In der neuen Mystery-Serie „Ebersberg“ lässt einem die nächtliche Autofahrt der Protagonisten zu einer kleinen Kapelle am Waldesrand das Blut in den Adern gefrieren und die Haare zu Berge stehen.

Am 05. Februar, zur besten Geisterstunde um 0:50 Uhr, brachte der Bayerische Rundfunk die aus zwei Staffeln von je vier Folgen mit einer Länge von 11 bis 23 Minuten bestehende Miniserie „Ebersberg“. Ort der Handlung ist die beschaulich-fade, östlich von München gelegene Kleinstadt Ebersberg und ihr Forst, die dem Gruselschocker mit seinen überraschenden Wendungen ihren Namen gibt.

Es beginnt wie immer alles ganz harmlos. Der auf Parasinnliches spezialisierte Videofilmer Andreas macht sich mit seinem Freund und Ersatzkameramann Max (Christoph Stoiber) auf die Suche nach der Weißen Frau, die auf einer Landstraße bei Ebersberg ihr Unwesen treibt und immer wieder Autofahrer gegen Bäume krachen lassen soll.

Tatsächlich fand seinerzeit an dieser Stelle eine junge Frau ihren Tod, als sie als hilfloses, schwerverletztes Opfer eines Autounfalls von den Unglücksfahrern sterbend zurückgelassen wurde. Am Ort des Geschehens mit seiner unheilschwangeren Atmosphäre werden die beiden Spezln Andreas und Max schon bald Zeugen mysteriöser Vorfälle.

Andreas, dessen Mutter gerade verstarb und den seine Ehefrau verlassen hat, wird immer tiefer in die geheimnisumwitterte Geschichte der Weißen Frau hineingezogen und seine ursprüngliche Faszination für das Unheimliche wandelt sich in Grauen und Entsetzen. Regisseur Weiss zieht alle Register des Gruselgenres: Radios, die sich von alleine einschalten, weiße Laken, die sich bewegen, splitterndes Glas, Anrufe aus dem Nichts mit unheimlichen Geräuschen. Die Wohnung wird zum Spukhaus, Gänsehaut garantiert.

Eine Paraderolle kommt dabei dem Spezl Max zu, der sich mit honorig-bayerischem Humor trotz großer Skepsis und noch größerem Respekt vor der Welt des Jenseitigen von seinem Freund Andreas immer weiter in das Geheimnis um die Weiße Frau hineinziehen lässt und sogar das Hexenbrett seiner Frau bemüht, ahnend, man könnte sich mit der Öffnung der Tür vom Dies- ins Jenseitige kolossale Probleme einhandeln.

Die Probleme bleiben tatsächlich nicht aus und so ermittelt schon bald die Polizei in einem neuen und einem alten Mordfall. Jetzt geht der Horror erst richtig los, mit einer letztendlichen Auflösung, die es in sich hat.

Der Regisseur, Autor und Produzent Manuel Weiss spielt hier geschickt mit allen Elementen des Mystery-Genres, nichts für schwache Nerven, doch dank des bayerischen Humors – besonders erwähnenswert Christoph Stoiber als Spezl und Reinhard Paul Seyer als Kommissar Moser sowie Felix Phönix Lehmann als Kommissar Pladl – ein blutiger Horrorfilm mit Wohlfühlfaktor. Ein kleines Mystery-Meisterwerk, das immer wieder Erinnerungen an den Kultgruselfilm „Blair Witch Projekt“ (USA/1999) anklingen lässt.

„Ebersberg“ in der BR3-Mediathek:
https://www.br.de/mediathek/video/ebersberg-folge-1-einsame-trauer-s01-e01-av:61bc7239cbceb60008e28638