für Libyen in der Nachfolge von Abdoulaye Bathily, der im April zurücktrat und dessen Stelle augenblicklich die US-Amerikanerin Stephanie Khoury als amtierende Leiterin einnimmt.
Die drei Bewerber sind Ramtane Lamamra aus Algerien, Christian Buck aus Deutschland (war von 2016 bis 2018 deutscher Botschafter in Libyen) und Mohamed el-Hacen Ould Lebatt aus Mauretanien.
[Man kann davon ausgehen, dass so schnell kein neuer UN-Gesandter ernannt wird und die US-Amerikanerin Stephanie Khoury das Amt behält].
https://x.com/alwasatengnews/status/1803403746824822942

+ Stephanie Khoury hielt ihre erste Rede vor dem UN-Sicherheitsrat zur Lage in Libyen. Sie betonte die Notwendigkeit einer politischen Einigung, um die derzeitige Pattsituation zu überwinden und den Weg für glaubwürdige Wahlen in Libyen zu ebnen. Sie berichtete, dass die überwältigende Mehrheit der Libyer, mit denen sie gesprochen hatte, die Notwendigkeit einer politischen Einigung hervorhob, um den derzeitigen Stillstand zu überwinden, nationale Wahlen abzuhalten und die Legitimität aller Institutionen wiederherzustellen.
Sie beklagte, dass zehn von zwölf Kommunalwahlzentren im Osten des Landes am Betrieb gehindert wurden. Khoury forderte die dortigen Behörden auf, mit der Wahlkommission zusammenzuarbeiten.
Sie bedauerte, dass der Abzug ausländischer Streitkräfte und Söldner aus Libyen immer noch stagniert und die wirtschaftliche Lage für viele Libyer immer schwieriger wird.
[Leider erwähnt Koury nicht, dass dieses fürchterliche Schlamassel, in dem Libyen steckt, die USA, GB und Frankreich mit ihrem 2011 veranstalteten Nato-Krieg gegen zu verantworten haben.]
https://news.un.org/en/story/2024/06/1151246

+ Der libysche UN-Vertreter, Taher as-Sunni, machte in seiner Rede vor dem UN-Sicherheitsrat ausländische Einmischung für die Krise des Landes verantwortlich. Er kritisierte regionale und internationale Mächte für ihre Ausbeutung Libyens und forderte den Abzug aller ausländischen Truppen und Söldner. As-Sunni sagte: „Wir haben die Stagnation und die Lektionen darüber, was wir tun sollten, satt.“
As-Sunni wies darauf hin, dass die Libyer das Vertrauen in die Sitzungen des Sicherheitsrates verloren hätten, da keinerlei Lösungen zustande gekommen sind. Er betonte, dass die nationale Aussöhnung die wesentliche Grundlage für alle anderen politischen Prozesse sei. Er hob hervor, dass sich in den letzten drei Jahren 2,8 Millionen Libyer als Wähler registriert haben und immer noch auf Wahlen warten. As-Sunni betonte, dass das libysche Volk klare Antworten darauf verdiene, wer den politischen Prozess behindere. Er forderte, dass die Lösung des politischen Stillstands dem libyschen Volk überlassen werden sollte.
https://libyareview.com/45299/libyas-envoy-to-un-blames-foreign-interference-for-crisis/

+ Frankreich sprach sich im UN-Sicherheitsrat für die baldige Abhaltung von Wahlen aus.
https://x.com/SaifFuture/status/1803567269378674777

+ Russland erklärte vor dem UN-Sicherheitsrat, dass „die Wahlen keine Bedingungen beinhalten sollten, die einige politische Persönlichkeiten ausschließen, die breite Unterstützung im Volk genießen, wie etwa Vertreter des ehemaligen Regimes.“
Der russische Vertreter äußerte sich auch besorgt über Pläne externer Parteien, an der Grenze zu Libyen Milizen zu stationieren und zu versorgen. Solche Operationen eien der Vereinigung der Streitkräfte nicht förderlich.
https://x.com/SaifFuture/status/1803569084027535390
https://www.agenzianova.com/de/news/libia-botta-e-risposta-tra-usa-e-russia-al-consiglio-di-sicurezza-delle-nazioni-unite/

+ Die USA beschuldigten vor dem UN-Sicherheitsrat Russland, gefälschte libysche Geldscheine in Umlauf gebracht zu haben und äußerten sich besorgt über die russische Schiffe, die Libyen mit militärischer Ausrüstung versorgten.
https://www.agenzianova.com/de/news/libia-botta-e-risposta-tra-usa-e-russia-al-consiglio-di-sicurezza-delle-nazioni-unite/ 

Weitere Nachrichten aus Libyen

+ Die bankrotte libysche Charterfluggesellschaft Ghadames Airlines von Mohamed Akram steht im Verdacht, süd- und zentralasiatische Migranten, die mit gültigen Visa in Libyen eingereist waren, vom Flughafen Benina (Bengasi) und vom Flughafen Mitiga (Tripolis) aus nach Nicaragua zu fliegen, damit sie von dort aus in die USA weiterreisen können. Es könnte sich um eine neue Migrationsroute in die USA handeln.
Ghadames Airlines hat Flüge für Geldwäscher und Migranten geöffnet. Die libyschen staatlichen Institutionen haben entweder den Menschenschmuggel ignoriert oder sind von Schmugglern infiltriert, da Milizionäre, die an solchen Praktiken beteiligt sind, in den letzten Jahren Positionen in den staatlichen Organen oder in Staatsunternehmen einnehmen konnten. Die Schleuserbanden scheinen Verbündete innerhalb der Luftfahrtinstitutionen in ganz Libyen zu haben, die sie decken.
https://news.libyadesk.com/libya-nicaragua-migrant-flights-raise-concerns-ahead-of-us-elections/?ref=weekly-dispatch-newsletter

+ Libyen hat weltweit die höchste Rate an Verkehrstoten. Dies wird zum Großteil auf den schlechten Zustand der Straßen zurückgeführt (Schlaglöcher, fehlende Beschilderung und unzureichende Beleuchtung). Libyens Straßeninfrastruktur hat durch jahrelange Konflikte, politische Instabilität und Vernachlässigung stark gelitten, verschärft durch Korruption und Betrug im Bauwesen. Der Parlamentsabgeordnete Dschaballah asch-Schibani bzeichnete den Straßenzustand gar als „Vernichtungskrieg gegen die Menschen, ausgelöst durch schreckliche Verkehrsunfälle, die gnadenlos Menschenleben fordern“.
https://libyareview.com/45043/libya-records-highest-traffic-fatality-rate-worldwide/
https://libyareview.com/45260/libyan-mp-highlights-neglect-fraud-in-libyas-road-system/

+ Libyen hat Schulden in Höhe von 111 Millionen USD bei 60 tunesischen Privatkliniken, angefallen für die Behandlung libyscher Patienten in Tunesien. Bereits 2022 hatte Dabaiba die Begleichung des Schuldenberges zugesagt.
https://libyareview.com/45191/libyas-unpaid-medical-bills-to-tunisian-clinics-exceed-111million/

+ Viele Sudanesen sind aufgrund des Krieges in ihrem Land nach Libyen geflohen. Libyen beherbergt Kriegsflüchtlinge aus dem Tschad, dem Sudan, Niger und anderen afrikanischen Ländern. Beklagt wird die unzureichende Unterstützung internationaler Organisationen, einschließlich der UNO.
Libyen verbindet mit dem Sudan eine 280 Kilometer lange Grenze.
https://libyareview.com/45046/libya-hosts-500000-sudanese-refugees/

+ In der südostlibyschen Stadt Kufra sind inzwischen mehr als 15.000 sudanesische Kriegsflüchtlinge eingetroffen. Dies macht mehr als ein Drittel der Stadtbewohner aus. Etliche Dörfer im Sudan wurden während des Krieges niedergebrannt.
Viele Flüchtlinge leiden an AIDS, Hepatitis und Malaria.
https://libyareview.com/45248/kufra-struggles-with-influx-of-sudanese-refugees/

+ SOS Mediterranee hat am 18.06. die Rettung von 54 Migranten vor der libyschen Küste bekannt gegeben.
In Libyen wächst die Besorgnis über die zunehmende Zahl von Migranten, zumal die EU Maßnahmen ergreift, die sie in den Transitländern halten sollen.
https://libyareview.com/45237/54-migrants-rescued-off-libyan-coast/

LIBYENS NACHBARN

+ Sudan. „Das zentrale Krankenhaus in der sudanesischen Stadt Al-Faschir ist von den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) angegriffen und außer Betrieb genommen worden. Das berichtete Reuters am Sonntag (9.6.) unter Berufung auf die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. 1,8 Millionen Einwohner und Vertriebene bewohnen die Stadt in der nordwestlichen Region Darfur. Dort verläuft derzeit die Front zwischen der sudanesischen Armee und den RSF. […] Bei einem separaten Angriff am Sonnabend auf das Lager Abu Shouk im Norden der Stadt ist ein weiteres medizinisches Zentrum getroffen worden. Dabei wurden mehr als 30 Menschen verletzt und mindestens zwei getötet.“
jW, 11.06.2024

+ Sudan. Der UN-Sicherheitsrat hat sich am 18. Juni mit der Verschärfung der Krise im Sudan befasst, da die Zivilbevölkerung weiterhin unter den brutalen Kämpfen zwischen den rivalisierenden Militärs leidet, während unabhängige Ermittler dem Menschenrechtsrat in Genf von einer „eklatanten Missachtung“ der grundlegenden Menschenrechte und des Völkerrechts durch die Kämpfer berichteten.
https://news.un.org/en/story/2024/06/1151151

+ Sudan. „Der Krieg im Sudan verschlechtert die humanitäre Lage der Bevölkerung weiter. »Der Sudan ist eine der schwersten Krisen, welche die Welt seit Jahrzehnten gesehen hat«, erklärte der Präsident von »Ärzte ohne Grenzen« (MSF), Christos Christou, am Donnerstag im Kurznachrichtendienst X. Im Sudan kämpfen seit April 2023 die Armee von Abdel Fattah Al-Burhan und die rivalisierende RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Dagalo gegeneinander. Bisher wurden Zehntausende Menschen getötet. Mehr als 7,1 Millionen Menschen sind seit Beginn des Konflikts innerhalb des Landes vertrieben worden.
(AFP/jW – 20.06.2024)

+ Sudan. Der sudanesische Vertreter bei der Sitzung des UN-Sicherheitsrats wirft der LNA von Khalifa Haftar (us-amerikanischer Pass) vor, dass sein Sohn Khaled Haftar die paramilitärischen RSF-Rebellen mit Waffen und Munition versorgt hat.
https://x.com/SaifFuture/status/1803166669289767323

+ Tschad. „Bei einem Feuer in einem großen militärischen Munitionslager im Tschad sind am Dienstag (18.06.) mehrere Menschen ums Leben gekommen. Außenminister und Regierungssprecher Abderaman Koulamallah sprach bei Facebook von »gewaltigen Explosionen« und rief die Bevölkerung auf, ruhig zu bleiben. In der Umgebung des Munitionslagers befinden sich zahlreiche Wohnhäuser, der einzige internationale Flughafen des Landes sowie ein französischer Militärstützpunkt. Das Feuer habe »Explosionen von Munition aller Kaliber« verursacht, teilte ein Vertreter der französischen Streitkräfte mit.“
(AFP/jW)

+ Niger. „Pipelinesprengung im Niger. Angriff auf chinesische Ölinfrastruktur vertieft Spannungen in der Region. Es ist eine wirtschaftliche Katastrophe für eines der ärmsten Länder der Welt. »In der Nacht des 16. Juni hat die Patriotische Befreiungsfront ihre Drohung wahrgemacht und als erste Warnung an die Junta in Niamey einen wichtigen Abschnitt der Pipeline außer Betrieb gesetzt«, erklärte die Gruppe zu der Sprengung der Niger-Benin-Ölpipeline in den sozialen Netzwerken am Montag. Dies berichtete der französische Sender TV5 Monde.
Bereits am Mittwoch der vergangenen Woche hatte die nigrische Armee einen Angriff auf die Pipeline vereitelt. Nach Angaben des Militärs wurden sechs nigrische Soldaten im Süden des Landes, welche die Anlage schützten bei einem Angriffsversuch von »bewaffneten Banditen« getötet. Das Militär habe die »Angreifer zum Rückzug« gezwungen und eine »unbekannte« Zahl von Toten und Verwundeten mitgenommen.
Sonntagnacht (16.06.).hatte die Guerilla dann Erfolg und sprengte die Pipeline, welche die Ölfelder von Agadem im Nordosten des Niger mit dem Hafen Benins im Golf von Guinea verbindet. Das als »Afrikas längste Ölpipeline« bekannte Projekt ist erst 2022 fertiggestellt worden und erstreckt sich über fast 2.000 Kilometer. Sie hatte eine Kapazität von 90.000 Barrel pro Tag.“
Junge Welt, 21. Juni 2024
[Die Pipeline sollte ursprünglich vom Niger durch Libyen ans Mittelmeer verlaufen.]

Nachtrag 21. Juni: „Niger hat verkündet, seine Zusammenarbeit mit dem französischen Konzern Orano, der in Niger Uran fast geschenkt abbauen durfte, zu beenden. Als neuer Partner bietet sich eigentlich nur Russland an, was Russlands führenden Anteil über den weltweiten Uranmarkt noch erhöhen dürfte. […] Niger ist der größte afrikanische Uranproduzent und der fünftgrößte weltweit. Das nigrische Uran geht zum größten Teil nach Frankreich. Die Abbaurechte hat praktisch seit dem Ende der Kolonialzeit der französische Konzern Orano, der das Uran zu einem weit geringeren Preis als dem Marktpreis aus Niger nach Frankreich exportiert. Unter anderem dieser fast unbegrenzte Zugriff auf billiges Uran war der Grund dafür, dass Frankreich bei der Stromerzeugung so sehr auf Atomstrom gesetzt hat.“
https://anti-spiegel.ru/2024/niger-beendet-zusammenarbeit-mit-frankreich-beim-uranabbau/

+ Ägypten. „Russland und Ägypten führen gemeinsame Marineübung im Mittelmeer durch. Kairo ist für Moskau ein wichtiger Partner im Mittelmeerraum, und die beiden Staaten bauen ihre Zusammenarbeit nach und nach aus. Die Zusammenwirkung geht dabei über den Wirtschaftsbereich hinaus. Zuletzt haben die Länder eine gemeinsame Marineübung durchgeführt.“
https://freede.tech/international/209270-russland-und-aegypten-fuehren-gemeinsame-marineuebung-durch/

+ Tunesien. „Tunesien wird seine Wolken >impfen<, um mit Hilfe Indonesiens die Dürre zu bekämpfen. Es ist nicht möglich, die Niederschlagsmenge vorherzusagen, und der Rückgriff auf diesen Prozess birgt das Risiko von Überschwemmungen.
>Cloud Seeding< wurde von den Vereinigten Staaten während ihres Klimakriegs gegen Vietnam und Laos (künstlicher Monsun auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad) entwickelt. Es wird durch das Übereinkommen von 1976 über das Verbot des militärischen Einsatzes zur Klima-Änderung oder
anderer Techniken oder für feindliche Zwecke geregelt.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°91 – 14. Juni 2024

+ Algerien. „Der malaysische Konzern Lion wird 8 Milliarden US-Dollar in Boumerdès (Algerien) investieren, um Metallurgie-, Stahl- und Aluminiumwerke zu errichten.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°91 – 14. Juni 2024

+ Algerien/Tunesien. „Wiedereröffnung der Eisenbahnstrecke Algier – Tunis. Die tunesische Eisenbahngesellschaft (SNCFT) und die algerische nationale Eisenbahnverkehrsgesellschaft (SNTF) haben die Wiederaufnahme der Bahnverbindungen zwischen den beiden Ländern angekündigt,
nachdem die betroffenen Abschnitte in den letzten sechs Jahren saniert wurden.
Voltaire, internationale Nachrichten – N°91 – 14. Juni 2024