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Schlagwort: geheimdienst

Curveball – Wir machen die Wahrheit

Rezension/Film. Eine klasse gemachte, bitterböse Politsatire über das Unwesen deutscher Geheimdienste und internationaler Politik. Oder: Wie man Fake News als Kriegsgrund verkauft.

Der Film des Regisseurs Johannes Naber beschreibt, wie es mit Hilfe des deutschen Geheimdienstes unter Mitwisserschaft der deutschen Politik zu den US-amerikanischen Lügen über Giftgasvorkommen im Irak kam und damit zur Rechtfertigung des Irak-Kriegs vor der Weltgemeinschaft. Überraschender Weise entstand aus diesem Stoff kein dröges Politdrama, sondern ein erfrischend unterhaltsam-witziger Film, auch wenn das Lachen angesichts eines Krieges, der tausende von Toten forderte und bis heute anhält, im Halse stecken bleibt.

Curveball, ein Begriff aus dem Baseball-Sport, bei dem der Ball durch bestimmte Fingerbewegungen in Rotation versetzt wird, ist der Deckname für den irakischen Asylbewerber und vermeintlichen BND-Informanten Rafid Alwan, dessen Lügen über angebliche Biomassenvernichtungswaffen Saddam Husseins von der CIA als vorgeschobener Kriegsgrund instrumentalisiert werden, so dass George W. Bush in den Krieg gegen den Irak ziehen kann.

Wunderbar passen dazu die entlarvenden Originalaufnahmen von der Sitzung des UN-Sicherheitsrats am 5. Februar 2003, die den Blick von Joschka Fischer, der dort trotz besseren Wissens zu den Lügen des US-Außenministers Colin Powell schweigt, beredt einfangen.

Im Film dazu die CIA-Agentin Lesly: Nicht die Wahrheit zähle, sondern Gerechtigkeit. Ist mehr Zynismus möglich?

Nachdem den Deutschen klar geworden ist, welchem Betrug sie aufgesessen sind, fühlen sich der irakische Asylbewerber, der sich nichts sehnlicher als einen deutschen Pass wünschte, und sein deutscher Führungsoffizier, der so lange im Irak erfolglos nach Biowaffen suchte, durch die gemeinsame Geschichte des Lügens und des so gerne Belogenwerdens in Freundschaft verbunden. Es sind keine bösen Menschen, sondern kleine, bemitleidenswerte Würstchen, die bisher ihr Leben nicht auf die Reihe bekamen, das plötzlich durch die Erfindung der Giftgasgeschichte eine ungeahnte Aufwertung und Bedeutung erfährt.

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Kurznachrichten Libyen – 17.05.2021

Moslembruderschaft erkennt neuen Geheimdienstchef nicht an / Im Juni 2. Berliner Libyen-Konferenz geplant / Palästina-Israel-Konflikt

+ 16.05.: Neuer Geheimdienstchef. Der Streit um die Ernennung des neuen Geheimdienstchefs Generalmajor Hussein al-Ayeb geht weiter. Der alte Geheimdienstchef des westlichen Libyens, Umad at-Trabelsi, weigert sich mit Hilfe seiner Milizen, das Hauptquartier an al-Ayeb zu übergeben und ihm die Akten auszuhändigen. Al-Ayeb arbeitet derzeit noch außerhalb des Geheimdienstquartiers.
Hinter Trabelsi steht die Moslembruderschaft, die sich gegen die Ernennung von Ayeb ausgesprochen hat.
https://almarsad.co/en/2021/05/16/al-ghazal-muslim-brotherhood-supports-refusal-to-hand-over-files-to-new-intel-chief/

+ 14.05.: Türkisches Militär. Die italienische Radarseite ItaMilRadar, die auf die Überwachung von Militärflugzeugen spezialisiert ist, berichtete, dass ein türkisches Militärfrachtflugzeug am Donnerstag im Westen Libyens gelandet ist. Ihr Ziel dürfte der von der Türkei kontrollierte Militärstützpunkt al-Watiya gewesen sein. Die Türkei wurde von der libyschen Außenministerin aufgefordert, alle Söldner und militärischen Kräfte aus Libyen abzuziehen.
https://libyareview.com/12763/itamilradar-turkish-military-aircraft-lands-in-western-libya/

+ 15.05.: UN/Ausländisches Militär. In einem Bericht für den UN-Sicherheitsrat sagte UN-Generalsekretär Guterres, dass weiterhin Verteidigungspositionen entlang der Achse Sirte-Dschufra ausgebaut werden und dass sich nach wie vor ausländische Söldner und Militärs in Libyen befinden. Es seien Luftaktivitäten auf verschiedenen Militärstützpunkten zu beobachten. Nach Angaben von UN-Diplomaten wird die Zahl der ausländischen Militärs und Söldner in Libyen auf mehr als 20.000 geschätzt, darunter 13.000 Syrer und 11.000 Sudanesen sowie mehrere hundert Türken.
https://libyareview.com/12787/un-secretary-general-no-reduction-of-foreign-fighters-in-libya/

+ 17.05.: Libysche Nationalarmee (LNA). LNA-Sprecher Generalmajor al-Mismari forderte die Auflösung der Milizen im Land und betonte, dass die libysche Armee weiterhin gegen ‚Terroristen‘ kämpfen werde. „Libyen kann nur mit einer starken Armee stark sein, das zeigt sich in der Stadt Bengasi durch die Anwesenheit einer von der LNA geschützten Polizeitruppe. Die Sicherheits- und Exekutivdienste arbeiten dort Seite an Seite“.
https://libyareview.com/12836/libyan-army-we-will-continue-to-fight-terrorism/

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