Britischer Zeitungsartikel kompromittiert Baschagha / Stephanie Williams und UN-Sondermission hintertreiben libysche Verständigung / Ägypten will vermitteln / erneute Allianz radikaler Islamisten / Milizenkämpfe

+ 04.05.: Baschagha/GB/The Times. In der britischen Times erschien ein Artikel, in dem der neu ernannte libysche Premierminister Fatih Baschagha um britische Unterstützung wirbt, um die russische Wagner-Truppe aus Libyen zu vertreiben. Baschagha fordert laut dem Artikel eine strategische Partnerschaft zwischen GB und Libyen in den Bereichen Wirtschaft, Sicherheit und Geheimdienste. Er sei entsetzt, dass Russland in der Ukraine einmarschiert sei. Seine Regierung wolle mit Großbritannien zusammenarbeiten, um „Russland in Afrika zu wiederstehen“. Mit libyschem Öl will er das russische Öl auf dem Weltmarkt ersetzen.
https://www.thetimes.co.uk/article/libya-wants-to-stand-with-britain-against-russian-aggression-9r9fh26s3

+ 04.05.: Baschagha/Times-Artikel. Baschagha zeigte sich von diesem Times-Artikel überrascht und forderte eine Untersuchung der Angelegenheit. Er schrieb auf seinem Twitter-Account: „Ich war überrascht von einem mir zugeschriebenen Artikel, der in der englischen Zeitung The Times veröffentlicht wurde.“ Der Artikel sei falsch und deshalb fordere er Ermittlungen.
https://almarsad.co/en/2022/05/04/bashagha-i-was-surprised-by-an-article-attributed-to-me-by-the-british-newspaper-the-times/
Wollte die Times Baschagha bei seinen östlichen Partnern diskreditieren oder hatte das Baschagha inoffiziell wirklich gesagt und die Zeitung hat es anschließend ohne seine Freigabe veröffentlicht? Vermutlich beides.

+ 06.05.: Baschagha/Times-Artikel. „Fathi Baschagha, einer von zwei rivalisierenden libyschen Premierministern, hat bestritten, einen Artikel geschrieben zu haben, der am Dienstag unter seinem Namen von der Zeitung The Times in London veröffentlicht wurde.“
„Russland war die erste Großmacht, die Baschagha und sein neues Kabinett als Regierung begrüßt hatte.“
https://rtde.live/afrika/137773-libyens-premier-bestreitet-artikel-zur

+ 05.05.: Milizenkämpfe. In der Stadt az-Zawiya (westlich von Tripolis) kam es zu heftigen bewaffneten Zusammenstößen. Die als Stabilization Support Force bekannte Miliz unter der Führung von Bouzeriba griff eine von al-Far angeführte Miliz (Criminal Investigation Apparatus) an. Es gab Verletzte.
https://libyaupdate.com/violent-armed-clashes-erupt-in-zawiya-west-of-tripoli/

+ 02.05.: Milizen. Die Milizen im westlichen Libyen stören die Eid a-Fitr-Feiern (Zuckerfest zum Ende des Ramadan). So gab es einen Angriff auf das Mellitah-Gefängnis (zwischen Zuwara und al-Adschilat), bei dem 300 Gefangene entkommen konnten. Die meisten von ihnen saßen wegen Mordes oder Drogenhandel ein. Ein Sicherheitsbeamter wurde getötet. Auch im Hafen von Tripolis kam es zu einem Milizenüberfal. Anlass war die Lieferung neuer Waffen.
https://libyarise.com/chaos-in-western-libya-attack-raid-and-militias-roaming/

+ 08.05.: IS/Belhadsch/Garyan. Der nach Tripolis zurückgekehrte Radikalislamist Abdelhakim Belhadsch (Libyan Islamic Fighting Group/LIFG/al-Kaida nahe) hat sich mit dem radikal-islamistischen Kleriker al-Ghariani getroffen. Derweil werden im westlichen Libyen IS-Bewegungen registriert. Es wird vermutet, dass Allianzen gegen die Baschagha-Regierung geschmiedet werden. In Sabrata wurde das Standesamt von Kämpfern mit IS-Fahne gestürmt, um Stempel, Unterlagen und Computer zu stehlen. Mitglieder von Ansar asch-Scharia, die von der LNA aus Bengasi vertrieben worden waren und IS-Kämpfer aus Tunesien hätten ein Hauptquartier in der Gegend von Sabrata bezogen. Die Städte Sabrata und az-Zawiya im Westen des Landes würden von ihnen kontrolliert, IS-Fahrzeuge mit schwarzen Flaggen gesichtet. Es heißt, sie würden ihre Mitglieder für den Sturm auf die tunesischen Grenzen ausbilden.
https://libyarise.com/after-belhajs-return-suspicious-isis-movements-in-western-libya/
Wer steckt nur wieder hinter dem plötzlichen Erstarken des IS und der al-Kaida-Kräfte?

+ 01.05.: Türkische Besatzung. Erneut ist ein türkischer Militär-Airbus A400M auf dem Luftwaffenstützpunkt al-Watiya gelandet. Es ist der fünfte türkische Flug in den letzten drei Tagen.
https://libyareview.com/23380/turkish-military-aircraft-lands-in-west-libya-3/

+ 04.05.: Russland/Wagner-Gruppe. Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte, dass das russische private paramilitärische Unternehmen Wagner in Libyen und in Mali auf „kommerzieller Basis“ präsent sei. Wagner habe „nichts mit dem russischen Staat zu tun“. Die Wagner-Gruppe sei von Behörden in Tobruk angeheuert worden.
https://libyareview.com/23434/lavrov-wagner-presence-in-libya-has-nothing-to-do-with-russian-government/

+ 01.05.: UN/Williams/Ägypten. Die North Africa Post berichtet, dass Ägypten afrikanische Unterstützung für die Ablösung der Sonderberaterin des UN-Generalsekretärs für Libyen, Stephanie Williams, mobilisiert. Die US-Amerikanerin Williams sollte durch einen Afrikaner ersetzt werden.
Ägypten steht auf Seiten der vom Parlament eingesetzten und von der LNA, Teilen des Staatsrats und den Stämmen unterstützten Baschagha-Regierung.
https://almarsad.co/en/2022/05/01/north-africa-post-egypt-wants-to-replace-stephanie-williams-with-an-african-figure-to-lead-unsmil/

+ 01.05.: Dabaiba/Enteignung. Um sich die Loyalität von Milizen weiterhin zu erkaufen, hat Dabaiba ein Grundstück, das dem Fußballclub al-Ahly gehört, den Milizen, die unter dem Befehl von Salah an-Namrousch stehen, übergeben. Dies geschah unter Missachtung aller geltenden Gesetze und Gepflogenheiten.
https://libyarise.com/the-al-ahly-crisis-in-libya-dabaiba-appeases-the-militias-with-the-clubs-property/

+ 02.04.: Dabaiba/Verletzung der Rechtsstaatlichkeit. Nachdem Dabaiba die kürzlich entlassene Kultusministerin Toughi wieder in ihr Amt einsetzte, warf ihm der Leiter der Nationalen Kommission für Menschenrechte in Libyen (NCHRL) vor, gegen die Rechtsstaatlichkeit zu verstoßen.
https://libyareview.com/23387/libyas-human-rights-commission-accuses-al-dbaiba-of-violating-laws/
Während eigentlich jedem klar sein sollte, dass der bis unter die Haarwurzeln korrupte Dabaiba unmöglich noch lange das Amt des Premierministers ausüben kann, klammert dieser sich mit allen Mitteln und Unterstützung der westlichen Länder an seine fast nur auf Tripolis beschränkte Macht. Allerdings unterstützen ihn dort Milizen und der Chef der NOC sowie der Libyschen Zentralbank, also jene, die über das libysche Geld verfügen.

+ 01.05.: Erdölexportstopp. Nachdem die National Oil Corporation (NOC) vor einer drohenden Umweltkatastrophe im Hafen von Zueitina gewarnt hatte, falls dort keine Lagerkapazitäten mehr zur Verfügung stünden, wurde der Ausnahmezustand für Zueitina vorübergehend aufgehoben, um die Lagerbestände zu verringern.
Nach mehr als einer Woche des Ölstopps, der Libyen 70 Millionen USD/Tag an Mindereinnahmen beschert, fordert Washington Washington ein sofortiges Ende des Ölstopps.
https://libyarise.com/a-temporary-breakthrough-for-the-libyan-oil-crisis-for-fear-of-an-environmental-disaster/
Im vergangenen Monat hatten Stammesführer im Osten und Süden des Landes wichtige Ölfelder und Häfen geschlossen, um gegen die Weigerung von Premierminister Abdelhamid Dabaiba, die Macht abzugeben, zu protestieren. Sie forderten ihn auf, die Macht an die vom Parlament unterstützte Bashagha-Regierung unter Führung von Fathi zu übergeben.

+ 03.05.: Erdölexportstopp. Die libyschen Ölexporte fielen im April 2022 aufgrund der Schließungen in einigen Ölhäfen im Ölhalbmond auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2020.
https://libyarise.com/libyan-oil-exports-fall-to-their-lowest-level-since-october-2020/
Nicht zu vergessen: Mit den Öleinnahmen werden die Milizen in Tripolis finanziert, während Dabaiba die Zahlungen für die LNA-Mitglieder stoppte.

+ 09.05.: Erdölexport. In Zueitina wurde die Verladung von Erdöl wieder aufgenommen. Ein Tanker soll Rohöl nach Italien transportieren. Bereits in den vorangegangenen Tagen wurde ein Tanker mit Erdöl für China beladen.
https://libyareview.com/23498/libya-exports-600000-barrels-of-crude-oil-to-italy/
In Libyen selbst ist der Sprit knapp und wird gepanscht.

+ 09.05.: Erdöl/Saleh/Norland. Bei Gesprächen von Parlamentspräsidenten Saleh mit dem US-Botschafter Norland sagte Saleh, dass Libyens Ölfelder erst wieder geöffnet werden, wenn ein Mechanismus zur gerechten Verteilung der Einnahmen an alle Regionen eingerichtet ist“.
https://libyareview.com/23531/saleh-norland-discuss-reopening-libyas-oil-fields/

+ 07.05.: Haushalt. Laut dem Finanzminister der Baschagha-Regierung umfasst der Haushaltentwurf einen Betrag von 95 Milliarden Libysche Dinar (LD), davon sind 41 Milliarden für Gehälter vorgesehen. Die Regierung legte dem Parlament auch ein neues, einheitliches Gehaltsgesetz zur Annahme vor.
Die Regierungsgeschäfte will die Baschagha-Regierung von Sirte aus betreiben, da Dabaiba-Milizen den Einzug in die Hauptstadt Tripolis immer noch verhindern und Baschagha versicherte, Tripolis nicht mit Gewalt einnehmen zu wollen.
https://libyareview.com/23473/bashagha-government-present-95-billion-libyan-dinar-budget-to-parliament/

+ 09.05.: Baschagha-Regierung. Nachdem die Regierung Baschagha ihre erste Kabinettssitzung am 21. April in der südlibyschen Stadt Sebha abgehalten hat, um der dortigen LNA-Kräfte ihrer Unterstützung zu versichern, kamen die Kabinettsmitglieder zu ihrer zweiten Sitzung in der ostlibyschen Stadt Derna zusammen. Derna war nach dem Nato-Krieg von 2011 ein Hauptstützpunkt extremistischer al-Kaida-Kämpfer und konnte erst nach langen Kämpfen von der LNA befreit werden.
https://libyarise.com/the-libyan-government-chooses-derna-for-its-second-meeting-and-interest-in-water-security/

+ 08.05.: Ägypten/Vermittlung. Ägypten bemüht sich weiter um eine Vermittlerrolle im libyschen Konflikt und hat die beiden Kontrahenten, Parlamentspräsidenten Saleh und den Vorsitzender des Hohen Staatsrats al-Meschri zu Gesprächen nach Kairo eingeladen, zu denen die beiden am 08.05. eingetroffen sind. Gesprächstehmen sollen v.a. strittige Verfassungsartikel sein.
Der Staatsrat hatte zunächst die Ernennung der Baschagha-Regierung unterstützt, diese Unterstützung dann aber zurückgezogen.
https://libyarise.com/the-meeting-of-saleh-and-al-mashri-unremitting-egyptian-efforts-to-solve-the-libyan-crisis/

+ 09.05.: Stefanie Williams. Der politische Analyst Dschamal hält die widersprüchlichen Einlassungen und mysteriösen Treffen zu bzw. mit der Dabaiba- und der Baschagha-Regierung mit dafür verantwortlich, dass sich die politische Lage in Libyen weiter verschäft. Die UN-Sondermission, die bis zum 31. Juli verlängert wurde, sei verantwortlich, dass sich die politische Situion in einer Sackegasse befinde.
https://libyarise.com/political-analyst-the-un-mission-is-the-cause-of-the-political-blockage-in-libya/

+ 03.05.: Migration. Die deutsche NOG Sea-Watch reichte Klage beim EU-Gericht in Luxemburg gegen Frontex, die Grenzschutzagentur der Europäischen Union, ein, da diese sich weigert, Dokumente freizugeben, die ihre Mitwirkung an Menschenrechtsverletzungen im Mittelmeerraum im Juli 2021 beweisen. Dabei sei ein Migrantenboot von der sogenannten libyschen Küstenwache abgefangen und nach Libyen zurückgeschleppt worden. „Maltesische Beamte weigerten sich, ihrer Pflicht nachzukommen, die Rettungsmaßnahmen zu koordinieren und sicherzustellen, dass Menschen in Seenot an einen sicheren Ort gebracht werden, we es das internationale See- und Menschenrechtsrecht vorschreibt“.
https://libyareview.com/23413/sea-watch-sues-eus-frontex-over-suspicious-relationship-with-libya/

+ 08.05.: Marokko/Vermisste. Angehörige von in Libyen vermissten jungen Marokkaner haben die marokkanischen Behörden, die EU und Menschenrechtsorganisationen aufgefordert, das Schicksal ihrer Söhne aufzuklären und für Gerechtigkeit zu sorgen.
Vergangenes Jahr hatte Libyen die Verhaftung von bis zu 195 jungen Marokkanern bekannt gegeben, die von der libyschen Küste aus nach Italien gelangen wollten.
https://libyareview.com/23487/moroccan-families-call-for-support-to-find-missing-sons-in-libya/

+ 09.05.: Spritpanscherei. Nachdem immer wieder Autos nach dem Tanken liegenbleiben und sich immer mehr Bürger über die schlechte Qualität des Kraftstoffs in Tripolis beschweren, hat Ölminister Aoun die Staatsanwalt veranlasst, eine Untersuchung über Spritpanscherei einzuleiten.
https://libyareview.com/23495/libyan-oil-minister-fuel-adulteration-to-be-investigated/

+ 01.05.: Nato-Krieg 2011. Der ehemalige und erste Leiter der UN-Sondermission für Libyen (UNSMIL), Ian Martin, nennt in seinem Buch „All Necessary Measures“ (Alle notwendigen Maßnahmen) die Intervention in Libyen 2011 „eine traurige Geschichte“.
Martin führt in seinem Buch aus, dass eine Vermittlerrolle der Afrikanischen Union vom ehemaligen britischen Premierminister Cameron und dem ehemaligen französischen Präsident Sarkozy abgelehnt wurde und Friedensgespräche nie eine Option gewesen seien. „Im Gegenteil, sie waren auf den Sieg fixiert und genehmigten die geheime Einreise von Spezialkräften nach Libyen, um die Rebellen zu unterstützen – entgegen den Versprechungen, die während der Verabschiedung der Resolution des UN-Sicherheitsrats gemacht wurden, dass es keine westlichen Truppen vor Ort geben würde“, so Martin. Die Medien hätten über das Verhalten von Muammar al-Gaddafi und dessen Rhetorik übertrieben berichtet. Das Gerede der ehemaligen US-Außenministerin Condoleezza Rice von einem „möglichen Völkermord“ sei unangebracht gewesen. Trotz des Waffenembargos gegen Libyen hätten die USA und GB Waffen an die Anti-Gaddafi-Kämpfer geliefert. Joe Biden sei als US-Vizepräsident zunächst gegen eine militärische Intervention in Libyen gewesen, während Antony Blinken, damals Bidens nationaler Sicherheitsberater, dafür war. Ein besonders schwerer Fehler sei die Bewaffnung der militanten Gruppierungen gewesen.
https://libyareview.com/23383/former-un-envoy-to-libya-2011-libyan-intervention-was-a-sorry-tale/
Und ähnliches geschieht heute wieder, diesmal in der Ukraine, wo der Westen Nazis mit Waffen in nie gekannter Menge ausstattet und von einem Sieg über Russland fabuliert.

+ 09.05.: Feuer. Im Gebäude der Takaful Insurance Company in Tripolis ist Feuer ausgebrochen.
http://en.alwasat.ly/news/libya/358281

+ 02.05.: Eid al-Fitr. Der Casca-Tanz am Morgen von Eid al-Fitr (Zuckerfest am Ende des Ramadan) in Bengasi:
https://twitter.com/Mohamed_Munir_/status/1521042503981576192

Aus anderen Ländern

+ Saudi-Arabien/Kuweit. Saudi-Arabien und Kuwait sind auf dem besten Weg, zum ersten Mal seit Jahren wieder dank gestiegener Erdöleinnahmen infolge des Ukraine-Krieges einen hohen Haushaltsüberschuss zu erzielen.
https://libyarise.com/for-the-first-time-since-2014-saudi-arabia-and-kuwait-are-heading-to-achieve-an-annual-budget-surplus/

+ Westsahara/Marokko: „Westsahara. Afrikas letzte Kolonie. Die EU neigt dazu, die Annexion der Westsahara durch Marokko anzuerkennen. Spanien macht mit Premier Pedro Sánchez den Anfang.“
https://www.freitag.de/autoren/sabine-kebir/westsahara-afrikas-letzte-kolonie

+ Ukraine/MENA. „Die Ukraine-Krise bedroht die Stabilität der Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas, die stark vom Import russischen und ukrainischen Weizens und Getreides abhängig sind. Steigende Preise und Versorgungsunterbrechungen könnten Hungersnöte, Proteste und Massenmigration in der Region auslösen. […] Allein Ägypten, das bevölkerungsreichste Land der arabischen Welt, importiert 80 Prozent seines Weizenbedarfs aus der Ukraine und Russland. Der Libanon, der sich bereits seit Jahren in einer Inflationskrise befindet, importiert 60 Prozent seines Weizens aus Russland und Ukraine. Beide Staaten liefern zudem 80 Prozent des tunesischen Getreidebedarfs.“
https://rtde.live/international/137455-us-sender-ukraine-krise-konnte/
Dies bedeutet, die Regierungen ärmerer Länder müssen sich noch mehr verschulden, um den Nahrungsmittelbedarf ihrer Bevölkerung zu decken und sich damit in eine noch größere Abhängigkeit und Erpressbarkeit von IWF und Weltbank begeben. Dies dürfte durchaus im Interesse der USA und des Westens liegen.

+ Saudi-Arabien/Iran. Es findet ein Dialog zwischen beiden Ländern, die beide um die regionale Hegemonie konkurrieren, statt. „Am 21. April kehrten iranische und saudische Geheimdienst- und Sicherheitsbeamte nach Bagdad zurück, um ihre fünfte Gesprächsrunde innerhalb des letzten Jahres abzuhalten. Das Treffen fand nach einer 7-monatigen Unterbrechung des Dialogs statt. Während iranische Beamte und staatlich gelenkte Medien die Aussichten des laufenden Dialogs mit Saudi-Arabien nach wie vor optimistisch einschätzen, bleiben reformorientierte Medien im Iran mit ihren Einschätzungen zurückhaltend.
Im Gegensatz dazu hat sich Saudi-Arabien seit der Wiederaufnahme der Gespräche im letzten Monat auffallend ruhig verhalten, so dass es schwierig ist, die Einschätzung des Königreichs zu den Verhandlungen zu beurteilen.
https://amwaj.media/media-monitor/iran-hails-framework-agreed-with-saudi-arabia-as-positive-step-towards-reviving-t?ref=nl
Bisher unternahmen die USA alle Anstrengungen, eine Annäherung zu verhindern, zuletzt durch Ermordung des iranischen Generals Soleimani.

+ Iran/USA. Es wird wohl zu keinem Atomabkommen zwischen dem Iran und den USA kommen. Denn es gibt „für Teheran keine Garantie, dass ein solches Abkommen die derzeitige US-Regierung überleben wird, da die USA die Grundsätze des Völkerrechts missachten, z. B., dass Verträge einzuhalten sind. Zudem stellen sich in Iran wohl viele die Frage, ob das Land überhaupt noch ein solches Abkommen benötige. Im Vorjahr schloss China mit Iran eine 50-jährige strategische Partnerschaft ab und China importiert Energie aus Iran, ohne sich über Sanktionen Gedanken zu machen.“ Bedeutsamer als ein solches Abkommen seien auch „die aktuellen Verhandlungen zwischen Riad und Teheran, um Regionalkonflikte zu lösen“.
„Eine Normalisierung wird sich hoffentlich positiv auf den Irak, vor allem aber auf den Jemen und den Libanon auswirken, denn alle drei Länder sind Schauplätze grausamer Stellvertreterkriege. Außerdem könnte China, das ein wichtiger Handelspartner für beide Länder ist, davon profitieren und sein Potenzial erhöhen.“
„Die Staaten im Nahen Osten scheinen sich zu emanzipieren, es werden neue diplomatische Öffnungen in viele Richtungen unternommen. Während sich viele Staaten in Europa bewusst und laut für militärische anstelle von diplomatischen Lösungen entscheiden, scheinen zwischen Kairo und Teheran sich interessante neue Entwicklungen zu verfestigen. Ohne US-Vermittlung, ohne Chapeau der UNO oder auch Runde Tische der EU gelingt es so mancher Regierung, in der Region alte Fehden zu beseitigen.“
https://rtde.live/international/137743-uberarbeitete-iran-abkommen-es-nicht/

+ Iran/Saudi-Arabien/Kuweit. „Der Iran betrachtet jede Vereinbarung zwischen Saudi-Arabien und Kuwait, die ihn von der Ausbeutung und Erschließung des Offshore-Gasfeldes Dorra ausschließt, als „nichtig“. (Im Dezember 2019 unterzeichneten Kuwait und Saudi-Arabien ein Memorandum of Understanding, das eine gemeinsame Arbeit beider Länder über die „Khafji Joint Operations Company“ zur Erschließung und Ausbeutung des genannten Feldes vorsieht.
https://libyarise.com/iranian-gulf-disputes-over-gas-and-the-popular-crowd-enters-the-crisis-line/

+ MENA/Meinungsumfrage. Ein Briefing für das Washington Institute for Near East Policy zeigt, dass bei einer Umfrage in Ägypten, Jordanien, Kuwait, Saudi-Arabien und den VAE mehrheitlich die Beziehungen zu Russland als ebenso wichtig oder wichtiger angesehen wurden als jene zu den USA, und mehr als 50 Prozent halten die USA für einen unverlässlichen Partner.
Dies ist noch ein sehr geringer Prozentsatz angesichts des Vorgehens der USA in weiten Teilen der Welt.

+ Afrika/MENA/Ukraine-Krieg. Die Stiftung Wissenschaft und Politik beurteilt die Einstellungen verschiedener afrikanischer und arabischer Länder auf den Ukraine-Krieg. „Jenseits des Westens: Wie afrikanische und nahöstliche Staaten auf den Russland-Ukraine-Krieg blicken“.
https://www.swp-berlin.org/publikation/jenseits-des-westens-wie-afrikanische-und-nahoestliche-staaten-auf-den-russland-ukraine-krieg-blicken?ref=nl#table-of-contents

+ Türkei. „In der Türkei ist die Inflationsrate abermals kräftig gestiegen. Im April lagen die Verbraucherpreise knapp 70 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Die Erzeugerpreise verdoppelten sich im selben Zeitraum.“
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/inflation-in-der-tuerkei-steigt-auf-70-prozent-101.html

+ Mali. „Franzosen und EU raus, Russen rein.“ Wagner-Gruppe übernimmt Kampf gegen Dschihadisten.
https://www.heise.de/tp/features/Mali-Franzosen-und-EU-raus-Russen-rein-7073763.html?wt_mc=nl.red.telepolis.telepolis-nl.2022-05-06.link.link

+ Griechenland/Türkei. „Zwischen Griechenland und der Türkei gibt es Streit. Die Griechen stören sich vor allem daran, dass die Luftraumverletzungen seitens der türkischen Streitkräfte immer exzessiver werden.
In 126 Fällen sei es allein am vergangenen Mittwoch zu einem solchen Eindringen in den griechischen Luftraum gekommen, vielfach zu nächtlicher Stunde. Am Donnerstag waren es 168 Fälle. Bei diesen Luftraumverstößen werden unter anderem größere bewohnte griechische Inseln im Tiefflug überflogen.
Beide beteiligten Staaten, Griechenland und die Türkei, sind Mitglieder der Nato.“
https://www.heise.de/tp/features/Nun-droht-der-Nato-noch-ein-weiterer-Konflikt-7071242.html

+ Ukraine-Krieg/USA/EU. „Die Strategie der USA, um wieder zum Zentrum der Welt zu werden, kann nur funktionieren, wenn sich der Krieg auf den Westen ausweitet. Ich spreche hier nicht von den unvermeidlichen Militäroperationen gegen Transnistrien, sondern vom wirtschaftlichen Engagement der Mitglieder der Europäischen Union.“
Am Ende des Krieges könnte eine „polnisch-rumänisch-magyarisch-russischen Aufteilung“ der Ukraine stehen, die damit „die Hälfte ihres Territoriums verlieren und auf ihren kongruenten Anteil reduziert werden“ würde.
https://www.voltairenet.org/article216722.html

+ Ukraine-Krieg. „Die westliche Welt spricht von «Putins Krieg» und einem «russischen Überfall». Moskau, das seinen Truppen den Marschbefehl in die Ukraine gegeben hat, spricht von einer «Spezialoperation». Wer die Geschichte der letzten 30 Jahre verfolgt hat, weiß, dass es um mehr als die Ukraine geht. Es geht darum, ob der westliche US-geführte Block aus Nato, EU und Partnern andere geopolitische Zentren auf der Erde respektiert oder ob dieser «westliche Block» sich dem US-Plan unterwirft, als «einzige Weltmacht» über die Erde zu herrschen.“
https://www.zeit-fragen.ch/archiv/2022/nr-8-5-april-2022/wegweiser-in-zeiten-des-krieges.html