Die wichtigsten Ereignisse in MiddleEastNorthAfrica und der afrikanischen Welt
MENA
+ Tunesien. „Das Land, in dem mit Protesten und Revolution der Arabische Frühling begann, galt als demokratischer Hoffnungsträger. Nun liegt die Wirtschaft am Boden. Vor allem deshalb sind viele Menschen enttäuscht von der Politik. Und viele junge Tunesier würden am liebsten das Weite suchen. […]
Die Menschen wirken resigniert, und trotzdem gibt es auf Tunesiens Straßen keinen Aufschrei der Massen. >Man spürt die Müdigkeit der Menschen in Tunesien, sie sind desillusioniert, es gibt eine große Politikmüdigkeit<, erklärt Politologe Rdissi Hammadi.
>Und Politik ist auch nicht ihr Hauptanliegen. Wenn die Tunesier morgens aufstehen, überlegen sie nicht, wie das Land regiert wird, sondern fragen sich, wo sie das Nötigste zum Leben herbekommen, welcher Preis um wieviel gestiegen ist und wie sie im Alltag über die Runden kommen<.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/tunesien-arabischer-herbst-100.html
+ Tunesien. „Nach einer Beratung des nationalen Sicherheitsrats über >Notfallmaßnahmen< zur Eindämmung der >Präsenz einer großen Zahl illegaler Migranten aus Subsahara-Afrika< veröffentlichte das Präsidialamt am 21. Februar auf seiner Facebookseite eine Mitteilung. […] Nach einem >kriminellen Plan, der seit Beginn dieses Jahrhunderts vorbereitet wird<, hätten >bestimmte Parteien seit 2011 große Geldsummen erhalten, um irreguläre Migranten aus Subsahara-Afrika in Tunesien anzusiedeln>, mit dem Ziel, >Tunesien auf seine afrikanische Dimension zu reduzieren und es seiner arabischen und islamischen Identität zu berauben<. […] Tunesien ist wegen seiner Nähe zur italienischen Insel Lampedusa zum Transitland für Migranten aus Subsahara-Afrika geworden. Das frühere Auswanderungsland wurde so zum Einwanderungsland. […]
In jüngster Zeit haben zwei Faktoren maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Migrationsrouten aus Sahel und Westafrika nach Tunesien verlagert haben: das brutale Vorgehen der Milizen in Libyen und die von Algerien praktizierten Pushbacks in der Wüste. Auf See abgefangene Migranten werden inzwischen meist in Tunesien an Land gebracht, selbst wenn sie von Libyen aus gestartet sind. […]
Um ihre Rückkehr in die Heimat oder eine Weiterreise nach Europa zu finanzieren, arbeiten viele Migranten für einen Hungerlohn (ein Drittel unter dem üblichen Niveau) auf dem Bau, in der Gastronomie oder als Haushaltshilfe. Nicht wenige bestreiten ihren Lebensunterhalt mit Prostitution und Drogenhandel. […]
Das Land hat – wie Algerien und Marokko – Partnerschaftsabkommen mit der Europäischen Union unterzeichnet und gilt als kooperativ und präsentabel, vor allem im Vergleich zu Algerien beziehungsweise Libyen.
Die Zusammenarbeit in der Migrationspolitik wurde für diese Länder zunehmend zur expliziten Bedingung für den Erhalt von Wirtschaftshilfe. […]
Weil Tunesien kurz vor der Zahlungsunfähigkeit steht, hat die rechte Regierung von Georgia Meloni zugesagt, sich bei den internationalen Geldgebern für das Land einzusetzen. Eine schwierige Aufgabe: Seit Monaten vershandelt Tunis mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über ein Vier-Jahres-Darlehen in Höhe von 1,9 Milliarden US-Dollar, dessen Auszahlung der IWF von der Umsetzung bestimmter Sparmaßnahmen abhängig macht. Am 6. April erklärte Präsident Saied, die gestellten Bedingungen seien >Anordnungen aus dem Ausland, die nur zu noch mehr Armut führen<.“
Le Monde diplomatique, Mai 2023, „Unterwünscht in Tunesien“ von Thierry Brésillon
+ Katar. „Der katarische Energieminister Saad Scharida Al-Kaabi hat […] den von der Europäischen Union angestrebten Übergang von fossilen Energieträgern zu einer Energieversorgung mittels erneuerbarer Energien in Frage gestellt. Am ersten Tag des Katarischen Wirtschaftsforums in Doha warnte das Regierungsmitglied die EU-Länder vor möglichen Engpässen. Ein durch die Energiewende bedingter Mangel an Investitionen in die Förderung von Kohlenwasserstoffen könnte eine Energiekrise auslösen. […]
Er schlug den Staats- und Regierungschefs der EU vor, einen >adäquaten< Plan zu erarbeiten und sich mit den Produzenten an den Verhandlungstisch zu setzen, anstatt die Lieferanten von Erdöl und Erdgas zu >verteufeln<. Unter diesen Umständen ließe sich eine >vernünftige< Lösung finden. Dabei verwies er darauf, dass es eine riesengroße Nachfrage nach Erdgas aus Katar gebe, sodass alle Kapazitäten seiner Vorkommen North Field East und North Field South im Persischen Golf, die sich noch in der Anfangsphase der Ausbeutung befänden, bis zum Jahresende ausgebucht werden könnten.“
https://rtde.live/international/170923-katar-warnt-europa-vor-energie/
+ Arabische Liga/Gipfel. „Die Region strebt an, ein Machtpol in einer multipolaren Welt zu werden. Man will ein >arabisches Europa< werden, wo Frieden herrscht und die Länder durch Handel und kulturellen Austausch verbunden sind. Diese Entwicklung, ermöglicht durch Vermittlung Chinas und mit russischer Unterstützung im Kampf gegen den Extremismus in Syrien, bedeutet einen erneuten und massiven Einflussverlust für den Westen.
Diese Entwicklung zeigt aber auch: Wenn der Westen an Einfluss verliert, erhöhen sich die Chancen auf Frieden drastisch. Und es zeigt sich noch ein Drittes: Der Westen ist mit Frieden nicht einverstanden. Ganz lautstark und in der ersten Reihe in der Gegnerschaft zum Frieden mit dabei ist das politische und mediale Deutschland. […]
Der Kommentar der Tagesschau macht – stellvertretend für die großen deutschen Medien –die Position Deutschlands klar, wie sie auch von deutschen Politikern vertreten wird: Deutschland ist gegen Diplomatie und Frieden. Deutschland ist wieder zum Kriegstreiber geworden. Ganz deutlich, ganz klar und ohne jede Scham.
Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, einseitige und damit völkerrechtswidrige Sanktionen, Ablehnung von Verhandlungen und Diplomatie sowie das Beharren auf abstrusen Maximalforderungen sind wieder kennzeichnend für ein Deutschland, dem erneut jeder moralische Kompass und jedes Gefühl für das richtige Maß abhandengekommen ist. Deutschland ist wieder ein äußerst destruktives Element in der Staatengemeinschaft. Es ist daher gut, dass Deutschland mit hoher Geschwindigkeit an Einfluss verliert. Denn das Land bringt der Welt erneut nichts Gutes, sondern nur Konflikt und Zerstörung. Gut ist dagegen, dass Syrien wieder Mitglied der Arabischen Liga ist. Es ist ein historischer Schritt auf dem Weg zur Versöhnung.“
https://rtde.team/inland/170775-gegen-frieden-gegen-diplomatie-bundesrepublik/
+ Saudi-Arabien/Syrien. „Saudi-Arabien hat ein ehrgeiziges Projekt, die Vision 2030, in Angriff genommen, das darauf abzielt, das ölreiche Königreich von seiner derzeitigen übermäßigen Abhängigkeit von der Energieproduktion auf eine stärker diversifizierte Wirtschaft umzustellen, die auf modernen Technologien und Wirtschaftsinitiativen außerhalb des Energiebereichs basiert.
Eine wichtige Voraussetzung für diese Vision ist, dass Saudi-Arabien zu einer verbindenden Kraft in der Region und in der Welt wird – etwas, das die von den USA betriebene Politik, die regionale Instabilität und Krieg fördert, unmöglich gemacht hat. Die Biden-Administration hatte sich auf eine Politik festgelegt, in der Saudi-Arabien als Schlussstein in der Konfrontation mit dem Iran entlang eines Krisenbogens diente, der sich vom Libanon über Syrien und den Irak bis in den Jemen erstreckt.
Saudi-Arabien sah sich mit der Realität konfrontiert, dass es seinen Krieg im Jemen (der seit 2014 andauert) nicht gewinnen konnte und dass die von den USA angeführten Destabilisierungsbemühungen im Libanon, in Syrien und im Irak ins Stocken geraten waren. Mit dem Ziel der wirtschaftlichen Diversifizierung im Hinterkopf entschied sich das Land für eine Zusammenarbeit mit Russland, um die Art von Stabilität zu schaffen, die für das Gedeihen energiegetriebener Volkswirtschaften erforderlich ist.
[…]Tatsache ist jedoch, dass dank der russischen und chinesischen Diplomatie überall im Nahen Osten Frieden und nicht Krieg herrscht. Dass Syrien aus der Kälte geholt wurde, ist nur die jüngste Manifestation dieses Phänomens.“
https://www.antikrieg.com/aktuell/2023_04_26_syrienkommt.htm
+ Syrien. „China ist sowas wie das neue Power-House in der weiteren Region. Die europäische, die deutsche, selbst die US-amerikanische Außenpolitik stehen ziemlich hilflos daneben. Dort setzt man weiterhin auf Isolation. Was allerdings nur noch ein symbolischer Akt ist, der Öffentlichkeit und Politik zu Hause vermittelt, dass man die Menschenrechte ernst nimmt.
Doch die Ansagen werden längst woanders getroffen. In Peking, zum Beispiel. Dort hat man überhaupt kein Problem damit, Geschäfte etwa mit dem Iran zu machen. Erst vor Kurzem durfte der iranische Präsident Ebrahim Raisi in die chinesische Hauptstadt reisen, sich öffentlich als Vorkämpfer gegen den >Imperalismus< inszenieren und bekam obendrein Zusagen für milliardenschwere Infrastrukturprojekte. […]
Möglicherweise sind vor allem die Golfstaaten zu dem Ergebnis gekommen, dass man über den Jemen und Syrien und die damit einhergehende Einbindung Teherans in regionale Strukturen die Gefahr durch das iranische Atomprogramm eindämmen kann. […]
Vor allem aber hat die westliche Außenpolitik auch in der arabischen Öffentlichkeit einen schweren Stand, und das nicht mehr nur die US-amerikanische.
So wirft der in Hongkong beheimatete emiratische Wirtschaftsberater Ebrahim Haschem der westlichen Außenpolitik in einem Twitter-Post Doppelmoral vor. Und: Dass man in den vergangenen Jahrzehnten eine >zerstörerische Rolle< in der Region gespielt habe. […] Man sieht, was vom Irak nach der US-Besatzung übrig geblieben ist, hat miterlebt, wie westliche Regierungen in Syrien und anderswo mal Waffen an die eine, mal an die andere Gruppe gegeben haben.“
https://www.telepolis.de/features/Europaeische-Aussenpolitik-in-Syrien-Brueskiert-9063651.html
+ Syrien/Türkei. „Der syrische Außenminister Faisal Mekdad hat sich am Sonntag in einem Interview mit RT in Damaskus zu den Beziehungen des Landes mit der Türkei geäußert. >Wir werden die Beziehungen zu unseren Feinden nicht normalisieren; zu einem Land, das syrische Gebiete besetzt hat. Es gab intensive und manchmal hitzige Diskussionen während meiner letzten Treffen. Bei denen haben wir alles, was mit der Normalisierung der Beziehungen zu tun hat, ausgeschlossen<, sagte Mekdad, der hinzufügte, dass eine Normalisierung der Beziehungen nur ein Ergebnis des Abzugs der türkischen Streitkräfte aus Syrien sein könnte.“
https://rtde.team/kurzclips/video/170789-syrien-tuerkische-besatzung-muss-ende/
+ Palästina/Nakba/1948: „65 Massaker wurden von jüdischen Milizen und Zionisten verübt, Hunderttausende Palästinenser wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Auch Salman Abu Sitta und seine Familie wurden vertrieben, in seiner Heimat wurde der Staat Israel gegründet. Salman Abu Sitta studierte in Kairo und wurde Ingenieur. Er erlebte den Krieg um den Suez-Kanal 1956, seit den 1960er Jahren lebte und arbeitete er in Kanada. Er heiratete und gründete seine Familie. In Kuwait erlebte Abu Sitta den Golfkrieg 1991. Nie hat er seine Heimat vergessen. Sein Leben lang hat er für die Rückkehr der Palästinenser in ihre Heimat Palästina gestritten. Karin Leukefeld traf Salman Abu Sitta in Beirut zu einem Interview. […]
> Ich war 10 Jahre alt, als die Israelis angriffen. Sie hießen nicht Israelis, sie waren jüdische Einwanderer aus Europa. Wir und die Britische Regierung nannten sie Juden, eingewanderte Juden. Als sie uns angriffen, habe ich mich gewundert. Ich war ein Kind, 10 Jahre alt. Ich kannte diese Leute nicht, ich hatte nie im Leben einen Juden gesehen. Ich wusste auch nicht, warum sie uns angriffen. Warum sie in mein Zuhause kamen, es zerstörten und mich zu einem Flüchtling machten. Auch in meiner Familie waren die Leute ratlos, sie wussten nicht, warum diese Leute uns angriffen. Sie kamen aus verschiedenen europäischen Ländern. Aus Russland, Polen, Ukraine und aus anderen Ländern. Sie sprachen fremde Sprachen, wir konnten sie nicht verstehen. Als sie kamen, trugen sie Waffen und sie waren ausgebildet. Und sie hatten große politische und finanzielle Unterstützung. Sie verübten Massaker, in Deir Yassin und in den Dörfern um Jaffa. Zu dem Zeitpunkt gab es sie bei uns zu Hause, im Süden von Palästina, nicht. […]
Es wurde die Aufgabe meines Lebens. Palästina zu dokumentieren, meine Heimat zu dokumentieren, jeden Ort in Palästina. Ich schrieb für die Rückkehr in meine Heimat an Universitäten, in Büchern, in Atlanten, auf Karten. Ich reiste um die Welt, um das zu tun. Ich war überall in Europa, in den USA. Ich reiste bis nach Japan, Australien und Neuseeland. Im Jahr 2000 gründete ich die Palestine Land Society in London, die Gesellschaft für das Land Palästina. Jetzt, nach 23 Jahren, haben wir an der Amerikanischen Universität von Beirut das Studienzentrum Land Palästina gegründet. Es enthält 10.000 Akten, Dateien, und Dokumente, die ich überall in der Welt gesammelt habe. Jetzt dienen sie der Forschung an der Universität. […]
Als die Menschen aus Palästina vertrieben wurden, wollten viele der europäischen Juden gar nicht nach Palästina. Sie wollten in die USA und nach England. Als Ben Gurion Israel gründete, verübte er 65 Massaker, um die Palästinenser aus dem Land zu vertreiben. Aber es kamen keine europäischen Bürger, um das Land neu zu besiedeln. Also beschloss er, Bomben in den Häusern und Wohnungen von Juden in arabischen Staaten explodieren zu lassen. In Baghdad, in Ägypten, in Marokko. So brachte er 800.000 arabische Juden aus ihren Heimatländern nach Palästina, wo sie auf unserem Land leben sollten. Finanziert wurde diese Kampagne mit dem Geld, das Deutschland an den Staat Israel bezahlte. Das Geld ging nicht an die Juden, sondern an den Staat Israel<.“
https://globalbridge.ch/mit-gewalt-enteignet-und-aus-palaestina-vertrieben-der-persoenliche-rueckblick-eines-betroffenen/
+ Palästina/Israel. „Die Folge dieser Darstellung Israels als universeller Unterdrücker ist, dass von den Palästinensern im Gegenzug erwartet wird, sich als universelle Opfer zu verhalten. Anstatt als Menschen behandelt zu werden, die das Recht haben, ihre eigene Zukunft zu gestalten, werden sie in die Rolle eines globalen Mitleidsobjekts gedrängt. Dieser wenig beneidenswerte Status untergräbt die Freiheit der Palästinenser zusätzlich, da er sie anfälliger für Manipulationen durch externe Kräfte macht. […]
Natürlich gehört zur palästinensischen Geschichte viel Leid. Aber das ist nicht einfach die Schuld Israels. Es ist auch die Schuld der arabischen Regime, des Irans und der islamistischen Bewegung. Die Uno hat selbst eine Schlüsselrolle in dieser schmutzigen Geschichte gespielt. Westliche Anti-Israel-Aktivisten haben mit ihrer Verurteilung des ‚israelischen Übels‘ und ihrer Verherrlichung des Opferstatus der Palästinenser die Situation weiter verschlimmert.
[…] Die arabischen Regime haben oft Lippenbekenntnisse für die palästinensische Sache abgegeben, während sie gleichzeitig ihre eigene palästinensische Bevölkerung unter strenger Kontrolle hielten. Im jordanischen Bürgerkrieg in den 1970er Jahren beispielsweise tötete das jordanische Regime Tausende von Palästinensern und trieb die PLO-Führung aus dem Land. Im Jahr 1976 spielte die syrische Armee eine Schlüsselrolle beim Massaker an weiteren Tausenden von Palästinensern im Flüchtlingslager Tel al-Zaatar im Libanon. Die arabischen Regime haben die Palästinenser oft systematisch diskriminiert. […]
Diese palästinensischen islamistischen Gruppen unterstützen […] nicht die palästinensische Selbstbestimmung. Sie teilen, im Gegenteil, das islamistische Ziel, eine transnationale islamische Ordnung zu schaffen. Sie stehen der nationalen Selbstbestimmung feindlich gegenüber. […]
Schließlich ist da noch die Uno. Sie verfügt über eine spezielle Organisation, das 1949 gegründete Hilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA), das sich um die große Zahl der Palästinenser kümmert, die im Westjordanland, im Gazastreifen und in den umliegenden Ländern noch immer als Flüchtlinge gelten. […]
Das Problem mit dem UNRWA ist, dass es dazu beiträgt, den Flüchtlingsstatus vieler Palästinenser aufrechtzuerhalten. Inzwischen gibt es nicht nur Flüchtlinge der ersten Generation, sondern auch solche der zweiten und dritten Generation und darüber hinaus. Anstatt die Palästinenser zu ermutigen, sich in die einheimische Bevölkerung zu integrieren, arbeitet das UNRWA daran, sie in Parallelstrukturen zu halten. […]
Voraussetzung für eine Lösung des Konflikts ist jedoch, dass sich zahlreiche externe Kräfte nicht mehr einmischen.“
https://www.novo-argumente.com/artikel/die_tragoedie_der_palaestinenser
+ Israel/USA. „Der Pressesprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, hat am Sonntag aus aktuellem Anlass eine Stellungnahme veröffentlichen lassen, die in Israel für leichte Aufregung sorgte. […] Millers Statement besteht aus zwei Absätzen. Der erste beginnt mit dem Satz: »Wir sind tief beunruhigt über die Anordnung der Regierung Israels, die es seinen Bürgern erlaubt, im Außenposten Homesch in der nördlichen Westbank, der nach israelischem Recht illegal auf privatem palästinensischem Land errichtet wurde, eine ständige Präsenz zu etablieren.« […]
Im zweiten Absatz geht es um den Auftritt des ultrarechten Sicherheitsministers Itamar Ben-Gvir auf dem Gelände der Al-Aksa-Moschee am Sonntag. Dazu heißt es: »Wir sind ebenfalls besorgt über den heutigen provokanten Besuch auf dem Tempelberg/Haram Al-Scharif in Jerusalem und über die begleitende aufhetzende Rhetorik. Der heilige Raum darf nicht für politische Zwecke genutzt werden. (…) Darüber hinaus bekräftigen wir die traditionelle Haltung der USA zur Unterstützung des historischen Status quo an Jerusalems heiligen Plätzen.« […]
Am Montag wurde bekannt, dass die zuständige Bezirksbehörde in Jerusalem in der Vorwoche grünes Licht für den Bau von 400 neuen, ausschließlich für Israelis bestimmten Wohnungen in der palästinensischen Stadt Abu Dis, die oft als Vorort von Jerusalem bezeichnet wird, gegeben hat. […] Abu Dis wurde international als »künftige Hauptstadt Palästinas« bekannt. Mit ihr sollen die Palästinenser als Ersatz für ihre Forderung nach »Jerusalem als Hauptstadt« abgefunden werden. Ob sich die Autonomieregierung damit zufriedengeben wird, erscheint ungewiss. Es gibt aber in Abu Dis schon eine fünfstöckige Bauruine, in die einmal das palästinensische Parlament einziehen sollte.“
https://www.jungewelt.de/artikel/451351.enteignung-und-besetzung-ohne-atempause.html
+ Libanon/Israel/Hisbollah. „Es war eine Aktion mit Symbolkraft: Hisbollah-Kämpfer absolvierten am Wochenende eine Militärübung, die einen Krieg mit Israel simulierte – umrahmt wurde das Ganze von aggressiven Tönen. Israel sieht die Entwicklung mit Sorge. Erst Militärmusik, dann eine martiale Militärshow, bei der maskierte Kämpfer israelische Flaggen sprengen, durch brennende Reifen springen und mit scharfer Munition auf imaginäre israelische Ziele schießen: Die Hisbollah-Miliz – und das ist die Botschaft – scheint bereit zu sein, sich dem Todfeind im Süden zu stellen.
Eine Botschaft, die Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah auch verbal untermauert: >Der israelische Feind macht einen Fehler, wenn er Pläne schmiedet und denkt, er könne Syrien bombardieren und in Syrien Vergeltung üben, während sich Syrien in einem Krieg befindet und sich keiner neuen Front widmen kann. Aber diese Überlegungen können falsch sein und dieser Fehler kann sich jederzeit rächen<. […]
Es ist keine einfache Situation für Israel. Die Bedrohungslage für das kleine Land hat sich in den vergangenen Monaten verschärft. Hamas, Hisbollah und der Iran im Hintergrund bauen ein Terrornetz auf, das Israel gleich an fünf Fronten treffen könnte. Die Fronten sind der Gazastreifen, Ostjerusalem, das Westjordanland, die arabischen Israelis und der Südlibanon. Die letztere Front dürfte aufgrund der Feuerkraft der Hisbollah-Miliz für Israel die gefährlichste sein. Klar ist aber auch: Israel weiß um diese Gefahr.“
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/israel-hisbollah-100.html
+ Israel. „Mehr Geld für Ultraorthodoxe. Wie Netanyahu sich die Zustimmung zum Haushalt erkaufte. Israels Regierungsparteien haben den Haushalt von Premier Netanyahu absegnet. Große Gewinner sind die ultrareligiösen Koalitionspartner. Kritiker warnen, deren Klientel könnte sich nun noch weiter von der Gesellschaft entfernen.
[Es] hat die Knesset, das israelische Parlament, den Haushalt für die Jahre 2023 und 2024 verabschiedet. Alle Abgeordneten der Regierungskoalition stimmten am Ende dafür.
Der Staatshaushalt beträgt für 2023 umgerechnet mehr als 120 Milliarden Euro und fast 130 Milliarden für 2024. […]
Die Opposition kritisiert am nun beschlossenen Haushalt, dass er die Lebensform der Ultraorthodoxen weiter subventioniert, damit verfestigt und einer Integration entgegensteht. Rund 200 Wirtschaftswissenschaftler haben in einem offenen Brief vor möglichen auch langfristigen Schäden für die israelische Wirtschaft gewarnt.“
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/israel-knesset-haushalt-100.html
+ Palästina. „»Mein Blut ist palästinensisch«. So lautet der Titel des Liedes von Mohammed Assaf, das bis vergangene Woche millionenfach auf Spotify angehört wurde – und seitdem von der Streaming-Plattform verschwunden ist. Der schwedische Konzern bestreitet, die Löschung vorgenommen zu haben: Schuld sei vielmehr der lokale Provider, in diesem Fall der saudische Medienkonzern MBC. Dieser Ansicht wiederum widerspricht der betroffene Künstler: Eine E-Mail habe ihn darüber informiert, dass das Lied wegen Antisemitismus aus dem Katalog entfernt wurde. Absender: Spotify. Unklar ist zudem, warum der Song acht Jahre nach Erscheinen plötzlich auf dem Index landet. Ob eine Petition der in Großbritannien ansässigen Organisation »We believe in Israel« den Anstoß gab, ließ sich bisher nicht bestätigen. Spotify hat inzwischen angekündigt, das Lied wieder online zu stellen. Zumindest in Deutschland ist der Track allerdings weiterhin nicht verfügbar. Dafür steht er samt Video auf Youtube – und wurde dort bereits 30 Millionen Mal abgerufen.“
https://www.youtube.com/watch?v=9PqKGZ7Yvq8
Zenith-Club-Newsletter, 26.05.2023
+ Saudi-Arabien. „Laut Tactical Report verhandelt Saudi-Arabien mit der China North Industries Group Corporation (Norinco) über den Kauf: von Sky Saker FX80 (UAV)- senkrechtstartenden und – landenden Drohnen (CR500-VTOL), von Cruise Dragon Suicide 5 und 10 und von QG- 17AE Kurzstrecken-Luftverteidigungssystem (SHORAD).
Das Kaufverbot russischer und chinesischer Waffen für US-Verbündete funktioniert also nicht mehr.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°42 – 26 Mai 2023
+ Saudi-Arabien. „Das Königreich schaltet in den diplomatischen Turbogang: USA und Israel besorgt über neue Macht-Ambitionen des Partners. Selenskyj will stärkere Unterstützung. […] Aber vor allem scheint der saudische Kronprinz sein Königreich selbst zu einer internationalen politischen Größe ausbauen zu wollen. Das Signal: Wir hören Euch gerne zu, lassen uns aber nicht reinreden.
So lautete die Antwort des saudischen Außenministers Prinz Faisal bin Farhan auf die Kritik aus den USA und Deutschland belehrend: >Es gibt keinen Weg, die Krise in Syrien ohne einen Dialog mit der syrischen Regierung zu beenden<. Es gebe >eine humanitäre Krise<. Und: Es gibt >syrische Flüchtlinge, die nach Hause zurückkehren wollen<.
Es wirkte wie ein klarer Seitenhieb in Richtung der Regierungen in Europa und Nordamerika und deren Sanktionspolitik, die ganz offensichtlich weder zum Sturz des Regimes in Teheran oder zum Ende irgendeines Krieges geführt hat.
Was man in den arabischen Hauptstädten nicht so gerne hört: Auch die dortigen Regierungen haben diesem Krieg, wie auch jenem im Jemen und anderen Konflikten jahrelang zugesehen. […]
Das Weiße Haus müsse nun seinen Einfluss nutzen, um Riad in die Schranken zu weisen, dafür zu sorgen, dass Baschar al Assad weiterhin geächtet wird, fordern Kommentatoren in Medien wie der Washington Post. […]
Und so erklärte der Kronprinz dem US-Präsidenten im März, natürlich seien Beziehungen zu Israel nicht vom Tisch. Und zeigte sofort das Preisschild: Die USA müssten sämtliche Hindernisse für Saudi-Arabien bei Rüstungskäufen abschaffen, umfassende Sicherheitsgarantien abgeben, außerdem beim Aufbau eines zivilen Nuklearprogramms helfen.“
https://www.telepolis.de/features/Saudi-Arabien-Auf-Konfrontation-mit-dem-Westen-9068095.html
+ Saudi-Arabien/NDB. „Die Neue Entwicklungsbank (NDB) der BRICS-Gruppe der großen Schwellenländer führt derzeit Gespräche mit Saudi-Arabien über die Aufnahme des Königreichs als zehntes Mitglied, berichtete die Financial Times (FT)am Sonntag.
Es wird erwartet, dass dieser Schritt die Beziehungen zwischen dem in Shanghai ansässigen Kreditgeber, der im Jahr 2014 von den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) gegründet wurde, und dem zweitgrößten Ölproduzenten der Welt festigt. […]
Es wird erwartet, dass die Saudis zu einem weiteren finanziell verlässlichen Anteilseigner der NDB werden, da der internationale Kreditgeber seine Fähigkeit zur Mobilisierung von Mitteln prüft.“
https://rtde.team/wirtschaft/171213-medienbericht-saudi-arabien-erwaegt-beitritt-zur-brics-entwicklungsbank/
+ Saudi-Arabien/Russland. „Saudi-Arabien, das de facto die OPEC anführt, hat seine Unzufriedenheit mit Russland geäußert, das nach Angaben des Königreichs sein Versprechen, die Ölproduktion angesichts der westlichen Sanktionen zu drosseln, nicht vollständig erfüllt hat. Das berichtete das Wall Street Journal (WSJ). Den Quellen der Zeitung zufolge haben hochrangige saudische Beamte ihre russischen Amtskollegen aufgefordert, die vereinbarten Kürzungen einzuhalten.“
https://rtde.team/international/171191-medienbericht-saudi-arabien-fordert-russland/
+ Iran. „Die USA haben eine neue Mittelstreckenrakete aus Iran als >Gefahr für die internationale Sicherheit< bezeichnet. Teheran hatte zuvor die strategische Rakete >Cheibar< vorgestellt, die mit 2.000 Kilometern die bisher größte Reichweite dieser Waffengattung hat.“
https://rtde.live/der-nahe-osten/171053-usa-sehen-darin-ernsthafte-bedrohung/
+ Iran. „Ali Akbar Ahmadian, ehemaliger Kommandeur der paramilitärischen Kräfte der Revolutionsgarden, ist zum Sekretär des Obersten Nationalen Sicherheitsrats des Iran ernannt worden. Er ist eine sehr antiwestliche Persönlichkeit. Er ersetzt Ali Shamkhani, dem seine Verbindungen zu Alireza Akbari vorgeworfen werden, einem ehemaligen stellvertretenden Verteidigungsminister, der der Spionage für die Briten beschuldigt und im Januar 2023 hingerichtet wurde. Er wurde hauptsächlich für die angebliche Korruption seines Sohnes verantwortlich gemacht. Ali Shamkhani war Irans oberster arabischer Beamter.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°42 – 26 Mai 2023
+ Türkei. „Amtsinhaber Erdogan hat die Stichwahl um das Präsidentenamt in der Türkei gewonnen. Das teilte die Wahlbehörde mit. Demnach erreichte Erdogan rund 52 Prozent der Stimmen, sein Gegner Kilicdaroglu 48 Prozent.“
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/tuerkei-wahl-ergebnis-100.html
+ Türkei/Wahl. „An der Stichwahl beteiligte sich rund die Hälfte der rund 1,5 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland. Beim Stand von rund 95 Prozent der ausgezählten Wahlurnen aus Deutschland kam Erdogan bei ihnen laut staatlicher Nachrichtenagentur Anadolu auf 67,4 Prozent der Stimmen. Erdogan schnitt bei den Wählerinnen und Wählern in Deutschland somit erneut deutlich besser ab als insgesamt.“
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/erdogan-feiern-deutschland-100.html
SUBSAHARA-AFRIKA
+ Sudan. „Im Sudan haben sich die Konfliktparteien auf eine siebentägige Feuerpause verständigt. Die ab Montag geltende Waffenruhe soll von einer internationalen Koalition überwacht werden.
Die USA und Saudi-Arabien haben eine siebentägige Waffenruhe zwischen den Konfliktparteien im Sudan offiziell bestätigt. Vertreter der sudanesischen Armee sowie der paramilitärischen RSF-Miliz hätten am späten Samstagabend in der saudi-arabischen Stadt Dschidda ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet, erklärten die beiden Länder.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/sudan-waffenstillstand-100.html
+ Sudan. „Am 20. Mai einigten sich die Armee von General Abdel Fattah al-Burhan und die Rapid Support Forces (RSF) von >General< Mohamed Hamdan Dagalo in Dschidda auf einen neuen 7-tägigen humanitären Waffenstillstand. Mehr als eine Million Menschen wären bereits vor den Kämpfen geflohen. Die katarische Botschaft in Khartum wurde nach Angaben der Truppen von General al-Burhan von der RSF verwüstet.“
5 – Voltaire, internationale Nachrichten – N°42 – 26 Mai 2023
+ Sudan. Armeechef General Abdel Fattah al-Burhan gegen Milizenchef Dagalo: „Beide haben über die Jahre ihres Aufstiegs natürlich auch im Ausland Verbündete gesammelt und verschiedene Mächte werden verdächtigt, Stellvertreterkonflikte auszutragen. Ausgiebig thematisiert wurden in den westlichen Medien natürlich die Verbindungen Dagalos zur Söldnerarmee Gruppe Wagner des russischen Oligarchen Jewgeny Prigoschin. Dessen Firmen Meroe Gold und M-Invest sind – wie auch in der angrenzenden Zentralafrikanischen Republik – stark im sudanesischen Goldgeschäft involviert, das hauptsächlich von Dagalo dominiert wird, dem dabei Schmuggel und Raub nachgesagt werden. Die Lieferung von Flugabwehrraketen durch ein Flugzeug der Söldnergruppe, über die einhellig berichtet wurde, scheint dabei jedoch die einzige unmittelbare Unterstützung zu sein. Die Gruppe Wagner bestreitet, im Land aktiv zu sein. Ebenso durch das Gold an Dagalo gebunden sind die Vereinigten Arabischen Emirate, die dessen größter Abnehmer sind und die Miliz im Vorfeld mit Waffen versorgten.
In dem Licht sehen die internationalen Verbindungen seines Widersachers, des offiziellen Staatschefs während der Übergangszeit, al-Burhan eher bescheiden aus. Etwas Legitimationsshow konnte er sich bei einem Besuch in Ägypten abholen und zumindest scheint es, nachdem Dagalos RSF einige ägyptische Soldaten gefangen nahm und ein ägyptisches Flugzeug zerstörte, dass al-Burhan auch etwas militärische Unterstützung bekam.
Natürlich haben auch die anderen Nachbarstaaten Interessen und Präferenzen. Uwe Kerkow mutmaßt im Onlinemagazin Telepolis, dass die äthiopische Führung eher Dagalo favorisiere, weil al-Burhan eben von Ägypten unterstützt wird, welches Äthiopien wegen des Aufstauens des Nils im Grand Etiopian Renaissance Damms mehrfach bedrohte. Belege dafür bleibt er allerdings schuldig.
Zudem wichtige Akteure in der generell destabilisierten Region sind Warlords und Rebellengruppen. Wie Hannah Wettig in der jungle.world schreibt, sei der Gründer der Dschandschawid Milizen, Musa Hilal, schon länger mit Dagalo verfeindet und nun explizit mit al-Burhan verbündet, was wiederum den Tschad auf al-Burhans Seite ziehe, da Musas Tochter mit dem ehemaligen Diktator, dem Vater des jetzigen Diktators, verheiratet war. In der Zentralafrikanischen Republik sei es wiederum andersherum: Dagalo kämpfe zusammen mit den Wagner-Söldnern an Seite der Regierung, während die bekämpften Rebellen von Musa unterstützt würden.
Ein weiterer wichtiger Warlord in der Region ist Khalifa Haftar, Führer der Libyan National Army, der zusammen mit dem Abgeordnetenhaus in Tobruk den größten Teil Libyens regiert. Dieser lieferte wohl Waffen an Dagalo und kämpft ebenfalls mit der Wagnergruppe. Allerdings wird Haftar auch von Ägypten unterstützt, was die eindeutige Einteilung der bewaffneten Gruppen in der Region in zwei Lager unterminiert.“
https://www.imi-online.de/2023/05/17/ignorierte-tyrannen/
+ Sudan. „Die Wurzeln des Problems, mit dem das Land konfrontiert ist, liegen in der langjährigen US-Politik der Zerstückelung des geeinten Staates und der Schaffung von Sudan und Südsudan. Infolgedessen gab es in beiden Ländern weder Frieden noch Wohlstand.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/lawrow-vergleicht-die-politik-der-nato-mit-hitlers-drang-nach-osten/
+ Mali. „Bereits Jahrzehnte vor dem jetzt zu Ende gehenden Bundeswehreinsatz in Mali konzentrierten sich die bundesdeutschen Streitkräfte auf Einflussarbeit in dem Land – auch, um die Stellung der DDR zu schwächen.
Mit dem am 1. Juni beginnenden Abzug der Bundeswehr aus Mali geht die jüngste Phase der deutschen Bemühungen um Einfluss in dem westafrikanischen Land dem Ende entgegen. Seit mehr als zehn Jahren sind deutsche Soldaten dort stationiert; die Bundesregierung hat dafür nach offiziellen Angaben rund 3,5 Milliarden Euro ausgegeben. Berlin steht in Bamako heute schwächer da als vor dem Einsatzbeginn. Mali war in den 1960er Jahren ein frühes Schwerpunktland bundesdeutscher Einflussaktivitäten auf dem afrikanischen Kontinent. Dabei ging es darum, das Land, welches eine wichtige Rolle in der Blockfreienbewegung spielte, an den Westen zu binden und zugleich den Einfluss der DDR zurückzudrängen. In diesem Zusammenhang leistete die Bundeswehr in den 1960er Jahren zunächst humanitäre Hilfe in Mali; ab 1972 war sie mit einer Beratergruppe in Bamako vertreten. Ab 1976 trainierte sie darüber hinaus malische Soldaten und Offiziere in der Bundesrepublik; bis in die 1990er Jahre hielten sich mehr als hundert malische Militärs zur Aus- und Fortbildung in der BRD auf. Dann verlagerte sich der Schwerpunkt der deutschen Afrikapolitik vorläufig in andere Gebiete des Kontinents.“
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9249
+ Somalia. „In Somalia sind innerhalb von weniger als fünf Monaten mehr als eine Million Menschen vertrieben worden. Neben andauernden Konflikten seien dafür eine Dürre sowie Überschwemmungen verantwortlich, erklärten das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und die Hilfsorganisation Norwegischer Flüchtlingsrat.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/somalia-fluechtlinge-vereinte-nationen-100.html
+ Demokratische Republik Kongo. „Der Präsident der Demokratischen Republik Kongo (DRK), Felix Tshisekedi, besuchte China, um seine Gesprächspartner davon zu überzeugen, zusätzliche 6 Milliarden Dollar in sein Land zu investieren, verglichen mit den 17 Milliarden, die sein Vorgänger Joseph Kabila 2008 ausgehandelt hatte. Die Demokratische Republik Kongo ist der weltweit führende Produzent von Rohstoffen für die Herstellung von Batterien. Sie verfügt auch über bedeutende Vorkommen an Diamanten, Gold, Lithium und Tantal.“
Voltaire, internationale Nachrichten – N°42 – 26 Mai 2023
+ Ruanda/Südafrika. „Fulgence Kayishema war einer der meistgesuchten Beteiligten am Völkermord in Ruanda. Jetzt ist er nach 22 Jahren Flucht in Südafrika verhaftet worden, wie der von der UNO eingerichtete Strafgerichtshof IRMCT am Donnerstag mitteilte. Demnach wurde er am Mittwoch in der Nähe von Kapstadt verhaftet. Bei der Festnahme wirkten der IRMCT und die südafrikanischen Justizbehörden zusammen. Ruanda hoffe nun auf eine Überstellung Kayishemas.“
https://www.jungewelt.de/artikel/451581.menschenrechte-v%C3%B6lkerm%C3%B6rder-gestellt.html
+ Kenia/CO2-Zertifikat. „Das Northern Kenya Grassland Carbon Project (NKGCP) im Norden Kenias sei das bisher weltweit erste und größte Projekt, das mit veränderten Weidepraktiken Kohlendioxid im Boden speichert und damit Gutschriften generiert, behauptet die Organisation Northern Rangelands Trust (NRT). Traditionell bestehende Weidesysteme, welche die indigenen Borana und Samburu seit Jahrhunderten betreiben, sollen einem kollektivierten, zentral kontrolliertem System weichen. Damit die Weidepläne umgesetzt werden können, darf das Vieh das Projektgebiet nicht verlassen. Deshalb würden Wanderrouten, die sich nach Trocken- und Regenzeiten ausrichten, unterbrochen, kritisiert Simon Counsell in seinem Report für Survival International.
Die Borana verurteilen das Projekt als «grünen Betrug». Es zerstöre nicht nur traditionelle Weidepraktiken, sondern gefährde ihre Ernährungssicherheit, beraube sie ihrer Lebensgrundlagen und Kultur. In einem Video beklagt der Borana-Anführer Abdullahi Hajj Gonjobe, in welcher Weise die pastorale Lebensweise der Indigenen durch das geplante Weideprojekt zerstört wird. […]
Die Borana fordern, dass der NRT das Land der Gemeinde räumt und seine Finanzberichte für das Projekt veröffentlicht. Wegen des fortgesetzten Raubes an den Ressourcen der Gemeinschaft erwägen sie zudem weitere rechtliche Schritte gegen NRT einzuleiten.
In der Region leben rund Hunderttausend Menschen, darunter die indigenen Samburu, Massai, Borana und Rendille, die zumeist als Hirten ihren Lebensunterhalt verdienen. Ihre Lebensweise ist untrennbar mit ihren Rindern, Kamelen, Schafen und Ziegen verbunden. […]
Von 2013 bis 2016 generierte das NRT-Projekt 3,2 Millionen CO2- Zertifikate. Der Wert dieser Verkäufe wird auf 21 bis 45 Millionen US-Dollar geschätzt. Die meisten davon gingen an Netflix und an Meta Platforms. Von 2017 bis 2020 wurden weitere 3,5 Millionen Gutschriften verifiziert und 1,3 Millionen davon verkauft.
Vor Kurzem allerdings hat Verra die Ausgabe von Zertifikaten ausgesetzt. Dies sei ein «Zeichen für erhebliche Bedenken im Hinblick auf die Legitimität des NRT-Projektes», erklärt Survival International.“
https://www.infosperber.ch/umwelt/luft-klima/kenia-verliert-wegen-schwindel-mit-co2-zertifikaten-weideland/
+ Afrika/OAU/AU. „Die Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) ist der Vorläufer der Afrikanischen Union (AU). Mit ihrer Gründung heute vor 60 Jahren in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba untermauerten die beteiligten Staaten ihren Anspruch, ihre Entwicklung selbst in die Hand nehmen zu wollen und das Joch des Kolonialismus endlich abzuschütteln. An diesen Meilenstein erinnert die Fédération Internationale des Résistants (FIR) in einer Pressemitteilung: > […] Die Charta der Organisation wurde von 32 unabhängigen Staaten unterzeichnet. Es ging damals vor allem um den Prozess der weiteren Dekolonialisierung in Afrika. Zum ersten Ziel wurde die Befreiung Angolas von der portugiesischen Kolonialherrschaft erklärt. Ferner wurde ein Komitee zur Befreiung Afrikas (African Liberation Committee) gegründet, das den antikolonialen Kampf unterstützen sollte. […] Mit dem Ende des Apartheid-Regimes in Südafrika waren 1994 faktisch alle afrikanischen Staaten Mitglied der OAU. Gemeinsam beschloss man, dass der afrikanische Kontinent eine atomwaffenfreie Zone sein solle (Vertrag von Pelindaba). […]
Der libysche Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi sah in dieser Modernisierung der OAU eines seiner großen politischen Projekte. Mit dem Constitutive Act of the African Union vom 8. September 2000 wurde diese neue Struktur Wirklichkeit, die ebenfalls zur Gründung einer Afrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft führte. Das war auch dringend, denn alle afrikanischen Staaten hatten erleben müssen, dass die formelle Aufhebung des Kolonialstatus einherging mit einer ökonomischen Abhängigkeit, die von der Dominanz der imperialistischen Hauptländer geprägt war. […]
Als der Arabische Frühling von 2010 bis 2012 stattfand, waren es wiederum die ehemaligen Kolonialmächte, unterstützt durch die NATO-Staaten, die Regimewechsel in ihrem Sinne forcierten, während die Afrikanische Union weitgehend an den Rand gedrängt wurde. Insbesondere die Entmachtung von Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi machte deutlich, dass es dabei nicht um Demokratie, sondern um die Zugriffe auf die Rohstoffressourcen und die Ausschaltung von unliebsamen Politikern ging.“
https://www.unsere-zeit.de/60-jahre-kampf-gegen-den-kolonialismus-in-afrika-4780514/
+ Afrika/OAU. „Mit Erpressungen und Drohungen versuchen die Länder der EU, in Afrika Gehorsam zu erzwingen und eine Stellungnahme gegen Russland und China zu erreichen. Damit berauben sie sich selbst der Chancen, die die Zukunft Afrikas auch ihnen bieten könnte. […] Mali und Burkina Faso, beides Opfer des Kolonialpakts, haben es geschafft, sich mithilfe von Wagner davon zu befreien; damit wird auch klar, warum die EU-Verteidigungsminister bei ihrem letzten Treffen diese Woche neue Militäreinsätze in Niger, Benin, Togo und an der Elfenbeinküste beschlossen haben, alles >ehemalige< französische Kolonien. Nun, auch das kann man als Kommentar zum Jubiläum der OAU betrachten. […]
Das Auswärtige Amt behandelt diesen Jahrestag so, wie man Afrika immer gern behandelt, und publiziert am Vorabend einen Artikel zum >Kampf gegen Hunger am Horn von Afrika<. In diesem Artikel stellt man zum einen die Afrikaner wieder einmal als die notleidenden Hilfebedürftigen dar, zum anderen unterschlägt man wie üblich die eigene Beteiligung an den steigenden Lebensmittelpreisen und stellt sich dann auch noch als Retter in der Not dar; das übliche Geschäft also. […]
Nicht nur Wagner stört diese Kreise. Auch China durchkreuzt diese Pläne mit seinen Infrastrukturprojekten und seinen Handelsbeziehungen; zuletzt kommen dazu noch die Angebote, Außenhandel ohne Nutzung des US-Dollar (oder des CFA-Francs) abzuwickeln oder gar den BRICS beizutreten.
Das Absurde an dieser Lage ist, dass Afrika enormes Potenzial besitzt, das aber unter den Bedingungen eines kolonialen Verhältnisses gar nicht erschlossen werden kann. […]
Aber damit diese Vorteile zur Geltung kommen können, müssen jene Strukturen beseitigt werden, die über all die Jahrzehnte dazu führten, dass jeglicher Reichtum in den Westen floss. Wie sehr große Teile des Kontinents den Bedürfnissen der Kolonialherren unterworfen waren und sind, zeigt ein Blick auf das Straßennetz, das im Grunde stets nur eine Richtung kennt – hin zur Küste, zum Hafen, aus dem Güter abtransportiert werden können.
Es braucht einen Schub der Industrialisierung, eine Explosion der Bildung, um das Potenzial zu erschließen; aber Industrialisierung ist genau einer der Punkte, auf den der Westen stets allergisch reagiert, wie das Beispiel von Burkina Faso und Thomas Sankara belegt. […]
Dieses Jahrhundert kann ein afrikanisches Jahrhundert werden, und das Versprechen auf eine unabhängige Zukunft, das sich in der Gründung der Organisation für Afrikanische Einheit vor sechzig Jahren manifestierte, kann sich endlich verwirklichen. Für die Menschen Europas wird das heißen, dass der Migrationsdruck schwindet, und dass sie womöglich durch Handel vom afrikanischen Aufstieg profitieren könnten; allerdings nur, wenn es gelingt, koloniale Ansprüche und koloniales Denken endlich abzuwerfen. Wenn nicht, dürfte der Wurmfortsatz Asiens in den nächsten Jahrzehnten erfahren, wie unangenehm es sein kann, völlig unbedeutend zu sein.“
https://rtde.team/meinung/171070-afrikanische-jahrhundert/
+ Afrika. „23 von 28 Länder auf der Liste der am stärksten unterentwickelten Länder der Welt liegen in Afrika, 15 von 20 Länder auf der Liste der instabilsten Länder liegen in Afrika und 16 Länder auf der Liste der 20 Länder, die am schlechtesten mit den Auswirkungen des globalen Klimawandels zurechtkommen, liegen in Afrika. Den 25. Mai, den Afrika-Tag, begeht der Schwarze Kontinent in keiner guten Lage, und seine Platzierungen sinken insbesondere während der Wirtschaftskrise. Afrikanisten suchen nach einer Erklärung für die Rückschläge, die seit sechs Jahrzehnten, seit die Europäer den Kontinent verlassen und seinen Staaten die Unabhängigkeit gewährt haben, andauern. Eine Erklärung lautet, dass die Misere schon länger andauert – sechs Jahrhunderte – und von dem Zeitpunkt an gerechnet werden sollte, als der Westen an den Küsten den Handel mit lebenden Schwarzen einführte.
[…] Insgesamt transportierten die westlichen Länder während der Ära des Sklavenhandels 10 bis 15 Millionen Sklaven in die Neue Welt. Demographen gehen davon aus, dass diese Deportationen Afrika dezimiert haben. In Europa und Asien, wo es keine derartigen Massenbewegungen gab, wuchs die Bevölkerung, während sie auf dem Schwarzen Kontinent stagnierte.
Die Abschaffung des Sklavenhandels durch die Europäer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war nur eine kurze Atempause, bevor die westlichen Länder 1884/1885 die koloniale Aufteilung Afrikas beschlossen. London und Paris, Berlin und Brüssel waren bestrebt, unnötiges Blutvergießen in den Kolonien zu vermeiden, und so gab es für die Afrikaner keine Gelegenheit, sich an der Kontroverse zu beteiligen. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs war der Kontinent fast vollständig aufgeteilt worden, worüber seine Bewohner lediglich informiert wurden.
Das Aufkommen der europäischen Herrschaft hat die afrikanische Wirtschaft dauerhaft geprägt. Nur Investitionen in Bodenschätze wurden als rentabel angesehen, und so hatten eigene Industrien keine Chance. […]
Kaum waren die Europäer weg, wurde der Schwarze Kontinent erschüttert. Die Unruhen halten bis heute an: Im Jahr 2021 lag die Zahl der Feindseligkeiten mit 7.418 bei einem Rekordwert für den gesamten Planeten.
Das war auch nicht anders zu erwarten, wenn man bedenkt, wie leichtsinnig die Grenzen ein Jahrhundert zuvor festgelegt worden waren. […]
Eine weitere schmerzliche Facette der afrikanisch-europäischen Beziehungen betrifft den Kolonialismus nur am Rande, denn es geht um die Folgen des explosiven Wirtschaftswachstums in jüngerer Zeit. Die Erfolge wurden durch die Entstehung eines Wirtschaftssystems begünstigt, in dem Afrika keine Chance auf Industrialisierung hatte und es der Alten Welt überlassen blieb, sich zu entwickeln. […]
Die enge Verknüpfung der afrikanischen Probleme mit dem allgegenwärtigen Erbe der Vergangenheit bedeutet nicht, dass der Kontinent selbst von der Schuld an seiner Misere freigesprochen wird. Im Gegenteil, seine Korruption ist unbestreitbar: In den 60 Jahren der Unabhängigkeit sind mehr als 700 Milliarden Dollar aus den afrikanischen Ländern südlich der Sahara in den Westen geflossen, was die Finanzhilfe des Westens selbst mehr als aufwiegt.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/ist-der-westen-schuld-daran-dass-afrika-der-aermste-kontinent-der-welt-ist/
+ Südafrika/BBC. Fikile Mbualula, Generalsekretär der in Südafrika regierenden ANC-Partei, sagt einem BBC-Reporter die Meinung.
Video: https://t.me/SyrianaAnalysis/619
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.