Ob Saudi-Arabien als Rettungsanker für Palästina hält, hängt auch von der Unterstützung der anderen arabischen Staaten ab.
Das röhrende Getrampel des neuen US-Präsidenten Donald Trump im MENA-Porzellanladen macht fassungslos. Man mag den inneramerikanischen Aufräumarbeiten Trumps nach den Corona- und Reset-Zumutungen noch so gewogen sein, die lauthals verkündeten Pläne für den Wiederaufbau des Gazastreifens, dessen Umwandlung in ein US-Ferienparadies und der Vertreibung seiner palästinensischen Bevölkerung verursacht einfach nur Brechreiz.
Doch dies ist nicht alles. Wie auf einem Video zu sehen ist, wurde der jordanische König Abdullah II. bei seinem Besuch am 11. Februar 2025 in Washington so gedemütigt, dass er bei einem Treffen mit Trump ähnlich einem vor Angst verstörten Schuljungen Gesichtszuckungen erlitt[i]. Der ägyptische Präsident Abdel Fattah as-Sisi zog es daraufhin vor, seine für den 18. Februar geplante USA-Reise auf unbestimmte Zeit zu verschieben.[ii]
Trump scheint es in seiner Hybris darauf anzulegen, den eigentlich mit dem Westen verbündeten arabischen Herrscherhäusern das Machtfundament zu entziehen, indem er ihnen nicht nur jede Glaubwürdigkeit nimmt, sondern sie auch ihres Stolzes beraut. Die arabische Welt verfällt in Schockstarre.
In dieser Situation scheint ausgerechnet Saudi-Arabien eine Funktion als Notanker für den Gazastreifen zu erfüllen. Lässt auch Saudi-Arabien die Palästinenser in der Gaza-Frage im Stich, dürfte Palästina für lange Zeit verloren sein. Und dies könnte die gesamte MENA-Region in ihren Grundfesten erschüttern, bevor die arabischen Länder in ihrer Gesamtheit in der Bedeutungslosigkeit versinken. Ein Großteil von ihnen, wie Irak, Libyen und jetzt auch Syrien, fiel ja bereits von den USA orchestrierten Kriegen zum Opfer, stärker zerrüttete Länder wie Jemen und Libanon sind kaum vorstellbar. Die Großmächte und ihre Helfer nutzten die arabischen Länder für ihre Stellvertreterkriege; gerne kooperierten USA, Israel und Iran, ging es gegen arabische Staaten.
In der gegenwärtigen Situation erscheint es vielen notwendig, dass Saudi-Arabien die Unterstützung aller arabischen Staaten erhält. Man hofft endlich auf deren Einheit, auch, oder gerade weil gesehen wird, dass eben diese Länder einen deutlichen Beitrag zum Anwachsen der Angriffe auf die arabische Welt, ob durch Eskalation oder Schweigen, geleistet haben.
In den vergangenen Jahrzehnten kam die Unterstützung für den Gazastreifen nicht nur aus Teheran, sondern speiste sich aus mehreren Quellen. Gaddafi, Saddam, Ägypten und Syrien gingen dabei dem Iran voraus, während Saudi-Arabien eine Schlüsselrolle beim Wiederaufbau und der Hilfestellung für die Palästinenser einnahm. Die arabischen Führer koordinierten auf diskrete Weise ihre Unterstützung, wobei einige den bewaffneten Kampf unterstützten, während andere den Wiederaufbau nach dem Krieg finanzierten. Der Widerstand stand im Mittelpunkt, aber die eigentliche finanzielle Last des Wiederaufbaus wurde hinter den Kulissen geschultert.
Ganz sicher verdienen jahrelanger palästinensischer Widerstand weiterhin Respekt und Unterstützung. Wenn dessen Folgen jedoch wie jener am 7. Oktober 2023 katastrophaler sind als die der Balfour-Erklärung, sollte das dahinterstehende Kalkül überdacht werden. Bei der Kriegsführung geht es nicht nur darum, den Abzug zu betätigen, sondern auch darum, die Auswirkungen zu steuern.
Sind die arabischen Länder und vor allem ihre Menschen wirklich bereit, die bittere Pille zu schlucken, und sich in dieser gefährlichen Situation um Saudi-Arabien zu scharren, das sich inmitten dieser chaotischen politischen Landschaft als Stabilitätsanker und als letzter Zufluchtsort für Araber, die ihre Interessen wahren wollen, erweist – wohl wissend, dass es wohl niemals zu der geforderten Zwei-Staaten-Lösung im Palästina-Israel-Konflikt kommt, sondern bestenfalls ein Status quo aufrechterhalten wird, der vielleicht irgendwann einmal in einem gleichberechtigt von Juden und Arabern bewohnten Palästina aufgelöst werden kann.
Nicht nur die arabische Welt schaut jetzt gespannt auf Saudi-Arabien.
[i] https://t.me/GelaNews/18508
[ii] https://www.dailynewsegypt.com/2025/02/11/egypt-opposes-us-gaza-plan-postpones-al-sisis-washington-visit/
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