Al-Kebir will dafür sorgen, dass auch nach seinem Abgang die libyschen Finanzen unter der Kontrolle der Türkei treuen Moslembrüder bleiben.

Sidiq al-Kebir ist auf dem Posten als Direktor der Libyschen Zentralbank (CBL) nicht mehr zu halten. Um der Moslembruderschaft auch nach seiner Zeit den Zugang zu den libyschen Öleinnahmen zu sichern, verfügte er nun als eine seiner letzten Handlungen einen Erlass, der die Bildung eines Interimsverwaltungsausschusses für die Libysche Auslandsbank (LFB) vorsieht. Laut diesem Erlass müssen nicht nur die Einlagen bei der Libyschen Auslandsbank an die CBL zurückgegeben werden, sondern es soll auch die Leitung des Ausschusses einem Moslembruder übertragen werden.

Die libyschen Stämme hatten die ‚Einheitsregierung‘ im Januar 2020 mit einem Exportstopp des libyschen Öls dazu gezwungen, die Erdöleinnahmen auf einem Treuhandkonto der Libyschen Auslandsbank zu belassen und nicht mehr an die CBL weiterzuleiten. Sie waren damit dem Zugriff al-Kebirs entzogen, der die Gelder nicht mehr für die Finanzierung syrische Söldner, türkische Waffenhilfe und zur Stützung türkischer Banken ausgeben konnte. Erst nach der Einigung auf eine gerechte Verteilung der Öleinnahmen innerhalb Libyens sollten die Gelder wieder freigegeben werden.

Ende 2020 überwarf sich der damalige Premierminister der ‚Einheitsregierung‘ as-Sarradsch mit al-Kebir, als Sarradsch versuchte, die Libysche Auslandsbank der Kontrolle durch die Moslembruderschaft zu entziehen. Nun rief al-Kebir in Absprache mit dem neuem Premierminister der GNU-Übergangsregierung, Abdul Hamid Dabaiba, ein Komitee zur Verwaltung der Libyschen Auslandsbank ins Leben, das unter der Leitung von Mohamad Ali ad-Darrat stehen soll.

Die Verbindungen des Ali ad-Darrats

Die Ernennung von ad-Darrat zum Leiter des Verwaltungskomitees der Auslandsbank setzt der Spezl-Wirtschaft unter Moslembrüdern im Bereich des libyschen Bankwesens die Krone auf.

Unbestritten sind die engen Verbindungen von ad-Darrat zur Moslembruderschaft. Nicht nur, dass er der Familie des Gründers der Moslembruder-Partei Nationale Front, Mohamed al-Magariaf, sehr nahe steht, sondern er selbst ist ehemaliger Vorsitzender dieser Partei. Der Sohn von Mohamed al-Magariaf heißt Tariq Jusef al-Magarief und bekleidet ganz zufällig einen Vorstandsposten bei der CBL.

Ad-Darrat ist bestens vernetzt. Er arbeitete als Berater und Gesandter für US-amerikanische Angelegenheiten für die ‚Einheitsregierung‘ unter Sarradsch und verblieb auch unter Dabaiba in dieser Funktion. Bekleidet er nun das Amt des Komiteevorsitzenden der Libyschen Auslandsbank dürften auch die USA immer bestens über die Vorgänge auf libyschen Auslandskonten informiert bleiben und könnten darauf Einfluss nehmen.

Auf der Libyschen Auslandsbank wird das Vermögen des libyschen Volkes gesammelt. Für seine Verwaltung darf und muss eine neutrale, nicht kompromittierte Person ernannt werden, die sicherstellt, dass die Ölgelder zum Wohle und im Sinne des libyschen Volkes verwendet werden. Ad-Darrat ist mit Sicherheit nicht diese Person. Ebenso wenig wie Mustafa al-Manea, der ebenfalls für den Vorstand der Libyschen Auslandsbank nominiert wurde und beste Verbindungen zu dschihadistischen Gruppierungen pflegt.

Die Verbindungen des Mustafa al-Manea

Selbstredend gehört auch Mustafa al-Manea als enger Vertrauter al-Kebirs zur Moslembruderschaft. Er gilt als das Verbindungsglied zwischen der Libyschen Zentralbank (CBL) und extremistisch-islamistischen Gruppierungen. Zurzeit ist er Führungsmitglied der Libyschen Investmentbehörde (LIA), die das aus libyschen Öleinnahmen geschöpfte Vermögen anlegt. Es existiert ein sehenswertes Video von einem gesangesfreudigen Geschäftsessen in der Türkei, ausgerichtet von türkischen Geschäftsleuten, an dem sowohl al-Kebir als auch al-Manea teilnehmen und das zeigt, wie prächtig die Geschäftsbeziehungen unter Moslembrüdern gedeihen.[1]

Mustafa al-Manea ist der Bruder von Ali al-Manea, der innerhalb des dschihadistischen Schura-Rats der Revolutionäre von Bengasi eine wichtige Position innehat. Ali al-Manea erklärte 2018, er sei stolz auf den terroristischen Schura-Rat der Revolutionäre von Bengasi. 2019 gab Ali al-Manea fälschlicher Weise vor, der Terrorist Emad asch-Schaqabi arbeite für die LIA und veranlasste so die Ausstellung eines Diplomatenpass für ihn.

Die Moslembruderschaft kontrolliert Libyens gesamten Finanzsektor

Al-Kebir missbrauchte elf lange Jahre die Libysche Zentralbank als ihr Direktor. Immer wieder abgesetzt, wurde al-Kebir auf seinem Posten dank der ‚Einheitsregierung‘ in Tripolis, der UN und der sogenannten ‚internationalen Gemeinschaft‘ ohne Kontrolle und Prüfung seiner fragwürdigen und gesetzlosen Geschäfte im Amt des CBL-Direktors gehalten.

Doch die CBL ist nicht die einzige Finanzinstitution, die sich die Moslembrüder unter den Nagel gerissen haben.

Nun wurden auch die Führungsposten der Libyschen Auslandsbank (LFB) an Mitglieder der Moslembruder-Partei Nationale Front wie Ali ad-Darrat und Mustafa al-Manea vergeben.

Das Institut für Bank- und Finanzstudien kontrolliert Suleiman Abdulqader, ein ehemaliger Supervisor der Muslimbruderschaft.

Das Rechnungsprüfungsamt steht unter der Leitung von Khaled Schakschak, einem Mitglied der Partei für Gerechtigkeit und Aufbau (JCP) der Muslimbruderschaft.

Die Libysche Verwaltungskontrollbehörde führt Suleiman asch-Schanti, der unter Missachtung der Vorschriften auf Druck des Moslembruders al-Mischri ernannt wurde. Mischri konnte damit verhindern, dass gegen ihn wegen Finanzvergehen ermittelt wird.

Die Moslembruderschaft kontrolliert also nicht nur den Bankensektor, sondern auch die Behörden, die Missbrauch im Banken- und Wirtschaftssektor aufdecken sollen. Sie kontrolliert sich also selbst. Der Rechnungsprüfungsbericht 2019 lieferte Hinweise, wie groß das Ausmaß der missbräuchlichen Verwendung libyschen Geldes durch die damalige ‚Einheitsregierung‘ und deren Ministerien gewesen sein könnte. Kein Wunder, dass eine vollständige Prüfung mit allen Mitteln verhindert werden soll.

Laut al-Marsad ist die Kontrolle des libyschen Finanzsektors durch die Moslembruderschaft keine Einbildung, sondern eine Tatsache. Von der Dabaiba-Regierung und der internationalen Gemeinschaft wird daher gefordert, dieser unhaltbaren Situation Einhalt zu gebieten und das kriminelle Gebaren führender Personen im Finanzsektor zu unterbinden, indem man sie von ihren Posten entfernt und den Islamisten den Zugriff auf das Vermögen der libyschen Bevölkerung entzieht.

Die UN und die sogenannte ‚internationale Gemeinschaft‘, sonst ständig gegen alles und jeden Korruptionsvorwürfe auf den Lippen, sahen dem Treiben der Moslembruderschaft in Libyen, deren Finanzierung terroristischer Gruppierungen, die dem IS und al-Kaida nahestehen, seit Jahren billigend zu. Ist es ernst gemeint mit einer Zusammenführung der Institutionen, der Aussöhnung innerhalb des Landes, der Vorbereitung und Durchführung von Wahlen am 24. Dezember, dann ist es allerhöchste Zeit, den libyschen Finanzsektor in die Hände von integrem Führungspersonal zu legen.

[1] https://www.youtube.com/watch?v=VoJVMkqSf7U

https://almarsad.co/en/2021/04/05/special-al-kabir-puts-the-libyan-foreign-bank-under-the-control-of-the-central-bank-of-libya/

https://www.freitag.de/autoren/gela/libysche-zentralbank-und-moslembruderschaft