Die wichtigsten Ereignisse in MiddleEastNorthAfrica und der afrikanischen Welt
MENA
+ Arabische Liga/Syrien. „Die Außenminister der arabischen Länder haben eine Rückkehr Syriens in die Arabische Liga beschlossen. Das sagte Gamal Ruschdi, Sprecher des Generalsekretärs der Organisation. […] Eine politische Lösung sei der >einzige Weg< zu einer Einigung, sagte Ägyptens Außenminister Samih Schukri bei der Eröffnung der Sitzung in Kairo. Eingriffe ausländischer Staaten hätten die Krise in Syrien verschärft. Die Hauptverantwortung für eine Lösung liege bei der Regierung in Damaskus. Diese kontrolliert mit Verbündeten inzwischen wieder etwa 70 Prozent des zersplitterten Kriegslandes. […]
Der Arabischen Liga gehören derzeit etwa 20 Staaten an. Der 1945 gegründete Zusammenschluss hat sich zum Ziel gesetzt, die Beziehungen zwischen den arabischen Ländern zu festigen, ihre Politik zu koordinieren sowie die Souveränität der Staaten zu schützen.“
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/syrien-arabische-liga-102.html
+ Tunesien. „Auf internationaler Ebene hat Tunesien seine Beziehungen zu Syrien nach einem zehnjährigen Bruch wieder aufgenommen, was ideologische und politische Auswirkungen hat. Auf wirtschaftlicher Ebene lehnte Tunesien das IWF-Darlehen ab, und es kursieren Gerüchte über das Interesse des Landes an einem Beitritt zu den BRICS-Staaten, während die EU jegliche Finanzhilfe an eine Vereinbarung mit dem IWF geknüpft hat. […] Präsident Kais Saied hat die Bestimmungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) abgelehnt und erklärt, dass >Tunesien nicht zum Verkauf steht<. In Ermangelung eines wirtschaftlichen Fahrplans inmitten einer sich verschlimmernden Krise kursieren Gerüchte über die Absicht Tunesiens, den BRICS-Staaten beizutreten, während die Europäische Union die IWF-Vereinbarung an die Aussicht auf finanzielle Unterstützung geknüpft hat.
Das von einer Dürre heimgesuchte Tunesien bereitet sich auf einen schwierigen Sommer vor, in dem die Wassernutzung zunehmend eingeschränkt wird, was den Diskurs über die wachsende Unzufriedenheit mit der Regierung inmitten der Wirtschaftskrise anheizt.“
LibyaDesk, April 2023
+ Ägypten. „Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert von der ägyptischen Militärjunta umfassende Angriffe auf den Lebensstandard der Bevölkerung, bevor er die nächste Tranche eines Kredits freigibt, mit dem das Land die habgierigen Forderungen seiner internationalen Gläubiger erfüllen will.
Die Auslandsverschuldung Ägyptens liegt nach einem weiteren Darlehen von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) sowie der Ausgabe neuer Staatsanleihen zu höheren Zinssätzen – nur um die laufenden Staatsausgaben zu finanzieren – mittlerweile bei 147,75 Milliarden Euro, was 93 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht. Gleichzeitig ist der Wert des US-Dollars und anderer wichtiger Währungen gegenüber dem ägyptischen Pfund gestiegen, da alle großen Zentralbanken die Zinssätze erhöht haben. Weil die Verschuldung Ägyptens gestiegen ist, zahlt die Regierung mehr für Schuldentilgung als für sein Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen. […]
Im vergangenen Dezember hatte der IWF Ägypten ein Darlehen in Höhe von 2,72 Milliarden Euro gewährt – bereits das vierte seit Präsident Abdel Fattah es-Sisi im Jahr 2013 die gewählte, den Muslimbrüdern nahestehende Regierung von Präsident Mohammed Mursi in einem Militärputsch gestürzt hat. Ägypten ist damit der zweitgrößte Schuldner des IWF nach Argentinien. Doch das Darlehen reicht bei weitem nicht aus, um die Finanzierungslücke zu schließen, die auf etwa 15 bis 64 Milliarden Euro geschätzt wird.“
https://www.wsws.org/de/articles/2023/04/28/xrkz-a28.html
+ Israel. „Psychologischer Schachzug gegen Iran – Israel eröffnet Botschaft in Turkmenistan. Die Annäherung zwischen Iran und den Golfstaaten wurde seitens Israel damit beantwortet, dessen Präsenz nördlich von Iran auszubauen, wobei Aserbaidschan eine sicherheitspolitisch strategische Dimension zukommt, während Turkmenistan wohl hauptsächlich psychologische Bedeutung hat.“
https://rtde.team/asien/168653-psychologischer-schachzug-gegen-iran-israel/
+ Israel. „Die israelische Rindfleischproduktion wird durch Weideland gestützt, das Palästinensern gehört, aber israelische Viehzüchter nutzen die Tatsache aus, dass Palästinenser ihr eigenes Land auf der anderen Seite der Trennmauer nicht erreichen können, und weiden ihre Kühe auf gestohlenem Land.“
https://bip-jetzt.de/2023/04/29/bip-aktuell-257-die-trennmauer-als-profitables-geschaeft/
+ Israel. 03.05.: „Khader Adnan wurde am 5. Februar von der israelischen Armee verhaftet und befand sich seit drei Monaten im Hungerstreik. Den israelischen Behörden zufolge war der Mann ein führendes Mitglied des Islamischen Dschihad in Palästina, was er jedoch bestritt.
Nach der Bekanntgabe seines Todes wurden mehrere Raketen aus dem Gaza-Streifen auf unbewohntes Gebiet in Israel abgefeuert. Dabei kam es nach offiziellen Angaben zu keinen Schäden oder Opfern. Wenige Stunden später begannen die israelischen Vergeltungsangriffe auf den Gaza-Streifen. Nach Angaben der israelischen Verteidigungskräfte (IDF) wurden ein Militärposten, ein Waffendepot und eine Trainingseinrichtung der Hamas getroffen. […]
Adnan wurde seit dem Jahr 2004 mindestens elfmal von israelischen Behörden festgenommen. Seine wiederholten Verhaftungen und seine langen Hungerstreiks hatten ihn zu einem Symbol des palästinensischen Widerstands gemacht. “
https://rtde.live/kurzclips/video/169163-raketenabschuesse-aus-gaza-fuer-tod/
+ Israel. 04.05.: „Bei einem israelischen Militäreinsatz im Westjordanland sind nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums drei Palästinenser getötet worden. Laut israelischem Militär sollen zwei von ihnen an einem Terroranschlag beteiligt gewesen sein. […]
Nablus liegt im von Israel besetzen Westjordanland. Eigentlich hat die palästinensische Autonomiebehörde dort die Kontrolle, tatsächlich gab es dort und an anderen Orten in den letzten Monaten eine Reihe von israelischen Militäreinsätzen.“
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/westjordanland-tote-feuergefecht-100.html
+ Israel. „Die israelische drusische Gemeinschaft, die bisher sogar in den Sicherheitskräften und in Tsahal perfekt integriert war, steht kurz vor der Explosion. Sie reagierte verärgert auf das Gesetz der Jewish Force, den Zionismus als >Leitwert< der israelischen Politik zu proklamieren, was eine Bevorzugung jüdischer Gemeinden gegenüber drusischen, muslimischen und christlichen Frauen implizieren würde.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°39 – 5. Mai 2023
+ Israel. „Laut Ha’aretz zeigen kürzlich freigegebene Dokumente, dass Shimon Peres nicht nur die Unterstützung für die Apartheid in Südafrika organisierte, sondern auch die Unterstützung für das autoritäre Regime von William Tubman und die Diktatur von Samuel Doe in Liberia. Verfügbare Dokumente zeigen auch, dass Tel Aviv sich der Verfolgung bewusst war, die mit seiner Hilfe der ehemaligen Präsidentin Liberias, der Friedensnobelpreisträgerin von 2011, Ellen Johnson Sirleaf, verübt wurde.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°39 – 5. Mai 2023
+ Palästina/Syrien/Libanon. „Nachdem die Hamas von Präsident Baschar al-Assad in Damaskus empfangen worden war, verlegte sie ihre Vermögenswerte und Männer aus der Türkei und Katar in den Libanon.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°39 – 5. Mai 2023
+ Syrien/Libanon. „Der libanesische Generaldirektor für Sicherheit, General Elias Baissari, besuchte Damaskus, um über die Rückkehr der 2 Millionen Flüchtlinge zu sprechen. Etwa 500 000 sind bereits zurückgekehrt, aber die Vereinten Nationen, die sie mit Nahrungsmittelhilfe versorgen, sind weiterhin dagegen.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°39 – 5. Mai 2023
+ Syrien/Israel. 02.05.: „In der Nacht von Montag auf Dienstag wurde der Flughafen von Aleppo bombardiert.“
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/israel-naherosten-neuordnung-100.html
+ Syrien. „Die Außenminister Jordaniens, Saudi-Arabiens, Ägyptens und des Irak trafen sich in Amman mit ihrem syrischen Amtskollegen Faisal al-Mekdad. Dabei ging es um den Syrien-Konflikt sowie eine Normalisierung der Beziehungen mit der Assad-Regierung.“
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/syrien-arabische-liga-100.html
+ Syrien/Iran. „Nach der jüngsten iranisch-saudischen Annäherung ist Irans Präsident Raisi in Syrien. Sein Land zieht gerade die Fäden im Nahen Osten. Das von der Innenpolitik ausgebremste Israel kann nur zusehen. […]
Israel blickt mit einiger Verwunderung auf die neuen Allianzen, die sich im Nahen Osten abzeichnen. Kurz nach seinem Amtsantritt hatte Ministerpräsident Benjamin Netanyahu noch den Schulterschluss mit Saudi-Arabien als eines der vordringlichsten außenpolitischen Ziele genannt. Nach der jüngsten Annäherung zwischen Iran und Saudi-Arabien ist davon nicht mehr groß die Rede. […] Wie es aussieht, dürften Israels Ambitionen, die Beziehungen zur arabischen Welt weiter zu verbessern, vorerst gestoppt sein. Der Iran ist dem Ganzen mit seiner neuen Charmeoffensive im Nahen Osten deutlich entgegengetreten.“
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/israel-naherosten-neuordnung-100.html
Video: https://www.youtube.com/watch?v=QY1ckQbuF2g
+ Syrien/Iran/Türkei/Russland. „Die Verteidigungsminister und Geheimdienstchefs des Irans, Russlands, Syriens und der Türkei führten am Dienstag Gespräche, die Ankara und Moskau als konstruktiv bezeichneten und die Teil der Bemühungen sind, die Beziehungen zwischen der Türkei und Syrien nach Jahren der Feindseligkeit während des Syrienkriegs wieder aufzubauen.“
https://www.reuters.com/world/turkey-russia-iran-syria-hold-constructive-talks-ankara-says-2023-04-25/?ref=nl
+ Syrien/USA/Iran. Was müsste passieren, damit sich der Iran aus Syrien zurückzieht?
Video (engl.): https://twitter.com/KevorkAlmassian/status/1654206764001411072
+ Iran. „Die iranische Marine beschlagnahmte den Öltanker Advantage Sweet im Meer von Oman. Er war auf dem Weg in die USA, als er mit einem iranischen Schiff kollidierte und zwei Menschen tötete. Die Vereinigten Staaten bezeichneten die Beschlagnahme als >völkerrechtswidrig< (sic), ohne näher darauf einzugehen. Die Europäische Union leitete eine siebte Sanktionswelle gegen den Iran ein, der mit Sanktionen gegen europäische Persönlichkeiten reagierte.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°39 – 5. Mai 2023
+ Iran/Irak/USA. „Der iranische Präsident Ebrahim Raissi empfing seinen irakischen Amtskollegen Abdul Latif Rashid in Teheran und stellte die militärische Präsenz der Vereinigten Staaten im Nahen Osten in Frage. Er betonte, dass die iranisch-irakischen Beziehungen auf gemeinsamen Interessen beruhten, während >die Amerikaner an ihre Interessen denken und nicht an die der Länder der Region<; Ihre Streitkräfte >stören die Sicherheit der Region<. Der Oberste Führer Ali Khamenei sagte: >Die Amerikaner sind mit niemandem befreundet und nicht einmal loyal gegenüber ihren europäischen Verbündeten. Selbst die Anwesenheit eines einzigen Amerikaners im Irak ist zu viel<.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°39 – 5. Mai 2023
+ Irak. „20 Jahre US-Invasion in den Irak – Der Horror von Abu-Ghraib. Nach dem Einmarsch von US-Truppen am 20. März 2003 in den Irak wurden zwar die aktiven Kampfhandlungen und der Krieg am 1. Mai 2003 für beendet erklärt, doch die Besatzung der USA dauerte jahrelang an und somit auch das Leid der Iraker. […] Die Bilanz: ein zerstörtes Land und über eine Million Tote. Der Konflikt stürzte das ölreiche Land ins Chaos und destabilisierte die Region für Generationen hinaus.“
Video: https://rtde.team/kurzclips/video/169071-spezial-20-jahre-us-invasion/
+ Jemen. „Die Kämpfe sind abgeflaut. Nun wird über einen dauerhaften Waffenstillstand verhandelt. Der große Gewinner: China. […] Saudische Regierungsvertreter sprachen im vergangenen Jahr in Hintergrundgesprächen offen darüber, dass man sich mehr Vermittlungstätigkeit durch die Vereinten Nationen wünsche: ein fundamentaler Wandel in der saudischen Herangehensweise, denn Jahre lang hatte man sich, zusammen mit der US-Regierung, dafür eingesetzt, dass das Jemen-Team der Vereinten Nationen möglichst klein bleibt, und möglichst unterfinanziert. […] Der Rote Halbmond meldet, nahezu täglich würden Menschen durch Minen und Streumunition getötet. Hinzu kommen die Cholera und andere Krankheiten, die wegen der maroden und oft zerstörten Kanalisation immer wieder nach Regenfällen auftreten. Funktionierende Krankenhäuser gibt es in großen Teilen des Landes nicht mehr.“
https://www.telepolis.de/features/Hoffnung-fuer-den-Jemen-8989097.html
+ Jemen. „Der Öltanker >FSO Safer<, der vor der Küste des Jemen vor sich hin rostet, kann auch weiterhin nicht geborgen werden. Nach einer UN-Geberkonferenz fehlen noch immer 24 Millionen Dollar. Sollte der Tanker zerbrechen, droht eine Umweltkatastrophe.“
https://www.tagesschau.de/ausland/un-oeltanker-bergung-100.html
+ Jemen. „Am 4. Mai fand ein Treffen mit allen politischen Teilen des Südjemen statt. Es ging darum, eine Friedensformel vorzulegen, die die Teilung des Jemen in zwei getrennte souveräne Staaten beinhaltet. Diese auf den ersten Blick attraktive Formel würde den Jemen von seinen externen Sponsoren extrem abhängig machen.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°39 – 5. Mai 2023
+ Türkei. „Der türkische Geheimdienst hat Regierungsangaben zufolge bei einem Einsatz in Syrien den >sogenannten Anführer< der Terrormiliz >Islamischer Staat< (IS) >neutralisiert<. Man habe Abu al-Husain al-Husaini al-Kuraischi lang verfolgt, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.“
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/tuerkei-is-100.html
+ VAE. „Die Vereinigten Staaten sind sehr besorgt über den Wandel der Vereinigten Arabischen Emirate. Diese haben bei sich den Bau einer chinesischen Militäranlage wieder aufgenommen und exportieren strategische Ausrüstung, wie in den USA hergestellte Halbleiter, nach Russland. Die Vereinigten Arabischen Emirate waren sich immer über die Realität des US-Imperialismus im Klaren. Sie unterwarfen sich jedoch, solange Washington die Welt militärisch beherrschte. So haben sie ihren Kopf gebeugt, als Washington sie zwang, den Think-Tank der Arabischen Liga zu schließen, weil sie Thierry Meyssan […] mit allen Ehren empfangen hatten. Sie schwiegen, als die CIA 2010 Prinz Sheikh Ahmed bin Zayed al-Nahyan in Marokko ermordete, weil er heimlich den palästinensischen Widerstand finanziert hatte.
Sie distanzierten sich von Washington, als die USA, die sie schützen sollten, Ende Januar 2022 jemenitische Drohnen Saudi-Arabien überfliegen ließen und sie angriffen.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°39 – 5. Mai 2023
+ MENA/Ukrainekrieg. „Wie sehen eigentlich die Menschen im Nahen Osten und Nordafrika den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und welchen Einfluss hat die Invasion auf ihr tägliches Leben? Dieser Frage ist eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung nachgegangen und befragte mehrere Tausend Menschen in neun arabischen Ländern sowie Israel, Iran und der Türkei.
Die Befragten nahmen den Krieg mehrheitlich als Teil einer globalen geopolitischen Auseinandersetzung zwischen dem Westen und Russland wahr und gaben an, die ökonomischen Auswirkungen des Krieges am eigenen Leib zu spüren, beispielsweise durch höhere Lebensmittelpreise. Einer aktiveren Rolle der USA und der EU in der Region standen sie eher ablehnend gegenüber. Besonders groß war die Enttäuschung über den Westen in Tunesien.
Ein Ergebnis mag Kenner der oft widersprüchlichen Lebenswelten der Region kaum überraschen: Die hohe Ambiguitätstoleranz der Antworten. So gab eine Mehrzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, dass Russland zwar für den Krieg verantwortlich sei, die USA aber am stärksten profitierten. Eine andere Erkenntnis sorgt da schon eher für Erstaunen: Zwei Länder unterschieden sich in ihren Antworten auffällig von allen anderen und waren in vielen Fragen deutlich pro-westlicher orientiert: Israel und Iran.
Zenith-Club Newsletter 05.05.2023
+ Pakistan/Indien. „Der pakistanische Außenminister Bilawal Bhutto Zardari nimmt am Außenministergipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in Goa teil. Dies ist das erste Mal seit 2011, dass ein pakistanischer Minister Indien besucht. Wir hatten berichtet, dass China heimlich über ein dauerhaftes Friedensabkommen zwischen Indien und Pakistan verhandelt.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°39 – 5. Mai 2023
+ Saudi-Arabien. Schwere Regenfälle mit Überschwemmungen in Mekka.
Video: https://twitter.com/Annanikolaou12/status/1652291568819224577
SUBSAHARA-AFRIKA
+ Sudan. „1956 errichteten die USA eine Botschaft im Sudan, in der Hauptstadt Khartum. Die Geschichte dieser Botschaft ist wechselhaft. Mal wurde sie jahrelang geschlossen und die Botschafter selbst unterlagen einem schnellen Wechsel. Über die letzten 25 Jahre ist nicht ganz klar, ob und wie lange die designierten Botschafter der USA überhaupt vor Ort waren. Interessant ist die Personalie Jerry P. Lanier, der als Botschafter von 2014 bis 2016 vor Ort sein sollte. Der war zuvor, nämlich von November 2007 bis 2009, Berater für das United States Africa Command (AFRICOM) in Stuttgart. Washington hatte also einen Mann nach Khartum entsandt, der zumindest militärnah mit den militärischen Plänen und Aktionen der USA in Afrika befasst war. Man entsandte also keinen Diplomaten. Am 24. August 2022 wurde John Godfrey als Botschafter in Khartum bestellt, nachdem vorher beinahe im Jahresrhythmus die Botschafter ausgetauscht worden sind. Über John Godfrey konnte ich keine Informationen finden. Warum wohl ist das so? Gehört er auch zur CIA?
[…] Während der letzten Jahre hat Russland in der arabischen Welt und in Afrika immer mehr Sympathien gewonnen. Infolge dessen kamen die Verhandlungen Russlands über den Bau einer russischen Marinebasis nahe Port Sudan, in Bur Sudan am Roten Meer, gut voran. Anzumerken ist, dass einige europäische Länder und auch die USA ebendort schon Marinebasen haben. Vergessen wir dazu nicht, dass der Zugang zum Suez-Kanal durch das Rote Meer führt und das ist eine der wichtigsten Routen für den Welthandel. Nachdem Ägypten England die Kontrolle über den Suez-Kanal im Jahr 1955 streitig gemacht hatte, was zur Suez-Krise 1956 und dem gleichnamigen Krieg geführt hatte, wurden am Roten Meer die Marinebasen errichtet, um diese Route weiterhin kontrollieren zu können. Wenn jetzt Russland dort eine Basis haben will, dann geht das gar nicht. So jedenfalls muss man das interpretieren, im Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen im Sudan und deren Vorläufer.[…]
12. Februar 2023: Der Sudan bestätigt den Abschluss des Abkommens mit Russland über die Errichtung der russischen Marinebasis in Bur Sudan, festgelegt zwischen den Akteuren Lawrow (russischer Außenminister) und dem Sudanesen Burhan.
16. Februar 2023: Die Biden-Regierung in Washington sendet >humanitäre Hilfe< im Wert von 288 Millionen Dollar an den Sudan.
9. März 2023: Victoria Nuland (Sie wissen schon: Miss „fuck the EU“) besucht den Sudan, um über Demokratie zu „diskutieren“.
8. April 2023: Der Konflikt zwischen der sudanesischen Militärregierung unter General Burhan und der paramilitärischen Gruppe RSF unter einem Herrn Dagalo eskaliert.
22. April 2023: Wieder einmal evakuieren die USA ihre Botschaft und amerikanische Bürger aus dem Sudan.
An dieser Stelle erinnere ich an Evo Morales, den ehemaligen Präsident von Bolivien. Auf die Frage, warum es in den USA noch nie einen Umsturz gegeben hat, hatte er eine einfache Antwort: Weil es in den USA keine US-Botschaft gibt. Betrachten wir in diesem Sinn den Ablauf des letzten Jahres im Sudan, hat der Botschafter der USA im Sudan nicht einmal ein Jahr gebraucht, um das Land wieder in einen blutigen Bürgerkrieg zu stürzen. ]…]
Mit dem Sudan gibt es also zwei Faktoren, die die Interessen des US-Imperiums auf sich ziehen. Die Bodenschätze, große Mengen davon, und die Kontrolle über das Rote Meer und damit den Zugang zum Suez-Kanal. Auf keinen Fall können die USA zulassen, dass die Chinesen Zugang zu den Bodenschätzen erhalten und ebenso wenig ist es für Washington akzeptabel, wenn sie nicht mehr die einzigen sind, die den Suez-Kanal unter Kontrolle haben, der aber Ägypten gehört. Vergessen wir nicht, dass fast alle Schiffe mit Gütern aus China durch den Suez-Kanal fahren, wenn sie ihre Ladung nach Europa bringen wollen. Wer den Suez-Kanal kontrolliert, der hat auch die Macht, die Zusammenarbeit zwischen Europa, Deutschland hier an erster Stelle, und China jederzeit zu unterbinden. Zumindest massiv zu stören.“
https://www.anderweltonline.com/klartext/klartext-20231/worum-geht-es-im-sudan-wirklich/
+ Sudan. „In den vergangenen zwei Wochen sind nach Angaben der Vereinten Nationen bereits 73.000 Menschen aus dem Sudan geflohen. Die UN rechnet damit, dass die Zahl noch auf etwa 800.000 steigen könnte. Beratungen hätten ergeben, dass 815.000 Menschen in sieben Nachbarstaaten Zuflucht finden könnten, so ein UN-Beamter.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/sudan-un-100.html
+ Sudan. „Auf den Sudan entfallen 10 Prozent der Bevölkerung der arabischen Welt und mehr als 35 Prozent seiner landwirtschaftlich nutzbaren Fläche. Das Land ist reich an Ressourcen wie Eisen, Kupfer, Silber, Glimmer, Talk, Mangan, Chrom und Platin sowie an schwarzem Sand, Gold, Marmor und anderen Mineralien. Das Land verfügt jedoch auch über viele landwirtschaftliche, tierische und mineralische Ressourcen, die bisher nicht genutzt wurden. Das liegt daran, dass es den verschiedenen Regierungen seit der Unabhängigkeit nicht gelungen ist, das wirtschaftliche Potenzial des Landes zu nutzen, das durch politische Krisen, ethnische Kriege und Militärputsche erschöpft ist. […]
In den letzten Jahren hat sich der Sudan zu einer Transitroute für Migranten entwickelt, die über Libyen nach Europa wollen, da Schleuser die Instabilität in der Region ausnutzen, um Flüchtlingen die Überfahrt über das Mittelmeer zu versprechen. Das Land ist auch eine wichtige Quelle für Migranten, die nach Europa und in die Nachbarländer fliehen. Der Sudan selbst beherbergt 800.000 Flüchtlinge aus dem Südsudan. […]
Die jüngsten Kämpfe haben Tausende von sudanesischen Flüchtlingen in den Tschad getrieben, Sudans verarmtes westliches Nachbarland, in dem während früherer Konflikte mehr als 400 000 vertriebene Sudanesen Zuflucht gesucht haben.
Auch Ägypten ist besorgt über einen möglichen Zustrom von Flüchtlingen. Die wirtschaftlichen Bedingungen in Ägypten verschlechtern sich bereits, so dass das Land Schwierigkeiten hätte, eine Überschwemmung mit Migranten zu bewältigen. Die Implosion des Sudans könnte auch die Sicherheitsprobleme Ägyptens verschärfen, da der Schmuggel von Waffen und radikalen Islamisten in das Niltal und das Deltagebiet des Landes erleichtert würde. […]
Die Krise im Sudan gibt auch Israel Anlass zur Sorge. Tausende von afrikanischen Migranten, vor allem aus dem Sudan, fliehen jedes Jahr nach Israel. […]
Wirtschaftsführer aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten haben in ehrgeizige Projekte im Sudan investiert, insbesondere in die Landwirtschaft, die Luftfahrt und die Häfen an der Küste des Roten Meeres. […]
Vor allem Ägypten ist beunruhigt über die zunehmende Zusammenarbeit des Sudan mit den Golfstaaten und der Türkei im Agrarsektor. […] Ein Abgleiten des Sudan in einen ausgewachsenen Krieg hätte Auswirkungen auf den Grand Ethiopian Renaissance Dam, bei dem Ägypten eng mit dem Sudan zusammengearbeitet hat. Sollte der Sudan zerfallen, müsste sich Ägypten mit sich bekriegenden Ministaaten auseinandersetzen, was seine Position weiter schwächen würde. […] Ägypten und andere Länder der Region befürchten, dass der Sudan zu einem weiteren Somalia werden könnte, was zu einem weiteren Aufkommen bewaffneter Milizen führen würde. […] Der Sudan läuft nun Gefahr, sich in die Liste der arabischen Länder einzureihen, die in einen langwierigen Bürgerkrieg verwickelt sind, der möglicherweise in einer De-facto-Teilung endet. […] Mehr als ein Jahrzehnt nach dem Ausbruch der Bürgerkriege in Syrien und Libyen könnte dem Sudan ein ähnliches Schicksal drohen.“
https://braveneweurope.com/hilal-khashan-why-sudan-matters
Es handelt sich im Sudan ebenso wenig um einen Bürgerkrieg, wie es sich in Libyen oder Syrien um einen gehandelt hat. Es waren geopolitische Kriege um Ressourcen und Handelsrouten.
+ Sudan. 01.05.: „Am Montag hat es heftige Gefechte zwischen Regierungstruppen und paramilitärischen Einheiten in Khartum und der angrenzenden Stadt Omdurman gegeben. Offiziell hatten sich zuvor die Kriegsparteien, die Armee von General und De-facto-Präsident Abdel Fattah Burhan einerseits sowie die >Schnelle Unterstützungstruppe< (RSF) von General Mohammed Dagalo andererseits, auf eine Waffenruhe geeinigt. In der Hauptstadt Khartum hatten sich beide Seiten jedoch nicht daran gehalten.“
https://rtde.team/afrika/169017-massenflucht-im-sudan-erneut-schwere/
+ Sudan. 03.05.: „Die Anführer der sudanesischen Armee und der mit ihnen rivalisierenden Paramilitärs haben einer siebentägigen Waffenruhe vom 4. bis 11. Mai zugestimmt. Das teilte das Außenministerium des Nachbarstaats Südsudan mit. Der Präsident des Südsudan, Salva Kiir, vermittelt seit einigen Tagen als Vertreter des nordostafrikanischen Regionalverbunds IGAD zwischen den beiden Konfliktparteien.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/sudan-waffenruhe-100.html
+ Sudan/Libyen. Wie bekannt wurde, besuchte RFS-Milizenführer Hamdan Dagalo (alias Hamidti) am 27. April 2023 ar-Radschma (Vorort von Bengasi), um dort Saddam Haftar (Sohn des LNA-Kommandanten Khalifa Haftar) und Aoun al-Ferdschani zu treffen. Dagalo verließ al-Radschma am 29. April an Bord eines Militärhubschraubers, der ihn in die Stadt al-Kufra (nahe sudanesischer Grenze) brachte.
Von Kufra aus verließ Dagalo Libyen auf dem Landweg in den Sudan unter dem Schutz der russischen Wagner-Gruppe. Al-Kufra ist das Transitgebiet für Waffen, Munition und Ölderivate, die Haftar unter der Aufsicht von Wagner an die RFS-Miliz im Sudan liefert.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1653396656799338496
+ Sudan/Libyen. „Khalifa Haftar, der den Osten Libyens kontrolliert, hilft dem privaten russischen Militärunternehmen Wagner, Logistik durch die Wüste zu transportieren, um die Truppen von >General< Mohamed Hamdan Dagalo (alias Hemedti) im Sudan zu versorgen.“
„Der Konflikt, der im Sudan von den US-Straussianern zwischen den Khartum-Armeen von General Abdel Fattah Abdelrahman al-Burhan und der Darfur-Armee von >General< Mohamed Hamdan Dagalo (alias Hemedti) organisiert wurde, kommt Al-Kaida zugute, die immer noch im Land präsent ist. Diese Situation veranlasst Ägypten, sofort zu intervenieren, um die Wiederherstellung des Terrornetzwerks im eigenen Land zu verhindern
Voltaire, internationale Nachrichten – N°39 – 5. Mai 2023
+ Sudan/USA/Ägypten. „Interessant ist, was wir, wie schon in den Massenmedien, auch nicht im Beitrag des Atlantic Council erfahren: Dass die sudanesische Armee kurz vor Ausbruch der Kämpfe den Vertrag über eine russische Marinebasis im Gegenzug gegen Waffenlieferungen gutgeheißen hat.“
https://norberthaering.de/new/atlantic-council-sudan/
+ Sudan. Anti-Spiegel bringt eine Übersetzung des Artikels der New York Times. Der Übersetzung schickt er als Einführung voraus: „Wenn in den USA von >demokratischen Staaten< gesprochen wird, oder davon, dass die US-Regierung die Demokratie in einem Land aufbauen wollen, dann ist mit >Demokratie< gemeint, dass diese Staaten der Politik der USA folgen sollen. Wenn ein Staat demokratisch und Mitglied in NATO und EU ist, ist er für die USA trotzdem nicht demokratisch, wenn er den USA gegenüber ungehorsam ist. Das gilt zum Beispiel für Ungarn, dessen mit großer Mehrheit demokratisch gewählte Regierung von den USA nicht zum >Gipfeltreffen der Demokratien< eingeladen wurde, weil Ungarn sich zum Beispiel nicht gegen Russland stellt.
Das kann man auch in dem Artikel der New York Times lesen, in dem offen gesagt wird, dass es für die US-Regierung >ein zentrales außenpolitisches Ziel geworden< ist, >die Demokratien weltweit zu stärken, was (…) es den Nationen ermöglicht, sich besser gegen den Einfluss Chinas, Russlands (…) zu wehren<.“
Aus der Übersetzung des NYT-Artikels: „Der US-Beamte lehnte es ab, die vorgeschlagenen Sanktionen gegen General Hamdan zu spezifizieren, sagte aber, sie zielten weitgehend auf seinen persönlichen Reichtum ab, der zu einem großen Teil in den Vereinigten Arabischen Emiraten liegt – eine Kriegskasse, die nach Ansicht von Experten für den Aufbau der militärischen Macht entscheidend war, die in den aktuellen Kämpfen entfesselt wurde.
Die USA haben General Hamdan nach dem Putsch nicht mit Sanktionen belegt – auch nicht, als er am ersten Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine im vergangenen Jahr Moskau besuchte, um sich mit hochrangigen Kremlvertretern zu treffen. […]
Washingtons Bereitschaft, nach dem Putsch mit den Generälen zu verhandeln, hatte den Effekt, sie zu legitimieren, so Hudson. […]
Ende März unterbreiteten amerikanische und britische Diplomaten den Generälen Vorschläge, die ihre größten Differenzen überbrücken sollten. Stattdessen schien der Plan die Spannungen zu verschärfen. Wochen später, am 12. April, übernahmen die Truppen von General Hamdan die Kontrolle über einen Luftwaffenstützpunkt 200 Meilen nördlich von Khartum – das erste öffentliche Zeichen dafür, dass die jahrelange Diplomatie in einen Krieg mündete.
Drei Tage später begannen die Kämpfe.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/new-york-times-die-usa-tragen-schuld-am-buergerkrieg-im-sudan/
Die USA dürften von vornherein wieder einmal auf >Spalte und Herrsche< gesetzt haben, um die beiden Generale gegeneinander losschlagen zu lassen.
+ Sudan. „Der sogenannte Kalte Krieg war am Horn von Afrika ein heißer Stellvertreterkrieg zwischen der westlichen Welt und dem Ostblock. Der Sudan rief zum 1. Januar 1956 seine Unabhängigkeit aus, zur gleichen Zeit erklärte die Adenauer-Regierung die Hallstein-Doktrin, um eine Anerkennung der DDR im globalen Süden zu verhindern. Dafür hat die Adenauer-Regierung den Sudan zu einem Bollwerk gegen östliche Einflüsse aufgebaut. […] Man hat den Sudan mit Waffen vollgepumpt, vor allem mit Gewehren von Heckler & Koch, aber auch mit anderen Waffengattungen, Munition und Fahrzeugen. Ironischerweise wurde auch die Luftwaffenbasis in Wadi Seidna, von wo aus die Bundeswehr jetzt evakuiert hat, von der Bundeswehr aufgebaut. Außerdem hat man Personal im Geheimdienst- und Militärbereich ausgebildet. Sudans gesamter Unterdrückungsapparat wurde maßgeblich von Deutschland mit aufgebaut. Am nachhaltigsten war der Bau einer Munitionsfabrik nahe Khartum durch eine bundeseigene Firma, Fritz Werner. […] Die Militarisierung der politischen Ökonomie im Sudan ist erst möglich geworden durch drei Jahrzehnte direkter Waffenhilfe aus Deutschland und später dann indirekt über Saudi-Arabien. […]
Es gibt Anzeichen, dass die jeweiligen Verbündeten nicht weiter Öl ins Feuer gießen. Von internationaler Seite muss das unterstützt werden, um Waffennachschub und Finanzströme an die Kriegsparteien zu unterbinden. Ich knüpfe meine Hoffnung außerdem an die Ablehnung von Gewalt durch die Bevölkerung.“
https://taz.de/Sudan-Experte-zu-Deutschlands-Rolle/!5931463/
+ Sudan. „Zu den einflussreichsten Akteuren im Sudan zählen die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Ägypten. Als direkt angrenzendes Land ist Ägypten auf das Wasser des Nil angewiesen, um seine mehr als 100 Millionen Einwohner zu versorgen. Zudem pflegt Ägypten enge Beziehungen zum sudanesischen Militär um Al Burhan.
Dem Land geht es neben der Versorgungssicherheit auch um die eigene innere Sicherheit: Rund 20.000 Sudanesinnen und Sudanesen haben in den vergangenen Tagen die Grenze nach Ägypten überquert. […]
Die arabischen Golfstaaten wollen ihre Macht in der Region ausbauen. Die Vereinigten Arabischen Emirate, selbst eine aufstrebende Militärmacht, haben enge Verbindungen zu der RSF. Die Emirate sind zudem der wichtigste Handelspartner für Import und Export im Sudan. […] Schon länger verfolgten die Emirate ihr Interesse, Häfen in der Region zu kaufen und zu kontrollieren. […]
Russland unterstütze wohl, wie es heißt, die RSF mit vermutlich 200 Personen der Wagner-Gruppe vor Ort, doch er bewertet das als eine eher kleine Truppe. […] Schon zu Zeiten von Al-Bashir plante Russland, einen Marinestützpunkt in Port Sudan am Roten Meer zu errichten. Nach dessen Sturz 2019 wurde dieses Bestreben von der sudanesischen Übergangsregierung, der beide heutigen Kontrahenten angehörten, gestoppt. Die Beziehung zwischen Russland und Hemeti gingen jedoch weiter. […] Insgesamt versuche die Wagner-Gruppe, ihre eigenen kommerziellen Interessen im Sudan zu verteidigen und aufrechtzuhalten mit dem Ziel, Russlands Einfluss in der Region zu vergrößern. […]
Ein wichtiger Partner für den Sudan war bislang China. Mit Import- und Export-Geschäften, aber auch mit hohen Investitionen in die Infrastruktur hat sich China als neue Macht und Gegenpol zu den USA etabliert, während die USA vor allem in Militärhilfe und Demokratieförderung investiert hatten.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/sudan-interessen-nachbarn-100.html
+ Sudan/VAE/Libyen. Eine Schlüsselrolle dabei spielen die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Der Golfstaat unterstützt sowohl Hemedti und dessen »Rapid Support Forces« im Sudan, als auch die andere wichtige Stütze im Netzwerk: General Khalifa Haftar in Ostlibyen. Aus Sicht der VAE sind Militärs wie Haftar und Hemedti verlässliche, weil abhängige Verbündete. Daneben verfolgt der Golfstaat ganz konkrete ökonomische Interessen im Sahel und am Horn von Afrika.
Auf praktischer Ebene pflegen die Milizenführer seit Jahren Beziehungen und haben sich gegenseitig mehrfach Truppen- und Waffenhilfe geleistet. Sollte der sudanesische Milizenführer in dieser Runde der Auseinandersetzung den Kürzeren ziehen, könnte Libyen als Rückzugsraum für die RSF dienen. Das könnte, so befürchtet El Gomati, den Krieg der Militärs im Sudan auf Jahre am Laufen halten – alles im Auftrag und mit Rückendeckung der VAE.
Zenith-Club Newsletter 05.05.2023
+ Uganda. „Der ugandische Arbeitsminister Charles Okello Engola wurde von seinem Leibwächter erschossen, als er auf dem Weg zu einer Kabinettssitzung in sein Auto stieg. Der Schütze floh Berichten zufolge vom Tatort, bevor er ein Geschäft betrat und sich selbst tötete.“
https://rtde.live/afrika/169186-ugandischer-minister-erschossen/
+ Südafrika. „Die südafrikanische Regierung prüft die Möglichkeit, das Römische Statut, das dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) zugrunde liegt, in nationales Recht zu übernehmen, um die normale diplomatische Immunität für ausländische Staatsoberhäupter auszuweiten, die sich in Südafrika aufhalten, gegen die vom IStGH Haftbefehle ausgestellt wurden. […]
Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa setzte am 28. April einen interministeriellen Ausschuss ein, der die Beziehungen und die Interaktion des Landes gegenüber dem IStGH prüfen soll. Zum Vorsitzenden des Ausschusses wurde der südafrikanische Vizepräsident Paul Mashatile ernannt.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/suedafrika-sucht-nach-wegen-putins-besuch-beim-brics-gipfel-zu-ermoeglichen/
+ Nigeria. „Der britische Ölkonzern Shell würde liebend gerne seinen Anteil an den Anlagen des Joint Ventures »Shell Petroleum Development Company of Nigeria« (SPDC) auf dem Festland veräußern und in Zukunft vor der Küste des westafrikanischen Staaten Öl und Gas fördern. Aber ein Gericht in Nigeria hat den Verkauf vorerst untersagt. Shell hat gegen das Urteil Berufung eingelegt. Wann darüber verhandelt wird, steht noch nicht fest.
55 Prozent am SPDC Joint Venture besitzt der Staat Nigeria, Shell gehören 30 Prozent, zehn Prozent dem französische Konzern Total Energies und fünf Prozent dem italienischen Unternehmen ENI. […]
Das Nigerdelta ist eine der am meisten verschmutzten Regionen auf der Welt. In den ersten drei Monaten 2023 verzeichnete Shell auch schon wieder 43 Zwischenfälle an den Pipelines. Zuletzt starben Reuters zufolge am 3. März bei einer Explosion in der Ortschaft Emohua in der Nähe von Port Harcourt mindestens zwölf Personen. […]
Bereits Ende Januar 2021 entschied ein niederländisches Gericht, Shell sei direkt verantwortlich für die Verschmutzung im Nigerdelta. Das Unternehmen einigte sich am Ende außergerichtlich auf eine »freiwillige« Zahlung von 15 Millionen Euro an die Kläger, vier Bauern aus dem Nigerdelta. Das Urteil gilt als Präzedenzfall, weil erstmals ein multinationales Unternehmen in seinem Heimatland für im Ausland angerichteten Schaden zur Rechenschaft gezogen wurde.“
https://www.jungewelt.de/artikel/450165.internationale-energiepolitik-pipelines-mit-lecks.html
+ Namibia. „Repräsentanten der Herero und Nama sowie mehrere UN-Sonderberichterstatter werfen der Bundesregierung den Bruch von UN-Konventionen sowie die Nutzung kolonialrassistischer Argumentationen vor. Auslöser für die Vorwürfe ist eine Gemeinsame Erklärung, auf die sich Deutschland und Namibia im Mai 2021 geeinigt haben; sie sieht vor, dass Berlin anstelle von Entschädigungen für den Genozid an den Herero und Nama lediglich Entwicklungshilfe in durchaus üblicher Höhe zahlt.“
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9229
+ Elfenbeinküste. „Eindrücke vom Musikfestival FEMUA im westafrikanischen Abidjan. Sein Rahmenprogramm widmete sich dieses Jahr dem Thema Ernährungssicherheit.
Bei allem Enthusiasmus für unterschiedlichste Sounds – den pathetisch-kitschigen kongolesischen Rumba von Ferre Gola oder den Afro-Jazz, mit dem Hortenese Naya aus Togo, dem diesjährigen FEMUA-Gastland, die Voodoo-Kultur feiert, neben ivorischem HipHop und natürlich Coupé décalé, der Tanzmusik der Elfenbeinküste – stellte sich heraus, dass es doch einen klaren Publikumsliebling gibt: ausgerechnet den französischen Gangsta-Rapper Booba.“
https://taz.de/Musikfestival-FEMUA-in-Elfenbeinkueste/!5932172/
+ Komoren/China. „Der chinesische Botschafter auf den Komoren betonte den sichtbaren Charakter der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern. Chinesische Unternehmen bauen ein Stadion, den Sitz des Parlaments, das nationale Radio- und Fernsehzentrum und das China-Komoren-Freundschaftskrankenhaus.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°39 – 5. Mai 2023
+ Afrika/Deutschland. „Scholz wieder in Afrika: Westen will Afrika für seinen System-Wettbewerb gegen China gewinnen. Die zweite Afrika-Reise des Kanzlers seit Amtsantritt soll zeigen, dass er Afrika nicht den dort sehr aktiven geopolitischen Konkurrenten China und Russland überlassen will. Zu den vielen Dingen, die die EU allerdings im vergangenen Jahr zu lernen hatte, gehört auch, dass man in Afrika beim System-Wettbewerb zwischen dem Westen und China nicht unbedingt auf der Seite früherer Kolonialherren steht. […] Beim Scholz-Besuch in Äthiopien und Kenia werden >regionale und internationale Sicherheitsthemen, insbesondere die Situation im Sudan, im Mittelpunkt stehen<, hieß es in der Verlautbarung der Bundesregierung.“
https://rtde.live/afrika/169307-scholz-wieder-in-afrika-westen/
+ Äthiopien/Kenia/Deutschland. „Scholz droht mit Partnerschaft. Auf seiner zweiten Afrikareise redet der deutsche Kanzler ungern über Russland und China. Das erledigt einer seiner Gastgeber. […] Der Anteil der Exporte in die BRD an der gesamten Warenausfuhr zum Beispiel Äthiopiens betrug 2021 acht Prozent, bei der Einfuhr lag der deutsche Anteil bei 1,2 Prozent. Für Kenia lauten die Zahlen ähnlich. Der BRD-Außenhandel hat sich noch nie für das subsaharische Afrika interessiert. Zum Vergleich: Der Anteil Chinas am äthiopischen Außenhandel betrug 2021 rund 30 Prozent. […]
… folgt Äthiopien im Ukraine-Krieg nicht den Scholz-Baerbock-Regeln. Also wurde Scholz kühl empfangen: keine militärische Ehren, keine Fernsehkameras, keine gemeinsame Pressekonferenz mit Ahmed. Vom Sieben-Stunden-Besuch blieb die Ankündigung gegenüber dem AU-Kommissionsvorsitzenden, Moussa Faki, Scholz werde sich für eine Mitgliedschaft der AU im G20-Forum von Industrie- und Schwellenländern einsetzen. […]
Scholz: »Wie sehen in Kenia ein großes Potential für die Fachkräftemigration in vielen Bereiche unserer Wirtschaft.« Die Devise lautet: nützliche Zuwanderung von Arbeitskräften ja, »illegale« Migration nein. Aber dann erwähnte Ruto doch noch Russland und plädierte für eine friedliche Beilegung des Ukraine-Kriegs. Doch nicht ganz zuverlässig, der Mann.“
https://www.jungewelt.de/artikel/450198.scholz-in-afrika-scholz-droht-mit-partnerschaft.html
+ Kenia. „Mit seinem aktuellen Besuch in Nairobi beteiligt sich Bundeskanzler Olaf Scholz an den US-Bemühungen, Kenia wieder enger an den Westen zu binden. Das ostafrikanische Land, das einst ein recht enger Kooperationspartner der transatlantischen Mächte war, hat in den vergangenen Jahren im Rahmen einer >Look East<-Politik seine wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China stark intensiviert; die Volksrepublik ist Kenias größter Handelspartner und hat dort seit 2005 mehr investiert als die westlichen Staaten. Washington ist schon seit längerer Zeit bemüht, Beijing in Afrika zurückzudrängen, und legt dabei einen Schwerpunkt auf Kenia. Der nach einem hauchdünnen, bis heute umstrittenen Wahlsieg vom August 2022 ins Amt gelangte Präsident William Ruto antwortet zustimmend auf bisherige US-Kooperationsangebote und fokussiert seine Auslandsreisen sowie den Empfang von Besuchern weitestgehend auf den Westen. Unklar ist, ob er nur den starken Einfluss Chinas austarieren oder sich als umfassender Parteigänger des Westens profilieren will. Im Land selbst dauern Proteste der Opposition gegen ihn an; in der UNO wird er als >skrupellos< eingestuft.“
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9231
+ 04.05.: Russland/Afrika. Laut einem Bericht der Website The Responsible Statecraft soll Wagner planen, eine afrikanische Konföderation zu gründen, beginnend bei Libyen und Sudan bis Zentralafrika. Laut durchgesickerten Dokumenten der US-Regierung soll die Konföderation mehrere afrikanische Länder zusammenfassen und sich von Guinea bis Eritrea erstrecken.
Die russische Wagner-Gruppe möchte den Einfluss Russlands in Afrika vergrößern und unterhält Beziehungen zu Milizen in Libyen, dem Tschad und Zentralafrika.
Einige afrikanische Regierungen, die den Wunsch geäußert haben, mit Wagner zusammenzuarbeiten, lassen dabei Vorsicht walten.
https://twitter.com/SaifFuture/status/1654264692812939264
+ Afrika/Medien. „Der Westen beleidigt weiterhin die Intelligenz der Afrikaner, indem er Informationsprodukte verbreitet, die implizieren, dass zig Millionen von ihnen nicht schlau genug seien, um nicht auf die sogenannte >russische Propaganda< hereinzufallen. Der kollektive Westen kann die Basisattraktivität Russlands oder seiner Weltanschauung nicht anerkennen, da dies automatisch ihren Behauptungen von >Exzeptionalismus< und >Überlegenheit< widersprechen würde, was die verdrehte sogenannte >moralische Grundlage> neutralisiert, mit dem sie ihre hegemoniale Politik innenpolitisch rechtfertigen.
Eine grundlegende Revolution der eigenen Weltanschauung ist erforderlich, damit der Westen überhaupt eine Chance hat, mit Russland um die Herzen und Hirne der Menschen in Afrika zu konkurrieren. Und genau das hat eine kongolesische Oppositionsfigur vorgeschlagen. Wenn der Westen dies nicht tut, wird er sich gezwungen fühlen, aus Verzweiflung zu aggressiven und subversiven Maßnahmen zu greifen, um an seinem schwindenden Einfluss festzuhalten, wodurch Afrika destabilisiert und das Risiko eines weitreichenden Rückschlags in den eigenen, westlichen Interessen eingegangen wird.“
https://rtde.live/afrika/168764-gesunde-menschenverstand-erklaert-akzeptanz-russischer/
+ Afrika/IWF. „45 afrikanische Minister für Finanzen, Planung und wirtschaftliche Entwicklung forderten auf der Frühjahrstagung eine Reform des Internationalen Währungsfonds. Sie forderten eine deutliche Aufstockung des Treuhandfonds für Armutsbekämpfung und Wachstum (PRGT). Sie forderten auch das Ende der Erstattung der Verwaltungskosten (Personal- und Betriebskosten) dieser Fazilität, den Verkauf eines Teils der Goldreserven des IWF und eine vorübergehende Verdreifachung der jährlichen Zugangsbeschränkungen für Notkredite.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°39 – 5. Mai 2023
+ Afrika/IWF. „Der Internationale Währungsfonds prognostiziert für das Jahr 2023 ein Wachstum von 4,6 % im asiatisch-pazifischen Raum und 5,2 % in China, während er weltweit nur 2,8 % prognostiziert.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°39 – 5. Mai 2023
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