Nur noch etwa 2.000 Armenier leben in der Altstadt von Jerusalem. Am 28. Dezember wurden Mitglieder dieser armenischen Gemeinschaft, darunter Geistliche, von über dreißig bewaffneten israelischen Siedlern angegriffen. Die Provokateure versuchten, in die Gebäude der Gemeinde einzudringen. Die armenische Gemeinde in Jerusalem wendete sich mit einem dringenden Appell an die Weltöffentlichkeit.

Es geht dabei um den Versuch von israelischen Siedlergruppen, sich Immobilien, die christlichen Gemeinden gehören, anzueignen. Schon im Jahr 2020 lehnte das Jerusalemer Bezirksgericht einen Antrag des griechisch-orthodoxen Patriarchats ab, mit dem die Übertragung von Rechten an drei Gebäuden in der Jerusalemer Altstadt an eine israelische Siedlergruppe verhindert werden sollte. Das Gericht fühlte sich nicht einmal bemüßigt, die Unterlagen und Beweise der griechisch-orthodoxen Kirche anzusehen: „Das griechisch-orthodoxe Patriarchat hat dem Gericht eine Fülle neuer Beweise für kriminelles Verhalten vorgelegt, darunter Erpressung und Betrug“ – so eine Erklärung gegenüber der israelischen Zeitung Haaretz. Die Kläger zeigten sich überrascht, als das Gericht seine Entscheidung innerhalb nicht einmal 24 Stunden nach der Anhörung ohne Beweisprüfung verkündete.

Jerusalem, die „heilige Stadt“ von Christen, Moslems und Juden, stellt einem Brennpunkt innerhalb des israelisch-palästinensischen Konflikts dar, wird es von beiden Seiten als deren Hauptstadt reklamiert.

Der UN-Teilungsplan für Palästina aus dem Jahre 1947 sieht vor, Jerusalem unter internationale Verwaltung zu stellen, um allen drei Weltregionen einen gleichberechtigten Zugang zu ihren Heiligtümern zu ermöglichen. Bis 1967 befand sich nur Westjerusalem unter israelischer Herrschaft, in Folge des Sechstagekriegs im Jahre 1967 wurde auch Ostjerusalem von Israel annektiert. 1950 erklärte Israel Jerusalem entgegen der UN-Beschlüsse zu seiner Hauptstadt. 1988 riefen Palästinenser unter Führung der PLO den Staat Palästina aus und erklärten ihrerseits Jerusalem zu dessen Hauptstadt.

Heute eskaliert die Situation in Jerusalem angesichts radikaler Juden und radikaler Islamisten immer mehr. Allerdings sind Beiden die christlichen Gemeinden ein Dorn im Auge. In ihren Versuchen, die Christen loszuwerden, schrecken sie auch vor Gewalt und Einschüchterung nicht zurück, wobei die jüdischen Aggressoren auf die Unterstützung der israelischen Justiz bauen können.

Bis jetzt können sich die noch verbliebenen Armenier gegen die Aneignung ihres Besitzes durch israelische Siedler wehren. Die Angriffe auf die armenische Gemeinde könnte jedoch erst der Anfang sein, befürchten werden auch Aggressionen gegen die griechisch-orthodoxe Kirche. Die Kriege, die der Westen in den arabischen Ländern anzettelte, hat auch die Auslöschung der dortigen christlichen Gemeinden zur Folge. Aus dem Irak flohen nach 2003 achtzig Prozent der christlichen Gemeinde, ebenso verließen 2011 viele christliche Syrer ihr Land. Der katholische Bischof der libyschen Hauptstadt Tripolis sah das Eingreifen der Nato äußerst kritisch, er ahnte, was die Herrschaft radikaler Islamisten für die christlichen Gemeinden in Libyen bedeuten könnte.

Es muss ein Ziel aller Vermittlungsbemühungen in Nahost sein, das friedliche Miteinander aller Glaubensrichtungen in der arabischen Welt wieder zu ermöglichen.

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