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Schlagwort: bashaga

Kurznachrichten Libyen – 11.04. bis 16.04. 2022

Erdölfelder geschlossen / Aufgrund des dringenden Weltmarktbedarfs an Erdöl und Gas und angedrohten Förderstopps könnte der Westen gezwungen sein, eine Friedenslösung in Libyen zuzulassen / Nicht nur die verbalen Attacken verschärfen sich, in Tripolis nehmen auch die militärischen Spannungen zwischen Dabaiba- und Baschagha-treuen Milizen zu / Dabaiba sucht Hilfe beim radikal-islamistischen Ex-Mufti al-Ghariani und dessen Milizen und genehmigt ihm im Gegenzug die Einrichtung von Schulen / Baschagha und seine Regierung schließen Reihen, auch in Misrata

 

Aktuelle Entwicklung

14.04.: Erdöl. Wieder einmal sollen Wetterunbillen, diesmal ein zu erwartender Sandsturm, dafür verantwortlich sein, dass kein Erdöl aus Libyen exportiert werden kann. Es wurde der Notstand für die Zeit vom 14. bis einschließlich 16. April ausgerufen. Betroffen sind die Öl- und Gasfelder von Waha, Sirte, Ras Lanuf, Zuetina und Harug.
https://libyarise.com/libyan-oil-exports-are-in-an-unexpected-predicament-a-sandstorm-and-force-majeure/
Der Wetterbericht vom 15.04. gibt keine Stürme her. Für Sebha werden zum Beispiel nur 15 km/Std. an Windgeschwindigkeit gemessen.
Am 10.04. hatte die bis dahin gut arbeitende 5+5-Militärkommission (JMC) bekanntgegeben, dass sie ihre Arbeit einstellt und gefordert, dass kein Erdöl mehr exportiert und die Küstenstraße, die die Gebiete von Ost- und Westlibyen verbindet, geschlossen wird. Ebenfalls soll der Flugverkehr zwischen Ost- und Westlibyen eingestellt werden. Die JMC werde ihre Tätigkeit aussetzen, bis ihre Forderungen erfüllt sind. JMC wirft der Dabaiba-Regierung schwerstes Versagen und die Verantwortung für eine weitere Spaltung des Landes vor.

+ 14.05.: Baschagha/Tunis-Treffen. Der neue libysche Premierminister Baschagha traf sich in seinem Büro in Tunis mit kürzlich aus der Dabaiba-Regierung ausgeschiedenen Ministern, darunter den ehemaligen Wirtschaftsminister Muhammad al-Hawidsch, sowie mit Parlamentariern und mit einer Reihe von Milizenkommandanten aus Misrata – nur wenige Tage, nachdem sich Dabaiba mit Milizenführern aus Misrata getroffen hatte.
Es scheint als treffe Baschagha letzte Vorbereitungen für die Machtübernahme in Tripolis. Dabaiba befindet sich in einer unhaltbaren Lage, nachdem ihm sogar die Türkei als sein wichtigster Verbündeter im Stich gelassen hat und die meisten seiner Minister zurückgetreten oder wegen Korruption verhaftet worden sind. Laut dem Sprecher der Baschagha- GNS-Regierung (Regierung der Nationalen Stabilität) scheinen dies inzwischen auch die westlichen Regierungen, allen voran die USA, eingesehen zu haben und mit Baschagha zu kooperieren.
https://libyarise.com/tunisias-leaked-meetings-did-bashagha-approach-tripoli/
Kann das Einschwenken der USA und des Westens mit den „Sandstürmen“ in den von der LNA beherrschten Saharagebieten, in denen das Öl und Gas gefördert wird, zusammenhängen? Bisher erfreute sich der abgesetzte Premierminister Dabaiba und seine Regierung der ausnahmslosen Unterstützung der UN-Sonderberaterin Stephanie Williams und des US-Botschafter Richard Norland. Das durch den Ukraine-Krieg in Europa fehlende Erdöl und Erdgas wird die EU-Staaten dazu nötigen, für Libyen rasch eine politische Lösung zu finden.

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Kurznachrichten Libyen – 05.06.2020

Militärische Rückschläge für LNA / Vertreter der ‚Einheitsregierung‘ in Moskau / Mittelmeeranrainern und Frankreich gegen Türkei / Wiederaufnahme 5+5-Militärgespräche?

Militärische Lage

Die militärische Lage hat sich für die Libysche Nationalarmee (LNA) im westlichen Libyen verschlechtert.

Es sind drei Fronten, an denen im westlichen Libyen zwischen der LNA und den Milizen der ‚Einheitsregierung‘ gekämpft wird.

  1. Süd-Tripolis. Hier hat die LNA nach schweren Kämpfen den Rückzug antreten müssen. Den Milizen ist es mit Unterstützung der syrischen Söldner gelungen, den Internationalen Flughafen und andere Gebiete in Süd-Tripolis zurückzuerobern.
    Lange Konvoys von Zivilisten aus Tripolis, die die LNA unterstützen, sind auf der Flucht nach Tarhuna. Es werden in den von den Milizen eingenommenen Gebieten dschihadistische Kämpfer von Ansar-asch-Scharia und dem Bengasi-Schura-Rat gesichtet. Die LNA hat vor ihrem Rückzug in dem Gebiet Sprengfallen ausgelegt.
    Es wird von zwölf bei einem Raketenangriff der ‚Einheitsregierung‘ getöteten Zivilisten in Qasr bin Gaschir berichtet. Die LNA scheint Qasr bin Gaschir noch zu halten.
  2. Al-Watiya-Luftwaffenstützpunkt. Bereits vor etwa zwei Wochen ist es den Milizen der ‚Einheitsregierung‘ beim dritten Versuch gelungen, Watiya zu erobern. Sie sind dabei, die Gebiete um Watiya zu sichern. Eine Gegenoffensive der LNA, die sich mit ihren Streitkräften nach Tarhuna zurückgezogen hat, ist nicht in Sicht.
  3. Gebiet um Garyan. Wer Garyan kontrolliert, kann Druck auf die Nachschublinie für Tarhuna (nordöstlich von Garyan) ausüben. Garyan wird noch von der ‚Einheitsregierung‘ gehalten. Die LNA fliegt Luftangriffe auf deren Stellungen. Die Stadt Mizda (südlich von Garyan) konnte vor kurzem von der LNA eingenommen werden, ebenfalls die zwischen Mizda und Garyan gelegen Stadt al-Asabia (120 km südlich von Tripolis). Dort hat die LNA eine türkische Drohne abgeschossen. Die LNA hat sich reorganisiert, um weiter Richtung Garyan zu marschieren, während die ‚Einheitsregierung‘ versucht, Asabia rückzuerobern.

    Türkische Drohnen fliegen Angriffe auf Tarhuna und Milizen der ‚Einheitsregierung‘ rücken mit ihren syrischen Söldnern auf Tarhuna vor, wo die LNA einen Verteidigungsring aufgebaut hat.

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