Malta geriet bereits 2017 in die internationalen Schlagzeilen, als die Journalistin Caruana Galizia durch eine Autobombe ermordet wurde. Nun steht zu befürchten, dass das Schengen-Land Malta zu einem weiteren Schauplatz für die Begleichung von politischen Rechnungen wird.

 Bereits zwei Mordversuche wurden gegen den 58-jährigen libyschen Journalisten Agila Mohamed Dalhoum verübt. Der erste ereignete sich im November 2022 als der Journalist, der seit 2016 seinen Wohnsitz auf Malta hat, zusammen mit seinen Kindern seine Wohnung verlassen wollte, und sich ihm ein schwarzer BMW mit hoher Geschwindigkeit näherte, der versuchte, ihn zu überfahren. Die aufgrund der Anzeige aufgenommenen polizeilichen Ermittlungen ergaben, dass es sich bei dem Fahrzeughalter um eine Person mit einer befristeten Aufenthaltsgenehmigung für Italien handelte. Die Fahrzeugpapiere waren nicht auf seinen Namen ausgestellt.

Seit diesem November 2022 wurden Agila Mohamed Dalhoum und Mitglieder seiner Familie immer wieder gestalkt und verfolgt. Nachdem ein maltesisches Gericht die Vorwürfe gegen den inzwischen ermittelten Täter überprüft und dessen Werdegang wie seine von Libyen aus erfolgte illegale Einreise nach Italien aufgedeckt hatte, wurde er im Februar 2023 zu einer einjährigen Haftstraße mit Bewährung verurteilt. Dies bedeutet, dass der Verurteilte weiterhin in Freiheit auf Malta ist.

So erzwang er Ende Mai 2023 den Stopp des Autos des Journalisten und beschimpfte und beleidigte ihn. Dieser verbalen Attacke war Mitte Mai ein zweiter Angriff vorangegangen, als Dalhoum mit dem Fahrrad unterwegs war. Ein Wagen mit zwei Insassen versuchte, den Journalisten umzufahren und flüchtete anschließend. Dalhoum erstattete erneut bei der Polizei Anzeige. Von diesem Vorfall existiert eine Videoaufnahme, die eindeutig zeigt, wie der Journalist tätlich angegriffen wird. Unklar bleibt, ob Dalhoum bei dem gescheiterten Versuch ermordet oder entführt werden sollte.

Agila Dalhoum stammt aus der libyschen Stadt Sirte und ist bekannt durch seinen Einsatz für Menschenrechte und die Offenlegung von politischen Missständen in seiner Heimatstadt. Zuletzt berichtete er ausführlich über Verhaftungen, Entführungen und das Verschwindenlassen von jungen Menschen in Sirte, die sich in einer legalen politischen Partei engagierten.

Auf seinen sozialen Kanälen zeigte er sich als scharfer Kritiker des Kommandanten der Libyschen Nationalarmee (LNA), Khalifa Haftar, dem er vorwirft, die politische Macht in Libyen mit Gewalt an sich reißen zu wollen. Dalhoum rief dazu auf, keine diktatorische Führung zu akzeptieren und ausschließlich den demokratischen Weg als politische Lösung zu wählen. Alles andere sei zum Scheitern verurteilt.

Dr. Akila Dalhoum