Rudolph Bauer, Karl Lauterbach, Michael Ballweg und die Übergriffigkeit der Stammheimer Beamtenschaft

Der kleine pad-Verlag hat in seiner Reihe „Edition Kunst“ inzwischen fünf Kunsthefte von Rudolph Bauer veröffentlicht, unter anderen 2023 die pad-Edition Kunst #2 mit dem Titel „Charakter-Masken“. Der Autor wurde nun vom Gesundheitsminister Karl Lauterbach wegen Beleidung angezeigt, woraufhin das Amtsgericht Stuttgart Rudolph Bauer umgehend einen Strafbefehl in Höhe von Euro 3.000 zustellen ließ. Und auch die Verfahrenskosten in nicht angegebener Höhe seien vom Autor zu tragen.
Die Broschüre, die an Michael Ballweg adressiert war, wurde von der JVA Stuttgart-Stammheim an Karl Lauterbach weitergeleitet.

Edition Kunst-#2 für Michael Ballweg

Wie wurde Karl Lauterbach überhaupt auf die Edition Kunst-#2-Broschüre aufmerksam? Hat er sie über den Buchhandel bezogen? Oder vielleicht direkt beim pad-Verlag bestellt, weil er sich endlich einmal einen Überblick verschaffen wollte, wie das Volk über seine „Corona-Maßnahmen“ denkt? Natürlich weit gefehlt: Die Justizvollzugsanstalt Stuttgart wurde wohl tätig und informierte Karl Lauterbach über eine Fotomontage auf Seite 12, die die zuständigen Beamten nicht lustig fanden und die sie auch nicht nachdenklich stimmte, sondern in der sie einen Inhalt ausfindig machten, der, wie sie fanden, Gesundheitsminister Karl Lauterbach in beleidigender Form darstellt.

Doch wie kam die Justizvollzugsanstalt Stuttgart an diese Kunst-#2-Broschüre mit der Lauterbach-Schmäh-Karikatur? Da in Gefängnissen sehr wohl eine Zensur stattfindet, wurde die Post des damals noch in Stammheim in Untersuchungshaft sitzenden Michael Ballweg von der Justizbehörde gesichtet. Fündig wurden die Beamten in der Postsendung vom 07.02.2023 von Rudolph Bauer an Michael Ballweg, denn darin befanden sich zwei der Edition Kunst-Broschüren, die Rudolph Bauer zum Thema Corona-Maßnahmen verfasst hatte. In dem am 12. Juli 2023 Rudolph Bauer zugegangenen Strafbefehl heißt es dazu wörtlich: „Der Brief enthielt zwei Bände mit zahlreichen Fotomontagen, mit denen Feindbilder aus dem Coronaleugner-/Impfgegner-Milieu bedient wurden. Der Band […] enthielt auf S. 12 eine Fotomontage, bei der ein Foto von Prof. Dr. Lauterbach derart verändert worden war, dass zum einen ein Hitlerbart hinzugefügt und zum anderen ein angewinkelter Arm in einer Weise eingefügt worden war, die an die von Adolf Hitler seinerzeit üblicherweise verwendete Erwiderung auf den Hitlergruß erinnert“. Damit hätte Rudolph Bauer seine Missachtung gegenüber Karl Lauterbach ausdrücken wollen. Eine interessante inhaltliche Interpretation eines künstlerischen Werkes von dafür bestimmt hervorragend qualifizierten Personen.

Rudolph Bauer stellt völlig zu Recht fest: „Ein dubioses Verfahren, bei welchem von einer Gewaltenteilung kaum noch die Rede sein kann. Im Gegenteil: Justiz, Justizvollzug, Staatsanwaltschaft, Ermittlungsbehörden und Politik kollaborierten im vorliegenden Fall zu Lasten eines Bürgers, der an einen nicht verurteilten Untersuchungshäftling, für den immer noch die Unschuldsvermutung spricht, Post geschickt hat.“

Das Grundgesetzt untersagt zwar Zensur, aber ein Strafbefehl wegen Beleidigung soll statthaft sein?

Wie auf der Rückseite von „Charakter-Masken“ zu lesen ist, „intervenieren beziehungsweise korrigieren und verändern Bildmontagen das Bestehende, Faktische – teils kritisch, teils parodistisch, satirisch und karikaturenhaft, teils auf heiter-spielerische Art, in ironischer Verkehrung“. Auf dem Cover von #2 steht auch: „Die Bildmontage soll helfen und anregen, auf anderem Wege einen der vielen überfälligen Beiträge zur Aufarbeitung der Corona-Politik zu leisten“.

Wenn Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens karikiert werden, kann das niemals eine „persönliche Beleidigung“ sein, sondern es werden mit dem Stilmittel der Karikatur gesellschaftliche und politische Missstände, die sich an der öffentlichen Funktion qua eines Amtes festmachen, an den Pranger gestellt. Dies kann durchaus in provokativ-überspitzter Form geschehen. Dass Rudolph Bauer seine Fotomontagen als künstlerischen Ausdruck versteht, ist explizit und deutlich kenntlich gemacht.

Bei Überschreiten der Grenzen des künstlerisch Erlaubten wäre der korrekte juristische Weg, durch einen richterlichen Beschluss die Schwärzung der betreffenden Bildmontage zu verfügen oder gleich die ganze Broschüre einstampfen zu lassen. Nachdem aber unser Grundgesetzt die Kunstfreiheit garantiert, wären einem entsprechenden juristischen Vorgehen wohl kaum Erfolg beschieden.

Wie angreifbar müssen sich ein Staat und ein Herr Lauterbach fühlen, um eine derartige Farce abzuziehen? Man könnte darüber lachen, wäre die Sache nicht mit einer Strafzahlung in erheblicher Höhe verbunden. Doch so sind die Versuche, Corona-Maßnahmen-Kritiker zu bestrafen und mundtot zu machen, mehr als beängstigend.

Rudolph Bauer wird gegen den Strafbefehl Einspruch erheben.

Michael Ballweg, der sich, nach neun-monatiger Untersuchungshaft, wieder auf freiem Fuß befindet, wird zwischenzeitlich in den Genuss der Kunst-Edition #2 gekommen sein.

Karl Lauterbach (alias Nosferatu Lallerbach) ist immer noch Gesundheitsminister.

Rudolph Bauer: Charakter-Masken. Bildmontagen. pad Edition Kunst #2
pad Verlag 2023, 84 Seiten, 9.00 Euro.
Bestelladresse (direkt): pad-Verlag@gmx.net

Ein Bärtchen oder doch nur ein Stück Pappe? Eine grüßende oder eine impfungsssegnende Hand? Interpretationsspielräume sind eröffnet.

Ein Bärtchen oder doch nur ein Stück Pappe? Eine grüßende oder eine impfungsssegnende Hand? Interpretationsspielräume sind eröffnet.

Siehe auch: https://gela-news.de/mit-bildmontagen-und-textzitaten-gegen-die-herrschende-kriegspolitik