Buch-Rezension. Michael Lüders stellt seinen zweiten Politthriller „Spur der Schakale“ mit der jungen Ermittlerin Sophie vor, die diesmal in Norwegen ermittelt.

Der renommierte Orientalist, Nahostexperte und Sachbuchautor Michael Lüders versucht sich wieder einmal gekonnt als Roman- und Thriller-Autor. In seinem neuesten Buch Die Spur der Schakale ist die ehemalige Journalistin und jetzige Geheimdienstmitarbeiterin Sophie im Einsatz. Sophie ist dem Leser bereits aus dem vorangegangenen spannenden Thriller Never Say Anything (man achte auf die Anfangsbuchstaben!) bekannt, wo sie mit den schier unfassbaren und mörderischen Aktivitäten der Geheimdienste in den heißen Wüsten der arabischen Welt konfrontiert war.

Der neue Lüders-Thriller Die Spur der Schakale spielt dagegen hauptsächlich in der kalten Welt Norwegens, wo Sophie inzwischen als Mitarbeiterin einer kleinen, aber feinen Geheimdiensteinheit mit einer toughen Chefin im Mordfall des Top-Managers von Nordic Invest, dem größten Staatsfonds der Welt, ermittelt und schon bald auf die kriminellen Machenschaften der Hochfinanz stößt.

Nicht ohne Grund nimmt Lüders im Titel Bezug auf Frederick Forsyths Agententhriller The Day of the Jackal, denn auch in Oslo geht es um den Einsatz von Auftragsmördern zur Ausschaltung unliebsamer Personen, die bestimmten politisch-kriminellen Agenden gefährlich werden könnten.

Das sich im Laufe der Ermittlungen abzeichnende Komplott zieht immer größere Kreise; involviert sind Geheimdienste, Finanzdienstleister, Schattenbanken, Datenfirmen mit riesigen Rechenzentren und die hohe Politik. Lüders mischt dabei viele Themen der heutigen Zeit zu einem brisanten Polit-Thriller-Cocktail, in dem es um Waffenverkäufe an den Iran, Geheimtreffen in der Türkei, CIA und NSA geht. Alles hängt mit allem zusammen. Unschwer ist der im Roman Black Hawk genannte Finanzdienstleister zu identifizieren, der wiederum der Hauptinvestor bei Elendimir ist, einer der weltweit größten Suchmaschinen.

Das Ermittlerteam kämpft sich durch einen Wust falscher Fährten, bis es ihm gelingt, sich den wahren Hintergründen der Mordtaten zu nähern. Die mit Absicht gelegten und ins Nirgendwo führenden Spuren verunmöglichen zunächst, Zusammenhänge zu sehen und logische Schlussfolgerungen zu ziehen oder die wahren Motive hinter den Taten zu erkennen.

Es fehlt in diesem Buch nicht an Anspielungen und aktuellen Zusammenhängen. So wird ein Notar, berüchtigt für fragwürdige Beurkundungen, tot in der Badewanne des Schweizer Hotels Beau-Rivage gefunden, und ein Zimmermädchen in einem Washingtoner Hotel bringt einen Topmanager zu Fall, den sie der Vergewaltigung bezichtigt.

Auch Freundschaft und Liebe haben ihren Platz, so knistert es zwischen Sophie und einem Kollegen gewaltig, und auch hier hat der Roman Überraschungen zu bieten. Und für alle Freunde der guten Küche: Auch ein exzellenter Koch leistet bei der Aufklärung des Falls wichtigen Beistand.

Ein Muss für jeden Liebhaber von Agententhrillern.

Michael Lüders: Die Spur der Schakale, Thriller, C.H.Beck, 2020