Hannibal al-Gaddafis Gesundheitszustand verschlechtert / Mobilisierung und Milizengewalt im westlichen Libyen / „Öl für Brot“ – jetzt auch in Libyen? / Finanzüberwachungsausschuss gebildet

 Hannibal al-Gaddafi im Hungerstreik

+ 02.07.: Gesundheitszustand verschlechtert. Der Anwalt von Hannibal al-Gaddafi, Paul Romanos, berichtete, dass Hannibal al-Gaddafi, Sohn von Muammar al-Gaddafi, wegen seines kritischen Gesundheitszustands (Unterzucker) ein zweites Mal in ein Krankenhaus in Beirut gebracht wurde, aber schon nach wenigen Stunden dieses wieder verlassen konnte. Er habe enorm Gewicht verloren.
Hannibal begann am 3. Juni einen Hungerstreik, um gegen seine Inhaftierung im Libanon seit 2015 ohne Anklage und Gerichtsverfahren zu protestieren. Er war aus Syrien entführt worden, wo er als politischer Flüchtling Asyl erhalten hatte.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1675807103053643776

+ 05.07.: Bürgerprotest. Eine Gruppe von Bürgern forderte im Hauptquartier des Präsidialrats in Tripolis die Freilassung von Hannibal.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1676973097675632641/photo/1

+ 06.07.: Menschenrechte. „Das Napoli No War Network, eine italienische Gruppe für Frieden und Menschenrechte, schickte einen Brief an den libanesischen Botschafter in Italien mit dem Aufruf zur Freilassung von Hannibal Gaddafi.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1677085557803941888

+ 06.07.: Dabaiba-‚Regierung‘. Der Anwalt des libyschen Staatsbürgers Hannibal al-Gaddafi, bat das Justizministerium der Dabaiba-‚Regierung‘ um Kontaktaufnahme mit seinem libanesischen Amtskollegen, nachdem der Präsidialrat beschlossen hatte, einen Ausschuss unter der Leitung von Halima al-Busaifi zu bilden.
Das Justizministerium teilte daraufhin dem Anwalt mit, dass die gesamte Auslandskorrespondenz über das Außenministerium abgewickelt werde und dass dieses nicht bereit sei, die von ihm erstellte Korrespondenz bezüglich Hannibal in den Libanon weiterzuleiten. Das Justizministerium gab bekannt, dass die ‚Außenministerin‘ der Dabaiba-‚Regierung‘, Nadschla al-Mangusch, den Versand der Briefe bezüglich des Hannibal-al-Gaddafi-Falls behindert.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1677087332766187521

+ 06.07.: Dabaiba-‚Regierung‘. Inzwischen bestätigte auch der libanesische Außenminister Abdullah Bouhabib, dass die Dabaiba-‚Regierung‘ nicht wegen der unrechtsmäßigen Einkerkerung Hannibals intervenieren wolle.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1676703830401073153

+ 06.07.: Generalstaatsanwaltschaft. Eine Aussage von as-Sour al-Misrati ist skandalös: As-Sour sagte, er könne sich nicht für Hannibal Muammar al-Gaddafi einsetzen, weil dieser keine libysche Identitätsnummer besitzt. Somit könne er nicht als Libyer betrachtet werden und somit habe der libysche Staat damit nichts zu tun. https://twitter.com/SaifFuture/status/1676973287115722753

Militärische und Milizenaktivitäten

+ 02.07.: Entführung/Tripolis. Eine bewaffnete, unbekannte Truppe stürmte das Hauptquartier des Generalplanungsrates in Tripolis, schlug einen Mitarbeiter, terrorisierte die anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bedrohte sie mit Waffen, brach Türen auf und verschleppte den Untergeneralsekretär des Planungsrates Sami Schaladi aus seinem Büro an einen unbekannten Ort.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1675529772049334272

+ 04.07.: Küstenstraße blockiert. Bewaffnete haben im westlichen Libyen die Küstenstraße zur az-Zawija-Raffinerie und die Straße zwischen al-Dschamil und Zuwara mittels Erdwälle gesperrt. Es soll damit die Freilassung von Abdul Raouf al-Kabou ((Alaa al-Schaibani) erzwungen werden, dem vorgeworfen wird, an Morden, Drogenhandel und Schmuggel beteiligt gewesen zu sein. Er ist auch auf Foltervideos zu sehen, die vor Kurzem im Internet kursierten.
Al-Kabou war bei seinem Grenzübertritt von Tunesien nach Libyen in Ras Adschir festgenommen und in ein Gefängnis nach Tripolis gebracht worden.
https://libyareview.com/35794/libyas-coastal-road-blocked-by-militia-group/
https://en.alwasat.ly/news/libya/403966

+ 05.07.: Mobilmachung. Im westlichen Libyen ist die Mobilmachung von Milizen und Militär zu beobachten.
https://twitter.com/MstrMax11/status/1676354356499689477

+ 05.07.: Angriffsplanung. Laut militärischen Quellen bereitet Dabaiba mit Unterstützung der türkischen Streitkräfte, die den Watija-Stützpunkt besetzt halten, einen Angriff auf Generalmajor Osama Dschuili im westlichen Libyen vor. Damit will sich Dabaiba die Kontrolle über die gesamte westliche Region sichern.
Dabaiba hat ein neues militärisches Einsatzzentrum unter dem Kommando von Salah an-Namrusch gebildet.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1676972576403488768

+ 07.07.: Stromausfall. Die Elektrizitätsgesellschaft GECOL informierte über einen teilweisen Stromausfall in der Umgebung der 80 km westlich von Tripolis gelegenen Stadt al- Adschaylat. Die Stromleitungen seien durch anhaltende Kämpfe in der Stadt beschädigt worden.
https://en.alwasat.ly/news/libya/404181

Libyen und das Ausland

+ 02.07.: USA/Parlament. 70 libysche Parlamentarier haben die jüngste Erklärung des US-Botschafters Richard Norland abgelehnt, der dazu aufrief, das Erdöl wegen der wirtschaftlichen und politischen Folgen nicht als politische Waffe einzusetzen. Laut den Parlamentariern beruhe die Erklärung von Norland auf unzutreffenden Informationen. Der Beschluss, die Öleinnahmen der libyschen Justiz zu unterstellen, diene dazu, die Rechte des libyschen Volkes zu schützen und Libyens Ressourcenreichtum für künftige Generationen zu erhalten.
https://libyareview.com/35735/libyan-mps-reject-us-interference-in-internal-affairs/

+ 03.07.: USA/al-Araibi. Der Vorsitzende des Parlamentsausschusses für Energie und natürliche Ressourcen, Issa al-Araibi, kritisierte die jüngsten Äußerungen des US-Botschafters in Libyen, Richard Norland, und bezeichnete sie als eine eklatante Einmischung in die inneren Angelegenheiten Libyens. Norland interessiere sich nur für das libysche Öl- und Gas, nicht aber für das Leiden der Bevölkerung und die grassierende Korruption.
Sollten Ölfelder geschlossen werden, sei dies eine innerlibysche Angelegenheit, jede ausländische Einmischung werde abgelehnt. Gefordert werde die gerechte Verteilung des Reichtums unter allen Libyern.
https://libyareview.com/35741/libyan-mp-us-envoy-disregards-suffering-of-libyan-people/

+ 03.07.: USA. Laut Independent Arabia ähneln die Vorschläge von Norland bezüglich der Aufteilung der libyschen Öleinnahmen dem berüchtigten „Öl-für-Lebensmittel“-Programm, das 2003 zur Zeit der Herrschaft von Saddam Hussein die irakische Bevölkerung an den Rand des Hungertodes brachte.
https://libyareview.com/35767/is-the-us-seeking-to-reproduce-iraqs-notorious-oil-for-food-program-in-libya/

+ 04.07.: USA/Haftar. Auch LNA-Oberkommandierender Khalifa Haftar bezieht gegen Norland Stellung: Die jüngsten Äußerungen des US-Botschafters seien inakzeptabel. Ihm und anderen Botschaftern sei es nicht gelungen, in Libyen irgendwelche positiven Ergebnisse zu erzielen.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1675979803533426688

+ 08.07.: USA/NOC. Der Chef der Libyschen Zentralbank (CBL), as-Siddiq al-Kebir, traf sich in Tunis mit der Geschäftsträgerin der US-Botschaft in Libyen, Leslie Ordeman, um einen sogenannten „Plan zur Offenlegung und Transparenz“ zu besprechen. Thema waren auch die „monatliche Aufstellung der öffentlichen Einnahmen und Ausgaben, die Bildung eines höheren Finanzausschusses zur Verbesserung der Transparenz, gemeinsame Anstrengungen zur Unterstützung der National Oil Corporation (NOC) und die Gasförderung“ ebenso wie die Partnerschaft mit US-AID zur ‚Unterstützung‘ libyscher Institutionen und der Plan der CBL zur Bereitstellung von Bargeld in allen Regionen.
https://libyareview.com/35866/al-kabir-ordeman-discuss-increasing-libyan-oil-production/

+ 04.07.: Russland. Der russische Präsident Putin hat den Vorsitzenden des Präsidialrats, Mohamed al-Menfi, zum bevorstehenden Russland-Afrika-Gipfel Ende Juli eingeladen.
https://libyareview.com/35774/libya-to-participate-in-russia-africa-summit/

+ 03.07.: Wagner-Gruppe. Mohamed Eljarh schreib auf al-Monitor, dass sich die Wagner-Frage erheblich auf den Konflikt in Libyen auswirken und zu weiterer Instabilität im Lande führen könnte. Allerdings hätten Militär- und Sicherheitsquellen im östlichen Libyen, die aus erster Hand über Wagners Aktivitäten in diesem Land informiert sind, al-Monitor bestätigt, dass es seit den Vorgängen um Wagner in Russland nichts Ungewöhnliches in Bezug auf Wagners Aktivitäten oder Bewegungen in Libyen gebe. Trotzdem stelle sich die Frage, zu was Wagner in Libyen fähig sein könnte. Die LNA selbst sei zwischen zwei mächtigen ausländischen Akteuren – Russland und der Nato – gefangen, und es wäre unklar, auf welche Seite sie sich letztendlich schlagen wird.
Auch sei unklar, wie die LNA reagieren würde, wenn Wagner sich gegen sie wenden würde. Darüber hinaus sei die LNA besorgt, dass Wagner moderne Waffensysteme einfliegen könnte, ohne sich mit der LNA abzustimmen. Sollte Wagner rebellieren oder meutern, so könnte dies zu weiterer Instabilität in Libyen und sogar zu einem Bürgerkrieg führen.
Neben Russland finanzieren die LNA und die libyschen Behörden im Osten Wagner-Aktivitäten in Libyen. Nachgesagt werden Wagner auch Einnahmen durch Schmuggelaktivitäten und Beteiligungen am Abbau von Edelmetallen.
https://www.al-monitor.com/originals/2023/06/libya-factions-reassess-wagners-operations-light-mutiny-russia

+ 06.07.: Wagner/Prigoschin. Russia Today veröffentlichte ein Foto von Prigoschin, dem Chef der Wagner-Gruppe, auf dem er eine LNA-Uniform trägt. Im Hintergrund ist das Logo der Dignity Forces von Khalifa Haftar zu erkennen. Das Foto wurde bei einer Durchsuchung von Prigoschins Büro gefunden.
Foto: https://twitter.com/SaifFuture/status/1676973505353482240/photo/1

+ 07.07.: Wagner-Gruppe. Laut AgenziaNova hat der russische Präsident Putin einen Gesandten nach Bengasi geschickt, um mit LNA-Oberbefehlshaber Khalifa Haftar über die Situation der Wagner-Gruppe zu sprechen.  Der Kreml habe Haftar versichert, dass mehr als 2.000 Wagner-Kämpfer und -Techniker im Land bleiben werden. Es werde keine Probleme geben, auch wenn es an der Spitze Änderungen gebe.
https://www.agenzianova.com/en/news/five-hundred-Wagner-mercenaries-would-leave-the-Central-African-Republic-for-Libya/

+ 08.07.: Tunesien/Migration. Human Rights Watch (HRW) hat Tunesien aufgefordert, die „kollektive Ausweisung“ schwarzafrikanischer Migranten in ein Wüstengebiet nahe der libyschen Grenze zu beenden.
Hunderte von Migranten aus Subsahara-Afrika sind unter katastrophalen Bedingungen im Süden Tunesiens gestrandet, seit sie in der vergangenen Woche aus der Hafenstadt Sfax vertrieben wurden. Zuvor war es nach der Beerdigung eines 41-jährigen Tunesiers, der bei einer Schlägerei zwischen Migranten und Tunesiern erstochen worden war, zu einem Gewaltausbruch zwischen Migranten und Tunesiern gekommen.
Tunesische Sicherheitskräfte haben seit dem 2. Juli Migranten, darunter Kinder und schwangere Frauen, in eine abgelegene, militarisierte Pufferzone an der tunesisch-libyschen Grenze abgeschoben. Migranten berichteten, sie seien geschlagen worden und es seien sogar Menschen erschossen worden.
Junge Welt: Tunesiens Präsident Saied habe es abgelehnt, „für andere Länder den Wachtmeister“ zu spielen. „Denn die EU versucht Tunesien zu erpressen. Schließlich befindet sich das Land am Rande der Zahlungsunfähigkeit. Präsident ­Saïed aber weigert sich, eine Vereinbarung mit dem Internationalen Währungsfonds einzugehen. Also wollen EU-Politiker wie die extrem rechte italienische Premierministerin Giorgia Meloni die Notlage ausnutzen und mit Tunis einen Flüchtlingsdeal nach dem Vorbild des Abkommens mit der Türkei abschließen. Bisher hat sich Saïed nicht darauf eingelassen.“
https://libyareview.com/35869/hrw-urges-tunisia-to-end-expulsion-of-migranTunets-to-libyan-borders/
https://www.jungewelt.de/artikel/454297.menschenrechte-ausgesetzt-in-der-w%C3%BCste.html

+ 08.07.: Ägypten/Türkei. Der Sprecher des ägyptischen Außenministeriums, Ahmed Abu Zeid, hat bestätigt, dass der ägyptische Präsident es-Sisi und der türkische Präsident Erdogan Direktiven zur vollständigen Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen erlassen haben. Zeid: „Ägypten und die Türkei haben ein gemeinsames Interesse daran, die Stabilität in Libyen zu verbessern. Dies soll durch die Unterstützung der bevorstehenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Libyen erreicht werden“. Er bekräftigte Ägyptens unmissverständliche Position der Nichteinmischung, die Ablehnung ausländischer Kräfte in jeglicher Form und die Bildung einer gewählten Regierung.
https://libyareview.com/35882/egypt-turkey-reject-foreign-intervention-in-libya/

+ 04.07.: Algerien. Der libysche Botschafter in Algerien wurde abberufen. Der Grund dafür dürfte sein, dass er den algerischen Gesundheitsminister in der südlibyschen Stadt Ghat mit einer Medaille mit der Gravur „The Great Jamahiriya“ geehrt hat. Die Medaille war der Dank dafür, dass Algerien einen Konvoi mit medizinischen Hilfsgütern in das südliche Libyen gesandt hatte.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1675808369641177091/photo/1

+ 07.07.: Türkei/Algerien. Am Rande der Ministertagung der Bewegung der Blockfreien Staaten in Baku (Aserbaidschan) erörterten der algerische Außenminister Ahmed Ataf und sein türkischer Amtskollege Hakan Fidan die Lage in Libyen.
https://en.alwasat.ly/news/libya/404175

+ 08.07.: Belgien. Ein belgisches Gericht hat einen internationalen Haftbefehl gegen Ali Mahmud Hassan, den Vorsitzenden der Libyschen Investitionsbehörde (LIA), bestätigt sowie das Einfrieren von 15 Milliarden Euro von LIA-Konten bei der in Brüssel ansässigen Bank Euroclear gebilligt. Zuvor hatte der belgische Generalstaatsanwalt Michel Claise den belgischen Richter, der die Korruptionsuntersuchung im Europäischen Parlament leitet, wegen Korruption und Amtsmissbraucht zugunsten von Ali Mahmud Hassan unter Arrest gestellt.
Die LIA erklärte, ihr Kampf richte sich gegen den belgischen Prinzen Laurent, der offenbar erheblichen Einfluss auf die belgische Justiz ausübe. Die LIA vertraue auf die kompetente internationale Justiz und nicht auf Belgien, das offenbar darauf aus sei, libysches Vermögen ohne legitimen Grund zu beschlagnahmen.
Die 2006 von der Dschamahirija-Regierung gegründete LIA sollte Überschüsse aus den Öleinnahmen im Ausland anlegen. 2011 wurden ihre Vermögenswerte eingefroren.
https://libyareview.com/35876/belgian-court-upholds-arrest-warrant-for-libyas-lia-chairman/

+ 08.07.: Afrikanische Union/Kongo. Der Außenminister der Republik Kongo, Jean-Claude Gakosso, und eine Delegation der Afrikanischen Union wurden in Bengasi von LNA-Kommandanten Khalifa Haftar empfangen.
https://twitter.com/alwasatengnews/status/1677755915187961857

Weitere Nachrichten aus Libyen

+ 06.07.: as-Senussi. Ahmed Nacschad, Anwalt von Generalmajor Abdullah as-Senussi (ehemaliger Chefs des Militärgeheimdienstes der Dschamahirija) erklärte, dass der inhaftierte as-Senussi am 17. Juli an einer Gerichtsverhandlung teilnehmen soll. Die Verteidigung lege Beweise für die Unschuld des Mandanten vor und fordere seinen Freispruch.
Es ist davon auszugehen, dass nach einem Urteil, unabhängig wie es ausfallen wird, von der Gegenseite Berufung eingelegt und der Fall an den Obersten Gerichtshof verwiesen wird.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1677086539891736579

+ 06.07.: Finanzaufsichtsausschuss. Der Präsidialrat plant, einen 16-köpfigen Finanzaufsichtsausschuss unter der Leitung von al-Menfi (Vorsitzender des Präsidialrats) und Farhad bin Gadara (Chef der NOC) zu bilden, der die Ein- und Ausgaben sowie die gerechte Verteilung der libyschen Gelder überwachen soll. Dabei soll auf die Hilfe von internationalen und lokalen Institutionen zum Zweck der Finanzentwicklung, Politikgestaltung und Transparenzförderung zurückgegriffen werden.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1677096516001972226

+ 08.07.: Finanzaufsichtsausschuss. Die UN-Sondermission in Libyen (UNSMIL) begrüßte die Entscheidung des Präsidialrats, einen hochrangigen Finanzaufsichtsausschuss einzusetzen, der sich neben Vertretern des Präsidialrats auch aus Vertretern des Parlaments, des Hohen Staatsrats, der Dabaiba-‚Regierung‘, der LNA, des Rechnungshofs, der Verwaltungskontrollbehörde und der Nationalen Ölgesellschaft zusammensetzen soll.
https://libyareview.com/35886/unsmil-commends-creation-of-high-level-financial-supervisory-committee-in-libya/

+ 08.07.: Saddam Haftar. Die französische Zeitschrift Jeune Afrique schreibt, dass der jüngste Sohn des LNA-Befehlshabers Khalifa Haftar, Saddam Haftar, jetzt als „möglicher Nachfolger seines Vaters“ angesehen wird. Er mache „keinen Hehl daraus, bei den nächsten Präsidentschaftswahlen kandidieren zu wollen“. In der Biographie zu Saddam Haftar heißt es, dass er bei seiner Mutter in Bengasi aufwuchs und „wenig über seine Jugend bekannt ist, außer dass er keinen Schulabschluss hat“. Jeune Afrique beschuldigte Saddam Haftar auch, am Schmuggel von Treibstoff, Gold und Schrott sowie am Drogen- und Menschenhandel beteiligt zu sein, um daraus Profit zu schlagen und Europa damit unter Druck zu setzen.
In dem Artikel wird auch auf einen Bericht der israelischen Zeitung Haaretz vom November 2021 Bezug genommen, wonach „Saddam den israelischen Geheimdiensten eine Botschaft übermittelte, in der er vorschlug, die Beziehungen [mit Israel] im Gegenzug für militärische Unterstützung zu normalisieren“.
https://en.alwasat.ly/news/libya/404256

+05.07.: Streikdrohung. Die Allgemeine Gewerkschaft der Hochschullehrer hat ‚Premierminister‘ Dabaiba eine Frist von 45 Tagen gesetzt, um Genehmigungsverfahren für Fakultätsmitglieder und Lehrbeauftragte, denen eine finanzielle Unterstützung für ein Auslandsstudium bewilligt wurde, einzuleiten. Andernfalls werde das Studium ausgesetzt und an allen Hochschulen und technischen Einrichtungen zu einem Sitzstreik aufgerufen. Die Gewerkschaft ist über die Untätigkeit der Regierung trotz anderslautender Versprechungen enttäuscht.
https://libyareview.com/35812/libyan-university-union-threatens-to-suspend-studies/

+ 05.07.: Ziad Dagh Yam. Der vom Parlament entlassene Ziad Dagh Yam wird neuer libyscher Botschafter in den Niederlanden. Dies dürfte die Belohnung dafür sein, dass er sich seinerzeit in Genf kaufen ließ und bei der ‚Wahl‘ einer Übergangsregierung seine Stimme al-Menfi und Dabaiba gab.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1676705047520980999

05.07.: Erdgas. Öl- und Gasminister Mohamed Aoun hat eine Erhöhung der Gasexporte nach Europa zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen und erklärt, dass dies frühestens in fünf Jahren in Betracht gezogen werden könne.
https://libyareview.com/35804/libya-rules-out-increasing-gas-supplies-to-europe/

+ 02.07.: Migration. Der britische Premierminister Rishi Sunak plant Berichten zufolge eine „strategische Partnerschaft“ zur Verstärkung der Zusammenarbeit mit Italien, um den Strom der Migranten über das Mittelmeer zu stoppen und sie nach Nordafrika, insbesondere nach Libyen, zurückzubringen.
https://libyareview.com/35732/uk-italy-discuss-agreement-to-repatriate-migrants-to-libya/

+ 03.07.: Migration. An der Küste bei Ras Lanuf wurden die Leichen von zwei ertrunkenen Migranten gefunden.
https://libyareview.com/35762/2-migrant-bodies-found-off-libyan-coast/

+ 03.07.: Migration. In einem Vorort von Tobruk (östliches Libyen) wurden 237 Migranten ägyptischer und pakistanischer Nationalität befreit, die auf einem Bauernhof festgehalten worden waren.
https://en.alwasat.ly/news/libya/403720

+ 05.07: Migration. „Im ersten Halbjahr dieses Jahres sind laut den Vereinten Nationen 1874 Menschen gestorben, als sie versuchten, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. So hoch waren die Zahlen zuletzt vor sechs Jahren.“
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/mittelmeer-flucht-tote-100.html

+ 06.07.: Küstenwache. Die EU-Kommission erklärte, dass es klare Hinweise darauf gebe, dass die libysche Küstenwache von kriminellen Gruppen unterwandert sei.
https://en.alwasat.ly/news/libya/404363

Rückblick

+ Nato-Krieg 2011: Der Krieg gegen Libyen war nach dem Irak der zweite US-Dollar-Krieg. „Was die ersten beiden Dollarkriege betrifft, so muss man zunächst verstehen, dass Länder wie der Irak und Libyen große Energiemächte sind – Mächte, die es wagten, die amerikanische Währung herauszufordern. […] Im Februar 2003 verkaufte Saddam Hussein drei Milliarden Barrel Rohöl für einen Betrag von über 25 Milliarden Euro. Dieser Verkauf erfolgte in Euro und nicht in US-Dollar. Einen Monat später marschierten die USA in den Irak ein. […]
Auch in Libyen kam es 2009 zu einem Krieg um den Dollar. Muammar al-Gaddafi, zu dieser Zeit Präsident der Afrikanischen Union, schlug dem gesamten afrikanischen Kontinent eine echte Währungsrevolution vor: Er wollte sich der Dominanz des US-Dollars entziehen und eine afrikanische Währungsunion gründen. Mit ihr wären die Exporte von Öl und anderen natürlichen Ressourcen des Kontinents nicht in Dollar bezahlt worden, sondern in einer neuen Währung, die er Gold-Dinar nennen würde. Auch er hatte sein Todesurteil unterschrieben. […]
Der US-Dollar ist eine Währung ohne Gegenwert. Es gibt nichts dahinter. Es gibt nichts Greifbares. Der heutige Wert des US-Dollars hat zum größten Teil nichts mit realen Vermögenswerten zu tun, die ihn absichern sollten. Sein Wert wird nur durch die Gelddruckmaschine und die militärische Dominanz der USA gestützt, eine Dominanz, die es ermöglicht, alle Unzufriedenen zu unterdrücken.“
https://www.nachdenkseiten.de/?p=100483#more-100483

+ Sahara-Projekt. Bis zum Nato-Krieg gegen Libyen 2011 wurden im Rahmen des Sahara-Projekts Wadi al-Lud, das sich über eine Länge von 180 Kilometern von Abu Dscheim bis al-Dschufra erstreckte, sowohl Olivenbäume als auch Wald gepflanzt. Ab 2008 konnten Oliven geerntet, in einer modernen Pressanlage zu Olivenöl verarbeitet und bereits 2009 auf den Markt gebracht werden.
Es war geplant, die so in der Sahara kultivierten Flächen (Oliven, Datteln) an die Bewohner der nahe gelegenen Gebiete im Rahmen eines Siedlungsprojekts zu übergeben.
Nach dem Nato-Krieg 2011 wurde dieses Projekt zerstört, die Ausrüstung gestohlen, Bäume und Palmen starben und das Land wurde wieder unfruchtbare Wüste.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1675530598582984704