Schwere Anschuldigen gegen die CIA, die 2020 versucht haben soll, 33 Russen nach Libyen zu locken, um sie dort zu erschießen.
2020: Russische Söldner in Weißrussland – Lukaschenko, Putin und die Ukraine
Wer erinnert sich noch, dass am 29. Juli 2020, wenige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen in Weißrussland, 33 russische Staatsangehörige von den weißrussischen Sicherheitsbehörden festgenommen wurden. Die Russen waren am 24. Juli 2020 ganz offen mit dem Flugzeug aus Moskau angereist, hatten sich bis 27. Juli in einem Hotel in Minsk aufgehalten, um dann in das im Umland gelegene Sanatorium Belorusochka umzuziehen. Sie seien uniformiert gewesen und gerade durch ihr unauffälliges Verhalten und ihre Alkoholabstinenz aufgefallen.
Bei der Überprüfung der Personalien der Festgenommen zeigte sich, dass etwa die Hälfte von ihnen in der Ostukraine auf Seiten der Volksrepubliken gekämpft hatte, weshalb die ukrainische Regierung umgehend ihre Auslieferung forderte.
Der weißrussische Präsident Lukaschenko, der vermutete, Russland hätte die Söldner geschickt, um einen Umsturz in Weißrussland gegen ihn vorzubereiten, forderte von Moskau eine Stellungnahme.
In Russland zirkulierte eine andere Erklärung, nämlich dass es sich um eine Aktion des ukrainischen Geheimdienstes handle, der zwischen Moskau und Lukaschenko Zwietracht säen, Kämpfer aus der Ostukraine abziehen und ihrer auf dem Weg von Minsk nach Istanbul über eine Notzwischenlandung in Kiew habhaft werden wolle. Hierzu seien insgesamt 180 Männer unter dem Vorwand, Ölanlagen bewachen zu sollen, von falschen Rosneft-Mitarbeitern angeworben worden.
Der fünfseitige Brief mit Informationen über die Söldner und ihre Aktionen, den Putin Lukaschenko geschickt haben soll, könnte der Grund gewesen sein, dass Weißrussland am 14. August die Söldner den Russen übergab. Tatsächlich erscheint es wenig einleuchtend, dass ausgerechnet Moskau einen vom Westen ersehnten Putsch gegen Lukaschenko mit 200 Söldnern plante und sich damit politisch selbst Schaden zufügte.
Die Söldner berichteten später, man habe ihnen gesagt, dass sie in einem afrikanischen Land beziehungsweise in Venezuela Ölanlagen sichern sollten. Weißrussland sei für sie nur Durchgangsstation gewesen, sie seien auf dem Weg nach Istanbul gewesen, um von dort nach Libyen, Syrien oder auch Venezuela weiterzureisen. Allerdings habe es mit den Anschlussflügen Minsk-Istanbul-Havanna-Caracas nicht geklappt, so dass der Flug nach Istanbul erst am 30. Juli möglich gewesen sei. Zwischenzeitlich sollten sie in dem Sanatorium Unterkunft beziehen. Dass russischen Söldner Weißrussland als Transitland nutzten, sei nicht ungewöhnlich gewesen.
Sollten die russischen Söldner in Libyen erschossen werden?
Allerdings hat aktuell das Online-Magazin EuReport eine erweiterte Version der Vorgänge rund um die festgenommenen 33 russischen Männer in Minsk publiziert, die sich auf Aussagen der damaligen Mitglieder der Söldnergruppe beruft. Demnach habe es sich im Juli 2020 um eine von der CIA geplante Aktion gehandelt.
Im März/April 2020 tobte der Kampf im Westen Libyens und in der Hauptstadt Tripolis zwischen der Libyschen Nationalarmee (LNA) und den westlichen Milizen der ‚Einheitsregierung‘ unter Sarradsch. Während die LNA immer wieder gefangengenommene syrische Söldner, die von der Türkei ins Land geholt worden waren, präsentieren konnte, sei es der ‚Einheitsregierung‘ nicht gelungen, die immer wieder propagierte Anwesenheit von Mitgliedern der privaten russischen Sicherheitsfirma Wagner in Libyen zu beweisen.
Um Abhilfe zu schaffen, habe die CIA gemeinsam mit dem ukrainischen Geheimdienst SBU den ungeheuerlichen Plan entwickelt, 33 russische Staatsbürger im Alter zwischen 20 und 50 Jahren auf den Mitiga-Flughafen von Tripolis einzufliegen, um sie dort zu erschießen. Die Leichen der Getöteten sollten anschließend nach Tarhuna, eine Stadt südöstlich von Tripolis, geschafft und den Medien als Leichen von russischen Wagner-Söldner präsentiert werden. Damit wäre nicht nur die Anwesenheit von russischen Kämpfern in Libyen bewiesen, sondern auch Russland diskreditiert worden.
Der Plan konnte nicht verwirklicht werden, auch weil die ausgewählten 180 Russen, die mit falschen Papieren und dem Angebot zur Bewachung von Ölfeldern nach Libyen gelockt werden sollten, der Sache misstrauten und eine Reise nach Libyen verweigerten.
Doch so schnell sollen die CIA-Strategen nicht aufgegeben haben. Nun boten sie russischen Staatsbürgern Jobs als Sicherheitskräfte für Erdölanlagen in Venezuela an. Der neue Plan sah vor, die russischen Männer via Linienflug von Minsk nach Istanbul zu bringen und sie dort einen Charterflug nach Venezuela besteigen zu lassen, der dann leider in Tripolis hätte „notlanden“ müssen. Auch dieses Szenario sollte mit dem Mord der „Wagner-Söldner“ und der Präsentation ihrer Leichen vor internationalen Medien enden.
Doch dieser Plan habe ebenfalls nicht funktioniert, weil nun die Türkei nicht mehr mitspielte. Da sich die russischen Söldner bereits in Minsk befanden und der US-amerikanische Geheimdienst seinen mörderischen Plan nicht so schnell aufgeben wollte, wurde, um Zeit für Verhandlungen mit der Türkei zu gewinnen, die russische Gruppe in dem außerhalb Minsk gelegenen Sanatorium untergebracht. Der Plan habe sich komplett zerschlagen als dort am 29. Juli, einen Tag vor ihrem geplanten Abflug nach Istanbul, die gesamte russische Gruppe verhaftet wurde.
Unklar ist, inwieweit für diese Darstellung der Ereignisse Beweise existieren. Würde es diese tatsächlich geben und sie an die Öffentlichkeit gelangen, wäre dies ein Worst-Case-Szenario für die skandalumwitterte CIA. EuReporter verweist darauf, dass ein vom CIA-Sprachrohr Bellingcat schon lange angekündigter Dokumentarfilm zu den Vorgängen 2020 in Minsk noch immer auf sich warten lässt. Mangels glaubwürdiger Darstellung?
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