Oder wie uns eine verantwortungslose Politik an den Abgrund katapultiert und warum Nord-Stream II dem Klima hilft

Wie katastrophal sich der Wirtschaftskrieg gegen Russland auf unsere eigene Wirtschaft auswirkt, ist hinlänglich bekannt und zeigt sich auch an den heutigen Wirtschaftszahlen. So ist der Euro auf den niedrigsten Wert seit 2002 gefallen, das heißt, er ist mit dem Dollar gleichwertig 1 zu 1 zu tauschen (12.07.).

Auf Tagesschau.de heißt es, dass der Absatz des französischen Autobauers Renault nach seinem Russland-Ausstieg eingebrochen ist. Die weltweiten Verkaufszahlen sind um dreißig Prozent gesunken, was auch an der Knappheit von Halbleitern liege. Nicht dass einem die Autokonzerne, insbesondere die deutschen, als solche groß leidtun würden, allerdings die Menschen schon, die dort beschäftigt sind und deren Jobs in Gefahr sind.

Wenn die Kurse immer weiter abtauchen, sind davon alle Nicht-Aktienbesitzer nicht direkt betroffen, indirekt aber vielleicht doch, weil ja auch Rentenversicherungen ihre Gewinne in Aktien angelegt haben.

Was die Menschen und insbesondere die Ärmeren mächtig trifft, sind neben Arbeitslosigkeit die hohe Inflationsrate und damit einhergehend hohe Preise für Lebensmittel und vor allem die unaufhaltsam steigenden Energiekosten, letztere ausgelöst durch die vom Westen gegen Russland verhängten Sanktionen.

Deutschland ist ein hochindustrialisiertes Land, es in ein Agrarland umzuwandeln, wie es scheinbar manchen grünen Politikern vorschwebt, würde einen riesigen Teil der Bevölkerung in Not und Elend stürzen. Wir sind in Deutschland auch nicht so aufgestellt wie die Menschen in nicht stark industriellen Ländern, wo man mit Mangel umzugehen gelernt hat, so wie es bei uns noch in der Nachkriegszeit die Regel war. Es gibt sie nicht mehr, die Kanonenöfen in den Altbauwohnungen oder die mit Kohle und Holz beheizbaren Kochherde in den Küchen, damals noch warme Wohnküchen, unserer städtischen Hochhäuser, es gibt auch keinen Abtritt in den Hinterhöfen und kaum noch Schrebergärten für den Anbau von Gemüse. Wir haben uns der industriellen Moderne mit Haut und Haar verschrieben, in den Großstädten ist improvisieren nicht möglich.

Wurde uns nicht ständig gepredigt, dass gerade die vulnerablen Gruppen als da sind Kranke, Alte und Rentner besonders zu schützen sind? Dies gilt wohl ausschließlich für Covid-19, wenn mit der Verabreichung von Spritzen sehr viel Geld verdient werden kann und sonstige sinistren Motive dahinterstehen. Dagegen scheinen keinerlei Hemmungen zu bestehen, alte Menschen, die zuhause wohnen und vielleicht pflegebedürftig sind, im Winter die Heizungen abzudrehen. Sollten im Winter Minusgrade herrschen, wie es in unseren Breiten ja durchaus vorzukommen pflegt, dürften auch in unbeheizten Wohnungen insbesondere nachts sehr schnell äußerst frostige Temperaturen herrschen. Wenn sich durch solche Maßnahmen ältere Menschen Lungenentzündungen einfangen, nun ja, Kollateralschäden?  

Wir sind ja schließlich im Wirtschaftskrieg mit Russland. Und gegen Russland kämpfen wir bis zur letzten Oma? Immerhin können sich die Senioren ja das Herz wärmen, wenn unser Oppositionsführer Merz im Privatjet zur Hochzeit unseres Finanzministers Lindnen einfliegt, wenn der es in Sylt krachen lässt und obwohl beide Ehegatten keiner Religionsgemeinschaft angehören, in einer Kirche heiraten. Show Biss halt. Und für die Senioren hält man ja immerhin schon die Pritschen in Turnhallen zum Aufwärmen bereit.

Unser olivgrüner Wirtschaftsminister Habeck, für den das Wirtschaftsministerium in Kriegsministerium umtituliert werden müsste, wäre seines Amtes gemäß jedoch nicht nur dafür zuständig, dass in Deutschland Energiesicherheit herrscht, sondern er wäre als Mitglied der Grünen Partei auch dafür verantwortlich, das Klima zu retten. Ganz eindeutig muss aber genauso wie die Energiesicherheit auch die Rettung des Klimas hintanstehen, wenn es heißt, gegen Russland in den Krieg zu ziehen.

Eine hirnrissige Digitalisierungspolitik geht dabei in eine völlig falsche Richtung. Abgesehen vom hohen Stromverbrauch, für dessen Erzeugung Alternativenergien niemals ausreichen können, wird beispielsweise eine massenweise Produktion von Elektroautos, deren Batterieentsorgung nicht geregelt und die Fahr- und Ladeleistungen völlig unzureichend sind, niemals kommen, denn das für die Batterien benötigte Lithium, das auch für andere Produkte der schönen, neuen Digitalwelt genauso benötigt wird wie für Windräder und Solarpaneele, ist knapp und kommt aus China.[1] Es fehlt also nicht nur an Gas und Erdöl. Alle Ressourcen sind knapp.

Haben wir nicht einmal gelernt, dass die Verwendung von Primärenergie immer noch der schonendste Einsatz von Ressourcen ist? Mit Strom zu heizen oder Auto zu fahren heißt, mehr Energie zu verbrauchen, als mit Gas zu heizen und mit Benzin zu fahren, denn die Umwandlungsprozesse verbrauchen ebenfalls ziemlich viel Energie. Die schöne, neue, stromintensive digitalisierte Welt ist eine Chimäre!

Die Opposition in Gestalt von Merz und Söder hat auch nichts Besseres zu tun, als eine Verlängerung der Laufzeiten von AKWs zu fordern, wohl wissend, dass Atomstrom das bei chemischen Prozessen benötigte Gas nicht ersetzen kann, die bei uns noch im Betrieb befindlichen AKWs nur sechs Prozent des Stroms in Deutschland liefern, in Frankreich fast die Hälfte aller Reaktoren wegen Korrosionsschäden nicht in Betrieb sind und sie im Sommer häufig wegen zu warmer Wassertemperaturen in den Flüssen und damit nicht vorhandenen Kühlwassers abgeschaltet werden müssen, ganz zu schweigen von den Risiken eines schweren Unfalls, einem Supergau, wie in Fukushima, und der immer noch nicht geklärten Frage einer sicheren Endlagerung des Atommülls für die nächste Million Jahre. Da freut uns doch der niedliche Vorschlag von Selinski, Deutschland könnte Atomstrom aus der Ukraine beziehen. Immerhin beliefert die Ukraine über Rumänien bereits die EU. Tschernobyl lässt grüßen.

Wie schädlich das uns von den Grünen angediente und auch noch sehr teure Fracking-Gas aus den USA für die Umwelt ist, dürfte auch hinreichend bekannt sein. Gewonnen unter enormen Einsatz von Wasser und umweltschädigenden Chemikalien, dann unter großem Energieaufwand verflüssigt, um mit einer riesigen Tankerflotte über den Ozean geschippert zu werden, soll es bei unter wiederum unter großem Energieaufwand zurück in Gas umgewandelt werden, um anschließend durch ein nichtvorhandenes Röhrensystem zum Beispiel in den Süden Deutschlands transportiert zu werden. Nur am Rande bemerkt, gibt es auch die Flüssiggasterminals in Deutschland noch nicht, die werden jetzt aber unter Aushebelung jeglicher Umweltschutzvorgaben ins Wattenmeer der Nordsee gebaggert.

Außerdem gibt es die für den Transport benötigte Tankerflotte überhaupt nicht und sollte es sie jemals geben, kann diese nur mit enormen Mengen an äußerst umwelt- und klimaschädlichem Schweröl betrieben werden. Dazu kommt, dass bisher Flüssiggas hauptsächlich nach Asien transportiert wurde. Wird dieses Flüssiggas nun nach Europa umgeleitet, dürfte der Ausfall dort durch den vermehrten Einsatz von Kohle kompensiert werden. GermanForeignPolicy schreibt: „Die europäische Jagd auf Flüssiggas droht die Energieversorgung in zahlreichen Ländern Südasiens sowie anderer Weltregionen kollabieren zu lassen. Das geht aus Berichten aus Pakistan, Bangladesch, Thailand und diversen weiteren Staaten hervor.“[2] Es kann doch nicht Sinn der Russland-Sanktionen sein, die Länder des globalen Südens kollabieren zu lassen und auch noch die Klimakrise zu verschärfen, wie es auch der geplante vermehrte Einsatz von Braunkohle in Deutschland tut. Der weniger umweltschädliche Einsatz von deutscher Steinkohle ist ausgeschlossen, denn klugerweise hat man die Zugänge zu den deutschen Steinkohlebergwerken mit Beton verschlossen.

Doch was ist schon Umwelt-, Klima- und Naturschutz, wenn es heißt, in den Krieg gegen Russland zu ziehen!

Des Weiteren wird die in Europa nötige Infrastruktur für die Umstellung auf Flüssiggas gerade nirgends gebaut, vor allem wegen der fehlenden Planungs- und Vertragsunsicherheit: Wer will Millionen investieren, wenn vielleicht aus politischen Gründen nach Fertigstellung ein anderer politischer Wind weht und die Inbetriebnahme unter Androhung von Sanktionen und Kontensperren wie bei Nord-Stream II versagt wird.

Doch was ist Planungs- und Vertragssicherheit, wenn es heißt, in den Krieg gegen Russland zu ziehen!

Hieß es nicht immer, die Energieversorgung muss diversifiziert werden? Begäben wir uns mit dem Flüssiggas nicht in eine noch viel schlimmere Energieabhängigkeit von den USA als wir es jetzt von Russland sind? Dass die USA bei der Verhängung von Sanktionen nicht gerade zimperlich sind, auch wenn es Verbündete trifft, sollten diese nicht stramm US-amerikanische Interessen vertreten, ist bekannt. Die USA könnten ganz schnell mal die Verschiffung von Flüssiggas nach Europa einstellen, wenn deutsche Politiker nicht richtig spuren. Und auch wenn das Herr Habeck noch so herbeireden will, auf Russland war und ist bis jetzt immer Verlass: Solange Deutschland zahlt, wird Russland die geschlossenen Verträge einhalten. So etwas nennt man Imagepflege. Während die USA nur noch nach dem Sprichwort „Ist der Ruf erst ruiniert, …“ handeln. Die westliche Politik hat jede Bodenhaftung und jeden Realitätssinn verloren und verspinnt sich in Schimären.

Unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu schonen ist richtig und wichtig, Umweltschutz muss einen bedeutend höheren Stellenwert der Politik erhalten. International muss Umweltpolitik und nicht nur Klimaschutz von vielen Staaten getragen werden. Dies kann nur im Rahmen einer Friedensordnung erfolgen, an der alle maßgeblichen Industrienationen beteiligt sind. Völlig unverständlich bleibt es, wie ausgerechnet eine sich grün nennende Parteien für Krieg und die Zerstörung von Menschen und Umwelt durch Waffen eintreten kann. Umweltschutz und Frieden sind zwei Seiten einer Medaille.

Dem Frieden, der Umwelt, dem Klima und den Menschen in Deutschland und der Wirtschaft zuliebe kann es nur eines geben: Sofort alle Sanktionen gegen Russland beenden, Nord-Stream II öffnen und Energiesicherheit herstellen, die Kriegstreiber stoppen, den Krieg in der Ukraine durch Friedensverhandlungen beenden, eine Sicherheitsarchitektur mit Russland aufbauen, den Energieverbrauch senken, alternative Energien ausbauen – beispielsweise auch in der Sahara, wo Solarstrom fast unbegrenzt erzeugt und über Unterseekabel von Nordafrika nach Europa geleitet werden könnte. Auch wenn dies den Öl-Großkonzernen nicht gefällt.

[1] https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8970

[2] https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8973