Die Übernahme der politischen Macht durch das Militär und die Folgen (07.08. bis 12.08.2023)
+ Niamey. 06.08.: „Am Sonntag haben sich Zehntausende im Niger in einem Stadion in Niamey zur Unterstützung der neuen Regierung versammelt.
Einem in den Farben der französischen Flagge geschmückten Hahn (dem Symbol Frankreichs) wurde der Kopf abgeschlagen, um das Ende der französischen Herrschaft zu verdeutlichen.“
https://freede.tech/kurzclips/video/177213-niger-zehntausende-feiern-neue-regierung/
+ Nigeria. 06.08.: „Indessen hatte Nigeria im Rahmen seiner Sanktionen einseitig die Stromzufuhr nach Niger unterbrochen und damit gegen die Bestimmungen des von neun Anrainerstaaten – Guinea, Mali, Elfenbeinküste, Burkina Faso, Benin, Niger, Nigeria, Kamerun und Tschad – am 16. Februar 1963 unterzeichneten Abkommens über den Fluss Niger verstoßen. […]
Die französische Tageszeitung Le Monde erklärte in der Ausgabe vom 3. August 2023: >Die Glaubwürdigkeit von Bola Tinubu [Präsident von Nigeria] wird davon abhängen, was er in Niger tun kann<. Beunruhigend sind auch Untersuchungsberichte, in denen behauptet wird, Tinubu sei ein Agent des US-Geheimdienstes gewesen, der aufgrund seiner Drogenvergangenheit Geheimdienstinformationen gesammelt habe, wofür er von einem US-Gericht gezwungen wurde, Hunderttausende von Dollar einzubüßen. […]
Politische Kreise um Bola Tinubu betrachten Nigeria als afrikanische Großmacht und glauben, dass eine solche Operation, unterstützt von amerikanischer Logistik und Hardware, Niamey innerhalb weniger Tage einnehmen könnte. Aber vielleicht sind sie zu optimistisch. Wie Declan Walsh in der New York Times vom 7. August feststellte, >ist Niger doppelt so groß wie Frankreich, und seine kampferprobte Armee wurde von amerikanischen und europäischen Spezialeinheiten ausgebildet<. Anekdotische Belege zeigen auch, dass der Staatsstreich in Niger und in der gesamten Region Unterstützung in der Bevölkerung gefunden hat. Eine Einnahme Nigers, um für Ordnung zu sorgen, dürfte daher schwierig werden. […]
Auch in Nigeria […] ist eine Abneigung zu beobachten, das Land in den Krieg zu führen. Dies zeigte sich darin, dass der nigerianische Senat sich weigerte, Präsident Tinubu die Befugnisse zu erteilen, die er für eine Militäraktion in Niger benötigte.
Viele Menschen in Nordnigeria haben tradierte Verbindungen zu Niger und sind gegen jede Militäraktion gegen ihre Verwandten in der Republik Niger. Die Fraktion Nordnigerias hat sich in einem deutlich formulierten Brief, der im Senat verlesen wurde, gegen die Militäraktion in Niger ausgesprochen.
Interessant ist, dass einige Befürworter der Militäraktion in Niger, insbesondere im ECOWAS-Block, das Malabo-Protokoll zur Beendigung verfassungswidriger Regierungswechsel in Afrika nicht ratifiziert haben, was ein wirksames Vorgehen in Niger erschwert. […]
Obwohl die Demokratie als das beste Regierungssystem angepriesen wird, verraten Handlungen wie die Nicht-Ratifizierung dieses Protokolls, dass die Demokratie nur ein Deckmantel ist, den die afrikanische politische Klasse benutzt, um an der Macht zu bleiben. […]
Afrika südlich der Sahara ist Schauplatz von mehr als 35 der 110 weltweiten bewaffneten Konflikte. Damit liegt es an zweiter Stelle nach dem Nahen Osten und Nordafrika mit 45 aktiven bewaffneten Konflikten. Auch hier liegen die meisten dieser Länder in der Sahelzone oder in deren Umgebung. […]
Auf wirtschaftlicher Ebene leidet Nigeria unter einer galoppierenden Inflation als Folge jahrelanger Misswirtschaft, die durch die kürzliche Abschaffung der Subventionen für Erdölerzeugnisse noch verschärft wurde. Dies alles führt zu einer zunehmenden Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage des Landes. Ein solches Land, das durch innenpolitische Probleme zerrissen ist, kann sich keinen Krieg leisten. […]
Die Sahelzone ist in ihrer jetzigen Form ein Pulverfass. Der nächste fehlgeleitete Konflikt könnte sich zu einem verheerenden Krieg auswachsen.“
https://www.nachdenkseiten.de/?p=102307#more-102307
+ ECOWAS/Nigeria. 08.08.: „Die Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) und ihr derzeitiger Vorsitzender, der nigerianische Präsident Bola Tinubu, befürworten eine diplomatische Lösung für die derzeitige Situation in Niger. Das hat der Sprecher des nigerianischen Präsidenten Ajuri Ngelale erklärt. […] Nichtsdestotrotz bleiben alle möglichen Optionen auf der Tagesordnung des kommenden ECOWAS-Notfallgipfels am 10. August.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/nigeria-ecowas-bevorzugt-eine-diplomatische-loesung-fuer-die-situation-in-niger/
+ Luftraum. 07.08.: „Angesichts einer drohenden militärischen Intervention durch die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS hat die Militärjunta in Niger den Luftraum des Landes geschlossen. In einer Mitteilung des Sprechers der Junta im nationalen Fernsehen hieß es, jeder Versuch, den Luftraum zu verletzen, werde sofort und energisch beantwortet. Grund für den Schritt seien die immer deutlicher werdenden Drohungen einer Intervention aus den Nachbarländern.“
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/niger-luftraum-geschlossen-100.html
+ Luftraum/Mali/Deutschland. 07.08.: „Ein Militärtransportflugzeug der Bundeswehr, das für einen Personalwechsel vorgesehen war, konnte von Wunstorf aus nicht an sein Ziel fliegen. […] Die Sperrung des Luftraums über Niger nach dem Militärputsch behindert den laufenden Abzug von Bundeswehrsoldaten aus Mali.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/deutschland-erklaerte-die-sperrung-des-luftraums-ueber-niger-stoere-den-abzug-der-bundeswehr-aus-mali/
+ ECOWAS. 07.08.: „Die Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) ist noch nicht ausreichend darauf vorbereitet, militärische Gewalt gegen Rebellen in Niger einzusetzen. Das berichtete am Sonntag das Wall Street Journal unter Berufung auf einen hochrangigen Militäroffizier eines der Mitgliedsländer der Vereinigung.
Am 30. Juli gab die ECOWAS nach einem Dringlichkeitsgipfel den Rebellen eine Woche Zeit, um Präsident Mohamed Bazoum wieder an die Macht zu bringen, andernfalls drohte sie mit >Gewaltanwendung<. Die Frist lief am Sonntag ab, aber die Zeitung weist darauf hin, dass die Gemeinschaft keinen Versuch unternommen hat, Truppen nach Niger zu bringen. >Im Moment müssen wir die Stärke unserer Einheiten aufbauen, bevor wir uns an solchen Feindseligkeiten beteiligen<, zitierte das Wall Street Journal einen Militäroffizier.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/das-wsj-berichtete-die-ecowas-sei-nicht-ausreichend-vorbereitet-um-truppen-nach-niger-zu-entsenden/
+ ECOWAS. 07.08.: „Die Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) wird am kommenden Donnerstag, den 10. August, eine Sitzung in Abuja abhalten, um die Situation rund um die Militärrebellion in der Republik Niger zu diskutieren. […] Verhandlungen [seien] im Gange, um das Ende Juli von der ECOWAS gestellte Ultimatum zu verlängern, um eine nicht-militärische Lösung der Krise in der Republik Niger zu erreichen.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-ecowas-wird-am-10-august-in-nigeria-zusammentreffen-um-ueber-die-militaerrebellion-in-niger-zu-beraten/
+ ECOWAS.07.08.: „Die Militärregierung von Niger hat zusätzliche Truppen in die Grenzgebiete zu Nigeria und Benin entsandt. […].
>Die uns vorliegenden Informationen deuten darauf hin, dass Kräfte einer ausländischen Macht in Abstimmung mit der Wirtschaftsgemeinschaft der westafrikanischen Staaten (ECOWAS) und bewaffneten Terroristen einen Angriff auf Niger vorbereiten<. […] >Der Rat warnt, dass jede Einmischung zugunsten dieser Macht in die inneren Angelegenheiten Nigers katastrophale Folgen für die Stabilität der gesamten Region und die Einheit der ECOWAS hätte. Im Falle einer Invasion sind die Streitkräfte Nigers mit der Unterstützung des gesamten Volkes bereit, unsere territoriale Integrität zu verteidigen<.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/medien-niger-hat-verstaerkung-in-die-grenzgebiete-zu-nigeria-und-benin-entsandt/
+ Burkina Faso/Frankreich. 07.08.: „Frankreich hat beschlossen, die Finanz- und Entwicklungshilfe für Burkina Faso wegen der Unterstützung der Rebellen in Niger durch das afrikanische Land auszusetzen. Die entsprechende Mitteilung wurde auf der Website des französischen Außenministeriums veröffentlicht.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/frankreich-setzt-finanzielle-unterstuetzung-fuer-burkina-faso-aus/
+ Mali/Burkina Faso. 07.08.: „Die malische Armee hat >als Zeichen der Solidarität< eine Delegation unter der Leitung des ehemaligen Premierministers Abdoulaye Maiga nach Niger entsandt, der auch Vertreter von Burkina Faso angehören, berichtet AFP.
>Burkina Faso und Mali schicken eine Delegation nach Niamey, die vom malischen [ehemaligen Premier-]Minister Abdoulaye Maiga angeführt wird<. Ziel des Besuchs sei es, die Solidarität der beiden Länder mit dem nigrischen Volk zu bezeugen.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/afp-eine-delegation-aus-mali-und-burkina-faso-reist-als-zeichen-der-solidaritaet-nach-niger/
+ ECOWAS. 07.08.: „Aufrufe aus der EU zum Einschreiten gegen die Junta in Niger haben am gestrigen Sonntagabend den Ablauf des ECOWAS-Ultimatums zur Wiedereinsetzung des gestürzten Präsidenten Mohamed Bazoum begleitet. […] Gegen einen Einmarsch sprachen sich am Wochenende nicht nur Zehntausende in Niamey, sondern auch der Präsident Algeriens sowie der Senat Nigerias aus, auf dessen Zustimmung Nigerias Präsident Bola Tinubu angewiesen ist. Ein Krieg drohe, hieß es, den gesamten Sahel zu verwüsten.“
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9320
+ ECOWAS. 08.08.: „Vier Länder der ECOWAS erwägen die Teilnahme an einer Militäroperation in Niger. […] Es handele sich um Nigeria, die Elfenbeinküste, Senegal und Benin. Bei der Intervention könnten insgesamt 25.000 Soldaten zum Einsatz kommen. Nigeria sei bereit, fast die Hälfte des Kontingents zur Verfügung zu stellen und sich hierdurch eine führende Rolle in der Operation zu sichern. Zudem werde ein nigerianischer Generalleutnant das Kommando übernehmen. Wo die Soldaten stationiert würden, sei derzeit nicht entschieden. […]
Obwohl eine Militärintervention als Option bestünde, beharrten Beamte in Abuja darauf, dass es sich um eine außerordentliche Maßnahme handeln würde.“
https://freede.tech/afrika/177287-putsch-in-niger-westafrika-plant/
+ Niamey. 08.08.: „Nigrische Streitkräfte verlegen zusätzliche Truppen in die Hauptstadt Niamey, berichtet CNN unter Verweis auf eine Quelle beim Militär. Hiermit bereite sich das Land auf eine Intervention aus dem Ausland vor.“
https://freede.tech/afrika/177305-medienbericht-niger-intensiviert-truppenverlegung-in/
+ ECOWAS. „Über drei Millionen Quadratkilometer Fläche und 82 Millionen Menschen in den Ländern der ECOWAS leben derzeit unter Sanktionen. Die meisten Gebiete, die zur ECOWAS gehören – ihre Gesamtfläche beträgt 5,2 Millionen Quadratkilometer – sind kein vollwertiger Teil der Organisation mehr, die nun in zwei Teile aufgespalten ist, in Übereinstimmung mit den historischen Regionen, die Afrika-Experten traditionell Westafrika nennen – also Guinea einschließlich der westafrikanischen Küstengebiete von Senegal bis Kamerun und Westsudan als Teil der Sahara/Sahel-Region. Tatsächlich ist die ECOWAS in zwei Lager gespalten. Ein Lager wird durch die vier Länder repräsentiert, die Staatsstreiche durchgemacht haben: Mali im Jahr 2020 und 2021; Guinea im Jahr 2021 und Burkina Faso im Jahr 2022, während das gegnerische Lager Nigeria, Ghana, Elfenbeinküste und Senegal umfasst.
Die ECOWAS war schon immer eine ziemlich heterogene, vielfältige Organisation, deren Bevölkerung sowohl nach Religionszugehörigkeit – Christentum gegenüber Islam – als auch nach Sprachzugehörigkeit – Englisch gegenüber Französisch – gespalten ist. Außerdem gibt es innerhalb der ECOWAS zwei Währungsvereinbarungen: zum einen die WAEMU, die Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion, die ehemalige französische Kolonien in Afrika vereint und auch als die französisch dominierte CFA-Franc-Zone bekannt ist, sowie zum anderen die WAMZ, die Westafrikanische Währungszone, die vorhat, innerhalb der ECOWAS eine eigene, einheitliche Währung einzuführen – den Eco. […]
Die Serie antifranzösischer Putschversuche in Afrika spielt den USA faktisch in die Hände, wohingegen China – das oft großzügig die versteckten Höflichkeiten Frankreichs in Afrika entgegennimmt, wenn Paris um Pekings Unterstützung bittet – möglicherweise verlieren wird. Die USA könnten die Situation für ihre Interessen nutzen und das neue Militärregime Nigers in eine abhängige Position bringen und es dann mit Sanktionen erdrosseln, nach einem ähnlichen Modell, wie es bereits im Fall Sudan erfolgte.
Russlands langfristiges Interesse besteht darin, das Gewicht und den Einfluss der lokalen Machtzentren zu erhöhen, zu denen nicht nur Nigeria gehört, sondern auch Algerien als ein langjähriger strategischer Partner Russlands, der die Entwicklungen entlang seiner südlichen Grenzen genau beobachtet. Es liegt im Interesse Algeriens und Nigerias, eine Internationalisierung dieser Krise zu verhindern und sie selbst zu lösen, ohne die Beteiligung der USA, Frankreichs und anderer Akteure.“
https://freede.tech/afrika/177388-zum-kraeftegleichgewicht-nach-putsch-in-niger/
+ USA/Nuland. 08.08.: „US-Vizeaußenministerin Victoria Nuland reiste überraschend nach Niger, wo sie >äußerst offene und bisweilen recht schwierige< Gespräche mit Vertretern der Militärregierung, die den Sturz von Präsident Mohamed Bazoum verkündet hatten, geführt haben will. Nuland traf sich mit Moussa Salaou Barmou, dem von der Militärregierung ernannten Generalstabschef der nigrischen Streitkräfte, sowie mit drei hohen Offizieren, die Barmou unterstützen. […] Überdies sei von den Teilnehmern des Treffens eine mögliche Anwesenheit von Vertretern des privaten Militärunternehmens Wagner im Land angesprochen worden. Zuvor hatte AP berichtet, dass General Salifou Modi, ein Mitglied der nigrischen Militärregierung, die Gruppe Wagner um Hilfe gebeten habe. […] Bei den Gesprächen sei ihr klar geworden, dass die Vertreter sich >der Risiken für ihre Souveränität, die mit einer Einladung Wagners verbunden sind, sehr bewusst< seien. Nuland offenbarte, sie habe auch mit dem von der Militärregierung gestellten Präsidenten Abdourahamane Tiani [Tischjani] und mit dem abgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum sprechen wollen, was ihr aber verweigert worden sei.“
https://rtde.team/afrika/177261-ueberraschender-besuch-us-beamtin-nuland/
Wenn Victoria Nuland irgendwo aufkreuzt: Alarmstufe rot!
+ USA/Wagner. 09.08.: „Der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, verhehlt nicht seine Freude über die Erklärung von Victoria Nuland, die sie bei ihrem Besuch in Niger abgab. Prigoschin zufolge zeige das Ultimatum der USA bezüglich der Wagner-Gruppe, wie sehr Washington das Militärunternehmen fürchte.“
https://rtde.team/international/177329-freut-mich-wagner-chef-antwortet/
+ Niamey/ECOWAS/UN/AU. 08.08.: „Die Militärs, die in Niger geputscht haben, haben Vertretern der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS), der UNO und der Afrikanischen Union die Einreise ins Land verweigert.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/rebellen-in-niger-verweigern-delegationen-der-ecowas-der-uno-und-der-afrikanischen-union-die-einreise-in-das-land/
+ EU. 08.08.: „Die EU wird jede Aktion der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) in Bezug auf Niger voll unterstützen, glaubt aber, dass es noch >Raum für Verhandlungen< gibt. Das sagte Peter Stano, der Sprecher des EU-Chefdiplomaten Josep Borrell, am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Brüssel.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-eu-erklaerte-sie-wuerde-jede-ecowas-aktion-gegen-niger-unterstuetzen/
+ Nigeria. 08.08.: Es „hat der Senat des ölreichen westafrikanischen Staates Nigeria Präsident Tinubu die Zustimmung zur Invasion Nigers verweigert. […] Mit Ausnahme der militärischen Intervention billigte der Senat alle anderen, von Präsident Tinubu vorgeschlagenen Methoden zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung in der Republik Niger. Als Resultat dieser politischen Kehrtwende trafen sich die nigerianischen Militärchefs mit ihren Amtskollegen aus den anderen ECOWAS-Mitgliedstaaten, die ursprünglich bereit waren, sich einer nigerianischen Invasion Nigers anzuschließen. Gemeinsam gaben sie eine Erklärung ab, dass sie es nicht länger für eine gute Idee hielten, militärische Gewalt gegen die Militärjunta Nigers anzuwenden. […]
Dabei gibt es jedoch zwei große Fragezeichen. Erstens: Werden sich auch Frankreich und die USA mit einer nicht-militärischen Lösung des Konfliktes um Niger zufriedengeben? Und zweitens: Haben diplomatische Bemühungen überhaupt Aussicht auf Erfolg? […]
Das lässt vermuten, dass die neuen Machthaber in Niger, egal welche Motivationen sie für den Putsch hatten, sich weiterhin mit antikolonialer Rhetorik vor der eigenen Bevölkerung legitimieren werden. Zugleich ist zu erwarten, dass sie sich mit einer anti-imperialistischen Außenpolitik die Unterstützung benachbarter Länder wie Mali, Tschad, Burkina Faso, Algerien und im weiteren Sinne die der BRICS-Länder sichern wollten. […]
Nach aktuellem Wissensstand scheinen die Beweggründe für den Militärputsch nicht ideologischer Natur zu sein, sondern beruhten auf persönlichen Streitigkeiten zwischen der Militärführung und dem Präsidenten. […]
die Schließung der Migrationsroute hatte in dem von hoher Arbeitslosigkeit geprägten, bettelarmen Niger viele lukrative Arbeitsplätze vernichtet, was in der Bevölkerung zu starker Verärgerung führte.
Die Migration aus dem südlichen Afrika nach Europa durch Niger hatte nämlich im ganzen Land zu einer boomenden Nachfrage nach Transportdienstleistungen durch die Wüste, im Restaurant- und Hotelgewerbe sowie im Einzelhandel gesorgt. Zugleich konnten viele Leute mit Schmuggel von und nach Libyen Geld verdienen. Folglich wird in Niger der Druck der Bevölkerung auf die Putsch-Regierung groß sein, die Route wieder zu öffnen. […]
Dadurch, dass Nigeria eine militärische Intervention abgesagt hat, haben jetzt Frankreich und auch die USA größte Schwierigkeiten, in dem fern vom Meer gelegenen Niger militärische Strafexpeditionen zu unternehmen. Sowohl der französische als auch der US-amerikanische Stützpunkt in Niger könnte sich im Fall einer militärischen Auseinandersetzung ohne Unterstützung durch die jeweilige Luftwaffe nicht lange gegen das Militär von Niger halten.
Um in Niger von ihren Stützpunkten aus gegen die Regierung in Niger militärisch aktiv zu werden, bräuchten die USA und Frankreich Lande- und Startrechte für ihre Militärflugzeuge in Nigers Nachbarstaaten. Das allerdings ist höchst unwahrscheinlich. […]
Auch das russische Außenministerium hat den Putsch in Niger verurteilt. Der Botschafter Russlands in Nigeria, Alexei Schebarschin, wiederholte die Linie des Kremls, dass der Putsch in Niger >verfassungswidrig< sei. Er fügte hinzu, dass Russland wolle, dass die Krise in Niger friedlich und ohne Intervention von Nigeria/ECOWAS gelöst werde.“
https://rtde.team/meinung/177304-niger-konflikt-reden-wir-ueber/
+ Frankreich. 09.08.: „Die Rebellen in Niger haben behauptet, Frankreich habe >absichtlich Terroristen freigelassen<. […]
Die Rebellen behaupteten, dass >die freigelassenen Terroristen an einem Treffen zur Vorbereitung eines Angriffs auf militärische Stellungen im Bereich des Dreiländerecks zwischen Niger, Burkina Faso und Mali teilgenommen haben<.
Die Rebellen warfen Frankreich laut AFP auch vor, den Luftraum des afrikanischen Landes zu verletzen.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/rebellen-in-niger-haben-frankreich-der-freilassung-von-terroristen-beschuldigt/
+ Video: https://rtde.team/international/177473-freilassung-von-terroristen-niger-wirft/
+ Frankreich. 09.08.: „Der Chef des >Nationalen Rats für den Schutz des Vaterlandes< (CNSP) hat die nigrischen Verteidigungs- und Sicherheitskräfte (FDS) angewiesen, nach dem Vorfall die Alarmstufe im ganzen Land zu erhöhen und die Bevölkerung zu mobilisieren.
Paris wies die Anschuldigungen der Militärregierung zurück und erklärte, dass die Handlungen seiner Flugzeuge Teil einer vorherigen Vereinbarung und einer technischen Koordinierung mit den nigrischen Streitkräften seien, und bestritt die Freilassung von Terroristen.“
https://rtde.team/kurzclips/video/177548-niger-frankreich-versucht-ordnung-im/
+ Frankreich. 08.08.: „Die Versäumnisse von Paris im Bereich der militärischen, politischen und kulturellen Zusammenarbeit mit Afrika haben nicht nur dazu geführt, dass sich auf dem Kontinent antifranzösische Stimmungen aufbauen, sondern auch der Einfluss Russlands, Chinas und der USA wächst. Das geht aus einem offenen Brief von 92 französischen Senatoren an Präsident Emmanuel Macron hervor, der in der Zeitung Le Figaro veröffentlicht wurde. […]
In der Hauptstadt von Niger befindet sich ein großer französischer Luftwaffenstützpunkt, die Zahl des Kontingents beträgt etwa 1.500 Soldaten. Auch deutsche, italienische und US-amerikanische Militäreinheiten sind in dem Land stationiert. Die Zahl der US-Truppen in Niger übersteigt 1.000.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/franzoesische-senatoren-haben-das-scheitern-der-militaerischen-und-diplomatischen-bemuehungen-in-afrika-eingestanden/
+ Libyen. 08.08.: Der Sprecher der libyschen Nationalarmee (LNA), die den Osten und Süden Libyens kontrolliert, sagte, dass die Schließung der Grenzen zu Niger und Sudan >derzeit keine praktikable Option ist, solange die Situation nicht eskaliert<. Ein möglicher bewaffneter Konflikt in Niamey, der auf Drohungen der ECOWAS zurückgeht, würde den Interessen aller Beteiligten nicht dienen.
Außerdem betonte er, dass die Situation in Niger eine interne Angelegenheit sei. Er äußerte sich jedoch besorgt über das Potenzial für einen bewaffneten Konflikt, insbesondere wenn dieser nicht lokal, sondern international wird. Die Situation in Niger könne außer Kontrolle geraten: >Die Region ist bereits angespannt, und die Bevölkerung leidet unter verschiedenen Problemen. Deshalb glauben wir nicht, dass Krieg die erste Option ist, sondern politische Lösungen und Verhandlungen<.
https://libyareview.com/36712/libyan-army-criticizes-uns-approach-to-crisis/
+ USA. 09.08.: „Die US-Truppen bleiben derzeit in Niger, aber die amerikanischen Hilfsprogramme wurden auf Eis gelegt, erklärte John Kirby, Koordinator für strategische Kommunikation im Nationalen Sicherheitsrat des Weißen Hauses.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/das-weisse-haus-erklaerte-dass-die-us-truppen-in-niger-bleiben/
+ Westen. 09.08.: „Gescheiterte Strategie. Die erste Reaktion des Westens auf den Umsturz im Niger war die Drohung, den Konflikt zu internationalisieren, d.h. den Krieg im Sahel auszuweiten. Anderes fiel dem Westen nie ein, wenn es galt, Unbotmäßigkeit in der als Hinterhof betrachteten Region niederzuschlagen. […]
Die rassistisch geprägte Arroganz, mit der Paris und London 2011 den Krieg gegen Libyen eröffneten, ist nicht vergessen – wie auch die Pläne für eine wirkliche wirtschaftliche Unabhängigkeit Afrikas des unter NATO-Aufsicht viehisch ermordeten Muammar Al-Ghaddafi. […] Als sich die Staatszertrümmerung Libyens wie vorhergesagt auf die Staaten des Sahel ausweitete, machten die Fußtruppen des Westens – dschihadistische Kopfabschneider, hochgerüstete Schmuggelkartelle und korrupte Militärs – der Staatlichkeit dort zugleich den Garaus. Alles unter Aufsicht einer verhassten UNO-Truppe. […]
Die einzige Antwort des Westens auf Niger lautet daher wie gehabt: Gewalt. Die Reaktion kam schnell: Der stellvertretende Chef der aufständischen Militärs freute sich bei einem Besuch in Bamako über die gute Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen mit Mali und fuhr weiter nach Burkina Faso. Alle drei Staaten warnten vor einem Einmarsch in Niger. Internationalisierung können auch andere.“
https://www.zlv.lu/db/1/1466850540551/0
+ ECOWAS-Gipfel. 10.08.: „Erklärungen auf dem ECOWAS-Gipfel. Die Gemeinschaft erklärte ihr >unerschütterliches Engagement< für die Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung in Niger, wo es Ende Juli zu einem Putsch kam.
Gleichzeitig räumte der nigerianische Präsident Bola Tinubu, der jetzt den Vorsitz der ECOWAS innehat, ein, dass das Ultimatum an die nigrischen Putschisten, mit dem die Wiederherstellung der demokratischen Ordnung gefordert wurde, sowie die verhängten Sanktionen nicht zu dem gewünschten Ergebnis geführt hätten. Er rief zum Dialog auf, auch mit den Putschisten, die die Macht ergriffen haben.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-erklaerungen-auf-dem-gipfel-der-ecowas/
+ ECOWAS-Gipfel/Elfenbeinküste. 10.08.: „Die Staatsoberhäupter der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) haben sich darauf geeinigt, >so bald wie möglich< eine Militäroperation in Niger zu starten, erklärte Alassane Ouattara, der Präsident der Elfenbeinküste, bei seiner Rückkehr aus Abuja, wo das Gipfeltreffen der Vereinigung stattfand.
>Die Stabschefs werden noch einige Sitzungen abhalten, um die Einzelheiten festzulegen, aber wir haben die Zustimmung der [ECOWAS-]Staatschefs, die Operation so bald wie möglich zu starten<. […]
Alassane Ouattara betonte auch, dass sein Land ein Bataillon von 850 bis 1.100 Soldaten zu der Operation beisteuern werde, und dass Nigeria, Benin und andere Länder an der Operation teilnehmen würden.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-ecowas-laender-haben-sich-darauf-geeinigt-so-bald-wie-moeglich-eine-militaeroperation-in-niger-zu-starten/
+ ECOWAS/USA. 10.08.: „In einer […] Stellungnahme erklärte US-Außenminister Antony Blinken, Washington stehe an der Seite der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS), die Nigers Militärregierung zum Rücktritt auffordere, und betonte die Notwendigkeit politischer Stabilität und >sozialen Zusammenhalts<.
https://rtde.team/afrika/177584-usa-deuten-unterstuetzung-fuer-niger/
+ Niger/USA. 10.08.: „Der neue Generalstabschef der nigrischen Streitkräfte, Brigadegeneral Moussa Salou Barmou, erklärte gegenüber dem Wall Street Journal, er sei bereit, um der Souveränität willen auf US-Unterstützung zu verzichten. […]
Das Wall Street Journal stellt jedoch fest, dass Barmou seit langem aktiv mit den Amerikanern zusammenarbeitet und als Unterstützer der USA gilt. Laut US-Luftwaffengeneralmajor Mark Hicks, der von 2017-2019 Spezialoperationen in Afrika leitete, >hoffen viele, die ihn mögen, dass er eine weiche Landung für die Situation bieten kann<.
Der Zeitung zufolge ist Barmou, der am 5. August zum Leiter des Generalstabs ernannt wurde, nach wie vor der Hauptansprechpartner zwischen US-Vertretern und dem Militär, das in Niger die Macht übernommen hat. Er war es auch, der die stellvertretende US-Außenministerin Victoria Nuland bei ihrem Besuch in Niger am Montag getroffen hat.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/nigers-generalstabschef-erklaerte-seine-bereitschaft-um-der-souveraenitaet-willen-auf-us-unterstuetzung-zu-verzichten/
+ Niger/Ministerpräsident. 10.08.: „Die Junta in Niger hat vor dem Krisentreffen der westafrikanischen Staatengemeinschaft ECOWAS […] einen Zivilisten zum neuen Ministerpräsidenten ernannt. Wie ein Sprecher der Putschisten am Montagabend mitteilte, tritt der Ökonom Ali Mahamane Lamine Zeine das Amt an. Lamine Zeine studierte nicht zuletzt in Marseille und in Paris; er verfügt über langjährige Erfahrung in den nigrischen Regierungsapparaten und amtierte von 2003 bis 2010 in Niamey als Finanzminister. Anschließend arbeitete er für die Banque africaine de développement, die Afrikanische Entwicklungsbank. Er war dabei in Côte d’Ivoire, in Gabun und zuletzt im Tschad stationiert und gilt als in Westafrika gut vernetzt.“
https://www.jungewelt.de/artikel/456489.westafrika-zivilist-ist-neuer-premier-nigers.html
+ ECOWAS/AU. 11.08.: „>Die Afrikanische Union unterstützt die Entscheidungen der westafrikanischen Länder [ECOWAS] bezüglich des Aufstands in Niger<, so die Afrikanische Union in einer Erklärung. Die Afrikanische Union rief die internationale Gemeinschaft auf, >Maßnahmen zum Schutz des isolierten nigrischen Präsidenten Mohamed Bazoum zu ergreifen<.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-afrikanische-union-unterstuetztedie-beschluesse-des-ecowas-gipfels-zu-niger/
+ Mali. 11.08.: „Die malischen Behörden haben der französischen Fluggesellschaft Air France die Erlaubnis entzogen, das Land anzufliegen, und damit auf deren vorherige Entscheidung reagiert, vorübergehend alle Flüge in die Republik zu streichen. Das berichtet die Agence France-Presse (AFP) unter Berufung auf die staatliche Zivilluftfahrtbehörde von Mali. […] Es wird darauf hingewiesen, dass der Entzug der Genehmigung vorübergehend ist und bis Oktober andauern wird.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/afp-mali-hat-die-genehmigung-fuer-fluege-von-air-france-aufgehoben/
+ ECOWAS. 12.08.: „Die ECOWAS erklärte, sie benötige für eine Intervention in Niger keine Zustimmung des UN-Sicherheitsrats.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-ecowas-erklaerte-sie-benoetige-fuer-eine-intervention-in-niger-keine-zustimmung-des-un-sicherheitsrats/
+ ECOWAS/EU. 12.08.: „Die EU bereitet individuelle Sanktionen gegen Niger vor, um die Bemühungen der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) zur „Wiederherstellung der Demokratie“ in der Republik zu unterstützen, so der Chef der EU-Außenpolitik, Josep Borrell, in einer in Brüssel veröffentlichten Erklärung.
Dabei betonte er, dass Brüssel die Suche nach einer friedlichen Lösung während denn parallelen Vorbereitungen für den Einmarsch der militärischen Formationen der ECOWAS unterstützt.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-eu-bereitet-sanktionen-gegen-niger-vor-und-unterstuetzt-alle-bemuehungen-der-ecowas/
+ Frankreich. 12.08.: „Die Rebellen, die die Macht in Niger übernommen haben, haben Frankreich daran erinnert, dass die Aufenthaltsdauer seines Militärkontingents in dem Land abgelaufen ist. Oberst Abdraman Amadou, der Sprecher des Nationalen Rates zur Rettung des Vaterlandes, dem zentralen Regierungsorgan der Rebellen, gab eine entsprechende Erklärung ab und erinnerte an die Kündigung der bilateralen Verteidigungsabkommen, die der Rat am 3. August verkündet hat.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-rebellen-in-niger-erklaerten-die-zeit-des-aufenthalts-franzoesischer-streitkraefte-in-der-republik-sei-abgelaufen/
+ Sanktionen/EU/Umfragen. „>Druck und Sanktionen. So wird es uns gelingen, die Rebellengeneräle aus Niamey zu vertreiben<, erklärte del Re [Sahel-Beauftragte der EU]. Sanktionen gegen ein Land, das auf dem Human Development Index, einer UN-Liste, die die soziale Entwicklung der Länder wiedergibt, Platz 189 von 194 einnimmt? Das eine Lebenserwartung von 61,5 Jahren aufweist, eine Alphabetisierungsrate von 43,5 Prozent bei Männern und 26,6 bei Frauen – und das ist schon mehr als eine Verdopplung der Ausgangswerte von 2001?
EU-Sanktionen sind immer unappetitlich, arrogant und kolonialistisch, und sie sind vor allem eines – völkerrechtlich absolut illegal. Denn das einzige Gremium, das legal Sanktionen verhängen kann, ist der UN-Sicherheitsrat. […]
Jedenfalls gibt es, dank der US-Zeitschrift The Economist, eine taufrische Umfrage aus Niger zum Militärputsch. Und die hat es in sich, gerade vor dem Hintergrund des vermeintlichen Eintretens für Demokratie. 78 Prozent begrüßten den Putsch; 39 Prozent der am 8. August Befragten meinten, die Militärführung solle bis zu Neuwahlen im Amt bleiben, 34 Prozent befürworteten gar eine längere Militärregierung. Nur 16 Prozent wollten den gewählten Präsidenten sofort wieder im Amt sehen, und weitere elf Prozent nach einem gewissen Zeitraum.
Noch unangenehmer für die EU sind die Antworten darauf, welchem ausländischen Akteur die Nigrer am meisten vertrauten. Großbritannien überhaupt nicht, gefolgt von den Vereinten Nationen, Frankreich, China und den USA mit jeweils unter zehn Prozent, knapp über zehn für Saudi-Arabien, aber überwältigende 62 Prozent für – Russland.
54 Prozent lehnten eine ausländische Einmischung ab, von den Befürwortern wählten 50 Prozent Russland, 16 Prozent Amerika, 14 Prozent die Afrikanische Union und nur vier Prozent entschieden sich für den westafrikanischen Staatenbund ECOWAS.“
https://rtde.team/meinung/177432-sanktionen-gegen-niger-eu-erklimmt/
+ Intervention/Nigeria. „Für einen erfolgreichen Waffengang muss die Ecowas großen Aufwand betreiben. Der Erfolg wäre trotzdem nicht sicher.
Radio France International behauptet, die Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischen Staaten Ecowas (resp. Nigeria) sei bereit 25.000 Soldaten auszuheben, um den Militärputsch im Niger mit Gewalt zurückzurollen. Das klingt gut, reicht aber bei Weitem nicht, verfügt Niamey doch ebenfalls über 25.000 Mann. Spätestens seit dem Ukraine-Krieg gehört es zum Allgemeingut, dass man für eine erfolgreiche Intervention möglichst die dreifache Menge an Soldaten (und Material) aufbringen sollte wie der Verteidiger.
Eine Interventionstruppe, die auf dem Landweg aus Nigeria käme, müsste einen Streifen größtenteils unbesetzten Landes durchqueren, der mehr als 200.000 Flüchtlinge beherbergt, die vor der Gewalt in Nordnigeria geflohen sind, was jeden Militäreinsatz zusätzlich erschwert.
Im weiteren Verlauf würde der Konflikt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu genau dem Stellvertreterkrieg degenerieren, der jetzt schon vorgezeichnet ist. Noch sind keine Wagner-Truppen im Niger. Spätestens, wenn die Ecowas ihre Drohung wahrmacht, dürfte sich das sehr schnell ändern; vielleicht ist es schon jetzt zu spät.“
Es könnten infolge einer Intervention Probleme „an der nigerianischen Heimatfront auftreten.
Hinzu kommt, dass die Putschisten offensichtlich breiten Rückhalt in der Bevölkerung Nigers genießen. Das macht einen Angriff von außen zusätzlich riskant.“
https://www.telepolis.de/features/Niger-Eine-Militaer-Intervention-wird-teuer-9238861.html
+ Intervention/ECOWAS. „Im Falle einer Intervention der ECOWAS droht nicht >nur< ein Flächenbrand in der Region, weil Mali und Burkina Faso verkündet haben, Niger in dem Fall militärisch beizustehen, es drohen auch weitere Putsche. Der Erfolg einer militärischen Intervention hängt von der Teilnahme Nigerias ab, das die größte Armee der Region hat. In Nigeria gibt es aber massiven Widerstand gegen ein militärisches Eingreifen. Sowohl das Parlament als auch viele Provinzgouverneure und ein einflussreicher religiöser Führer haben sich dagegen ausgesprochen.
Man kann daher nicht ausschließen, dass es im Falle eines Krieges auch in Nigeria oder anderen Ländern zu Putschen kommt, weil der Widerstand dagegen groß ist. Ein militärisches Eingreifen birgt für Frankreich und die USA also die Gefahr, noch mehr Einfluss in der Region zu verlieren.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/die-entwicklungen-in-niger-und-die-stimmung-in-der-bevoelkerung/
+ Uran. „Der französische Uranabbau in Niger hat schon vor vielen Jahren heftige Proteste hervorgerufen, denn das Land ist dadurch wohl wie kein zweites radioaktiv belastet. Der Schutt des Uranabbaus wurde von Orano (damals Areva) einfach unter freiem Himmel abgelagert. Dieser Abraum […] enthält immer noch etwa 85 Prozent des Urans und damit der radioaktiven Strahlung. Der immense Wasserverbrauch der Minen, die Kontaminierung des Grundwassers, die Verwendung des strahlenden Abraums als Baumaterial für Straßen und andere ökologische und soziale Verbrechen haben seit mehr als 50 Jahren Niger zu einem der ärmsten und am stärksten vergifteten Länder der Erde gemacht. […]
Die größte der drei Uranminen in Niger ist die Grube von Arlit, die zu zwei Dritteln Orano und zu einem Drittel dem Staat Niger gehört. Die zweitgrößte ist die Mine von Akokan in der Nähe von Arlit, von der Orano und der nigrische Staat jeweils etwa ein Drittel, eine japanische Gesellschaft etwa 24 Prozent und eine spanische Gesellschaft etwa zehn Prozent halten. Die dritte Mine, Imouraren, mit den größten, aber weniger konzentrierten Uranvorkommen, soll ebenfalls wesentlich von Orano erschlossen werden. Die Öffnung war aber bis 2020 noch nicht erfolgt.“
https://www.jungewelt.de/artikel/456436.putsch-und-folgen-verseuchtes-land.html
+ Bevölkerung. „Die größte Überraschung ist, dass der Militärputsch in der Bevölkerung auf breite Zustimmung stößt. Unter diesen Umständen ist es sehr wahrscheinlich, dass die französischen Truppen gezwungen sein werden, Niger, ihre ehemalige Kolonie, zu verlassen. Niger ist ein Opfer neokolonialer Ausbeutung. Unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung, die ironischerweise eine Folge der NATO-Intervention in Libyen im Jahr 2011 ist, die von keinem Geringeren als Frankreich in der Sahelzone angeführt wurde, hat Frankreich die Bodenschätze Nigers rücksichtslos ausgebeutet.
Ein bekannter nigerianischer Dichter und Literaturkritiker, Professor Osundare, schrieb letzte Woche: >Untersuchen Sie die Ursache, den Verlauf und die Symptome des derzeitigen Wiederauflebens von Militärputschen in Westafrika. Finden Sie ein Heilmittel für diese Pandemie. Noch wichtiger ist es, ein Heilmittel für die Plage der politischen und sozioökonomischen Ungerechtigkeiten zu finden, die für die Unvermeidlichkeit ihres Wiederauftretens verantwortlich sind. Denken Sie an die derzeitige brutale Anarchie in Libyen und an die zahllosen Auswirkungen der Destabilisierung dieses einst blühenden Landes auf die westafrikanische Region<. […]
Es ist klar, dass Niamey dem Druck von Außenstehenden nicht nachgeben wird. >Die nigrischen Streitkräfte und alle unsere Verteidigungs- und Sicherheitskräfte sind, gestützt auf die unerschütterliche Unterstützung unseres Volkes, bereit, die Integrität unseres Territoriums zu verteidigen<, so ein Vertreter der Junta in einer Erklärung. Eine Delegation aus Niamey ist nach Mali gereist, um die mit Russland verbündeten Wagner-Kämpfer zu bitten, sich im Falle einer vom Westen unterstützten Intervention dem Kampf anzuschließen.“
https://www.antikrieg.com/aktuell/2023_08_10_nigerlehnt.htm
+ Umfrage. „Mehr als 60 Prozent der Nigrer halten Russland für den zuverlässigsten außenpolitischen Partner des Landes. Das geht aus einer Umfrage hervor, die von Premise Data durchgeführt und von der britischen Zeitschrift The Economist veröffentlicht wurde.
Weniger als 10 Prozent der Nigrer nannten Saudi-Arabien als den treuesten Partner des Landes, während etwa 5 Prozent der Nigrer die USA als solchen einstuften. Noch weniger Befragte nannten China, Frankreich und die UNO. Der Umfrage zufolge erwähnte keiner der Befragten Großbritannien.“
https://www.anti-spiegel.ru/2023/mehr-als-60-prozent-der-befragten-nigrer-nannten-russland-als-den-zuverlaessigsten-partner-des-landes/
+ USA/Libyen. „Im Fall von Niger gehört zu dieser Agenda, die Tür offen zu halten, damit Washington […] kommen und gehen kann, wie es beliebt, bis hin zur Möglichkeit, die Ressourcen des Landes komplett auszubeuten oder das Land als Sprungbrett für Operationen gegen Washingtons geopolitischen Feinde zu nutzen. Das würde erklären, warum die CIA nach dem Fiasko im libyschen Bengasi eine Basis für Drohnen in Niger für ihre Operationen in Afrika errichtete, nachdem Washington in Libyen seine sichere Stellung verloren hatte. Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass Libyen direkt neben Niger liegt.“
https://rtde.team/meinung/177464-washingtons-regimewechselexpertin-sucht-gespraech-mit/
+ Westen. „Warum der Westen wegen Niger in Panik ist. […]
Afrika war für Frankreich extrem wichtig: Niger besitzt eines der reichsten Uranvorkommen und Frankreich produziert 70 Prozent seiner Elektrizität mit Atomkraftwerken.
Das Schlimmste für den gesamten kollektiven Westen ist jedoch die transkontinentale afrikanische Gaspipeline, in die die EU-Länder große Hoffnungen gesetzt und in deren Bau sie bereits investiert hatten. […]
Darüber hinaus haben auch die USA einen auf die Nase bekommen: Sie haben in dem heißen afrikanischen Land die größte Basis ihrer Aufklärungsdrohnen platziert. Noch hat niemand das US-Eigentum angerührt, aber es ist ganz offensichtlich, dass die Basis, wenn sich die Situation weiter so entwickelt, dringend verlegt werden muss und die gesamte komplexe Infrastruktur in den Händen eines unfreundlichen Regimes bleibt.
Allein in das Gaspipeline-Projekt wurden bereits mehr als 10 Milliarden Dollar investiert. Die Gaspipeline ist noch nicht in Betrieb genommen worden, und es ist unwahrscheinlich, dass das Projekt jemals in Betrieb genommen werden wird. Nach den Bauplänen war der Ausgangspunkt der Gasaufnahme… der Niger, von wo aus der >blaue Treibstoff< über 4.000 Kilometer bis zu den Häusern der Europäer fließen sollte.“
https://t.me/neuesausrussland/15683
+ Partner. „Die afrikanischen Staaten haben inzwischen bei der Suche nach Kooperationspartnern die Wahl. China ist gewaltig erstarkt, ist die dominante Wirtschaftsmacht in Afrika geworden. Indien hat massiv an Einfluss gewonnen, hängt beim Afrika-Handel längst Deutschland ab. Auch die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate sind dabei, sich eine starke Position auf dem Kontinent zu erkämpfen. Russland wiederum ist mit Abstand größter Waffenlieferant.
Es besteht also keine Notwendigkeit mehr, sich dem Westen, den früheren Kolonialmächten, alternativlos unterzuordnen, und es wird schon längst mit höchst unterschiedlichen Optionen experimentiert. Mali etwa hat russische Militärs und Söldner ins Land geholt. Burkina Faso versucht es, um nicht in erneute Abhängigkeit zu geraten, ohne sie.
Niger? Nun, man wird sehen. Die Tatsache, dass die Militärs in Niamey verschiedene Möglichkeiten haben, das Land neu zu positionieren, dass die Zukunft offen ist, lässt das Interesse wachsen. Daher die neue Aufmerksamkeit für den Putsch im Niger.“
https://www.zlv.lu/db/1/1438916938022/0
+ Deutschland/ECOWAS/Sanktionen. „Die Bundesregierung sucht mit der Entsendung von Entwicklungsministerin Svenja Schulze nach Westafrika Einfluss auf den Konflikt um Niger zu nehmen. Der Druck auf die Junta in Niamey hält an; am gestrigen Donnerstag beschloss die westafrikanische Staatengruppe ECOWAS die sofortige Aufstellung einer Eingreiftruppe, die sich bereithalten soll, nach Niger einzumarschieren, falls die Putschisten den gestürzten Präsidenten Mohamed Bazoum nicht wieder in sein Amt zurückbringen. Die Drohung mit einer – völkerrechtswidrigen – Invasion zur Wiedereinsetzung einer Regierung, die „extrem unbeliebt“ war, wie Beobachter konstatieren, treibt wachsende Teile von Nigers Bevölkerung zur Unterstützung der Putschisten. Auch in Nigeria, das einen Großteil der Truppen stellen wird, nimmt der Widerstand zu. Die schon jetzt geltenden ECOWAS-Sanktionen verhindern sogar die Lieferung lebensnotwendiger Güter und drohen in Niger, einem der ärmsten Länder der Welt, den ohnehin gravierenden Hunger zu verstärken. Berlin, Paris und die EU billigen die ECOWAS-Maßnahmen bislang; Bazoum kooperierte eng mit ihnen. Schulze wird ab Montag in Nigeria und in Mauretanien erwartet.“
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9327
+ Westen. „Seine Politik ist gerade dort gescheitert, wo ihm alle Türen offenstanden, wo seine Angebote mit offenen Armen angenommen worden waren, wo er sich gerade nicht mit Waffengewalt hatte Zutritt verschaffen müssen. Deutlicher können das Versagen westlicher Politik und die Irrtümer seines Denkens nicht offenbart werden, als gerade dort zu scheitern, wo es größtmögliche Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Unterstützung gab. […] Man will nicht merken oder wahrhaben, dass das eigene Weltbild und Selbstbild nicht mehr mit den Realitäten und vor allem mit den Entwicklungen in der Welt übereinstimmen. Das hatte sich bereits im Krieg gegen den Terror gezeigt, der keines seiner Ziele erreicht hatte, wenn man denn überhaupt klare Vorstellungen von seinen Zielen hatte.“
https://ruedigerraulsblog.wordpress.com/2023/08/11/gescheitert-im-sahel/
+ Deutschland. „Wie weiter im Niger? Das Außen- und das Kanzleramt zeigen sich ratlos. Gut zwei Wochen nach dem Putsch bemüht man sich noch immer herauszufinden, wer der Anführer, General Abdourahman Tchiani, ist. Nun kommen weitgehend Unbekannte auf einer Kabinettsliste hinzu. Wie viel Macht haben sie, wie denkt die Bevölkerung über den Umsturz, welche ausländischen Akteure sind wie darin verwickelt …? […]
Terrorismus und Migration waren zu einem gewaltigen Problem geworden, spätestens nachdem der Westen 2011 den langjährigen libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi – ohne ein Nachfolgekonzept zu haben – aus dem Amt vertrieben und das Land ins Chaos gebombt hatte. In der EU und auch in Berlin sah man in der G5-Sahel-Organisation die Möglichkeit, eine Art Sicherheitszone aufzubauen, von der aus Nord- und Zentralafrika »stabilisiert« werden könnten.“
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1175461.putsch-im-niger-niger-militaergeraet-fuer-die-putschisten.html
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