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Sport trifft Politik: Eklat bei Besuch des nigerianischen Fußballteams in Libyen

Nigerianische Fußballmannschaft in al-BaidaNachdem es bereits bei der Ankunft des libyschen Fußballteams in Nigeria zu Problemen gekommen war, eskalierte die Lage bei der Ankunft des nigerianischen Fußballteams in Libyen. Die diplomatischen Verstimmungen sind beträchtlich.

Bereits vor einer Woche hatte es Probleme bei der Ankunft der libyschen Fußballnationalmannschaft in Nigeria gegeben. Es war am dortigen Flughafen zu längeren Wartezeiten gekommen, die libyschen Fußballer hatten sich über den unhöflichen Empfang beschwert. Das Chaos, mit dem das libysche Team in Nigeria konfrontiert war, sei aber laut einem nigerianischen Fußballfunktionär auf die zu späte Information über die Ankunftszeit des libyschen Teams durch libysche Offizielle verursacht worden. Nichtsdestotrotz hatte sich Nigerias Außenminister Jusuf Tugar nach dem Vorfall beim Außenminister der Hammad-‚Regierung‘ (Bengasi) telefonisch gemeldet, entschuldigt haben will er sich aber nicht. Libyen seinerseits sicherte dem nigerianischen Fußballteam für das Rückspiel in Libyen, das für den 15. Oktober geplant war, seine volle logistische und technische Unterstützung zu. Das Spiel in Abuja gewann Nigeria mit 1:0.

Am 13. Oktober sollte das Charterflugzeug der nigerianischen Mannschaft am Flughafen von Bengasi landen, wurde jedoch zum al-Abrak-Flughafen der Stadt al-Baida umgeleitet, wo die Spieler 15 Stunden lang festsaßen. Die Anschuldigung, das Flugzeug sei absichtlich von Bengasi auf einen falschen Flughafen umgeleitet worden, wies der libysche Fußballverband zurück. Laut dem nigerianischen Sportminister John Enoh seien die Fußballer ohne Essen, Trinken, Mückenschutz und Schlafmöglichkeiten vom libyschen Sicherheitspersonal am Flughafen eingesperrt worden. Dies sei nicht akzeptabel.

In dem Spiel wäre es um die Qualifikation für den Afrika-Cup der Nationen, der 2025 in Marokko stattfindet, gegangen. Doch der nigerianischer Fußballverband sagte die Spielteilnahme ab, da sich die Spieler wegen „unmenschlicher Behandlung“ weigerten, am 15. Oktober im Match gegen die libysche Mannschaft anzutreten.

Am Nachmittag des 14. Oktobers ließ der nigerianische Mannschaftskapitän William Ekong wissen, dass erst jetzt das Flugzeug aufgetankt werde, und er hoffte, nun bald nach Hause zurückkehren zu können. Kein Gastland dürfe die gegnerische Mannschaft so behandeln: „Fehler passieren. Verspätungen passieren. Aber nie mit Absicht!“

Der libysche Fußballverband (LFF) drückte sein Bedauern über die verursachten Unannehmlichkeiten aus und erklärte, das Ganze beruhe auf einem Missverständnis.

Die diplomatischen Verstimmungen sind erheblich, insbesondere auch, weil laut dem nigerianischen Außenminister Jusuf Tugar die libysche Regierung nigerianischen Botschaftsangehörigen einen Flug nach Baida zur Betreuung ihrer Fußballmannschaft verweigerte. Die nigerianische Regierung bestellte in Abuja aus Protest den libyschen Geschäftsträger ein. Libyen wirft hingegen dem nigerianischen Fußballverband mangelnde Kooperation vor und will ebenfalls rechtliche Schritte einleiten.

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Kurznachrichten Libyen – 1. bis 10. Oktober 2024

Es wird immer ersichtlicher, dass die verschiedensten von der „internationalen Gemeinschaft“ ins Leben gerufenen libyschen Institutionen wie Dabaiba-‚Regierung‘, Parlament, Staatsrat, Präsidialrat, allein dazu dienen, Libyen immer weiter in Spaltungen zu treiben, indem sich vortrefflich über jedes Thema bis hin zu Gewaltausbrüchen gestritten werden kann – egal ob es sich dabei um die Einsetzung/Absetzung/Wahl von Vorsitzenden, der Einführung oder Abschaffung von Steuern, der Aufstellung eines Haushalts und nicht zuletzt dem Prozedere bei der Abhaltung von Wahlen handelt. Die mit Hilfe der UN geschaffenen Institutionen werden dazu missbraucht, das Land in eine ewig währende Aufsplitterung zu treiben, auch indem Mehrheiten nicht anerkannt, Vorschriften und Gesetze je nach Bedarf angewandt oder missachtet werden.
Innerlibysch sind vor allem der Dabaiba-Clan im Westen und der Haftar-Clan im Osten verantwortlich, deren Strippen mit Unterstützung der UNSMIL von ausländischen Mächten gezogen werden.
Sollte die Haftar-LNA nach Westen marschieren, Tripolis einnehmen und alleiniger Herrscher werden, könnte sie sowohl Russland als auch die Türkei des Landes verweisen. Lachender, siegreichen Dritter wären die USA.

+ Unwetterkatastrophe: Anfang Oktober ist die Angst vor der Ausbreitung von Krankheiten in den Überschwemmungsgebieten groß. Die beiden Regierungen in Tripolis und in Bengasi reagierten nur zögerlich auf die Katastrophensituation, in den Bereichen Gesundheit, Versorgung und Infrastruktur hapert es. Von den 500 Millionen LYD, die das Parlament zur Bewältigung der Krise bereitgestellt hat, sei noch nichts in den betroffenen Gebieten eingetroffen.
https://x.com/libyapress_2010/status/1841406479703621770

+ Brigadegeneral al-Atiri wieder frei: Mit der Festnahme des Brigadegenerals al-Adschami al-Atiri aus Zinten durch eine Tripolis-Miliz sollte die Ausschaltung des Präsidentschaftskandidaten Saif al-Islam Gaddafis erzwungen werden. Aufgrund des Drucks der Stämme und militärischer Stärke musste al-Atiri wieder freigelassen werden. Strippenzieher der Verhaftung dürfte, nach Absprache mit Saddam Haftar, Ibrahim ad-Dabaiba gewesen sein.
https://gela-news.de/brigadegeneral-al-atiri-wieder-frei-verschwoerung-gegen-saif-al-islam-gaddafi-gescheitert

Al-Kaniyat-Morde in Tarhuna

+ Der Militärgerichtshof in Tripolis verurteilte das Parlamentsmitglied Hassan al-Fardschani Salem zu 10 Jahren und 6 Monaten Gefängnis wegen Beteiligung an der Ermordung von acht Personen bei einem bewaffneten Angriff zusammen mit al-Kaniyat Mitgliedern auf das Rawadscha-Viertel in Tarhuna im Jahr 2017. Die Kaniyat-Gruppe hatte Tarhuna bis 2020 kontrolliert. Es fanden sich in Tarhuna immer wieder Massengräber, in der Leichname von al-Kaniyat-Opfern verscharrt worden waren.
https://x.com/libyapress_2010/status/1841796531231301696

+ Das Parlament in Bengasi erklärte, dass der Abgeordnete Hassan al-Fardschani parlamentarische Immunität genieße und dass es sich um ein politisches Urteil handle. Verschiedene Personen versicherten, dass Hassan al-Fardschani Salem nichts mit dem bewaffneten Konflikt zu tun hatte, der zwischen Tarhuna und Garabulli stattfand, sondern sich stattdessen für eine Lösung des Konflikts einsetzte.
Das Parlament erklärte sich bereit, die Immunität von al-Fardschani aufzuheben, sollte dieser in ein neutrales Gefängnis verlegt werden und der Verlauf der Ermittlungen öffentlich dokumentiert wird.
https://x.com/libyapress_2010/status/1842350781929750650
https://x.com/libyapress_2010/status/1842528791140147326
https://x.com/libyapress_2010/status/1842618742045323509

+ IStGH. Der Internationale Strafgerichtshof hob die Vertraulichkeit der Namen von sechs internationalen Haftbefehlen auf, die wegen Verbrechen ausgestellt wurden, die in Tarhuna während der Kontrolle von al-Kaniyat-Mitgliedern begangen wurden. Auf der Fahndungsliste stehen: Abdul Rahim al-Kani, Makhluf Duma, Mohamed as-Salehin, Nasser Muftah Daou, Fathi az-Zangal und Abdul-Bari asch-Schuqaqi. Die Haftbefehle gegen die sechs Libyer wurden im Jahr 2023 ausgestellt.
Der Kommandant der LNA, Khalifa Haftar, hatte sich bei seinem Marsch auf Tripolis mit der al-Kaniyat-Miliz aus Tarhuna verbündet. Als sich die LNA zurückziehen musste, flohen die al-Kaniyat nach Bengasi. Später wurden die Mitglieder al-Kani und al-Werfalli, die als Zeugen für den IStGH gesucht wurden, ermordet. https://x.com/libyapress_2010/status/1842231915757101134
https://x.com/libyapress_2010/status/1842245096533873001
https://x.com/libyapress_2010/status/1842838940308410844
https://x.com/libyapress_2010/status/1842872221586313274

+ Der Generalstaatsanwalt ordnete die Festnahme eines weiteren Kaniyat-Mitglieds an, der beschuldigt wurde, zwölf Menschen aus der Stadt Tarhuna getötet zu haben.
https://libyareview.com/49139/libyan-militia-leader-arrested-for-mass-killings-in-tarhuna/

Gharyan (90 km südlich von Tripolis)

+ Am 2. Oktober fielen auf der Flughafenstraße in Tripolis Schüsse. Ein Konvoi der 555. Infanterie-Brigade machte sich auf den Weg nach Gharyan.
Einwohner der Stadt Gharyan lehnten die Entscheidung des Tripolis-‚Premierministers‘ ad-Dabaiba ab, die 54. Infanterie-Brigade als eine Truppe von außerhalb der Stadt in einem für die Gemeinde vorgesehenen Lager zu stationieren. In einer Videobotschaft sprach sich die Gemeinde einhellig gegen die Militarisierung ihrer Stadt aus, die gegen das Versöhnungsabkommen vom 1. Januar 2024 verstoße, in dem Gewaltlosigkeit und ein gemeindebasiertes Sicherheitsmanagement gefordert werden.
Laut Beobachtern verdeutliche die Situation in Gharyan einen richtungsweisenden Streit zwischen dem Tripolis-‚Premier‘ Dabaiba und dem Kommandanten des Stability Support Apparatus (SSA), al-Kikli, der auf die Ernennung von Abdel Basset al-Badri zum stellvertretenden Außenminister in Tripolis drängte.
https://x.com/libyapress_2010/status/1841537043135975483
https://x.com/libyapress_2010/status/1841556236824608834
https://libyareview.com/48961/libyan-locals-call-for-immediate-reversal-to-uphold-security-harmony/
https://x.com/libyapress_2010/status/1841992223900025123

+ Der Vorsitzende des Staatsrats, Mohamed al-Menfi, ist nominell auch Oberbefehlshaber des westlibyschen Militärs. In dieser Eigenschaft hob er alle Entscheidungen auf, die im Zusammenhang mit der Aufstellung von Militäreinheiten, deren Neupositionierung, der Übertragung ihrer Zugehörigkeit oder der Ernennung ihrer Kommandeure stehen. Al-Menfi forderte den Stabschef der Dabaiba-‚Regierung‘ auf, keine Entscheidungen zu verbreiten oder umzusetzen, die gegen seine Anordnung verstoßen.
https://x.com/libyapress_2010/status/1842540722211135732

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Brigadegeneral al-Atiri wieder frei: Verschwörung gegen Saif al-Islam Gaddafi gescheitert

Brigadegeneral al-Atiri aus Zintan

Mit der Festnahme des Brigadegenerals al-Adschami al-Atiri aus Zinten durch eine Tripolis-Miliz sollte die Ausschaltung des Präsidentschaftskandidaten Saif al-Islam Gaddafis erzwungen werden. Aufgrund des Drucks der Stämme und militärischer Stärke musste al-Atiri wieder freigelassen werden. Strippenzieher der Verhaftung dürfte, nach Absprache mit Saddam Haftar, Ibrahim ad-Dabaiba gewesen sein.

Der Kommandeur des Abu-Bakr-as-Siddiq-Bataillons aus Zintan, Brigadegeneral al-Adschami al-Atiri, wurde am 7. Oktober 2024 von der Inneren Sicherheit (Tripolis) unter dem Kommando von Lutfi al-Harari gefangengenommen, eine Festnahme, die die Stadt Zintan, etwa 160 km südwestlich von Tripolis gelegen, in Aufruhr versetzte. Das Abu-Bakr-as-Siddiq-Bataillon rief seine Mitglieder ebenso wie die Jugend von Zintan und die Stämme zur Bewaffnung auf. Ibrahim al-Madani az-Zintani, Kommandeur der al-Madani-Brigade, warnte, die Situation könne außer Kontrolle geraten. Dieser Warnung und der Forderung nach sofortiger Freilassung von al-Atiri schlossen sich etliche Gruppierungen und Aktivisten an, unter anderen der Oberste Rat der Revolutionäre von Zintan.

Militärische Spannungen

Die militärischen Spannungen verstärkten sich, nachdem die Zinten-Milizen im großen Maßstab mobilisierten und auf der Gegenseite der Unterstaatssekretär des Verteidigungsministeriums der Dabaiba-‚Regierung‘, az-Zubi, damit drohte, al-Atiri gegen den Willen aller nach Tripolis zu verschleppen und die Jugend von Zintan einen hohen Preis für ihren Widerstand zahlen würden.

Doch der in Zintan durch die Stämme und den militärischen Aufmarsch erzeugte Druck war so groß, dass Brigadegeneral al-Atiri schon am 8. Oktober wieder freigelassen werden musste. Saif al-Islam treue Milizen hatten die Nalut-Tripolis-Straße gesperrt und mit einem Stopp der Ölförderung gedroht, sollte al-Atiri weiter in Gefangenschaft bleiben. Eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen um die Freilassung al-Atiris und der Beilegung des Konflikts zwischen Zintan und Nalut sollen al-Kikli, der Kommandant des Stability Support Apparatus (SSA), und sein Bruder Fathi gespielt haben.

Der Menschenrechtsaktivist Hussam al-Gatami bemerkte, dass Brigadegeneral al-Atiri im Gegensatz zu anderen, in Freiheit befindlichen Militärführern, niemanden ermordet habe, sondern sein Verbrechen allein darin bestehe, seinen ehemaligen Gefangenen gut behandelt zu haben. Saif al-Islam Gaddafi war 2011 in die Gefangenschaft von Zinten-Milizen geraten.

Der Grund für die Gefangennahme von al-Atiri liegt also in seiner guten Beziehung zum Präsidentschaftskandidaten Saif al-Islam al-Gaddafi. Es heißt, dass al-Atiris Verhaftung eigentlich Saif al-islam Gaddafi gegolten habe, dessen Überstellung und anschließende Auslieferung an den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) erzwungen werden sollte.

Al-Atiri zurück in Zintan

Nach seiner Rückkehr nach Zintan sprach Brigadegeneral al-Adschami al-Atiri den Menschen, die sich für ihn eingesetzt haben, seinen Dank und seine Wertschätzung aus. Die Libyer seien ein geeintes Volk mit einem starken Gefühl der Verbundenheit. Er hoffe, dass dies der Beginn der Wiedervereinigung sei.

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Kurznachrichten Libyen – 21. bis 30. September 2024

Nach dem Osten war das nordwestliche Libyen von Überschwemmungen betroffen / Zentralbankkrise legt gesamte Wirtschaft des Landes lahm – Ringen um Lösung: Parlament und Staatsrat einigen sich in Absprache mit Präsidialrat auf neuen Zentralbankchef / Ölförderung soll wieder aufgenommen werden / Haftar exortiert illegal Erdöl / Staatsratskrise um Wahl des Vorsitzenden schwelt weiter / USA wollen Stützpunkt an Grenze zum Niger / Türkei stärkt militärische Präsenz / Beschluss zur Einsetzung eines Verfassungsgerichts in Bengasi wird als gefährlich abgelehnt

+ Scheich Ali Abu Sabiha, Vorsitzender des Obersten Rates der Stämme und Städte im Fessan forderte den Präsidialrat auf, den Kriegszustand auszurufen, das Parlament und den Staatsrat sowie die östliche und westliche Regierung aufzulösen, um eine kleine technokratische Regierung zu bilden, die sich um die Abhaltung von Wahlen bemüht. Diese soll das Land aus den Übergangsphasen, die es zerstört haben, herausführen.
https://x.com/libyapress_2010/status/1839436356365308046

+ Der Parlamentsabgeordnete für den Süden, Abdel Salam al-Murabit, starb an einem plötzlichen Herzversagen.
Parlamentssprecher Abdullah Belhag gab am 26. September die Verschiebung der Parlamentssitzung aufgrund des überraschenden Todes al -Murabit bekannt.
https://x.com/libyapress_2010/status/1837602030170308818
https://x.com/libyapress_2010/status/1837803011394990369

Überschwemmungen

+ In den nordwestlichen Regionen des Landes führten starke Unwetter zu Sturzfluten, insbesondere im Dschebel Nafusa und in den Küstenregionen. Am 22. September verursachten schwere Regenfälle tödliche Überschwemmungen in Bani Walid, eine Person ertrank in ihrem Wagen. Mehrere Häuser im ad-Dhahra Viertel standen unter Wasser.
Foto: https://x.com/libyapress_2010/status/1838115763426668788

+ Am 22. September kam es im Wadi Madschar aufgrund der starken Regenfällen zu schweren Überschwemmungen. Die Hauptstraßen mussten gesperrt werden.
https://x.com/libyapress_2010/status/1837991103611420830

+ Am 25. September erklärte der Bürgermeister von Sebha, dass die Stadt vor einer echten Abwasserkatastrophe stünde. Das Abwasser vermische sich mit dem Regenwasser und die Situation sei nicht mehr kontrollierbar. Der Wasseranstieg betrage über einen Meter. Bewohner mussten ihre Häuser verlassen.
https://x.com/libyapress_2010/status/1838921270420726239

Milizen / Militär / Gewalt

+ Bei einer Explosion im Waffendepot des an-Naam-Militärlagers im Gebiet Tadschura wurden zwei Mitglieder der Rahbat ad-Dara-Miliz (alias al-Bagara-Miliz/nach ihren Kommandanten Baschir al-Bagara) getötet.
https://x.com/libyapress_2010/status/1837218065899216903

+ Inmitten bewohnter Gebiete in az-Zawiya schossen Milizen aufeinander. Daran beteiligt waren der First Support von Zawiya unter Muhammad Bahrun (alias al-far/die Maus) und Mitglieder des 55. Intanteriebataillons unter Muammar ad-Dawi.
https://x.com/libyapress_2010/status/1837248927470604748

+ Laut dem Menschenrechtsaktivisten Hossam al-Gamati verhandeln Italienische Geheimdienstoffiziere direkt mit Milizenführern, gedeckt durch Ibrahim al-Dabaiba, der weder eine politische Position noch ein diesbezügliches Mandat besitzt.
https://x.com/libyapress_2010/status/1837282342718570510

+ Mit Ibrahim Dabaiba in Verbindung stehende Personen wie Zoubi sollen versuchen, Mohammad Bahrun unter Umgehung des Rechtswegs frei zu bekommen. Bahrun wird beschuldigt, den international bestraften Menschen- und Treibstoffschmuggler Abdel Rahman Milad (alias al-Bidscha) getötet zu haben.
https://x.com/libyapress_2010/status/1840484233703202873

+ Crime Watch Libyen verurteilte die Verhaftung des Journalisten Ikram Radschab durch die Internal Security Agency von Bengasi unter Osama ad-Darsi. Das Haus der Familie des Journalisten wurde mit Waffengewalt gestürmt, ein Kind geschlagen und die Frauen eingeschüchtert.
Dies sei ein weiterer Verstoß der repressiven Sicherheitsdienste gegen die Meinungsfreiheit und der freien Politikausübung.
https://x.com/libyapress_2010/status/1837502509851550136
https://x.com/libyapress_2010/status/1837820386542866574

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Libysche Zentralbankkrise entschärft – Ölförderung läuft wieder an

Parlament und Staatsrat einigen sich auf neuen Zentralbankvorstand / Siddiq al-Kebirs Zeiten als Chef der Libyschen Zentralbank sind vorbei / Ölförderung sollte wieder anlaufen

Wie berichtet, wurde der seit 2011 die Libysche Zentralbank (CBL) leitende as-Siddiq al-Kebir vom Präsidialrat in Tripolis am 18. August 2024 für abgesetzt erklärt. Die Räumlichkeiten der Zentralbank wurden im Handstreich eingenommen und Muhammad asch-Schukri als neuer CBL-Chef ausgerufen. Das Parlament im östlichen Libyen lief dagegen Sturm, da die Ernennung und Absetzung des Zentralbankchefs dem Parlament in Absprache mit dem Staatsrat obliegt und nicht dem Präsidialrat. Allerdings hatte das Parlament vormals al-Kebir ebenfalls abgesetzt und an seiner Stelle auch Muhammad asch-Schukri eingesetzt. Diese Entscheidung machte das Parlament nun rückgängig und verlangte die Wiedereinsetzung von al-Kebir.

Die Absetzung al-Kebirs durch den Präsidialrat soll in Absprache mit der Dabaiba-‚Regierung‘ in Tripolis erfolgt sein. Grund soll die Unzufriedenheit mit der Neuverteilung der Ölgeldeinnahmen zu Gunsten der östlichen Machthaber gewesen sein.

Als Protest gegen die Absetzung von al-Kebir stoppte der östliche Militärmachthaber Khalifa Haftar die Erdölförderung und sperrte die Erdölanlagen, was Libyen an den Rand des wirtschaftlichen Ruins brachte. Haftar soll allerdings Erdöl auf eigene Rechnung exportiert haben. Ali Misbah Abu Sabiha, Vorsitzender des Obersten Rates der Stämme und Städte von Fezzan, warnte, dass Libyen eine Spaltung des Landes drohe.

Al-Kebir hatte stets die Unterstützung der USA und der ‚internationalen Gemeinschaft‘, denen vor allem wichtig war, dass Erdöl- und Erdgas flossen. Dafür verteilte al-Kebir die Gelder an die östlichen und westlichen Machthaber, die damit ihre Milizen finanzierten, die sie bis heute an der Macht halten und die Spaltung vorantreiben.

An einem größeren Konflikt schien allerdings niemanden gelegen zu sein, denn auch auf Intervention der UNSMIL unter der Leitung der US-Amerikanerin Stephanie Khoures wurde am 30. September 2024 eine Kompromisslösung gefunden, der sowohl das Parlament als auch der Staatsrat zustimmten. Weder kehrt al-Kebir in das Amt zurück, noch wird dieses von Muhammad asch-Schukri oder seinen Stellvertretern ausgeübt, sondern Nadschi Issa Belkasim wurde zum neuen Gouverneur der Libyschen Zentralbank ernannt. Den Stellvertreterposten erhielt Marei Mufta Rahil al-Barasi. Innerhalb von 10 Tagen nach der Ratifizierung der Vereinbarung soll ein neuer Bankvorstand gebildet werden. Nadschi Issa ist seit über 30 Jahren im libyschen Bankwesen tätig und war auch Berater von al-Kebir.
Es wird erwartet, dass der östliche Militärmachthaber Khalifa Haftar den Stopp der Ölförderung aufhebt.

Die Vorgänge um die Zentralbankkrise im Detail

+ Ali Misba Abu Sabiha, Vorsitzender des Obersten Rates der Stämme und Städte des Fessan erklärte: Sollten sie sich nicht über die Aufteilung der Beute einigen können und die CBL-Krise durch die Ernennung einer Marionette zum CBL-Chef beenden, wird es zur Spaltung des Landes kommen.
https://x.com/libyapress_2010/status/1837204918915985774

+ Issa al-Araibi, Vorsitzender des parlamentarischen Energieausschusses drohte mit einer Spaltung der Zentralbank in eine Tripolis- und eine Bengasi-CBL.
https://x.com/libyapress_2010/status/1837428183928340484

+ Am 22. September brach der libysche Dinar im Scharzmarkt aufgrund der Auswirkungen der CBL-Krise und der Schließung von Ölfeldern gegenüber dem Dollar ein, so dass der Preis für einen USD bei 8,09 LYD lag.
https://x.com/libyapress_2010/status/1837779590879523315

+ Der libysche Dinar brach gegenüber dem USD weiter ein. Der Preis für einen USD stieg auf 9,35 LYD.
https://x.com/libyapress_2010/status/1837841388299333689

+ Der hohe USD-Preis trieb die Warenpreise auf Rekordniveau. Libyen erlebte einen starken Anstieg für Grundnahrungsmittel, was das Leid der Bürger, die unter der Last einer zunehmenden Wirtschaftskrise leben, noch verschlimmerte.
https://x.com/libyapress_2010/status/1837900952927387745

+ Es wird befürchtet, dass die CBL-Krise dazu führen könnte, dass die libyschen Öleinnahmen unter internationale Vormundschaft geraten. Spekuliert wird, dass ausländische Kräfte Libyen ein Programm „Nahrung für Öl“ auferlegen.
https://x.com/libyapress_2010/status/1837536092179853318
https://x.com/libyapress_2010/status/1837542318745829628

+ Der US-Gesandte für Libyen, Richard Norland, erklärt, dass der Schritt des Präsidialrats, al-Kebir, auch genannt „der große Freund“, zu entlassen, einseitig war. Die Situation sei auch schwierig, weil unklar sei, wer die Wahlen zum Vorsitzenden des Staatsrats gewonnen hat, al-Mischri oder Takala, und wer im Staatsrat tonangebend sei.
https://x.com/libyapress_2010/status/1837854534044938712
https://x.com/libyapress_2010/status/1837854462590816431
https://x.com/libyapress_2010/status/1837864355779826135
https://x.com/libyapress_2010/status/1837865011731136760
https://x.com/libyapress_2010/status/1837891188445052930

+ Laut LibyaDesk sind aufgrund des makroökonischen Schocks durch die Turbulenzen um die Besetzung des Amtes der Zentralbankchefs und die Schließung der Ölfelder soziale Unruhen zu erwarten. Der LYD verfalle und die Preise steigen. Allerdings habe sich die Kraftstoffkrise aufgrund von Lieferungen aus dem östlichen Libyen beruhigt.
Bezüglich der Zentralbankkrise fehlten signifikante Fortschritte, Agila Saleh bespräche sich nur mit al-Mischri vom Staatsrat. Bezüglich der internationalen Verbindungen und dem finanziellen Stand des Landes existierten vor ehemaligen und der aktuellen CBL-Führung widersprüchliche Aussagen.
https://news.libyadesk.com/macroeconomic-turmoil-lays-groundwork-for-social-unrest-in-libya/
https://news.libyadesk.com/the-central-bank-crisis-puts-libya-at-an-impasse/

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Kurznachrichten Libyen – 11. bis 20. September 2024

Schwere Überschwemmungen in Sebha und im südwestlichen Libyen / Vereinzelte Milizenzusammenstöße / Keine Lösung im Streit um Zentralbankchef / USA unterstützen al-Kebir / Scheich Ali Abu Sabiha spricht sich gegen al-Kebir aus und fordert für die Zentralbank Verwaltungsrat aus Technokraten / Erdlölförderung immer noch eingeschränkt / Belkasem Haftar zu Gesprächen mit dem us-amerikanischen Außenministerium in Washington / Weiterhin finden landesweit Protestkundgebungen statt / Dabaiba übernimmt mit Gründung von „National Media Corporation“ Kontrolle über Presse und Medien

+ Schwere Überschwemmungen im Gebiet von Sebha führten zum Tod von Ghaith Abdul Salam al-Fitouri Gaddafi. Er starb aufgrund eines Stromschlags. Die Überschwemmungen hatten zu einem Kurzschluss geführt. Eine Frau kam beim Einsturz ihres Hauses ums Leben. Dazu kam eine größere Anzahl von Infektionserkrankungen, darunter auch schwere Fälle. Der Operationssaal, die Ambulanzen und die Nierenabteilung des Krankenzentrums stürzten ein. Es wird gefordert, Schwerverletzte zur Behandlung in Krankenhäuser nach Bengasi oder ins Ausland zu überführen.
Der Bürgermeister der Gemeinde, Belhadsch Ali, gab zunächst bekannt, dass 200 Häuser einstürzten und weit mehr beschädigt wurden. Diese Zahl hat sich in den darauffolgenden Tagen auf bis zu 3.000 zerstörte Häuser erhöht.
Der Flugbetrieb musste eingestellt werden. Aus Sicherheitsgründen hat die GEO einige Gebiete vom Stromnetz genommen. Mehr als zehn Stromtransformatoren wurden während der Stürme beschädigt. Auch die Kommunikationssysteme fielen aus.
Die Lage stellt sich nach dem Abklingen der Regenfälle als katastrophal dar.
Um Sebhas Infrastruktur war es bereits vor diesen Überschwemmungen, die Straßen in Seen und Sümpfe verwandelten, schlecht bestellt, da seit dem Nato-Krieg 2011 die Stadt marginalisiert wurde. Diese Situation hat sich noch einmal verschärft, insbesondere wegen der verstopften und nicht funktionierenden Abwasserkanäle.
Am 15. September konnte der Ausnahmezustand wieder aufgehoben werden.
https://x.com/libyapress_2010/status/1835100191055396874
https://x.com/libyapress_2010/status/1835218793737380072
https://x.com/libyapress_2010/status/1835250467481255993
https://x.com/libyapress_2010/status/1835242724917719160
https://x.com/libyapress_2010/status/1835263765735989651
https://x.com/libyapress_2010/status/1835298062698246568
https://x.com/alwasatengnews/status/1835347852320711147
https://x.com/libyapress_2010/status/1835379026866647321
https://x.com/libyapress_2010/status/1836317194004693105

+ Am 20. September sind etliche Bewohner von Sebha weiterhin obdachlos. Einige Straßen sind immer noch überschwemmt.
https://x.com/libyapress_2010/status/1836912117196177517

+ Die Bewohner von Mahalla al-Mansura und des Wadi Schatti beschwerten sich, dass ihnen während der fünftägigen sintflutartigen Regenfälle keine Hilfe zuteil wurde.
https://x.com/libyapress_2010/status/1835384949907595773

+ Die Straße Ubari – al-Awenat im Südwesten Libyens ist wegen starker Regenfälle zusammengebrochen.
Video: https://x.com/alwasatengnews/status/1835352005948416452

+ Am 15. September wurde vor weiteren Hochwassergefahren im Südwesten Libyens gewarnt. Es werden in der Region heftige Regenfälle erwartet, insbesondere aus dem algerischen Landesinneren.
https://x.com/libyapress_2010/status/1835235501613199723

+ Am 17. September erklärt ein Gemeinderatsmitglied von az-Zawiya, dass infolge der Überschwemmungen in der Altstadt mehr als 58 Häuser zerstört und mehr als 60 Häuser unterschiedlich stark beschädigt wurden. Hauptstraßen wurden weggeschwemmt.
https://x.com/libyapress_2010/status/1835808636284686587
https://x.com/libyapress_2010/status/1836040853350961661

+ Am 20. September konnten Teams aus Misrata Menschen retten, die durch Überschwemmungen in Tälern südlich von Zliten eingeschlossen waren.
Fotos: https://x.com/alwasatengnews/status/1837138915054211391

+ Auch eine Gruppe junger Menschen, die in den Fluten des Wadi Targhalat festsaßen, konnte gerettet werden.
Video: https://x.com/alwasatengnews/status/1837140522307080252

+ Schwere Regenfälle führten im Wastata und al-Kharua Wadi (südlich von Tarhuna) zu Überflutungen.
https://x.com/alwasatengnews/status/1837141438670176706

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Kurznachrichten Libyen – 1. bis 10. September 2024

Gedenken an Derna-Katastrophe vor einem Jahr / Infrastruktur weiterhin vernachlässigt / Wiederaufbau durch Korruption gefährdet / Weiterhin starke Regenfälle und Überschwemmungen / Feiern zum Jahrestag der al-Fatah-Revolution von 1969 / Konflikte um Staatsratsvorsitz und Chefsessel der Zentralbank nicht geklärt – Verfall des LYD und Preissteigerungen / Ölfelder und -anlagen weiterhin geschlossen / Schleuserkönig Abdul Milad (alias al-Bidscha) erschossen / Milizenführer Mohamed Bahrun (alias al-Far) verhaftet / As-Sisi und Erdogan einig in Sachen Libyen / Landesweit Proteste wegen Stromausfällen und schlechter Infrastruktur / Jahrestag der Gründung der Afrikanischen Union 1999 durch Oberst Muammar al-Gaddafi

Ein Jahr nach der Sturmflutkatastrophe von Derna (10. September 2023)

+ Auf LibyaReview heißt es: „2023 erlebte Libyen eine der verheerendsten Katastrophen seiner Geschichte, als der Sturm Daniel das Land verwüstete und den Tod Tausender Menschen und die Zerstörung ganzer Städte verursachte. […] Die Gründe für diese immense Verwüstung liegen in einer toxischen Kombination aus Korruption, schwacher Infrastruktur und dem Versäumnis der Regierung, sich auf das Schlimmste vorzubereiten.“ Die Korruption spielte eine zentrale Rolle bei Libyens Verwundbarkeit. „Massive Summen öffentlicher Gelder, die für Infrastruktur und den Hochwasserschutz bestimmt waren, wurden durch betrügerische Verträge unterschlagen oder für illegale Finanzaktivitäten abgezweigt. Dies hatte zur Folge, dass wichtige Projekte aufgegeben oder unzureichend gebaut wurden, so dass das Land Naturkatastrophen schutzlos ausgeliefert war. […] Auch die Notfallsysteme der Regierung funktionierten nicht richtig. Die Behörden verzögerten Evakuierungsmaßnahmen und versäumten es, Frühwarnsysteme zu aktivieren. Diese langsame Reaktion führte zu einem dramatischen Anstieg der Zahl der Todesopfer. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen kamen mehr als 11.000 Menschen ums Leben, viele werden noch vermisst. […] Der Zusammenbruch der Derna-Dämme war ein besonders krasses Beispiel für Libyens Infrastrukturprobleme. Diese Dämme waren Jahrzehnte zuvor gebaut worden, um die Stadt vor Sturzfluten zu schützen. Trotz wiederholter Warnungen und der Bereitstellung von Mitteln für ihre Instandhaltung waren sie jedoch weder repariert noch auf den neuesten Stand gebracht worden.
„Das Ausmaß der Zerstörung betraf nicht nur Häuser und Unternehmen, sondern auch wichtige Infrastruktur, so dass Libyen nun mit den langfristigen Folgen des Sturms zu kämpfen hat. […] Tausende von Libyern sind immer noch wohnsitzlos und viele Gebiete liegen in Trümmern.
https://libyareview.com/48141/one-year-on-from-libyas-catastrophe-how-corruption-neglect-made-storm-daniel-deadlier/
https://libyareview.com/48145/a-year-after-storm-danielhow-derna-is-coping-with-its-worst-natural-disaster/

+ Auch HumanRightsWatch sieht ein Jahr nach der Katastrophe keine angemessene Entschädigung und Unterstützung für den Wiederaufbau.
https://x.com/libyapress_2010/status/1833432320591765829

+ An der Wiederaufbaukonferenz im südlibyschen Sebha nahmen teil der Kommandant der ostlibyschen Armee, der Stabschef Abdel-Rasek an-Nathuri, Parlamentspräsident Agila Saleh, der vom Parlament ernannt Premierminister Osama Hamad und als Vorstand des Wiederaufbaufonds und Haftar Sohn, Belgasim Haftar.
https://libyareview.com/48016/haftar-vows-to-bring-development-stability-to-southern-libya/

+ Diese Konferenz kommentierte Scheich Ali Abu Sabiha, Vorsitzender des Obersten Rates der Stämme und Städte von Fessan, mit den Worten: „Was wir heute bei der Konferenz in der Volkshalle von Sebha gesehen haben, deutet darauf hin, dass wir in die vorletzte Phase der Teilung Libyens eingetreten sind.“
https://x.com/libyapress_2010/status/1831820401888145475

+ Kritik kommt auch aus der von der letztjährigen Überschwemmungskatastrophe betroffenen Stadt Derna. Ein Mitglied des Krisenausschusses, Hamad asch-Schalawi sagte, dass von den 15 Milliarden LYD, die im Budget veranschlagt wurden, noch kein Geld ausgegeben wurde. Trotz Konferenz zum Wiederaufbau gehe nichts voran.
https://x.com/libyapress_2010/status/1832792490664989175

+ Die Deutsche Welle äußerte einen Korruptionsverdacht über die Geldvergabe für den Wideraufbau von Derna, denn es gebe keinen Überwachungsmechanismus für die Ausgaben des Aufbaufonds, der über zwei Milliarden USD schwer ist. Der Wiederaufbau gerate zu einer Goldmine für Khalifa Haftars Lager und zu einem Mittel, seinen Einfluss im Land auszuweiten.
https://x.com/libyapress_2010/status/1833096326898192800

+ Der furchtbaren Katastrophe von Derna und allen Warnungen zum Trotz sind weiterhin laut dem Libyschen Nationalen Meteorologischen Zentrums die Dämme und Wadis in einem anfälligen Zustand. Es könnte erneut zu Katastrophen kommen, wenn nicht sofort Reparaturen vorgenommen werden. Die gesamte Infrastruktur sei aufgrund jahrelanger Vernachlässigung ernsthaft gefährdet. Auch die Ausstattung des Meteorologischen Zentrums lasse zu wünschen übrig; die Wetterüberwachungssysteme müssten gewartet und modernisiert werden.
https://libyareview.com/48185/libya-faces-growing-risk-of-catastrophic-floods-due-to-neglected-infrastructure/

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Der Offizier der Küstenwache und Schleuserkönig al-Bidscha wurde in Libyen erschossen

Abdul Rachman Milad, besser bekannt als al-Bidscha (Bidja), wurde am 2. September erschossen. Sein Wagen wurde vor der Marineakademie im westlich von Tripolis gelegenen Dschanzur mit Kugeln durchsiebt. Mord als Mittel der Politik.
Auch die sogenannte „Februar-Revolution“ des Jahres 2011 frisst ihre Kinder.

Krimineller Schmuggler und Marineoffizier in Personalunion – Libyen macht’s möglich

Für jeden, der sich schon länger mit Libyen beschäftigt, ist Abdul Rachman Milad ein alter Bekannter. Von az-Zawiya aus hatte Bidscha sein Schmuggelimperium ausgebaut, zuletzt als Offizier der libyschen Küstenwache. In dem Bericht der UN-Expertenkommission vom 29.09.2023 wird al-Bidscha für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gemacht. Er habe Migranten auf See, auch unter Gefährdung ihres Lebens, festgenommen und in libysche Haftanstalten gebracht. In diesen Haftanstalten wurden nachweislich Vergewaltigungen, sexuelle Übergriffe und Folterungen begangen. Al-Bidscha und seine Kollegen von der libyschen Küstenwache koordinierten ihre Aktionen mit ortsansässigen Schleusern und Schmugglern in den Küstengebieten von Sabrata, az-Zawija und Zuwara.

Schon im Juni 2018 hatte das US-Finanzministerium Sanktionen gegen Bidscha verhängt, weil „durch seine Beteiligung am Migrantenschmuggel der Frieden, die Sicherheit und die Stabilität in Libyen bedroht“ seien. Im Juli 2018 wurde Milad vom UN-Sicherheitsrat wegen seiner Beteiligung am Untergang von Booten mit Migranten und seiner Zusammenarbeit mit anderen Menschenhändlern gelistet. Im Oktober 2020 wurde Bidscha aufgrund eines Haftbefehls des libyschen Generalstaatsanwalt festgenommen, aber schon am 11. April 2021 wegen angeblicher Verfahrensfehler wieder freigelassen. Er kehrte in seine Heimatstadt Zawiya zurück, wo ihn ein triumphaler Empfang erwartete. Von der Dabaiba-‚Regierung‘ in den Offiziersrang erhoben, beaufsichtigte er fortan die Kadettenausbildung an der Marineakademie in Dschanzur. So konnte sich Bidscha nicht nur seiner Einnahmen durch kriminelle Tätigkeiten erfreuen, sondern bezog fortan auch militärischen Sold.

Die engen Verbindungen zwischen offiziellen Regierungsstellen in Tripolis und kriminellen Netzwerken waren für jeden offensichtlich. Der EU war alles recht, Hauptsache Migranten wurden an der Überfahrt über das Mittelmeer gehindert.

Al-Bidschas Küstenwache – von der EU und Italien finanziert

Bidscha erfreute sich nicht nur in Libyen, sondern auch in Italien bester Reputation. So konnte er mit falschen Reisedokumenten das gegen ihn verhängte Reiseverbot umgehen und problemlos in Libyen aus- und einreisen, inklusive des von ihm gescheffelten Geldes. Der libysche Hip-Hop-Künstler Ibn Thabit schrieb auf SpikedOnline: „Die kriminell erworbenen Gelder dieser Schmugglerbanden – die sowohl von verzweifelten Migranten als auch aus EU-Programmen zur Migrationsbekämpfung stammen – haben Leuten wie […] Milad einen Platz bei den höchsten Stellen in Libyen und manchmal auch in Europa gesichert, wo sie sich nun auf Augenhöhe mit Regierungsbeamten aller Ebenen befinden.“[i]

Gleichzeitig musste italienischen Journalisten Polizeischutz gewährt werden, nachdem sie wegen der Aufdeckung von Bidschas kriminellen Machenschaften Morddrohungen erhalten hatten.

Trauern um Bidscha

Nun ist al-Bidscha tot und es wird in Tripolis heftig um ihn getrauert. Der neu im Amt befindliche Staatsratsvorsitzende al-Mischri bedauerte Bidschas Tod und rief zur Aufklärung des Mordes auf. Dem wollte sein Gegenspieler im Staatsrat, Muhammad Takala, nicht nachstehen und bezeichnete die Ermordung al-Bidschas als eine feige Tat. Aufklärung forderte auch der Kommandeur des 55. Infanteriebataillons, Muammar ad-Dhawi. Fathi Baschagha, ehemaliger Innenminister einer vorherigen Tripolis-‚Regierung‘, bekundete seine Trauer um al-Bidscha, denn hinsichtlich der politischen Überzeugungen habe man übereingestimmt. Auch al-Lafi, stellvertretender Vorsitzender des Präsidialrats, bedauert den Tod von al-Bidscha, der durch die Hände eines Verräters gestorben sei, der seiner Bestrafung nicht entgehen werde. Moslembrüder unter sich.

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Große Feiern zum 55. Jahrestag der Septemberrevolution von 1969

Bani Walid

Bani Walid

Impressionen zu den Feierlichkeiten am 55. Jahrestag der Revolution vom 1. September 1969

LibyaPress schreibt von einer „Grünen Nachtin den meisten Städten Libyens, einschließlich der Hauptstadt Tripolis, trotz der Repressionskampagne von Khalifa Haftar zur Verhinderung der Feierlichkeiten.
Die Feiern in mehr als 27 Städten und Regionen Libyens, die am Abend des 31. August begannen, dauerten bis in die frühen Morgenstunden des 1. Septembers, dem 55. Jahrestages der Septemberrevolution.[i]

Zum Beginn der Feierlichkeiten trafen Bilder aus aus Adschilat, Sabrata, Hadaba al-Gasi in Tripolis, Bani Walid und Raqdalin, Tarhuna, und Dschamilin ein.[ii]

Weitere Bilder kamen aus Maschaschiya, Sebha, Asaba, Sayan, Raqdalin, Dschamil und der libyschen Comunity in Tunesien.[iii]

Bis spät in die Nacht wurde auch in Tripolis gefeiert: in Tigi, Gasr-Ben-Gashir, Sirt, Garabully, Ghat_Aschal, Ganzour, Bir al-Ghanem, Khamis, Zawiya, Tadschura, Ain-Zara, Andalus, Sahih, Salah-Eldin und Khalla.

Tripolis

Video aus Tarhuna: https://x.com/SaifFuture/status/1830012846471549023

Video aus Bani Walid: https://x.com/SaifFuture/status/1830018942024261796

Video aus Sabrata: https://x.com/SaifFuture/status/1830020564678844584

Video aus Tunis: https://x.com/SaifFuture/status/1830029076955836575

Die Tochter von Oberst Muammar al-Gaddafi und Schwester des Präsidentschaftskandidaten Muammar al-Islam al-Gaddafi, Aischa Muammar al-Gaddafi, erklärte, die Teilnahme an den Feierlichkeiten zu Ehren der Revolution an diesem glorreichen Tag innerhalb und außerhalb des Landes sei ihr eine Ehre.
https://x.com/SaifFuture/status/1830016267622752687

Nasser Amar, Milizenführer aus Misrata, grüßte die vielen Menschen, die zusammenströmten, um das Revolutionsfest (Eid al-Fatah) zu feiern. Er dankte dem Innenministerium der Tripolis-‚Regierung‘, das die Feiern zugelassen habe. https://x.com/SaifFuture/status/1830011311771553914

Saif al-Islam al-Gaddafi

Präsidentschaftskandidat Saif al-Islam Gaddafi

——
[i] https://x.com/libyapress_2010/status/1830158145345278338
[ii] https://x.com/libyapress_2010/status/1829969865332969981
[iii] https://x.com/libyapress_2010/status/1829998996640686246

 

Kurznachrichten Libyen – 21. bis 31. August 2024  

Aufruf zu Revolutionsfeiern am 1. September / Saif al-Islam Gaddafi nimmt Stellung zur Rückgabe von Immobilien / Präsidialrat übernimmt in Abstimmung mit Dabaiba-‚Regierung‘ Libysche Zentralbank (CBL) – Bisheriger CBL-Chef al-Kebir flieht ins Ausland – Als Reaktion erklärt die Hammad-‚Regierung‘ und das Parlament im Osten die Schließung aller Erdölfelder, Verladehäfen und sonstiger Ölanlagen / AFRICOM in Bengasi und Tripolis / Weiter Zoff um Grenzübergang Ras Adschdir / Parlamentspremier Osama Hammad in Mauretanien und im Tschad / Aoun bleibt laut Gericht Erdölminister / al-Mischri als Staatsratsvorsitzender bestätigt / Schwere Unwetter auch im Norden Libyens

Absetzung des CBL-Chefs al-Kebir und Schließung aller Ölfelder und Anlagen

+ Stand 31. August: Dramatische Zuspitzung beim Streit um die Erdöleinnahmen. Die Libysche Zentralbank (CBL) wurde im Handstreich vom Präsidialrat gekapert, der mit der Dabaiba-‚Regierung‘ in Tripolis unter einer Decke steckt. Der bisherige CBL-Chef, as-Siddiq al-Kebir, verließ fluchtartig das Land. Aus Protest dagegen schloss die Parlaments-‚Regierung‘ im Osten die Erdölfelder und Verladehäfen. Der libysche Erdölexport geht daraufhin um 75 Prozent zurück.
Befürchtet wird, dass die Dabaiba-‚Regierung‘ in Zusammenarbeit mit dem Präsidialrat auch das Parlament und den Staatsrat auflösen und die Spaltung Libyens vorantreiben will.
https://gela-news.de/libyen-die-einen-haben-das-geld-die-anderen-haben-das-oel

+ Die USA ließen am 31. August verlauten, dass „die Unsicherheit, die durch die jüngsten einseitigen Maßnahmen geschaffen wurde, dazu geführt haben, dass us-amerikanische und internationale Banken ihre Beziehungen zur CBL neu bewerten und in einigen Fällen die Finanztransaktionen pausieren lassen, bis es mehr Klarheit über die legitime Regierungsführung der CBL gibt. Wir sind besorgt, dass weitere Störungen mit internationalen Korrespondenzbanken der libyschen Wirtschaft und dem Wohlergehen der libyschen Haushalte schaden könnten.“
Die Dabaiba-‚Regierung‘ fühlte sich durch die US-Erklärung bestätigt. Sie ließ verlauten: „Wir bekräftigen unser Engagement, die Souveränität Libyens und unser anhaltendes Vertrauen in den US-Dollar und die US-Institutionen zu respektieren, insbesondere angesichts der aktuellen Herausforderungen, Spannungen und des Kampfes um Einfluss in Afrika.‎“
https://libyaherald.com/2024/08/u-s-calls-for-steps-to-maintain-the-credibility-of-the-cbl/
https://libyaherald.com/2024/08/tripoli-libyan-government-responds-to-u-s-statement-on-cbl-crisis-sees-statement-as-positive/

+ Parlamentspräsident Agila Saleh lehnte am 31. August weiterhin die Entscheidung des Präsidialrats, einen neuen CBL-Chef zu ernennen und die Verwaltung der Bank umzustrukturieren, entschieden ab. Saleh forderte Gespräche mit dem Staatsrat bezüglich der Umsetzung der vom Wahlvorbereitungsausschusses erarbeiteten Ergebnisse.
https://libyareview.com/47842/libyan-parliament-speaker-upholds-stance-on-libyas-central-bank-crisis/

+ Al-Kebir schlug dem Parlamentspräsidenten Agila Saleh in einem Brief mehrere Namen für die Mitgliedschaft im Direktorium der Zentralbank vor. Auf der Liste stehen Ahmed Faradsch al-Hassi, Tariq Faradsch al-Warfalli, Wissam as-Saadi al-Kilani, Ali Abdul Rahman Dhawi, Abdul Latif at-Tunisi und Abu Bakr al-Dschaffal.
https://x.com/libyapress_2010/status/1830006700868292762
https://x.com/SaifFuture/status/1830011489509429340

Grenzübergang Ras Adschdir / Zuwara

+ Milizen in Zuwara riefen am 23. August für alle Militärsektoren der Stadt Alarm aus und sperrten die Hauptstraße. Jede Streitmacht, unabhängig von ihrer Zugehörigkeit, die sich den Verwaltungsgrenzen der Stadt Zuwara nähere, sei ein legitimes Ziel.
[Es geht um die Kontrolle des Grenzübergangs zu Tunesien, Ras Adschdir.]
https://x.com/libyapress_2010/status/1826728335919165853

+ Die Sicherheitspolizei des Grenzübergangs von Ras Adschdir kündigte am 26. August den Stopp des Transitverkehrs in Richtung Tunesien an.
https://x.com/libyapress_2010/status/1828154198644691062

+ Am 27. August erreichten bewaffnete Konvois aus Tripolis, die Salah an-Namrusch, stellvertretender Generalstabschef der westlibyschen Milizen, bereits angekündigt hatte, die Küstenstraße bei Abu Kamasch (Zuwara), die von Einheimischen blockiert worden war. Es kam zu Zusammenstößen.
https://x.com/libyapress_2010/status/1828491676861751800

+ Am 28. August erklärte Salah an-Namrusch, dass die Straße zum Ras-Adschdir-Grenzübergang wieder fei und der Transitverkehr möglich sei.
Daraufhin kündigte der Vorsitzende des Obersten Libyschen Berberrates, al-Hadi Barqiq eine allgemeine Mobilmachung an, um die Möglichkeiten des Volkes, die von den Dabaiba-Milizen zerstört werden, zu erhalten. Bei den Zusammenstößen von Abu Kamasch habe es sich um einen bewaffneten Angriff auf einen Sitzstreik von Zivilisten gehandelt. Dies bezeichnete Barqiq als „Milizenterrorismus“ und ein Vorspiel zum Bürgerkrieg.
https://x.com/libyapress_2010/status/1828522905568760313
https://x.com/libyapress_2010/status/1828538482589082007
https://x.com/libyapress_2010/status/1828541839068291495
https://x.com/libyapress_2010/status/1828789266950074521

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