LNA nähert sich Misrata/Generalin Naima al-Arabi begrüßt nach Einnahme von Abu Grain die Bevölkerung/Stämme stellen Forderungen.
Die militärische Lage
Der Libyschen Nationalarmee (LNA) gelang es, weiter in Richtung Misrata vorzurücken und die Stadt Abu Grain, die etwa 100 Kilometer südlich von Misrata liegt, einzunehmen. Die für die Südfront von Abu Grain verantwortliche Befehlshaberin, die LNA-Generalin (!) Naima al-Arabi, begrüßte die Frauen und Männer der Stadt.
https://twitter.com/LNA2019M/status/1221396957685522432
Die LNA nahm auch Gebiete wie Qudijah und Zamzam im Süden von Misrata ein.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1221395676321538051/photo/1
Die 114. Tawerga-Brigade der LNA stößt in Richtung Tawerga vor. Die meist dunkelhäutigen Bewohner von Tawerga wurden 2011 aus ihrer Stadt von Misrata-Milizen vertrieben und wollen nun in ihre Heimat zurückkehren.[1] Tawerga befindet sich rund 40 Kilometer südlich von Misrata.
Von der Küsten- und Industriestadt Misrata aus sind es noch etwa 180 Kilometer in westlicher Richtung nach Tripolis. Aus der Hauptstadt Tripolis selbst wird die Explosion eines Munitionslagers der sogenannten ‚Einheitsregierung‘ gemeldet. Bereits seit Tagen wird von Zusammenstößen an der Südfront in Tripolis berichtet. Auch fliegt die LNA nach wie vor Luftangriffe auf Stellungen der Milizen der sogenannten ‚Einheitsregierung‘.
Bereits am Donnerstag hatte LNA-Sprecher al-Mesmari die Verhängung einer Flugverbotszone für den Großraum Tripolis verkündet. Jedes militärische oder zivile Flugzeug, das die Hauptstadt überfliegt, werde – unabhängig von seiner Herkunft – zerstört. Dies betrifft den Mitiga-Flughafen von Tripolis (ehemals Wheelus-Airbase), der nach der Verwüstung des internationalen Flughafens von Tripolis 2014 durch Misrata-Milizen sowohl als Militär- als auch als Zivilflughafen genutzt wird. Von hier stiegen bis in letzter Zeit immer wieder türkische Kampfdrohnen auf. Auch landeten dort und im Flughafen von Misrata Zivilflugzeuge mit syrischen Kämpfern, die aus der Türkei eingeflogen wurden.
Man erinnere sich: Erst vor einer Woche fand in Berlin unter Ausschluss Libyens die große Libyen-Konferenz statt, bei der die vereinbarte Waffenruhe gelobt und vereinbart wurde, weiter über eine Friedensregelung zu verhandeln sowie das Waffenembargo von nun an streng zu kontrollieren. Inzwischen werden nicht nur immer neue Kämpfe, sondern auch Verstöße gegen das Waffenembargo gemeldet. Laut UN-Angaben wurden von verschiedenen Staaten weiterhin Munition und Kämpfer nach Libyen gebracht.[2]
Forderungen der Stämme
Die Ölanlagen in Libyen sind weiterhin geschlossen. Der Scheich des as-Zwaia-Stammes, as-Senussi al-Haliq, gab bekannt, dass die Stämme erst nach Erfüllung folgender Bedingungen bereit seien, die Ölanlagen wieder zu öffnen:
- Der sogenannten ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis muss die Anerkennung entzogen werden
2. Der Vorsitzende der Libyschen Zentralbank und der Direktor der National Oil Corporation (NOC) müssen ihrer Posten enthoben und durch andere Personen ersetzt werden
3. Es muss eine neue nationale Regierung ohne Beteiligung der Moslembruderschaft gebildet werden
4. Die Staatseinnahmen müssen zwischen allen drei libyschen Regionen gerecht verteilt werden
Die Einigung der Stämme schreitet voran. Dieser Tage waren einer Einladung nach Bengasi eine Abordnung der Tuareg und der Tibu gefolgt.
Wie Vanessa Tomassini auf Twitter berichtet, hat der Sozialrat von Misrata zugestimmt, die Einladung des Warfalla-Stammes anzunehmen, am kommenden Dienstag an einem Stammestreffen in Bani Walid teilzunehmen. Es wird von Zerwürfnissen zwischen Misrata und der Moslembruderschaft berichtet. Bei der Stammeskonferenz soll über die 5plus5-Gespräche, die nächste Woche in Genf beginnen sollen, diskutiert werden. In Genf werden je fünf Teilnehmer der ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis und der LNA in Bengasi erwartet. Über die zu diskutierenden Themen erfolgte keine Festlegung.
Die Menschen in Libyen leiden seit über sechs Jahren unter den Milizen. Die beste Möglichkeit, sich endlich von ihnen zu befreien, besteht darin, ihnen den Geldhahn – sprich das Öl – abzudrehen. Allerdings stehen jetzt die ‚Einheitsregierung‘ und die Libysche Zentralbank im Verdacht, Goldreserven zu verkaufen, um weiterhin den Krieg gegen das eigene Volk finanzieren zu können. 16 Tonnen Gold sollen zum Vorzugspreis an Katar und die Türkei gegangen sein.
Als Rechtsbruch wird die Unterzeichnung eines Beratervertrages zwischen dem ehemaligen britischen Botschafter in Libyen, Peter Millett, und der NOC (National Oil Corporation) gesehen.
Dem Ausland wird vorgeworfen, sich einzig für die eigenen Interessen zu interessieren als da sind: libysches Öl und Gas; Abschluss von Gewinn versprechenden Verträgen; Stopp der Migration; Bekämpfung des Terrorismus; Möglichkeit von Investitionen. Es ginge dabei weder um das libysche Volk, noch um Demokratie oder die Souveränität des libyschen Staates.
[1] https://www.freitag.de/autoren/gela/der-hilfeschrei-des-tawerga-stammes
[2] https://www.tagesschau.de/ausland/libyen-waffenembargo-verstoss-103.html