Libyen/Syrien. Journalistin Lindsey Snell berichtet über durch die Türkei nach Libyen gebrachte syrische Söldner, die sich den Milizen der ‚Einheitsregierung‘ anschließen sollen.
Wie einer dieser Söldner Lindsey Snell berichtete, kam er zusammen mit siebzig anderen Kämpfern der sogenannten und von der Türkei unterstützten Freien Syrischen Armee (TFSA) nach seiner Ankunft in Libyen in ein Ausbildungscamp in Tripolis. Dort seien Vorträge über Straßen- und Häuserkampf gehalten worden, tatsächlich habe es aber an Waffen gemangelt.
In Syrien laufe eine Kampagne zur Rekrutierung von Kämpfern für die Entsendung nach Libyen. Kommandanten der TFSA umwerben die Kämpfer mit großzügigen Gehaltszahlungen, die Rede ist bis zu 2000 US-$ monatlich. Eine wirklich lukrative Bezahlung, angesichts von Monatsgehältern nur bis zu 100 US-$ monatlich in Syrien und eines im freien Fall befindlichen syrischen Pfunds.
Laut dem Söldner werden die meisten Kämpfer in der Gegend in und um Idlib rekrutiert, Gebiete, die erst kürzlich von der syrischen Regierung mit Hilfe Russlands von der TFSA zurückerobert wurden. Aufgrund ihrer Obdachlosigkeit und ihrer verzweifelten finanziellen Situation wären die dortigen Kämpfer leichte Beute für die Rekrutierung durch die türkischen Behörden, da sie hofften, für sich und ihre Familien in Libyen ein neues Leben aufbauen zu können.
Es heißt, dass die TFSA bereits für die Vermittlung von Bereitwilligen einige hundert Dollar anbietet. Damit ein Flugzeug nach Libyen startet, müsste eine bestimmte Anzahl von Freiwilligen zusammengekommen sein, daher würden auch kampfwillige Zivilisten angenommen. Bisher seien schätzungsweise 3.000 TFSA-Kämpfer nach Libyen verbracht worden.
Der syrische Söldner ließ Lindsey Snell auch wissen, dass entgegen der Aussagen des türkischen Präsidenten Erdogan neben den türkischen Militärausbildern und Beratern auch viele türkische Soldaten in Tripolis seien.
Wiederholt kam es zu Berichten über syrische Söldner, die die Dienste von Schleppern in Anspruch genommen hatten, um über das Mittelmeer nach Italien zu gelangen. Der Söldner sagte, die Flucht sei den syrischen Kämpfern in seinem Lager nicht möglich, da die Türken ständig die Anwesenheit aller syrischen Kämpfer abzählten.
Die libysche Nationalarmee (LNA) hat bereits die Verhaftung vieler syrischer Kämpfer bekannt gegeben, die versucht hatten, über libysche Häfen nach Italien zu entkommen. Dabei konnte auch ein IS-Mitglied dingfest gemacht werden. Laut LNA sollen inzwischen mehr als hundert syrische Kämpfer für die Überfahrt bezahlt haben.
Auf die Frage, ob Ahmed es bereut, zum Kämpfen nach Libyen gekommen zu sein, erwiderte er: „Wir haben in Syrien kein Dach mehr über dem Kopf. Wir haben nichts mehr, gar nichts mehr. Und ich muss eine Familie ernähren. Nennen Sie uns Söldner oder was auch immer, aber was sollen wir denn tun? Wir haben nichts mehr zu verlieren.“
Bei der Einnahme Aleppos durch die syrische Armee im Dezember 2016 wurden viele islamistische Kämpfer und ihre Familien mit Bussen nach Idlib, der letzten islamistischen Hochburg in Syrien, gebracht. Jetzt will sie keiner mehr haben, auch nicht die Türkei. Also schickt man sie zum Kämpfen nach Libyen, wo sie als Kanonenfutter verheizt werden. Ein menschenverachtender Akt.