Nicht nur Saadi al-Gaddafi, sondern auch Mitglieder der ehemaligen Dschamahirija-Regierung wurden auf freien Fuß gesetzt.
Saadi al-Gaddafi, Sohn von Muammar al-Gaddafi, wurde am 5. September 2021 nach rund sieben Jahren Haft aus dem al-Hadaba-Gefängnis in Tripolis entlassen. Saadi verließ Libyen unmittelbar nach seiner Freilassung, um über Istanbul nach Kairo zu fliegen, wo ihn seine Mutter erwartet.
In Freiheit kam auch der persönliche Sekretär Muammar al-Gaddafis, Ahmed Ramadan.
Der einstige Profifußballspieler Saadi war im September 2011 in den Niger geflohen, wo ihm zunächst Asyl gewährt wurde. 2014 lieferte ihn der Niger gegen die Zahlung einer hohen Summe an Libyen aus. Dort wurde ihm die Ermordung des libyschen Fußballtrainers Bashir ar-Rayani im Jahr 2005 und seine Beteiligung bei der Niederschlagung des sogenannten ‚Aufstandes‘ 2011 vorgeworfen. Saadi wurde seit 2011 auch von Interpol gesucht, angeblich hatte er als Präsident des libyschen Fußballverbands „Eigentum mit Gewalt und Einschüchterung an sich gerissen“.
Im Mai 2015 vor einem Gericht in Tripolis wegen der Ermordung von ar-Rayani angeklagt, musste Saadi 2018 von diesem Vorwurf freigesprochen werden, blieb aber trotzdem in Haft. Es existieren Videoaufnahmen, die belegen, dass Saadi im Gefängnis gefoltert wurde.
Wiederholt wurde vom Sozialrat des Gaddhadfi-Stammes die Freilassung Saadis gefordert. In einer Stellungnahme vom Januar 2020 heißt es, dass keine überzeugende Erklärung oder rechtliche Begründung für die anhaltende und ungerechtfertigte Inhaftierung des Bürgers Saadi Muammar Gaddafi gegeben werde, dessen Unschuld bereits am 2. Februar 2018 gerichtlich festgestellt worden war. Gefordert wurde auch die Freilassung von Nadschi Harir al-Gaddafi und dessen Kameraden. Auch hier sei die weitere Inhaftierung nicht zu begründen.
Des Weiteren könne man auch nicht verstehen, warum der Bürger Saad Masoud al-Gaddafi nicht freigelassen werde. Des Weiteren werde auch die Freilassung der Bürger Ahmed Mohamed Gaddafi, Mansour Daw Ibrahim al-Gaddafi und Walid Abdel-Kader Denon al-Gaddafi, Attia Mudschahid Faradsch al-Gaddafi gefordert, da der Oberste Gerichtshof die verhängten Urteile in einer Berufungsverhandlung aufgehoben habe mit der Begründung, dass die Beschuldigten keine Verbrechen begangen haben. Der Sozialrat: „Die Urteile wurden überprüft und wegen der außergewöhnlichen Umstände, unter denen sie gefällt wurden, einkassiert. Zu den Ermittlungsmethoden gehörten Folter, böswillige Verleumdungen und unter Gewalt erzwungene Geständnisse.“
Nun endlich wurde Saadi, der dritte Sohn des 2011 während des Nato-Krieges gegen Libyen ermordeten Muammar al-Gaddafis, auf freien Fuß gesetzt. Wie es heißt, wurde die Freilassung aufgrund von Verhandlungen zwischen libyschen Stammesvertretern und GNU-Premierminister Dabaiba erreicht.
In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass kürzlich libysche Stämme mit der Schließung der Erdölhäfen und -verarbeitungsanlagen gedroht hatten und erst vor kurzem der Magarha-Stamm die Freilassung des schwer erkrankten, ehemaligen Dschamahirija-Geheimdienstchefs Abdullah as-Senussi gefordert hatte.
Der Präsidialrat beteuerte unterdessen, dass „der Rat in direktem Kontakt mit den zuständigen Behörden steht, um die Freilassung aller nicht verurteilten Gefangenen zu erreichen und sicherzustellen, dass die Grundsätze der Gerechtigkeit und der Menschenrechte beim Aufbau des neuen Libyens eingehalten werden“.
Bereits am 1. September hatte in Zusammenhang mit dem Jahrestag der libyschen al-Fatah-Revolution des Jahres 1969 der aus Misrata stammende Milizenführer Salah Badi erklärt, er sei bereit, den Standort der Begräbnisstätte von Muammar al-Gaddafi mitzuteilen, sollte es zu einer Verständigung mit den Honoratioren libyscher Stämme und Städte kommen. Muammar al-Gaddafi wurde nach seiner brutalen Ermordung 2011 zusammen mit anderen, darunter Scheich Khaled Tantoush, an einem unbekannten Ort beigesetzt. Viele Libyer verlangen die Bekanntgabe der Begräbnisstätte von Muammar al-Gaddafi, seines Sohnes Muttasim und seines Verteidigungsministers Abu Bakr Younis Dschaber.
Drei der sieben Söhne Muammar al-Gaddafis, Mutassim, Saif al-Arab und Khamis, starben 2011 während des Nato-Krieges gegen Libyen. Muammar al-Gaddafis Ehefrau Safija konnte mit ihrer Tochter Aisha und dem ältesten Sohn Gaddafis aus erster Ehe, Mohamed, im August 2011 nach Algerien fliehen, bevor ihnen Oman Asyl gewährte. Safija lebt heute in Ägypten.
Muammar al-Gaddafis Sohn Hannibal wurde 2015 im Libanon verhaftet, wo er seitdem unter fadenscheinigen Vorwürfen festgehalten wird.
Der zweitälteste Sohn Muammar al-Gaddafis, Saif al-Islam Gaddafi, befindet sich in Libyen und wird vermutlich bei den Dezemberwahlen, sofern sie stattfinden, für das Präsidentenamt kandidieren.
+ 06.09.: Saadi al-Gaddafi. Ein erstes Foto nach der Haftentlassung eines sichtlich gealterten Saadi:
https://twitter.com/LibyaReview/status/1434949243748368384
+ 06.09.: Ahmed Ramadan wird in seiner Heimatstadt al-Asaabaa begrüßt.
https://twitter.com/LibyaReview/status/1434835059509547015
https://libyareview.com/16205/libyan-justice-ministry-saadi-gaddafi-freed-from-jail/
https://libyareview.com/16210/libyas-presidential-council-releases-several-political-prisoners/
https://www.libyaherald.com/2021/09/06/saadi-qaddafi-released-from-prison-in-implementation-of-his-acquittal-verdict-for-murder-of-football-coach-flies-to-istanbul-and-on-to-cairo/
https://libyareview.com/16218/after-al-saadis-releasewhere-is-the-rest-of-gaddafis-family/
https://specialelibia.it/2020/01/14/appello-del-consiglio-della-tribu-gheddafi-al-governo-di-accordo-nazionale/
https://libyareview.com/16116/will-libyans-finally-find-out-where-colonel-gadaffi-was-buried/
https://de.rt.com/afrika/123619-gaddafis-anderer-sohn-auch-aus/
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