Ramadan mubarak! – am 2. April begann der Fastenmonat Ramadan. Er endet am 1. Mai mit dem Zuckerfest / In Tripolis klammert sich der abgesetzte Premierminister Dabaiba mit Zähnen und Klauen an sein Amt und sucht sogar die Unterstützung des radikal-islamischen Muftis Ghariani, während die Baschagha-Regierung ebenfalls versucht, Verbündete zu finden, um auch in Tripolis die Regierungsgeschäfte übernehmen zu können / USA kämpfen verzweifelt um Aufrechterhaltung ihres Einflusses in Libyen.

+ 28.03.: Ägypten/Saleh/Haftar. LNA-Oberbefehlshaber Khalifa Haftar und Parlamentspräsident Agila Saleh waren zu politischen Gesprächen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Es wird erwartet, dass Kairo Druck auf Dabaiba ausüben wird, die Regierungsgeschäfte an die neue Regierung der Nationalen Stabilität (GNS) unter Baschagha zu übergeben.
https://libyarise.com/saleh-and-haftar-in-cairo-can-egypt-break-the-libyan-political-stalemate/

+ 29.03.: Tripolis. Die Eisenbahnstraße in der Hauptstadt wurde gesperrt, nachdem sich dort Bewaffnete mit ihren Fahrzeugen gesammelt hatten. Die Eisenbahnstraße führt zum Büro von Ex-Premier Dabaiba. Maskierte Bewaffnete in Militäruniformen zogen entlang der Omar al-Mukhtar-Straße.
https://libyarise.com/armed-movements-in-tripoli-and-the-government-denies-evacuating-the-headquarters-of-the-prime-minister/

+ 30.03.: Tripolis. Eine mit mittelschweren und schweren Waffen ausgestattete Miliz umstellte das Büro der Ex-Premierministers Dabaiba in Tripolis. Der Grund dafür sei, dass Dabaiba seit Monaten keinen Sold mehr gezahlt habe. Die Miliz gehört zum Verteidigungsministerium des Militärbezirks Tripolis, der von Dabaiba geleitet wird.
https://libyarise.com/in-search-of-her-salaries-al-dabaiba-militias-are-besieging-libyan-ministers/

+ 02.04.: Dabaiba/al-Ghariani. Am Rande der Feierlichkeiten zu Beginn des Fastenmonats Ramadan traf Ex-Premierminister Dabaiba mit dem radikal-islamischen Mufti as-Sediq al-Ghariani (Spitzname „Terror-Mufti“) zusammen. Da al-Ghariani immer noch über Einfluss bei radikalen Milizen im westlichen Libyen verfügt, wird vermutet, dass Dabaiba Gharianis Unterstützung sucht, um sich weiter an der Macht halten zu können.
https://libyareview.com/22540/is-al-dbaiba-seeking-to-ally-with-religious-leader-al-gharyani/
Wenn Geld auf Extremismus trifft. Dieser Schulterschluss dürfte Dabaiba in der Bevölkerung noch unbeliebter machen.

+ 29.03.: Parlamentarier. 76 Parlamentsmitglieder lehnten die Bildung von Ausschüssen außerhalb des Parlaments, wie kürzlich von Stephanie Williams gefordert, ab. Sie verweigern auch die Teilnahme an einem Dialog, bevor nicht die Regierung der Nationalen Stabilität (GNS) unter Baschagha ihre Arbeit in Tripolis aufgenommen hat. Die UNSMIL solle diesen politischen Prozess unterstützen. Das Parlament müsse sich dafür einsetzen, dass Wahlen ohne Verzögerung durchgeführt werden.
https://libyareview.com/22407/76-libyan-mps-reject-stephanie-williams-dialogue/
Das Werben für Wahlen von Wiliams nimmt in Libyen niemand mehr ernst.

+ 29.03.: Hoher Staatsrat (HCR). Abdel-Salam as-Safrani, Mitglied des HCR, erklärte, dass die Initiative der UN-Gesandten für Libyen, Stephanie Williams, „in einer Sackgasse geendet hat“.
Ein Analyst erklärte, dass die Mehrheit des HCR die jüngsten Verfassungsänderungen unterstütze und die Bildung einer GNS-Regierung unter Baschagha billige. Nur eine Minderheit innerhalb des HCR, darunter dessen Präsident Khaled al-Mashri, und einige Hardliner der Moslembruderschaft behinderten die Bemühung um eine nationale Aussöhnung und hetzten die Führer einiger ihnen ergebener Milizen auf, indem sie HCR-Mitglieder bedrohten, die die nationale Aussöhnung unterstützen. Stimmen, die innerhalb von Tripolis zur nationalen Versöhnung aufrufen, seien Bedrohungen ausgesetzt. Geplant sei „die Ermordung der Anführer aller bewaffneten Kräfte in den Städten Tripolis, az-Zawiya, Ghorban und Misrata, die loyal zu Fathi Baschagha stehen“. Geplant sei auch „die Verhaftung oder Liquidierung der Minister der Baschagha-Regierung, sollten diese versuchen, nach Tripolis zu gelangen“. Des Weiteren soll der Druck auf den HCR durch Einschüchterung und Abwerbung erhöht werden.
https://libyarise.com/brotherhood-of-libya-and-the-government-of-bashagha-division-or-maneuver/

+ 30.03.: Baschagha. Der neue GNS-Premierminister Fathi Bashagha erklärte dagegen weiterhin, er werde in den kommenden Tagen ohne Gewaltanwendung die Regierung in Tripolis übernehmen: „Wir stehen in direktem Kontakt mit dem Westen des Landes, mit Tripolis, mit der politischen Elite, den Milizenführern und einigen gesellschaftlich relevanten Personen“. Außerdem sei die scheidende Dabaiba-Regierung nicht in der Lage, außerhalb der Stadt zu operieren.
Laut Baschagha seien die türkischen Streitkräfte legal in Libyen, da sie von der vorherigen Regierung ins Land geholt worden sind. Ihre Anwesenheit sei durch ein Abkommen geregelt, das auch gekündigt werden könne.
https://libyareview.com/22462/bashagha-says-he-will-enter-tripoli-peacefully-soon/

+ 01.04.: US-Botschaft. US-Botschafter Richard Norland traf sich in Tunesien mit dem Chef der Libyschen Zentralbank (CBL), Sediq al-Kebir, und seinem Stellvertreter, Ali al-Hebri. Laut der US-amerikanischen Botschaft wurde Norland von al-Kebir und al-Hebri auf den gegenwärtigen Stand der Fortschritte bei der Wiedervereinigung der CBL gebracht.
https://twitter.com/alsaaa24/status/1510605714640850947
Es ist schier unerträglich, wie in Libyen Botschafter und Diplomaten ausländischer Mächte und der UNSMIL ständig alle Grenzen diplomatischer Regeln und Gepflogenheiten überschreiten, um sich direkt in die libysche Politik und Wirtschaft einzumischen.

+ 29.03.: Syrische Söldner. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOMR) haben die türkischen Behörden in Libyen wieder den Austausch syrischer Söldner aufgenommen, nachdem er einen Monat lang unterbrochen worden war. Es wird vermutet, dass sich immer noch tausende von Syrern im westlichen Libyen aufhalten, etliche seien auch über das Mittelmeer nach Europa geflohen.
https://libyareview.com/22400/sohr-syrian-mercenaries-preparing-to-travel-to-libya/

+ 29.03.: Landwirtschaftsmesse/Proteste. Bei der Eröffnung der Landwirtschaftsmesse in Tripolis erhoben sich Bauernvertreter und Landwirte, um lautstark gegen den Wirtschaftsminister Mohamed Hawedsch und den Landwirtschaftsminister Hussein Gatrani (beide von der alten Dabaiba-Regierung) zu protestieren. Beklagt wurden das knappe Angebot und die hohen Preise für Tierfutter sowie der unlautere Wettbewerb durch ausländische Importe. Die Regierung unternähme zu wenig, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten. Die lokale Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft müsse unterstützt werden.
https://www.libyaherald.com/2022/03/farmers-disrupt-proceedings-at-yesterdays-opening-ceremony-of-tripoli-agricultural-fair-report-and-analysis/

+ 29.03.: Rechtsstaatlichkeit. Der Leiter der UN-Erkundungsmission für Libyen, Mohamed Awadschar, erklärte, dass die Migrantenlager nach wie vor „Orte schrecklicher und systematischer Misshandlungen sind, die möglicherweise Verbrechen gegen die Menschlichkeit zuzuordnen sind.“ Es gebe über zwanzig offizielle und inoffizielle Haftanstalten [… und] geheime Gefängnisnetzwerke, die angeblich von bewaffneten Milizen kontrolliert werden“. Menschen seien inhaftiert worden, weil sie sich zu den Wahlen geäußert oder Kandidaten unterstützt hatten. Angriffe auf Politikerinnen würden in der Regel nicht strafrechtlich verfolgt, was viele Frauen davor zurückschrecken ließe, sich politisch zu betätigen.
https://libyareview.com/22393/un-migrants-abused-in-libyan-detention-centers/

+ 30.03.: Betrug. Die Generalstaatsanwaltschaft in Libyen hat die Inhaftierung des Dekans der Philosophischen Fakultät der Universität az-Zawiya bekannt gegeben. Der Dekan wurde beschuldigt, seinen Universitätsabschluss gefälscht zu haben.
Betrug, Korruption und Urkundenfälschung sind seit dem Ende der Dschamahirija-Regierung und der Gaddafi-Zeit in Libyen weit verbreitet. Auch der gerade abgesetzte Premierminister Dabaiba hat einen falschen Uni-Abschluss vorgelegt.
https://libyareview.com/22464/libyan-university-dean-remanded-for-forging-his-university-degree/

+ 02.03.: Korruption/Gesundheitssektor. Wie die libysche Generalstaatsanwaltschaft bekanntgab, wurden während der sogenannten ‚Einheits‘-Vorgängerregierung unter Sarradsch im Gesundheitssektor 150 Millionen LD (29 Mio. EUR) veruntreut. Der damalige Gesundheitsministr Ali az-Zanati wurde seinerzeit verhaftet.
https://libyareview.com/22548/150-million-libyan-dinars-missing-from-health-ministry-budget/

+ 02.04.: Gesundheitssektor. Die Leiter der Covid-Isolationszentren in West- und Zentrallibyen machten die Dabaiba-Regierung für die mangelnde Bereitschaft des medizinischen Personals, ihren Pflichten nachzukommen, verantwortlich. Die Regierung ist mit der Gehaltszahlung 18 Monate im Rückstand.
https://libyarise.com/paralysis-hits-isolation-centers-claims-for-financial-dues-overdue-for-18-months/

+ 01.04.: Nahrungsmittelsicherheit. Im März hatte Ägypten erklärt, aufgrund des Ukraine-Krieges alle Exporte ins Ausland, inklusive Öl, Nudeln, Mehl, Mais, Kichererbsen und Getreide, für drei Monate zu stoppen. Die libysch-ägyptische Handelskammer hat nun bei der ägyptischen Regierung einen Antrag auf Ausschluss Libyens von diesem Exportverbot gestellt. Es soll nach einer Ausnahmeregelung für Libyen gesucht werden.
https://libyareview.com/22481/libya-requests-egypt-to-exclude-it-from-export-ban/

+ 31.03.: AI/Milizen. Amnesty International zeigt sich schockiert über ein Video, das eine außergerichtliche Hinrichtung am 6. März in Misrata durch die Miliz Joint Operations Force (alias al-Moschtaraka) zeigt. AI forderte die libyschen Behörden auf, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Solche Milizen sollten nicht mehr von staatlichen Stellen finanziert werden. Dabaiba hatte noch am 10. Februar 2022 die Zahlung von 21,6 Millionen USD an die Joint Operations Force bewilligt, die berühmt-berüchtigt für willkürliche Verhaftungen ist.
https://libyarise.com/tripoli-militias-terrorize-libyans-human-rights-condemnations-and-absent-solutions/

+ 30.03.: Migration/Deutschland/Küstenwache. Die Sprecherin des Auswärtigen Amtes, Andrea Sasse, erklärte, dass das deutsche Militär die libysche Küstenwache nicht mehr ausbilden wird, da es Bedenken über deren Umgang mit Migranten hat. In mindestens zwei Fällen habe die Küstenwache in völlig inakzeptabler und illegaler Weise gehandelt. Die Ankündigung erfolgte, nachdem Deutschland zugestimmt hat, seine Beteiligung an der als Operation IRINI bezeichneten EU-Marinemission, mit der das UN-Waffenembargo gegen Libyen überwacht werden soll, um ein Jahr zu verlängern.
https://apnews.com/article/europe-middle-east-germany-migration-european-union-ed724be5068d95e9da907754c7e18c4c

+ 02.04.: Migration/Papst. In Malta prangerte Papst Franziskus die „schmutzigen Vereinbarungen“ an, die die EU mit Libyen getroffen hat, um Migranten zurückzuschicken. Er sagte, Europa müsse Menschlichkeit zeigen, indem es Migranten aufnimmt und dürfe keinen Zivilisationsbruch begehen. Der Papst bezog sich dabei auf die siebenjährige Zusammenarbeit der EU mit der libyschen Küstenwache, die Migranten aus dem Mittelmeer wieder zurück nach Libyen bringt, um sie in Migrantenlagern zu internieren. Franziskus: „Zivilisierte Länder können nicht aus Eigeninteresse schmutzige Abkommen mit Kriminellen, die andere Menschen versklaven, gutheißen“.
https://libyareview.com/22542/pope-francis-denounces-european-migration-deal-with-libya/

+ 03.04.: Migration. Laut Ärzte ohne Grenzen ertranken mehr als 90 Menschen nach einem Bootsunglück vor der libyschen Küste. Nur vier Personen konnten gerettet werden.
https://libyarise.com/ninety-migrants-drowned-off-the-coast-of-libya-and-four-survived/

+ 01.04.: USA/Libyen. US-Außenminister Anthony Blinken erklärte, dass die USA in Libyen und anderen Ländern eine nachhaltige 10-Jahres-Strategie umsetzen werden, um Konflikte zu bereinigen und die Stabilität dieser Länder zu fördern. Die USA wollen dabei mit Regierungen, Unternehmen und Partnern aus der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten. Neben Libyen handle es sich auch um Länder wie Haiti, Mosambik, Papua-Neuguinea und Länder Westafrikas. Premierminister Fathi Baschagha begrüßte die Ankündigung Blinkens. Er sagte, sein Land werde ein Partner für Frieden, Wohlstand und Selbstbestimmung für Freunde und Nachbarn sein.
https://libyareview.com/22515/us-to-implement-10-year-strategy-for-libyas-stability/
Solche Ankündigungen der USA können für die betroffenen Staaten nur als Drohungen aufgefasst werden. Das Chaos in Libyen soll auf unbestimmte Zeit aufrechterhalten werden. Wollten die USA die Probleme in Libyen zu einem guten Ende führen, müssten sie sich nur aus dem Land verabschieden.

+ 29.03.: Regierung der Nationalen Stabilität (GNS). Der neu ernannte Minister für die zivile Luftfahrt, Hisham Abdullah Abu Schekiwat, legte vor dem Parlament seinen Amtseid ab.
https://libyareview.com/22398/libyan-parliament-swears-in-new-civil-aviation-minister/

+ 03.04.: GNS-Regierung. Der neu ernannte Kultusminister Salha at-Tumi legte vor dem Parlament seinen Amtseid ab.
https://libyareview.com/22558/new-libyan-culture-minister-sworn-in/

+ 29.03.: Erdöl-Deals. Zum Verzicht der Dabaiba-Regierung auf den Anteil der Marathon Petroleum Corporation an den Konzessionen der Waha Oil Company sagte der Energieexperte Mohamed Omar Schamaka, dass dafür Druck von außen verantwortlich gewesen sei. Der Ölminister Mohamed Aoun hätte den Deal abgelehnt. Er warf den Verantwortlichen vor, sie ließen es zu, dass Ausländer Libyen kontrollieren.
Bezüglich eines Deals mit der Mellita Oil Company sagte Schamaka, dass „alle Probleme durch Bestechung und Betrug von Seiten des Unternehmens verursacht wurden. Der Mellita-Konzern habe etwa 24 Millionen USD an Bestechungsgeldern gezahlt.
https://libyareview.com/22455/libyan-energy-expert-highlights-dodgy-marathon-oil-deal/

+ 02.04.: Algerien. Laut dem US-amerikanischen Außenministerium meinte der algerische Außenminister Abdelmadschid Tebbune, dass in Libyen immer noch ein Stellvertreterkrieg geführt wird. Algerien werde keine Söldner an seinen Außengrenzen akzeptieren. In Berlin sei vereinbart worden, keine Söldner und Waffen ins Land zu lassen. Doch zwei Monate später habe es 3.000 Tonnen Waffen im Land gegeben. Drei bis vier Staaten würden in Libyen gegeneinander Krieg führen und es seien die russische Wagner-Gruppe, syrische Söldner sowie türkische, sudanesische und tschadische Kräfte in Libyen aktiv. Der einzige Weg aus der Krise seien diplomatische Wahlen.
https://libyareview.com/22524/algerian-president-proxy-war-still-underway-in-libya/

+ 31.03.: China. Der chinesische Botschafter in Libyen, Wang Qimin, äußerte den „starken Wunsch Pekings, seine Beziehungen zu Libyen auszubauen“. Er betonte auch die Bereitschaft Chinas, die wirtschaftliche Stabilität in Libyen zu unterstützen und sich an den Wiederaufbaubemühungen zu beteiligen. Eine Reihe chinesischer Unternehmen seien bereit, ihre Tätigkeit in Libyen wieder aufzunehmen und Projekte mit ihren libyschen Partnern wiederzubeleben.
https://libyareview.com/22469/what-role-will-china-play-in-libyas-reconstruction/

+ 01.04.: Video/Explosion. Die ersten Momente der Explosion des Transformators Nr. 2 in der 220-V-Station Mazraq asch-Schams in al-Dschamil (Libyen)
https://twitter.com/alsaaa24/status/1509930433080926208

+ Video/Bengasi: Drohnenaufnahmen vom immer noch kriegszerstörten Bengasi: https://twitter.com/Saleh_Almogrbe/status/1509581951476326404

 

Aus anderen Ländern

+ Tunesien. „Politisches Erdbeben in Tunesien. Staatspräsident Kais Saied löst das Parlament auf und verschärft damit den politischen Machtkampf.“ Eine Verfassung soll im Sommer per Referendum verabschiedet werden. Abgeordnete forderten einen Nationalen Dialog und Neuwahlen. Die Regierung versucht, mit einem Kredit des IWF den wirtschaftlichen Zusammenbruch zu verhindern. Fraglich erscheint, ob das vor einem wirtschaftlichen Kollaps stehende Land überhaupt noch reformiert werden kann.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1162644.staatspraesident-kais-saied-politisches-erdbeben-in-tunesien.html

+ Afrika/Ukraine. „Nur drei Tage nach Beginn des russischen Angriffkriegs in der Ukraine verkündete deren Präsident Wolodimir Selenski am 27. Februar die Gründung einer »Internationalen Legion«. Ausländer, die sich dem »Widerstand gegen die russischen Besatzer« anschließen wollten, lud er ein, in sein Land zu kommen, um sich den dortigen Streitkräften anzuschließen. Kurz darauf schaltete das ukrainische Verteidigungsministerium eine Internetseite frei, auf der potentielle ausländische Kämpfer aufgefordert werden, sich für nähere Informationen an die ukrainischen Botschaften in ihren Herkunftsländern zu wenden. […] Einem Bericht des englischsprachigen Internetportals der Deutschen Welle vom 8. März zufolge haben die Regierungen von Nigeria, Senegal und Algerien aktiv gegen Anwerbeversuche der jeweiligen ukrainischen Botschaften protestiert. Auch in Südafrika regte sich in der Folge Widerstand.“
https://www.jungewelt.de/artikel/423376.kiew-sucht-kombattanten-s%C3%B6ldnerwerber-unerw%C3%BCnscht.html

+ Ägypten/Brotpreis. Ägypten deckelt Brotpreis. „Der Weltmarktpreis für eine Tonne Weizen stieg seit Jahresbeginn um über ein Drittel auf ein Vierzehnjahreshoch und liegt gegenwärtig bei 380 Euro. Ähnliches gilt für Raps, der so teuer gehandelt wird wie nie zuvor. Ägypten ist der weltweit größte Weizenimporteur; aus Russland und der Ukraine stammen über 80 Prozent dieser Einfuhren. Laut Angaben der ägyptischen Regierung reichen die Weizenreserven des Landes noch rund vier Monate. […] Knapp ein Drittel der rund 105 Millionen Einwohner lebt in Armut, 70 Prozent der Bevölkerung sind auf Staatshilfen angewiesen. Nun hat die Regierung angekündigt, weitere 450.000 Familien in Hilfsprogramme aufzunehmen und die Bezüge staatlicher Arbeitnehmer zu erhöhen.
Der IWF bereitet mit der Regierung des Militärherrschers Abdel Fattah as-Sisi nun Verhandlungen über ein neues Rettungsprogramm vor.“
https://www.jungewelt.de/artikel/423575.folgen-des-ukraine-kriegs-bittsteller-kairo.html

+ Russland/USA. Thierry Meyssan: „Die Neue Weltordnung, die unter dem Vorwand eines Krieges in der Ukraine vorbereitet wird. Die militärische Intervention in der Ukraine wurde nicht am 24. Februar von Russland, sondern eine Woche zuvor durch die Ukraine ausgelöst. Die OSZE ist Zeuge. Der lokale Konflikt in der Ukraine war von Washington geplant worden, um eine Neue Weltordnung durchzusetzen, von der Russland und dann China ausgeschlossen werden sollen.“
https://www.voltairenet.org/article216289.html

+ Ukraine-Krieg. Zur Sicht des globalen Südens auf den Ukraine-Krieg: „Im Nahen Osten haben sich die feindseligen Gefühle gegenüber dem Westen, die sich bis Anfang der 2000er Jahre hauptsächlich gegen die USA richteten, nach den Interventionen im Irak und in Libyen auch auf die Europäer ausgeweitet. In den arabischen Medien werden die „Kriegsverbrechen“ der israelischen Armee in Gaza, der europäischen Armee in Libyen, der amerikanischen Armee im Irak oder sogar in Vietnam hervorgehoben und es wird auf die kaum vorhandene Reaktion des Westens verwiesen, während die russischen Kriegsverbrechen weithin angeprangert werden. 
Das Syndrom des „Messens mit zweierlei Maß“ kommt auch in Bezug auf die Palästinafrage zum Ausdruck, ebenso wie bei den Unterschieden, die in Europa zwischen der Aufnahme syrischer, irakischer oder afrikanischer Kriegsflüchtlinge auf der einen Seite und der Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge auf der anderen zu beobachten sind. Marwan Bishara, ein arabisch-israelischer Intellektueller und Journalist, ging in einem Interview mit al-Jazeera sogar noch weiter und zögerte nicht, am 15. März zu schreiben: „In Wahrheit war der ‚zivilisierte Norden‘ lange Zeit besonders gewalttätig, nach innen wie nach außen; der ‚Zivilisierteste‘ war der Gewalttätigste, obwohl Gewalt das Gegenteil von zivilisiertem Verhalten ist“.
https://www.relevante-oekonomik.com/2022/03/30/die-ukraine-aus-der-sicht-des-globalen-suedens/

+ Ukraine-Krieg. „Fünf Wochen nach dem russischen Überfall auf die Ukraine ist es den westlichen Mächten noch immer nicht gelungen, Russland international zu isolieren. […] An den westlichen Russland-Sanktionen beteiligen sich immer noch nur 48 Länder [von 193]; drei Viertel der UN-Mitgliedstaaten verweigern sich ihnen trotz teils erheblichen Drucks. Der saudische Außenpolitikexperte Mansour Almarzoqi bestätigt, er könne „absolut keinen Unterschied“ zwischen den Kriegen gegen den Irak (USA, 2003) und gegen die Ukraine (Russland, 2022) erkennen; er wirft dem Westen „Heuchelei“ vor: „Verborgen unter der dünnen Fassade des Diskurses von Menschenrechten und Demokratie“ liege das blanke „koloniale Erbe des Westens. […] >Die Ukrainekrise offenbart doch einmal mehr die Heuchelei des Westens, wenn es um den Wert menschlichen Lebens geht, um Migration oder die Souveränität von Nationalstaaten<, erklärte kürzlich Mansour Almarzoqi, Direktor des Center for Strategic Studies am Prince Saud Al Faisal Institute for Diplomatic Studies in der saudischen Hauptstadt Riad; er könne >absolut keinen Unterschied zwischen George Bushs Invasion im Irak 2003 und Putins Invasion in der Ukraine< erkennen, und dennoch würden beide vollkommen unterschiedlich behandelt.
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8886
Der Fluch der bösen Taten schlägt auf die westlichen Länder zurück.

+ Pakistan. Pakistans Regierungschef Imran Khan hat das Parlament aufgelöst und Neuwahlen ausgerufen. Er ist damit einem Misstrauensvotum entgangen, das er wahrscheinlich verloren hätte. Ein Gericht könnte die Parlamentsauflösung als verfassungswidrig erklären.
Während einer vorangegangenen Fernsehansprache hatte Kahn angedeutet, „dass Washington ihn aus dem Amt drängen wolle“. In dem Schreiben eines hochrangigen Regierungsbeamten in Washington wurde angedeutet, „dass sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern in Khans Abwesenheit verbessern würden“. Khan hatte sich geweigert, „sich dem Druck aus den USA zu beugen und Russland für die Entsendung von Truppen in die Ukraine zu verurteilen. Pakistan könne dadurch nichts gewinnen“.
https://www.zeit.de/politik/2022-04/pakistan-imran-khan-misstrauensvotum-neuwahlen?mode=recommendation&page=2
https://rtde.site/asien/135209-pakistanischer-premierminister-auslaendische-macht-will-mich-stuerzen/

+ Algerien/Buchmesse. „Zum 25. Mal fand in Algier nach zwei Jahren Corona-Pause die Buchmesse statt. Dabei präsentierte der unabhängige algerische Verlag APIC seine avantgardistische Lyrik-Reihe, die der algerische Lyriker und Ethnologe Habib Tengour initiiert hat.“
https://de.qantara.de/inhalt/buchmesse-in-algier-habib-tengour-und-die-gedichte-der-welt